BLUT, SCHWEISS UND TRÄNEN (The End 5). G. Michael Hopf

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BLUT, SCHWEISS UND TRÄNEN (The End 5) - G. Michael  Hopf The End

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Telefonhörer. Sogleich meldete sich eine Frauenstimme: »Ja, Mr. President?«

      »Schicken Sie bitte meinen Arzt unverzüglich zu Major Schmidts Quartier und sagen Sie ihm, er soll ihn gründlich für mich untersuchen.«

      »Jawohl, Sir.«

      »Und wenn er fertig ist, soll er sich bitte persönlich bei mir melden. Er hat meine Nummer und darf mich jederzeit anrufen.«

      »Gut, Sir.«

      Nachdem Conner aufgelegt hatte, ging er wieder zu dem Beistelltisch. Zuerst warf er noch einen Blick auf die Karte, warf sie dann aber beiseite. Stattdessen nahm er das Klemmbrett mit Dylans alten Papieren und Notizen zum Kongressprojekt zur Hand und begann, es durchzulesen. Seine finstere Miene entspannte sich langsam, als er die Kritzeleien und die Handschrift seines früheren Gehilfen sah. Er vermisste ihn und wünschte sich, es wäre alles anders ausgegangen. Es gab nichts Schwierigeres, als jemanden zu finden, dem er vorbehaltlos vertrauen konnte. Er nahm die Papiere mit zum Schreibtisch, wo er sich niederließ und eine Schublade öffnete. Er stöberte darin herum, bis er fand, was er gesucht hatte: ein Feuerzeug. Erst nach ein paar Versuchen gelang es ihm, eine Flamme zu erzeugen.

      »Tut mir leid, alter Freund«, sagte er laut, während er das Feuerzeug unter den Blättern hin und her schwenkte. Sie entzündeten sich rasch. Er beobachtete, wie sich die Flamme über die erste Seite nach oben ausbreitete, und das Gekritzel, die Vermerke und einen detaillierten Plan zum Projekt Kongress zerstörte. Anschließend griff er zu seinem Mülleimer, kippte ihn aus und warf die Blätter hinein. Sein Grinsen wurde breiter, je mehr Seiten das Feuer verkohlte … und damit auch Dylans letzte Bemühungen vernichtete, das Land neu aufzubauen, das er verloren hatte.

      Sandy, Utah

      Als sie wieder in Sandy war, erfuhr Annaliese von einem Amateurfunker, dass zwischen den Vereinigten Staaten und einer Gruppe Abtrünniger in Idaho Krieg ausgebrochen war. Sie wusste genau, auf wen sich dies bezog. Die Kämpfe wurden bei vielen Essen zum Gesprächsthema Nummer eins, und Annaliese fragte sich immerzu, ob Sebastian in Sicherheit, vor allem aber am Leben war.

      Entschlossen, ihn zu finden, bat sie Samuel, gemeinsam mit ihrem Retter Eli Bennett nach Cheyenne zurückkehren zu dürfen, um Sebastian dort zu suchen. Ihr Onkel erklärte sich damit einverstanden und gab ihnen genug Benzin, Lebensmittel, Wasser und Waffen mit auf den Weg, doch ihre Hoffnungen wurden an dem Morgen, als sie aufbrechen wollten, jäh zerschlagen.

      Ein Funker in Idaho hatte Samuel berichtet, dass Kaskadien erbittert gegen die Vereinigten Staaten kämpfte und im Begriff war, zu siegen. Während der Unterhaltung fiel auch der Name Van Zandt, und Sebastian wurde namentlich als Todesopfer genannt, hingerichtet von einem Offizier der amerikanischen Armee.

      Trotz Samuels angespannten Verhältnisses zu Sebastian fühlte er sich grässlich, als er von dessen Ermordung hörte, und er ahnte, dass diese Neuigkeit Annaliese fertigmachen würde. Und so kam es auch.

      Mehrere Wochen lang verkroch sie sich, verweigerte sämtliche Gespräche und ließ niemanden ins Zimmer. Sie litt ganz offensichtlich unter einer Depression, fühlte sich orientierungslos und begriff nicht, wie der Gott, den zu verehren und schätzen ihr in Fleisch und Blut übergegangen war, den Mann hatte ermorden lassen können, den sie so sehr liebte. Irgendetwas musste sie aus diesem Zustand emotionaler Zerrüttung herausreißen … das geschah, als eines Tages Hector vor den Toren der Ranch stand.

      Annaliese hatte viele Talente, unter anderem ein Händchen für Pflegebedürftige. Sie selbst hätte es zwar nie als besondere Gabe bezeichnet, doch nicht jeder konnte so geduldig, aufmerksam und gefühlvoll sein, wie es bei Kranken und Bedürftigen erforderlich war.

      Ein ehemaliger Helfer von Samuel hatte Hector in der Wüste nordwestlich von ihnen aufgelesen. Außerstande, sich um ihn zu kümmern, war er in der Hoffnung auf Hilfe mit ihm zur Ranch gefahren.

      Samuel hatte den Mann ins Haus gebracht, doch seine Kenntnisse ließen deutlich zu wünschen übrig, weshalb er Annaliese dazu überredete, sich Hector anzunehmen. Deshalb stellte sie ihre Schmerzen hintenan, um die von Hector lindern zu können.

      Er hatte einen schweren Autounfall überlebt. Ein Drittel seines Körpers war von Feuer verheert, mehr als die Hälfte seines Gesichts mit Verbrennungen zweiten Grades bedeckt. Beide Beine, ein Arm und viele weitere Knochen waren geprellt oder gebrochen. Jemanden in einer solchen Verfassung hatte sie noch nie zuvor gesehen, geschweige denn behandelt. Es würde sie vor eine harte Herausforderung stellen, aber Hector brauchte sie. Was ihr zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war; letztendlich würde auch sie ihn brauchen.

      Wochen vergingen, und Hector befand sich langsam auf dem Weg der Besserung. Sie versuchte ihr Bestes, um seine Knochen zu richten, doch ohne Röntgengeräte und eine richtige ärztliche Ausbildung ließ sich kaum absehen, ob Sie gute Arbeit geleistet hatte. Während die Wochen zu Monaten wurden, verbesserte sich sein Zustand allerdings immer weiter, sodass sich Zweifel an seinem Überleben erübrigten, obwohl er für den Rest seines Lebens entstellt sein würde und vielleicht nie wieder gehen könnte.

      Annaliese wusste außer seinem Namen nicht viel über ihn. Anscheinend hatte er sich diesen heiser abgerungen, als er von Samuels Helfern gefunden worden war. Wegen eines Trümmerbruchs an seinem Unterkiefer blieben seine Sprechfähigkeiten weiterhin eingeschränkt, was aber nicht bedeutete, dass er sich nicht mitteilen konnte. Samuel warf die Frage auf, ob vielleicht die Luftröhre des Mannes ebenfalls vernarbt sei, weil er während des Feuers, in dem er festgesteckt hatte, sehr viel Qualm eingeatmet hatte. Er kommunizierte in erster Linie durch Nicken und Kopfschütteln mit ihnen. Wenn er den Mund aufmachte, stieß er Grunzlaute aus, die nach einem Ja und Nein klangen. Annaliese sah, dass ihm das Sprechen Schmerzen bereitete. Sie schaffte es durchaus, einiges aus ihm herauszubekommen, zum Beispiel, dass er Mexikaner war und eine Familie hatte. Drängte sie ihn allerdings, stellte er seine Ohren einfach auf Durchzug. Weil sie selbst wusste, wie qualvoll es sein konnte, sich über die Vergangenheit zu unterhalten, ließ sie die Fragerei schließlich bleiben.

      Annaliese störte es nicht, dass Hector nicht viel von sich preisgab, zumal die meisten Menschen nach ihrem Dafürhalten sowieso viel zu viel redeten. Davon mal abgesehen nutzte sie seinen Zustand zu ihren eigenen Wünschen aus. Wenn sie Gefühlen Ausdruck verleihen oder ihr Herz wegen Sebastians Tod ausschütten musste, tat sie es stets bei Hector. Dieser reagierte zwar nie und bewegte sich auch nicht, schaute sie aber mit seinen braunen Augen an und zeigte ihr so, dass er ihr durchaus zuhörte. Sie betrachtete ihn zusehends als ihren Therapeuten; sich an ihn zu wenden und zu ihm sprechen kam ihr vertrauensvoll vor.

      Nach zweieinhalb Monaten konnte Hector endlich sein Bett verlassen und mit einem Rollstuhl fahren.

      Annaliese fand ihn oft draußen auf der Veranda, wo er in Richtung Horizont schaute. Er war imstande, dies stundenlang zu tun, und schien sich dabei überhaupt nicht zu langweilen.

      Nun da Hector genas, fand sie wieder mehr Zeit für sich und stellte dabei fest, dass sie einen neuen Lebensinhalt gefunden hatte. Darum überzeugte sie Onkel Samuel davon, ihr einen Teil der Scheune der Ranch zu überlassen, damit sie dort eine provisorische Krankenstation für jede Person einrichten konnte, die zu ihnen fand und einer ärztlichen Behandlung bedurfte.

      Innerhalb eines Monats wuchs sich ihr Einzelunternehmen zu einer richtigen Praxis von vier Personen aus, einem studierten Arzt, zwei ausgebildeten Krankenschwestern und ihr.

      Mit ihrer Überzeugungskraft brachte es Annaliese sogar so weit, dass sich Samuel dazu überreden ließ, Flüchtigen Teile seiner großen Ranch zur Verfügung zu stellen. Annaliese gelangte zu der Ansicht, dass man, um langfristig überleben zu können, eine Gemeinschaft Gleichgesinnter finden musste, doch warum danach suchen, wenn man sie genauso gut selbst

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