BLUT, SCHWEISS UND TRÄNEN (The End 5). G. Michael Hopf

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BLUT, SCHWEISS UND TRÄNEN (The End 5) - G. Michael  Hopf The End

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nach, sodass sie bald die alten Metalltore für Notleidende und solche, die eine Unterkunft brauchten, öffnen konnten. In der Welt ging es nach wie vor gewalttätig zu, Wegelagerer und Plünderer waren keineswegs ausgestorben. Deshalb legte Samuel eine strikte Verfahrensweise zum Verhören der Fremden fest. Langsam weitete sich ihr Umfeld von der eigenen Familie zu dreiunddreißig hart arbeitenden Überlebenden aus, in dem jeder abgab und teilte, was er hatte. So entstanden nach und nach Gärten und neue Gebäude, um jeden unterbringen zu können. Samuel besaß mehrere Quellen auf seinem Gut, eine jede mit einem eigenen Tank, der zweiundzwanzigtausend Gallonen fasste. Wasser und Land gab es also zur Genüge. Dadurch, dass sie große Mengen Nahrung anbauen konnten und viel Vieh hatten, ging es der Gemeinde schnell immer besser.

      Dies entging auch ihren Nachbarn in der Gegend nicht, die sie zuerst für verrückt gehalten hatten, weil sie so viele Menschen aufgenommen und so Aufmerksamkeit auf ihren Standort gelenkt hatten. Samuel machte sich allmählich Sorgen um ihre Sicherheit, wohingegen Annaliese nicht bereit war, sich zurückzulehnen und bloß zu überleben. Sebastian zu verlieren hatte sie verändert. Sie könnten jederzeit anderen Menschen oder gewissen Umständen zum Opfer fallen … warum also nicht leben, wirklich leben und etwas Großartiges aus dem Chaos erschaffen? Diese Vision war allerdings sehr mutig und auch mit Risiken verbunden.

      »Hector, sind Sie hungrig?«, fragte Annaliese, als sie hinauskam und ihn an seiner gewohnten Stelle auf der Veranda sitzen sah, wo er auf die Berge im Westen schaute.

      Er drehte ihr den Kopf zu und nickte.

      »Sehr gut, denn ich habe eine Überraschung für Sie«, sagte sie aufgeregt und ging wieder hinein.

      Hector wandte sich erneut dem Gebirge zu und bewegte den Rollstuhl nicht. Infolge der Verbrennungen zweiten Grades, die er in der rechten Gesichtshälfte erlitten hatte, war er auf diesem Auge fast vollkommen blind. Nur links hatte er noch volles, schwarzes Haar, an der rechten Seite wuchs es nur noch vereinzelt nach, wo sich keine Narben über die Kopfhaut zogen. Solche erstreckten sich auch an der Schläfe bis hinunter über den Hals und danach auf die Schulter, den Arm hinunter und auch an der Seite seines Oberkörpers. Weil er sich dafür schämte, trug er stets langärmelige Hemden und Baseballmützen.

      Annaliese öffnete die Tür erneut und fragte: »Möchten Sie hier draußen essen? Es wird allerdings langsam frisch.«

      »Ja.«

      »Das dachte ich mir«, erwiderte sie und trat mit einem Tablett heraus. Darauf befand sich ein Teller mit typisch mexikanischer Kost, Hühnchen mit Chilaquiles. Neben den Fleischstreifen hatte sie Maistortillas geviertelt und leicht angebraten, grüne Salsa sowie Gewürze hinzugegeben. Gespannt darauf, was er davon halten würde, stellte sie das Essen auf einem runden Glastisch hinter ihm ab.

      Als der Duft von Reis und Hühnchen in seine Nase drang, lief ihm das Wasser im Mund zusammen, und sein Magen knurrte. Er drehte den Rollstuhl herum und fuhr zum Tisch. Mit geschlossenen Augen atmete er den Duft ein, den die heißen Speisen abgaben.

      Annaliese war nervös. Sie hatte daran gedacht, dass er aus Mexiko stammte, und etwas zubereiten wollen, das ihm vielleicht vertraut war. Während sie die Arme verschränkt hatte und sich auf ihre Unterlippe biss, wartete sie darauf, wie er reagierte.

      Hector brauchte keinerlei Erklärung, denn er wusste genau, was sie für ihn getan hatte, und erachtete es als etwas wirklich Besonderes. Während er zu ihr aufschaute, krächzte er: »Danke.«

      Sie machte große Augen, weil er mal etwas anderes als ein Ja oder Nein herausgebracht hatte.

       »Mir ist schon klar, dass sowohl frische Zwiebeln als auch der queso fresco fehlen, und weil ich mich an ein Rezept aus einem Betty-Crocker-Kochbuch gehalten habe, kann es auch sein, dass es nicht scharf genug ist, deshalb habe ich noch ein paar Jalapeños dazugelegt.« Sie zeigte auf den Teller. »Es sind allerdings auch nur Eingelegte aus einem Glas, also möglicherweise nicht ganz authentisch.«

      Er bedankte sich noch einmal bei ihr. Das war aufrichtig gemeint, denn dass sie einfach so etwas derart Nettes für ihn getan hatte, berührte ihn zutiefst. Sie und ihre Familie beeindruckten ihn. Eine solche Warmherzigkeit wie hier erlebte er zum allerersten Mal. Es hatte keinen Grund gegeben, ihn aufzunehmen, doch sie waren trotzdem bereit dazu gewesen. Sie verlangten keine Gegenleistung und erwarteten nichts von ihm. Als er wieder auf das dampfende Essen schaute, schwor er, sich irgendwie erkenntlich zu zeigen. Er würde schon eine Gelegenheit finden, um sie dafür zu entlohnen, dass sie ungefragt so großzügig zu ihm war.

      »Nur zu, probieren Sie«, bat Annaliese.

      Er nahm die Gabel in die Hand, stockte dann aber. Zuerst zeigte er auf den Teller und dann auf sie.

      »Oh nein«, stöhnte sie, »ich weiß, Sie essen gerne ungestört, und ich plappere schon die ganze Zeit zu viel.«

      Er wiederholte die Geste und nickte dabei eifrig, woraufhin sie endlich verstand: Er wollte, dass sie sich zu ihm setzte und auch aß.

      »Sicher?«, fragte sie.

      Er nickte erneut.

      »In Ordnung«, sagte sie und ging hinein, um sich ebenfalls einen Teller zu holen.

      Er rührte sich nicht und wartete geduldig auf sie.

      Sie kehrte mit einem vollen Teller zurück und nahm neben ihm Platz. »Bitte probieren Sie zuerst«, verlangte sie. »Lassen Sie mich wissen, wie es schmeckt.« Sie wirkte immer noch nervös.

      Daraufhin hob er seine Gabel und steckte sie ins Essen. Dann schob er sich eine gehäufte Portion Chilaquiles in den Mund.

      Sie wartete gespannt auf sein Urteil.

      Er kaute mehrmals und nickte dann. Schließlich sagte er: »Ja!«

      »Es schmeckt?«

      »Ja.«

      »Ungefähr authentisch?«

      »Ja.«

      »Super«, sagte sie und klatschte in die Hände. Schnell griff sie zu ihrer Gabel und fing an zu essen.

      Die beiden saßen da, ohne zu reden, und ließen es sich schmecken. Sie schwebte über allen Wolken, nun da sie wusste, dass er ihr Essen mochte.

      Als sie fertig waren, verharrten sie noch eine Weile. Annaliese sagte nichts, doch ihr glückseliger Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich.

      Er bemerkte dies und fragte sich, was sie wohl gerade beschäftigte.

      »Ich weiß, dass ich Sie mit meinen Geschichten und dem Gequassel bestimmt unendlich langweile, doch das muss jetzt wieder sein.«

      Er entgegnete nichts, sondern schaute sie nur aufmerksam an.

      »Ich vermisse meinen Ehemann. Sebastian war ein guter Mensch. Ich fühle mich irgendwie betrogen. Verglichen mit so vielen anderen Paaren hatten wir nur so wenig Zeit zu zweit, aber ich möchte mich nicht für den Rest meines Lebens deswegen grämen. Ich bin dankbar dafür, dass wir zusammen sein durften, und werde diese Tage mit ihm für immer in meinem Herzen bewahren … und wissen Sie, ich will Ihnen danken.«

      Er zeigte überrascht auf sich selbst.

      »Ja, Sie, äh … Als ich Sie damals gesehen habe, an dem Tag, als Sie hergebracht worden sind, habe ich gedacht: Dieser Mann braucht Hilfe. Jemand muss ihn gesund pflegen.

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