Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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noch die Mutter bei ihr, die ihr einziges Kind wie einen Gott anbetete.

      Jedenfalls atmeten alle auf der Wettersburg auf, als die junge Gräfin ihrer gefährdeten Lunge wegen ein südliches Klima aufsuchen mußte.

      »Als sie mit ihrer Mutter fort war, da begann es wieder bei uns gemütlich, harmonisch und traut zu werden«, erzählte sie nach einer Atempause weiter. »Es klingt gewiß häßlich, was ich nun sagen werde, aber es ist nun einmal so:

      Wir wünschten inbrünstig, daß der Störenfried nie mehr in unsere traute Dreisamkeit zurückkehren möge. Mein Sohn, der seine Frau ja ab und zu besuchen mußte, graute sich schon Tage vorher vor der Reise, von der er immer in verbissenem Grimm zurückkehrte. Die Frau war kaum noch zu ertragen – nur ihre Mutter betete sie an, nach wie vor. Ließ ihr jedes Vergnügen, was der angegriffenen Gesundheit nur schädlich sein konnte.

      Gerade am Weihnachtsabend kam ein Brief, der meinen Sohn davon in Kenntnis setzte, daß sich seine Frau von ihm scheiden lassen wollte. Sie hätte einen Mann kennengelernt, der sie wahnsinnig liebe. Ja, der auch die große, wahre Liebe ihres Lebens sei, und weitere Phrasen mehr. Kurz und gut: Für dieses Phänomen wollte sie frei werden. Konnte sie natürlich mit tausend Freuden haben.

      Mein Sohn hätte sich nicht von ihr lösen können, ohne sein Wort zu brechen. Doch wenn sie von ihm fortstrebte, entband sie ihn damit von seinem Wort. Jedenfalls war dieser Brief ein herrliches Weihnachtsgeschenk für uns.

      Unser Junge wurde wieder so froh, wie er vor seiner unglückseligen Ehe gewesen. Er lebte förmlich auf, konnte manchmal übermütig wie ein Knabe sein.

      Sonderbarerweise zog sich die Scheidung lange hin, obgleich mein Sohn seinem Rechtsanwalt alle nur erdenklichen Vollmachten gegeben hatte. Ungeduldig wartete er auf den Scheidungsspruch, denn solange er die Urkunde nicht in Händen hielt, konnte er sich immer noch nicht als frei betrachten.

      Doch dann brachte ihm ein Gesetz die heißersehnte Freiheit, das höher ist als alle Gesetze der Welt – das Gesetz des Todes. Gerade an dem Abend, als wir aus der Stadt zurückgekehrt waren, gab das Postamt noch spät telefonisch ein Telegramm durch, das meinen Sohn vom Ableben seiner Frau unterrichtete.

      Liebes Fräulein Adele, eigentlich sollte man ja weinen, wenn ein Mensch gestorben ist, zumal einer aus dem engsten Fami­lienkreise. Aber Gott möge uns die Sünde vergeben – wir haben aufgeatmet. Da mein Sohn ja noch nicht geschieden war, mußte er anstandshalber während der Bestattung der Toten dabeisein und fuhr daher am nächsten Morgen ab. Mein Mann und ich rieten ihm, diese Reise auszunutzen und noch einige Wochen im Süden zu bleiben, was er dann auch tat.

      Wir hofften, ihn nun nach dieser Reise froh und glücklich wiederzusehen, statt dessen kehrte er so verschlossen und unzugänglich zurück, wie er selbst in seiner Ehe nicht gewesen, die ihm doch so manchen Höllentag gebracht. Es muß ihn etwas ganz wahnsinnig quälen, daß er sich so sehr verändern konnte. Wissen Sie, was ich vermute, Fräulein Adele?«

      »Nun –?« fragte diese, die der Erzählung mit atemloser Spannung gefolgt war, mit vor Erregung zitternder Stimme.

      »Daß er Almut liebt.«

      Adele lachte auf, so glücklich, frei und froh, daß die Gräfin sie tief verletzt ansah. Doch schon legte sie ihre Rechte auf die feine Frauenhand.

      »Bitte, Frau Gräfin, seien Sie mir nicht böse – aber ich bin ja so glücklich –!«

      »Aber, Fräulein Aldermann!«

      »Wirklich, sehr glücklich. Aber sagen Sie, Frau Gräfin, wenn Graf Marbod das Mädchen liebt, warum zeigt er es ihr denn nicht?«

      »Weil er ihrer Gegenliebe wahrscheinlich nicht sicher ist«, kam die Antwort frostig. »Er hält sie für oberflächlich und kokett genug, um mit ihm zu spielen, wie sie es mit vielen Männern schon getan hat – wodurch sie in ihrer Heimatstadt berühmt geworden ist. Sie ist ein sonniges Kind, das man liebhaben muß, ob man will oder nicht – doch ihren wahren Charakter kennen wir noch zuwenig.«

      »Aber ich –«, wurde Adele nun tiefernst. »Doch was soll ich da viel reden, ich will Tatsachen sprechen lassen –«

      Und nun bekam Gräfin Erdmuthe etwas zu hören, was ihre Augen immer heller strahlen ließ.

      »So ist es – und nichts anders«, schloß Adele aufatmend. »Das Kind hat unter unsern Augen gelitten – und hat dieses Leid still in sich verschlossen. Ist das nun tapfer oder nicht?«

      »Wenn es so ist, dann allerdings. Ach, Adele, kann es wirklich wahr sein, daß auch einmal das Glück bei uns einzieht?«

      »Das wird ganz vom Grafen Marbod abhängen. Von Almut kann ich nur sagen, daß tief in ihrem Herzen sitzt, was sie darin eingeschlossen hat. Das hat sie bei mir bewiesen und –«

      In diesem Augenblick stürmte Almut mit den Hunden um die Wette heran. Entzückend war sie anzuschauen mit ihrem hellen Kleid, den zerzausten Locken und leuchtenden Augen. Schachmatt ließ sie sich in einen Korbsessel sinken und lachte die Damen an.

      »Almut, es ist doch ein unverantwortlicher Leichtsinn, in einem Spinnwebenkleid im April herumzulaufen –«

      »Schilt nicht, Möpschen. Es kommt hier nicht auf den Monat an, sondern auf die Witterung. Und die hat Sommertemperatur. Übrigens sieh dir den Grafen Marbod an, der bedenklich naht. Auch er trägt eine leichte Jacke –«

      »Guten Tag«, grüßte er, als er vor den Damen stand. »Ich habe Kaffeedurst.«

      »Der soll gleich gestillt werden, mein Junge. Und zwar werden wir unsern Kaffee zum erstenmal in diesem Jahr hier auf der Terrasse trinken, weil doch heute Feiertag ist.«

      »Nanu, Muttchen, der ist doch erst morgen.«

      »Für mein Herz ist er heute. Ach, ich bin ja so glücklich –!«

      Marbod sah in ihre strahlenden Augen hinein – dann in die Adeles – und schüttelte verständnislos den Kopf, sich dabei an Almut wendend, die ebenso erstaunt war wie er.

      »Verstehen Sie das, gnädiges Fräulein?«

      »Nein.«

      »Ich bitte, mich einen Augenblick zu entschuldigen«, erhob sich Gräfin Erdmuthe, nickte allen lachend zu, ging davon – und der Sohn sah ihr versonnen nach.

      »So glücklich habe ich meine Mutter schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich möchte ihr am liebsten nachgehen –«

      »Tun Sie das nur, Herr Graf –«, riet Adele.

      »Dann gestatten Sie, meine Damen…«

      Rasch ging er zum Zimmer seiner Mutter, die er auch in Gesellschaft des Vaters dort vorfand. Und auch er hatte strahlende Augen.

      »Ja, sagt mal, was habt ihr denn nur?«

      »Glücklich sind wir, mein Junge.«

      »Warum denn bloß?«

      »Weil Almut dich liebt.«

      Er fuhr auf, als habe ihn ein Stich getroffen. Sein Antlitz wurde hart, die Augen kalt und glitzernd.

      »Mutter, ich bitte, so geschmacklose Scherze zu unterlassen«, sagte er unwillig,

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