Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe). Hans Christian Andersen

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Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe) - Hans Christian Andersen

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möchten, die vielen Gerichte der Tafel zu verzehren. Sie hatte zwar ihre eigene Equipage; allein sie reiste dennoch mit der Post wie die Andern, weil sie zeigen wollte, daß sie nicht hochmüthig sei. Aber ohne Begleitung war sie nicht; ihr jüngerer Bruder Julius war bei ihr.

      Er war ein wohlgenährter Bursche, sommerlich angekleidet und mit Panamahut. Er führte nur wenig Gepäck bei sich, weil dies bei großer Hitze zu beschwerlich sei: deshalb hatte er sich nur mit einer Schwimmhose versehen, und dies ist nicht viel.

      Darauf kam die Mutter selbst, Madame August, Obsthändlerin en gros, Besitzerin einer Menge Fischteiche, Landökonom in großer Crinoline; sie war dick und heiß, faßte selbst überall an, trug eigenhändig den Arbeitern Bier auf das Feld hinaus. »Im Schweiße Deines Angesichtes sollst Du Dein Brot essen!« sagte sie, »das steht in der Bibel. Hinterdrein kommen die Spazierfahrten, Tanz und Spiel im Grünen und die Erntefeste!« Sie war eine tüchtige Hausfrau.

      Nach ihr stieg wieder ein Mann aus der Kutsche, ein Maler, Herr Colorirmeister September; den mußte der Wald bekommen; die Blätter mußten Farbe wechseln; aber wie schön, wenn er es wollte; bald schillerte der Wald in Roth, Gelb oder Braun. Der Meister pfiff wie der schwarze Staar, war ein flinker Arbeiter und wand die braungrüne Hopfenranke um seinen Bierkrug. Das putzte den Krug, und für Ausputz hatte er gerade Sinn. Da stand er nun mit seinem Farbentopfe: der war sein ganzes Gepäck!

      Ihm folgte der Gutsbesitzer, der an den Saatmonat, an das Pflügen und Beackern des Bodens, auch an die Jagdvergnügungen dachte; Herr October führte Hund und Büchse mit sich, hatte Nüsse in seiner Jagdtasche: »knick, knack!« Er hatte viel Reisegut bei sich, sogar einen englischen Pflug; er sprach von der Landwirthschaft; aber vor lauter Husten und Stöhnen seines Nachbars vernahm man nicht viel davon. –

      Der November war es, der so hustete, während er ausstieg. Derselbe war sehr mit Schnupfen behaftet; er putzte sich fortwährend die Nase und doch, sagte er, müsse er die Dienstmädchen begleiten und sie in ihre neuen Winterdienste einführen; die Erkältung meinte er, verliere sich schon wieder, wenn er ans Holzmachen ginge, und Holz müsse er sägen und spalten; denn er sei Sägemeister der Holzmacherinnung. Die Abende brächte er mit Schneiden von Schlittschuhhölzern zu, denn er wisse wohl, sagte er, daß man in wenigen Wochen Bedarf für diese Art vergnüglichen Schuhwerks haben werde.

      Endlich kam der letzte Passagier zum Vorschein, das alte Mütterchen December mit der Feuerkiepe; die Alte fror, aber ihre Augen strahlten wie zwei helle Sterne. Sie trug einen Blumentopf auf dem Arme, in welchen ein kleiner Tannenbaum eingepflanzt war. »Den Baum will ich hegen und Pflegen, damit er gedeihe und groß werde bis zum Weihnachtsabende, vom Fußboden bis hoch an die Decke reiche und emporschieße mit flammenden Lichtern, goldenen Aepfeln und ausgeschnittenen Figürchen. Die Feuerkiepe wärmt wie ein Ofen; ich hole das Märchenbuch aus der Tasche und lese laut aus demselben vor, daß alle Kinder im Zimmer still, die Figürchen an dem Baume aber lebendig werden, und der kleine Engel von Wachs auf der äußersten Spitze die Flittergoldflügel ausbreitet, herabfliegt vom grünen Sitze und Klein und Groß im Zimmer küßt, ja auch die armen Kinder küßt, die draußen auf dem Flure und auf der Straße stehen und das Weihnachtslied von dem Bethlehemgestirne singen.

      »So! Jetzt kann die Kutsche abfahren,« sagte die Schildwache, »wir haben sie alle Zwölf. Der Beiwagen mag vorfahren!«

      »Laß doch erst die Zwölf zu mir herein!« sprach der wachhabende Capitain, »Einen nach dem Andern! Die Pässe behalte ich hier; sie gelten jeder einen Monat; wenn der verstrichen ist, werde ich das Verhalten auf dem Passe bescheinigen. Herr Januar, belieben Sie näher zu treten.«

      Und Herr Januar trat näher.

      – – Wenn ein Jahr verstrichen ist, werde ich Dir sagen, was die Zwölf Dir, mir und uns Allen gebracht haben. Jetzt weiß ich es nicht, und sie wissen es wohl selbst nicht, – denn es ist eine curiose Zeit, in der wir leben.

      Die Prinzessin auf der Erbse

      Inhaltsverzeichnis

      Es war einmal ein Prinz, der wollte eine Prinzessin heirathen; aber es sollte eine wirkliche Prinzessin sein. Da reiste er in der ganzen Welt umher, um eine solche zu finden, aber überall stand dem etwas entgegen. Prinzessinnen gab es genug, aber ob es wirkliche Prinzessinnen waren, konnte er nicht herausbringen. Immer gab es etwas, was nicht in der Ordnung war. Da kam er denn wieder nach Hause und war traurig, denn er wollte doch gar zu gern eine wirkliche Prinzessin haben.

      Eines Abends zog ein schreckliches Gewitter auf; es blitzte und donnerte, der Regen strömte herunter, es war entsetzlich! Da klopfte es an das Stadtthor, und der alte König ging hin, um aufzumachen.

      Es war eine Prinzessin, die draußen vor dem Thore stand. Aber, o Gott! wie sah die von dem Regen und dem bösen Wetter aus! Das Wasser lief ihr von dem Haare und den Kleidern herunter; es lief in die Schnäbel der Schuhe hinein und an den Hacken wieder heraus. Und doch sagte sie, daß sie eine wirkliche Prinzessin sei.

      »Ja, das werden wir schon erfahren!« dachte die alte Königin. Aber sie sagte nichts, ging in die Schlafkammer hinein, nahm alle Betten ab und legte eine Erbse auf den Boden der Bettstelle, darauf nahm sie zwanzig Matratzen und legte sie auf die Erbse, und dann noch zwanzig Eiderdunenbetten auf die Matratzen.

      Darauf mußte nun die Prinzessin die ganze Nacht liegen. Am Morgen würde sie gefragt, wie sie geschlafen habe.

      »O, schrecklich schlecht!« sagte die Prinzessin. »Ich habe meine Augen fast die ganze Nacht nicht geschlossen! Gott weiß, was da im Bette gewesen ist! Ich habe auf etwas Hartem gelegen, so daß ich ganz braun und blau über meinen ganzen Körper bin! Es ist entsetzlich!«

      Nun sahen sie ein, daß sie eine wirkliche Prinzessin war, weil sie durch die zwanzig Matratzen und die zwanzig Eiderdunenbetten hindurch die Erbse verspürt hatte. So empfindlich konnte Niemand sein, als eine wirkliche Prinzessin.

      Da nahm der Prinz sie zur Frau, denn nun wußte er, daß er eine wirkliche Prinzessin besitze; und die Erbse kam auf die Kunstkammer, wo sie noch zu sehen ist, wenn Niemand sie gestohlen hat.

      Sieh, das ist eine wahre Geschichte.

      Der Marionettenspieler

      Inhaltsverzeichnis

      Am Bord des Dampfschiffes befand sich ein ältlicher Mann mit einem so vergnügten Gesicht, daß, wenn es ihn nicht Lügen strafte, er der glücklichste Mensch von der Welt sein mußte. Das sei er auch, sagte er, und ich selbst hörte es aus seinem eigenen Munde. »Er war ein Däne, ein reisender Theaterdirektor. Er hatte das ganze Personal mit, es lag in einem großen Kasten; er war Marionettenspieler. Sein angeborener guter Humor, sagte er, sei von einem polytechnischen Kandidaten geläutert, und bei diesem Experimente sei er vollständig glücklich geworden. Ich begriff dies Alles nicht sogleich, aber dann setzte er mir die ganze Geschichte klar auseinander, und hier ist sie:

      Es war im Städtchen Slagelse – sagte er –; ich gab eine Vorstellung im Saale der Posthalterei, hatte brillantes Publicum, ganz und gar unconfirmirtes, mit Ausnahme von einem Paare alter Matronen;

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