Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel

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Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel Perry Rhodan Neo Paket

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Fähigkeiten, der unleugbare Beweis Ihrer moralischen Reife? Ja, Reife. Denn wie hätte Ihre Zivilisation sich sonst in solche Höhen aufschwingen können, ohne dass sich ihre Angehörigen auf dem Weg gegenseitig umbrachten. Über die nötigen Mittel verfügen Sie mit Sicherheit.«

      Dreißig Meter bis zum Schirm.

      »Und, frage ich mich, könnten Wesen mit einer hochstehenden Moral wie der Ihren tatsächlich dazukommen, auf andere herabzusehen? Müssen diese Wesen nicht die Demut in sich tragen, die mit wahrer Größe einhergeht? Das Wissen darum, selbst einmal primitiv gewesen zu sein? Das Wissen darum, dass nicht zählt, wie gewaltig die Raumschiffe sind, die man zu bauen versteht, sondern dass man Raumschiffe baut, dass man unerschrocken in das Unbekannte vorstößt? Das Wissen darum, dass nur das Wesen selbst zählt, seine Intelligenz, seine Gefühle, sein Bewusstsein? Dass im Universum eine selbstverständliche Pflicht existiert, jenen zu helfen, die in Not geraten sind, ganz gleich, um wen oder was es sich bei diesen Wesen handelt?«

      Zwanzig Meter.

      »Sie mögen einwenden, dass wir Menschen es nicht wert sind, gerettet zu werden«, räumte Rhodan ein. »Sie mögen zur Erde sehen und mit Entsetzen registrieren, was wir aus ihr gemacht haben. Sie mögen auf die Kriege zeigen, die wir gegeneinander führen, den Hunger, den wir nicht ausrotten zu können scheinen. Auf die Folter, die unsere Regierungen im Namen hehrer Ziele anordnen. Auf den Mann, der trinkt und seine Frau und Kinder schlägt. Auf den Zöllner, der sich bestechen lässt und Drogen, die Hunderte töten und Tausende in unermessliches Leid stürzen werden, passieren lässt. Auf den Dieb, der anderen die Frucht ihrer ehrlichen Arbeit stiehlt.«

      Zehn Meter.

      »Es gibt kein Leugnen. Dies sind Menschen. Was sie tun, ist menschlich. Doch den Menschen macht noch mehr aus. Da ist die Barmherzigkeit, die uns bewegt, anderen zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Da ist die Vergebung, mit der wir jenen begegnen, die uns angetan haben, was eigentlich nicht zu vergeben ist. Und wir Menschen träumen.«

      Fünf Meter.

      »Zwei dieser Menschen stehen vor Ihnen. Mein Freund und ich, wir sind Träumer. Wir glauben an das Gute im Menschen. Wir glauben, dass es ein anderes Leben für uns geben muss, befreit von den Fesseln der Erde und der Last unserer Geschichte. Für uns selbst, für die Menschheit. Wir glauben, dass die Erde unsere Wiege, doch das Universum unsere Heimat ist.«

      Zwei Meter.

      »Ich bitte Sie, enttäuschen Sie unseren Glauben nicht.«

      Der Schirm flackerte und erlosch. Im Rumpf über Rhodan entstand eine Öffnung. Gelbes Licht drang in einem Strahl heraus und formte einen Kegel am Boden des Kraters. Unsichtbare Hände griffen nach Rhodan, trugen ihn der Öffnung entgegen. Weitere Hände griffen nach Bull, der Rhodan in einigen Metern Abstand gefolgt war, trugen auch ihn hinauf.

      In der Öffnung setzten die unsichtbaren Hände die beiden Männer ab. Die Leichtigkeit machte der Schwere von Gravitation Platz, stärker als die des Mondes. Rhodan schätzte sie, dem mörderischen Gewicht nach, mit dem das Versorgungspack seines Raumanzugs ihn nach hinten zog, ungefähr auf irdische Werte. Hinter ihm und Bull schloss sich lautlos die Öffnung im Rumpf. Ein Zischen erklang, das Zischen einer einströmenden Atmosphäre.

      Und dann sagte eine Stimme in ihren Ohrhörern in klarem Englisch: »Sie können Ihre Helme abnehmen, Menschen. Das Gasgemisch ist für Sie atembar.«

      Es war dieselbe Stimme, die sie vor wenigen Minuten noch ausgelacht hatte.

      10.

      »Willkommen im Pain Shelter! Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind.«

      Ein Dutzend Touristen war mit dem Bus gekommen, den John Marshall jeden Mittwoch eigens für die Führung mietete. Ein guter Tag. Oft verirrten sich nur zwei oder drei verlorene Seelen nach Sugar Land.

      Marshall bot die Führung dennoch weiter an. Er wusste, dass er mit dem Shelter Gutes tat. Aber er war Realist. Er wusste, dass Gutes allein nicht genügte. Wollte man etwas richtig gut machen, musste man es der Welt auch mitteilen.

      Auch an Tagen wie diesen, an denen Marshall sich am liebsten in seinem Zimmer verkrochen hätte.

      »Mein Name ist John Marshall«, fuhr er fort. »Ich bin Leiter des Shelters. Und das hier ...«, er machte eine kurze Pause. Die Tür des Shelters flog auf, und mit einem gewagten Salto fegte ein Schemen das halbe Dutzend Stufen zum Gehweg hinab, kam neben Marshall federnd auf und verbeugte sich.

      »Darf ich vorstellen? Sue, meine bezaubernde Assistentin!«

      Die Touristen schwiegen einen Moment verblüfft, dann setzten von Kindheit an angeeignete Reflexe ein: Sie klatschten.

      »Danke!«, japste Sue und strahlte mit der Junisonne um die Wette. »Danke, danke!«

      Das Mädchen war Marshall ein Rätsel. Vor einem Jahr hatte Sue damit begonnen, ihn auf seinen Führungen zu begleiten. Nach und nach – er hätte keinen Wendepunkt benennen können – war aus der Führung Marshalls Sues großer wöchentlicher Auftritt geworden.

      Sie liebte ihn, lebte förmlich darauf hin.

      Sue hatte irgendwo ein altes Artistenkostüm aufgetrieben. Seine Pailletten glitzerten wie neu, es war ihr aber viel zu groß. Es schlackerte. Nur nicht am linken Arm, wo sie den Stoff über den Stumpf gezogen hatte, um ihn vor den Touristen zu verbergen.

      Marshall räusperte sich. »In der nächsten halben Stunde wollen wir Ihnen einen Eindruck von unserer Arbeit und vom Leben im Pain Shelter vermitteln. Wir hoffen, dass Sie dann verstehen, was ihn unersetzlich macht.« Er sah auffordernd zu dem Mädchen. »Sue?«

      »Folgen Sie mir bitte! Hier, um das Haus herum!«

      Sue ging voran, für ihre Verhältnisse im Tempo einer Schildkröte, aber die Touristen hatten Schwierigkeiten mitzuhalten. Ein älterer, buckliger Mann fiel etwas zurück. Er humpelte.

      »Wir befinden uns hier in der Vorstadt Sugar Land«, erläuterte Sue im Gehen, ganz stolze Reiseführerin. »Wie der Name bereits verrät, eine ehemalige Hochburg der Zuckerproduktion. Sugar Land wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts von der Imperial Sugar Company als eine sogenannte Company Town gegründet. Eine Stadt im Firmenbesitz, die den Arbeitern alles bot, was sie zum Leben brauchten. Die Zuckerfabrik wurde in den Nullern dieses Jahrhunderts geschlossen und abgebrochen, mit den Stürmen des Jahres 2028 kam dann der allgemeine Niedergang der texanischen Küstenregionen.«

      Sue hielt einen Moment an, wartete, bis der Bucklige aufgeschlossen hatte. Sie wirkte wie ein Kind, sie war ein Kind, aber sie hatte ein Feingefühl für Menschen wie nur wenige Erwachsene.

      »Das Haus des Shelters wurde als Arbeiterunterkunft errichtet. Die Stiftung hat das verfallende Gebäude vor fünf Jahren aufgekauft, umfassend renoviert und es in ein Asyl für Straßenkinder umgewandelt. Im Gebiet von Greater Houston«, eine Falte legte sich auf Sues Stirn, gab ihr eine ernste Ausstrahlung, »leben schätzungsweise mehr als zehntausend Kinder auf der Straße, ohne Eltern. Wir im Shelter versuchen, diese Not zu lindern. Und, meine Damen und Herren, das Ergebnis sehen Sie hier!«

      Sue trat hinter das Haus, gab den Blick frei auf den Garten. Inmitten der knochentrockenen Industriebrache, die sich hinter dem Haus bis beinahe zum Horizont erstreckte, schien er wie eine Oase in der Wüste – und war immer für »Ahs« und »Ohs« gut.

      Sue

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