Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel

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Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel Perry Rhodan Neo Paket

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Sue könne nicht genug davon bekommen, ihre seidigen Felle zu streicheln. Aber oft saß oder lag Sue einfach nur mit geschlossenen Augen da und träumte. Wovon, konnte Marshall nicht sagen. Ein Gefühl sagte ihm, dass es zwecklos gewesen wäre, Sue zu fragen. Das Mädchen hätte ihm keine Antwort gegeben.

      Auch an diesem Tag verfehlte der Garten seine Wirkung nicht. Die Touristen blieben stehen, fotografierten und filmten dieses kleine Wunder.

      Marshall nutzte den Moment der Ablenkung, sich die Gruppe genauer anzusehen. Die Mehrzahl war Amerikaner. Eine Handvoll junger Leute mit Rücksäcken. Idealisten, die am Anschluss an die Führung oft anboten, im Shelter umsonst zu arbeiten, und die Marshall stets höflich, aber bestimmt abwimmelte. Zwei wohlhabende asiatische Paare, die den Niedergang des Westens vor Ort besichtigten. Die Frauen trugen trotz der Hitze dünne Handschuhe, und Marshall wunderte sich fast, dass sie keinen Mundschutz trugen.

      Und dann war da noch der ältere Mann mit dem Buckel. Er trug einen Anzug, den Marshall mit der Erfahrung seiner früheren Existenz als maßgeschneidertes, sündhaft teures Designerstück erkannte – und der gleichzeitig so lange getragen worden war, dass er stellenweise fadenscheinig war, ja, an Knien und Ellenbogen mit Flicken versehen war. Als hätte der Mann einmal vor langer Zeit die lästige Pflicht auf sich genommen, ein adäquat repräsentatives Kleidungsstück zu besorgen, und ihm nicht auffiel, dass es ihn zum Sonderling stempelte.

      Sue lud die Touristen ein, von den Kirschtomaten zu probieren. Das Mädchen genoss die überraschten und anerkennenden Blicke. Schließlich sagte sie: »Und nun zur Werkstatt!«

      Die Werkstatt erstreckte sich neben dem Garten. Eine flache Halle, neu und glänzend wie eine der Raumstationen auf Sids Postern, sündhaft teuer und höchstwahrscheinlich der Sargnagel der Stiftung. Ihr bloßer Anblick schmerzte Marshall.

      »Der Garten ist unser kleines Paradies«, erläuterte Sue, »doch, glauben Sie mir, in der Werkstatt schlägt das Herz des Shelters.«

      Sie hielt den Touristen die Flügeltür auf. In der Halle war es angenehm kühl, ein passives Klimasystem sorgte dafür.

      Kinder arbeiteten überall in der Halle an den Werkbänken und semiautonomen Maschinen. »Hier überholen und reparieren wir Fundfahrräder aus dem gesamten Gebiet von Greater Houston. Dazu kommt Kunsthandwerk.« Sue ging an einen Tisch mit metallenen Objekten, der wie zufällig neben dem Eingang platziert war, und hob eines davon hoch. Es war ein Adler, der auf ein Nagetier herabstieß. Gefertigt aus alten Blechdosen. Eines von Damons vielen Stücken.

      Nur Sid fertigte noch mehr an, Raketen und Raumschiffe in allen Variationen. Normalerweise ließ er sich die Chance, seine Werke den Touristen aufzuschwatzen, nicht entgehen. An diesem Tag war er nirgends in der Werkstatt zu sehen. Er musste noch schlafen. Gut so. Die vergangenen Tage hatten nicht nur Marshall bis an die Grenze seiner Belastungsfähigkeit gebracht.

      »Aber damit geben wir uns natürlich nicht zufrieden«, fuhr Sue fort. »Im Pain Shelter geben wir uns nie zufrieden. Wir suchen immer neue Möglichkeiten, uns nützlich und finanziell unabhängig zu machen. Unsere neueste Einnahmequelle – lachen Sie nicht – sind Einkaufswagen. Wir sammeln sie aus den Straßengräben auf, in denen sie früher oder später landen, bringen sie wieder in Schuss und verkaufen sie an die großen Malls.«

      Sie gingen durch die Halle, vorbei an Damon und Tyler. Die Zwillinge montierten zusammen ein Fahrrad, gemeinsam in die Arbeit versunken. Niemand wäre bei dem Anblick auf die Vermutung gekommen, dass sie noch am Vortag im Begriff gewesen waren, einander aufzuschlitzen.

      »Unser Ideal ist die Gemeinschaft. Jeder von uns leistet der Gemeinschaft Dienste, so gut es in seinen Möglichkeiten steht, und kann dafür die Dienste der Gemeinschaft in Anspruch nehmen ... und das ist höchst lohnenswert, wie Sie gleich in der Küche am eigenen Leib feststellen können!«

      Eine süße Creme mit Früchten und gekühltes Wasser wartete auf die Touristen in der großen Küche des Shelters. Eigentlich wäre die Creme erst in einer Stunde auf dem Programm gestanden. Nach einem Gang durch das gesamte Haus und einem Vortrag Marshalls über die Motive und Ziele der Human Health Foundation. Sue, die spürte, wie mitgenommen Marshall war, kürzte die Führung ab, um ihn zu schonen.

      Sue war unglaublich. Marshall nahm Blickkontakt mit ihr auf, um ihr zu danken. Es waren Kinder wie Sue, Momente wie diese, die ihm die Kraft gaben, durchzuhalten.

      »Haben Sie Fragen?«, erkundigte sich Sue, nachdem sich jeder der Touristen eine Schale genommen hatte.

      Eine junge Frau mit Rucksack meldete sich. »Die Kinder, die wir gesehen haben, sind beinahe Erwachsene. Was wird aus ihnen, wenn sie den Shelter verlassen?«

      Sue lachte. »Den Begriff ›Kinder‹ darf man nicht zu eng auslegen. Wir orientieren uns an der Hilfsbedürftigkeit.« Sie machte eine nachdenkliche Pause, legte die Stirn in Falten. »Was aus uns wird? Unterschiedlich. Viele schaffen es, sich draußen eine Existenz aufzubauen. Manche straucheln. Das ist traurig, und jeder, der scheitert, ist einer zu viel. Aber: Ohne den Shelter würde es keiner von uns schaffen. Allein auf der Straße zu leben bedeutet eine erbärmliche kurze Existenz.«

      »Was ist mit Disziplin?«, fragte einer der Asiaten. Sein Englisch war ohne wahrnehmbaren Akzent. »Gibt es nicht oft Streit und Konflikte?«

      »Ehrlich gesagt: Es vergeht keine Stunde ohne. Aber wo gibt es das nicht? Bislang haben wir es noch immer geschafft, uns wieder zusammenzuraufen. Die Emotionen schlagen hoch, doch glauben Sie mir: Wir wissen, was wir am Shelter haben.«

      Der bucklige Mann räusperte sich. »Sie haben vorhin gesagt, in Greater Houston gäbe es mehr als zehntausend Straßenkinder?« Sein Akzent war britisch.

      »Ja.«

      »Wie viele Plätze hat der Pain Shelter? Fünfundzwanzig? Dreißig?«

      »Gut geschätzt. Genau einunddreißig.«

      »Also ein Tropfen auf den heißen Stein. Wieso vergrößern Sie den Shelter nicht? Oder gründen weitere?«

      »Ich glaube, John würde nichts lieber tun als das.« Sues Blick streifte Marshall. »Aber das geht leider nicht. Uns fehlt das Geld. Wir versuchen zu sparen, wo wir nur können. Der Garten liefert uns Obst und Gemüse, wir halten das Haus selbst in Schuss. Wissen Sie, eines der Kinder, Sid, ist ein Weltraumfreak. Er sagt immer, dass wir wie Astronauten wären, die mit einem Raumschiff weit draußen im All unterwegs sind. Ganz in unserer eigenen Welt.«

      »Ein interessantes Bild, aber nicht zutreffend«, warf der Bucklige ein. »Ein Raumschiff kann nur dank einer Bodenstation existieren und operieren.« Der Mann mit dem geflickten Anzug sprach mit Sue, als wäre sie eine Erwachsene. Und: Er sah sie dabei an. Das war ungewöhnlich. Meistens wanderten die Blicke der Touristen unweigerlich zu Marshall, während Sue antwortete.

      »So ist es.« Sue nickte ernst. Und fügte hinzu: »Außerdem, was für einen Sinn hätte schon ein Raumschiff, das kein Zuhause hat, zu dem es wieder zurückkehren kann?«

      Verblüffte Stille.

      Woher bekam das Mädchen diese Einsichten? Sue überraschte John immer wieder – und sich selbst.

      Das Mädchen schüttelte sich, als wäre es über das erschrocken, was es gesagt hatte, wollte sich losmachen von dem Ernst. Sue hob den gesunden Arm und sah auf ihre Uhr. »Ich sehe, unsere Zeit ist gleich um«, verkündete sie, wieder im unverbindlichen Reiseleiter-Ton. »Der Bus kehrt in zehn Minuten zum Tourist Office zurück.«

      Sue machte einen artigen Knicks. »Wir bedanken

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