Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel страница 28
»Was sind das für Leute? Kriminelle? Illegale Einwanderer?«
»Weder noch. Einfach Menschen, die mir am Herzen liegen und die einen Ort brauchen, an dem sie sicher sind. An dem sie zu sich selbst finden können, wachsen.«
Wenn es stimmte, was der Bucklige sagte, verlangte er nicht viel. Diese Leute würden nicht weiter auffallen.
»Der Shelter ist voll belegt«, wandte Marshall ein. »Ich kann keines meiner Kinder für Sie auf die Straße setzen.«
»Es würde mir nicht im Traum einfallen, das zu verlangen. Meine finanzielle Unterstützung würde selbstverständlich für zusätzliche Plätze ausreichen. Mir ist bei der Führung aufgefallen, dass sich die Ostseite des Gebäudes vorzüglich für einen Anbau eignen würde ...«
Ohne dass Marshall es bemerkt hatte, waren sie beinahe am Ende der Runde angekommen. Weiter vorne stand der Shelter, das einzige Haus in der Straße, das keine Ruine war.
»Lassen Sie sich mein Angebot durch den Kopf gehen«, sagte der Bucklige. »Es ist eine große Entscheidung, ich weiß. Sie will wohlüberlegt sein.«
Er holte sein Portemonnaie aus der Tasche, zog ein Kärtchen heraus und drückte es Marshall in die Hand. Eine Visitenkarte. Marshall kannte Visitenkarten aus seinen frühen Jahren bei der Bank. Einige Alte und Sonderlinge hatten noch welche benutzt.
»Homer G. Adams«, las Marshall. »CEO General Cosmic Company.« Weder der Name des Mannes noch jener der Firma sagte ihm etwas.
Ein Wagen hielt neben ihnen an. Ein großer schwerer Mercedes. Ein uniformierter Fahrer sprang heraus, öffnete dem Buckligen die hintere Tür.
»Ich würde mich freuen, wenn wir miteinander ins Geschäft kämen, Mister Marshall!«
Der Bucklige stieg in das Auto. Der Fahrer schloss die Tür, stieg seinerseits ein, ohne Marshall eines Blickes zu würdigen, und fuhr los.
Marshall sah dem Mercedes nach und fragte sich, ob er sich diese merkwürdige Begegnung nur eingebildet hatte. Bis der Mercedes den Shelter passierte.
Ein Streifenwagen hielt vor dem Haus.
Eine Polizistin stieg aus und schickte sich an, die Stufen zum Eingang hochzusteigen.
John Marshall steckte hastig die Visitenkarte ein und rannte los, so schnell er konnte.
11.
»Mein Name ist Crest da Zoltral.« Der Fremde erwartete sie vor dem inneren Schott der Schleuse. »Ich bin Arkonide und das, was in Ihrem Sprachgebrauch dem wissenschaftlichem Leiter dieser Expedition entspricht.«
Crest da Zoltrals Stimme war sachlich und volltönend und erinnerte Rhodan an die eines Nachrichtensprechers. Der Fremde ähnelte einem Menschen in einem Maß, das in Rhodan einen Moment lang ein Gefühl der Enttäuschung aufkeimen ließ. Crest da Zoltral war ein hochgewachsener, dürrer Mann mit einer hohen Stirn und weißblonden Haaren. Seine Haut war so bleich wie sein Haar und glatt und wollte nicht zu den tiefen Linien passen, die sich in sein Gesicht gegraben hatten.
Doch das waren nur Nebensächlichkeiten. Bestimmend waren seine großen Augen. Sie waren rot, als blicke man auf ein Foto, bei dem man vergessen hatte, die vom Blitzlicht erzeugten roten Augen zu retuschieren. Und in ihnen glomm etwas, das Rhodan als Neugierde deutete.
Diese Neugierde, erkannte Rhodan, mochte ihre Rettung sein.
Crest da Zoltral trug eine Hose, ein Hemd und eine leichte Jacke, die Rhodan in der Wärme des Schiffs – die Temperaturfühler seines Anzugs zeigten 23,4 Grad plus an – eher für den Beleg einer Gewohnheit als eine Notwendigkeit nahm. Die Füße des Fremden steckten in dünnen, biegsamen Schuhen, die an Gymnastikschuhe erinnerten. Es war, schloss Rhodan, die Art von leichter Kleidung, wie sie in einer perfekt ausgeklügelten künstlichen Umwelt angebracht war.
Rhodan fragte sich, was geschähe, schleuste man diesen Fremden in eine Menschenmenge auf der Erde ein. In ein Footballstadion, in eine U-Bahn unterhalb Manhattans zur Stoßzeit, in einen Gottesdienst in einer der vielen Megakirchen seiner Heimat. Crest da Zoltral wäre mühelos in einer Menschenmenge untergetaucht. Niemand hätte sich an ihm gestört, weder an seiner Kleidung noch an seinem Aussehen, ja nicht einmal an seinen Augen. Man hätte sie als harmlose Exzentrizität eines älteren Mannes genommen, der aus irgendeinem Grund glaubte, er müsse mithilfe von Kontaktlinsen seine Augenfarbe ändern. Oder einfach als Krankheit.
Nein, Crest da Zoltral hätte als Mensch durchgehen können ... und dennoch. Rhodan brauchte einige Momente, bis er sein Unbehagen einordnen konnte. Er erinnerte sich an eine Promotion-Tour durch Afrika, auf die die NASA ihn und Bull vor Jahren geschickt hatte. Der Flug zu den Sternen als Völker verbindendes Element hatte guten Willen für die USA erzeugen wollen. In Mosambik hatte man ihm einen großen Empfang bereitet und einer der Kellner hatte Rhodans Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Etwas hatte mit dem Mann nicht gestimmt. Er war ein Weißer gewesen, nicht alltäglich, aber auch nicht unerhört. Doch der Kellner hatte sich nicht wie ein Weißer benommen. Rhodan hatte ihn den ganzen Abend heimlich beobachtet, hatte vergeblich herauszufinden versucht, was ihn an dem Mann in den Bann gezogen hatte.
Bis irgendwann Reginald Bull auf ihn zugekommen war, ihm ein Glas in die Hand gedrückt und ihm so hart auf die Schulter geklopft hatte, dass er den Sekt verschüttete, und bemerkt hatte: »Perry, was glotzt du so? Sag nur, du hast noch nie einen Albino gesehen?«
Im selben Moment hatte Rhodan seine Faszination verstanden. Der Kellner war ein Schwarzer, der in der falschen Haut steckte. Sein Benehmen, seine Körpersprache waren die eines Schwarzen, seine Haut die eines Weißen. Der Albino verkörperte Dinge, die nicht zusammenpassen wollten. Deshalb war Rhodans Aufmerksamkeit an ihm hängengeblieben, deshalb war er ihm nicht erklärbar gewesen.
Mit dem Fremden, der vor ihm stand, verhielt es sich nicht anders: Er hatte Menschliches an sich, allzu Menschliches, aber da war gleichzeitig eine Fremdartigkeit, die sich nicht greifen ließ.
Minuten verstrichen. Crest da Zoltral schien es nichts auszumachen, dass die Menschen ihm nicht antworteten. Er wirkte gelassen, als hätte er schon viele Male Fremden gegenübergestanden – und viele von ihnen mussten merkwürdiger gewesen sein, als es Rhodan sich in seiner Phantasie ausmalen konnte.
Crest da Zoltral konnte warten.
Nicht so Reginald Bull.
Bull scharrte mit den Füßen, räusperte sich. Rhodan wusste, was das bedeutete: Sein Freund stand im Begriff, ihr Gegenüber anzuknurren.
Rhodan legte ihm eine Hand auf den Arm und sagte in einer Stimmlage, von der er hoffte, dass sie nicht seine Ehrfurcht verriet: »Wir danken Ihnen für die Rettung. Allerdings wäre sie nicht nötig geworden, wenn Sie uns nicht in diese Notlage gebracht hätten.«
Crest da Zoltral versuchte nicht zu widersprechen. »Es ist bedauerlich, dass Sie und Ihre Gefährten Unannehmlichkeiten ertragen mussten. Es war nicht zu umgehen.«
Rhodan spürte, dass der Fremde die Wahrheit sagte. Die Tatsache, dass sein Schiff die STARDUST zum Absturz gebracht und ihre Besatzung zum Tod verurteilt hatte, war ihm unangenehm – aber mehr auch nicht. Sein Bedauern war ein leises, vergleichbar dem eines Menschen, der feststellt, dass er unwissentlich eine Schnecke zertreten hatte.
»Wieso