Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel страница 48
»Ruhig«, stieß Clark Flipper aus. Eine Träne rann aus dem Augenwinkel über den Nasenflügel. Ein fast hysterisches Kichern schwappte über seine Lippen. »Wir sitzen hier fest, und ... und das alles ist ...« Er senkte den Arm, die Faust löste sich. Sein Blick wanderte unruhig über den Boden. »Ich muss immer an Beth denken, verstehst du?« Flipper wandte sich an Rhodan. »Begreifst du das, Perry?«
Ein Nicken, kurz, knapp und militärisch – das eines Mannes, der wusste, was er wollte und dem keine Zeit für lange Erklärungen blieb. »Völlig.« Rhodan überlegte rasch, was er tun sollte. Oder musste.
Wenn nur einer von ihnen die Nerven verlor, konnte das ebenso katastrophale Folgen nach sich ziehen, als befänden sie sich nach wie vor im Weltraum. Oder noch schlimmere, wenn das überhaupt denkbar war.
Flippers Mundwinkel zuckten. Er knetete die Unterlippe zwischen Daumen und Zeigefinger. »Beth ist im Himalaja verschollen, während ich nichts Besseres zu tun habe, als mein Leben aufs Spiel zu setzen, mein Vaterland zu verraten und danach mit einem Haufen Verrückter in der Wüste festzusitzen!« Obwohl er ins Leere starrte, waren die Worte ganz klar an Rhodan gerichtet, und sie stellten eine Provokation dar.
Doch damit konnte dieser umgehen; er trug die Verantwortung für die Mission der STARDUST und darum auch für diese kleine Gruppe von Menschen. Er würde alles tun, um eine Eskalation zu vermeiden. »Dann lass dir von einem dieser Verrückten etwas sagen.«
Flipper stützte die Stirn in die offene Handfläche, die Fingerspitzen massierten die Kopfhaut. Schweißtropfen glänzten zwischen den Haaren. »Ich höre.« Kein Wort der Entschuldigung kam über seine Lippen.
»Du weißt genau, warum wir diesen angeblichen Verrat begangen haben«, sagte Rhodan.
»Ich wüsste nicht, was daran angeblich sein sollte.«
»Wir tun das Richtige, Clark! Ist das nicht genug? Vielleicht nicht vor dem Gesetz, aber ... für uns!«
Sein Gegenüber schwieg verbissen; die Lippen bildeten einen dünnen, farblosen Strich im blassen Gesicht.
»Sag mir, was du vorschlägst!«, bat – nein, befahl Rhodan.
Flipper öffnete den Mund, und für einen Augenblick schien er zu erstarren. Dann atmete er geräuschvoll aus und schwieg einige Sekunden. »Du willst einen Rat von mir?«
Rhodan nickte.
»Wir bringen die STARDUST nach Hause und klären alles!«
Genau das hatte Rhodan erwartet; diese Möglichkeit musste früher oder später zur Sprache kommen. Warum also nicht jetzt schon? Es galt, Klarheit zu schaffen, damit sie alle gemeinsam handeln konnten. »In die Heimat zu fliegen ist unmöglich«, sagte er hart.
»Weshalb?«
Das Wort wurde Clark Flipper fast von den Lippen gerissen, als etwas mit lautem Pfeifen auf sie zuraste. Ein Geräusch, das den Tod verhieß. Rhodan warf den Kopf in den Nacken und erstarrte. Nun blieb ihm nicht einmal mehr die Zeit, in Gedanken Abschied von diesem Leben zu nehmen.
Er war schon so gut wie tot.
Ein Explosionsgeschoss schlug in den Schutzschirm aus der Technologie der Arkoniden ein, der sich über ihnen allen und der STARDUST spannte, und was immer genau dort oben vor sich ging, die Männer darunter spürten nichts.
Keine Druckwelle, keine glühende Hitzewelle, keine Flammen oder Schrapnelle, kein hoch spritzender und zerschmelzender Sand, der sich den Astronauten ins Fleisch fraß.
Nur gedämpfter Lärm und ein rötliches Glühen über dem Schutzschirm, gefolgt von Überschlagsblitzen – wie ein Wetterleuchten am fernen Horizont und unwirklich laut.
Wer einer derartigen Explosion so nahe stand, musste im nächsten Moment sterben oder gerade sein Leben verlieren, das war ein bis zu diesem Augenblick unumstößliches Gesetz. Nun stellte dieses umgestoßene Gesetz eines von tausend Details der neuen Wirklichkeit dar, die auf die Menschheit wartete.
Als der Knall verhallte, ergriff Rhodan das Wort. Nach außen hin blieb er völlig gelassen. »Warum wir nicht in die USA fliegen? Deshalb!«
Ein letztes Flimmern zuckte über die Schutzschirmkuppel. Dann tanzten nur noch einzelne glühende Funken scheinbar schwerelos in der Luft, ehe auch sie erloschen.
Im nächsten Augenblick raste eine Unzahl weiterer Explosivgeschosse heran und detonierte in und über dem Schirm.
Feuerflammen und zuckende Blitze.
Wer auch immer diesen Angriff befohlen hatte, ihm war wohl nicht klar, dass er so sein Ziel nicht erreichen konnte. Der Schutzschirm hielt.
Rhodan vermochte sich die Verblüffung auf der anderen Seite gut vorzustellen. Ihm ging es im Grunde nicht anders; er konnte nur staunen über die fortschrittliche Technologie der Arkoniden, die selbst die kühnsten Visionen der menschlichen Wissenschaft überstieg.
Mit einer Rakete zum Mond zu fliegen, die so zerbrechlich und gefährdet war wie ein rohes Ei inmitten eines Taifuns ... das war alles, was die irdische Weltraumtechnik trotz all der Milliarden an Geldmittel und der Kraft vieler genialer Köpfe zustande gebracht hatte. Die Arkoniden hingegen reisten schneller als das Licht in fremde Sonnensysteme. Und Rhodan ahnte, dass das nur die Spitze des Eisbergs war. Crest und erst recht Thora, die beiden Außerirdischen, die er kennengelernt hatte, schwiegen sich aus, was die Geheimnisse ihres Volkes anging.
Crest ... es wurde höchste Zeit, mit dem Arkoniden zu sprechen. Der Flug in der STARDUST zur Erde hatte ihn mitgenommen und seinen ohnehin geschwächten Zustand noch weiter destabilisiert.
So fortschrittlich dieses Sternenvolk auch sein mag, dachte Rhodan, gegen Krankheit sind seine Angehörigen nicht gefeit.
Wie schlecht es Crest wirklich ging, konnte er nur ahnen. Nach wie vor lag der Arkonide auf der Liege, die Thora für ihn in der STARDUST installiert hatte. Offenbar fand er nicht einmal die Kraft, sich auf die Füße zu erheben.
Und Thora? Sie verhielt sich noch immer kühl und distanziert. Doch durfte man die beiden Fremdwesen mit menschlicher Psychologie beurteilen? Dachten und handelten sie nicht auf eine fremdartige Weise, weil sie der Evolution eines weit entfernten Sternensystems und damit völlig anderen Bedingungen entstammten?
Wenn sich die Denk- und Lebensweise von verschiedenen Völkern auf der Erde schon so grundlegend voneinander unterschieden, wie musste es erst bei den Angehörigen einer Spezies sein, die von einem noch viel weiter entfernten Planeten stammte?
Wie fremd waren Amerikaner, Asiaten und Moslems einander; ganz zu schweigen von Völkern, die in selbst gewählter Isolation in den Tiefen der Regenwälder der Äquatorregion lebten. Und nun gab es Kontakt mit Wesen aus einem weit entfernten Sonnensystem, mit völlig fremder Mentalität, mit einer absolut andersgearteten Prägung durch Kultur und Umwelt.
Und doch, das spürte Perry Rhodan deutlich, gab es etwas, das Menschen und Arkoniden verband. Ein Band von Verständnis und ... Gefühl. Sie alle waren denkende, intelligente Wesen, die lebten. Musste man dieses Leben nicht achten, waren sie nicht allein deshalb miteinander verbunden?
»Perry?«, fragte Bull, genau wie vor Kurzem schon einmal.
Und