Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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wurden sie auf dem Wiesenpfad sichtbar, der in allmählicher Steigung zum Schloß emporführte. Ortrun, zu denen sich auch Hulda gesellt hatte, den Geschwistern nach, die Hand in Hand gingen, wie zwei Menschen, die sich hilfesuchend aneinanderklammern. Hulda wischte sich die Augen und brummte:

      »So ein armer Kerl. Bis in die tiefste Seele hinein kann er einen erbarmen. Der hat zuviel mitmachen müssen mit dem elendiglichen Weib. Ein Jammer, daß es gerade immer die besten Männer sind, die an so was geraten.«

      »Wie weißt du denn, daß er einer von den besten ist?« fragte Frauke. »Du hast ihn heute doch zum ersten Mal und dabei nur flüchtig gesehen. Das genügt nun wahrlich nicht, die Wesensart eines Menschen zu erkennen.«

      »Brauch ich gar nicht, ich verlaß mich da auf meinen Instinkt. Und der sagt mir, daß der Baron ein guter, vornehmer Mensch ist.«

      Das letzte kam schon von der Tür her, durch die Hulda eiligst entschwand, damit nicht der Sonntagsbraten anbrannte, der gar lieblich in der Pfanne brutzelte. Frauke deckte den Tisch, und Ortrun hielt immer noch den Blick auf den Pfad gerichtet, bis die Geschwister im Park verschwunden waren. Doch immer noch sah Ortrun vor sich das stolze, von Trauer überschüttete Männerantlitz, hörte immer noch die dunkeltönende Stimme. Also ein Zeichen, daß der Mann sie fasziniert, einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hatte.

      Was gewiß kein Wunder war. Denn Männer seiner Art faszinierten selbst die anspruchsvollsten Frauen, geschweige denn ein zwanzigjähriges Mädchen, das in der Abgeschiedenheit eines Töchterheims herangewachsen war. Wo es außer dem alten Gärtner und dem gleichfalls nicht mehr jungen Faktotum keinen Mann gab.

      Wohl hatte das Heim ein eigenes Kino, wo die Filme eigens für die behüteten Mädchen zurechtgeschnitten wurden. Zu der Tanzstunde der Siebzehnjährigen und den anschließenden Tanzabenden wurden nur gleichaltrige Jünglinge geladen. Somit hatte ein Mädchen wie Ortrun Danz, das bereits mit vierzehn Jahren ins Internat gekommen war, keine Gelegenheit gehabt, einen so außergewöhnlichen Mann wie Baron Swidbörn kennenzulernen.

      Jedenfalls bot das Heim ein sicheres Unterkommen für heranwachsende Mädchen, die entweder elternlos waren oder deren Eltern sich um ihre Töchter nicht kümmern konnten, ihnen aber eine tadellose Erziehung angedeihen lassen wollten. Denn tadellos erzogen wurden die Mädchen; sie lernten alles, was für ihr späteres Leben von Wert war. Sie erhielten eine sorgfältige Schulausbildung bis zum Abitur, wurden in allen wirtschaftlichen Dingen unterwiesen, bekamen Musik- sowie Tanzunterricht, wer Lust hatte, konnte reiten lernen, mit achtzehn Jahren den Führerschein machen – nur allein ausgehen durfte man nicht, da wurden die Zöglinge immer von einer Lehrerin begleitet. Wem das nicht paßte, der mußte das Institut verlassen, was natürlich auch vorkam. Doch im allgemeinen fügten die Mädchen sich den Gesetzen, was ihnen später zustatten kam. Denn Zöglinge des Elitetöchterheims gewesen zu sein, war ein Freibrief, der ihnen überall die Türen öffnete.

      Also hatte Doktor Danz schon gewußt, wohin er die Tochter nach dem Tod seiner Frau gab, zumal er sich als Forscher nicht um sein Kind kümmern konnte. Wenn es jedoch mit neunzehn Jahren dem Heim entwachsen sein würde, dann wollte er es auf seinen Reisen mitnehmen, soweit diese ungefährlich waren.

      Allein, das sollte der Mann nicht mehr erleben. Viel zu früh ereilte ihn der Tod, und er mußte sein einziges Kind zurücklassen, das von Glück sagen konnte, ein so trauliches Zuhause zu finden. Sonst wäre es um das arme reiche Mädchen traurig bestellt gewesen.

      *

      »Die Finken schlagen, der Lenz ist da und keiner kann sagen, wie es geschah. Er ist gekommen so über Nacht«, klang es jubelnd aus dem Salon des grünen Hauses, wo

      Ortrun vor dem weißen Stutzflügel saß und den Lenz besang, der wirklich gekommen war so über Nacht. Denn gestern abend noch hatte es geregnet und gestürmt und morgens war er da, der Götterknabe Mai, der nun sein rosenumwundenes Zepter schwang. Die Vögel jubilierten, die Bäume prangten in ihrem jungen Grün, die Rasen leuchteten, und die Blumen verströmten ihren süßen Duft.

      Der einstige Schandfleck des Dorfes war jetzt ein kleines Paradies, das Ajax treu bewachte und der lange Michel ebenso treu umsorgte. Unermüdlich werkte er herum, mit fast unnachahmlichem Geschick. Er hatte es tatsächlich fertiggekriegt, aus dem Schuppen einen erstklassigen Geflügelstall zu zimmern. Nun krähte, gackerte, schnatterte, piepste es auf dem Hof an allen Ecken und Enden.

      Im Gemüsegarten gedieh alles prächtig, der Park war sorgfältig gepflegt. Und wenn die drei Weiblichkeiten auch überall herzhaft zupackten, so war das doch alles nur »Nuschtwerk«, wie Hulda es bezeichnete. Der Arbeitsheld war und blieb Michel, in nimmermüder Kraft.

      Jetzt bastelte er auf dem Hof an einem Drahtgestell für die Küken herum und pfiff dabei stillvergnügt die Melodie vor sich hin, die durch die geöffneten Fenster zu ihm drang. Er traf dabei wohl nicht immer den richtigen Ton, aber das machte ihm gar nichts aus.

      Schade, daß das Konzert im Haus so plötzlich abbrach, war doch zu schön gewesen. Das fand wohl auch Frauke, aber sie mußte die Sängerin stören, weil sie ein Schreiben durch den Notar Danz erhalten hatte, das sie wenig später Hulda und Ortrun vorlas:

      Sehr geehrter Herr Doktor Danz!

      Ihr Schreiben hat mich beschämt. Denn Sie nehmen bestimmt an, daß ich eine Erpresserin bin. Das stimmt aber nicht. Ich habe nur in Unkenntnis gehandelt, als ich Fräulein Gortz den Brief schrieb. Ich glaubte mich im Recht, als ich die fünftausend Mark von ihr erbat, die ich vor Jahren der Frau des Professors leihweise überließ. Daß sie damals bereits von ihrem Mann geschieden war, verschwieg sie mir.

      Haben Sie bitte die Güte, Herr Doktor, Fräulein Gortz zu schreiben und sie in meinem Namen um Entschuldigung zu bitten. Ich persönlich wage es nach dem beschämenden Brief nicht mehr.

      Falls Sie noch ein Anliegen an mich haben sollten, lassen Sie es mich sofort wissen, damit Ihr Schreiben mich noch erreicht. Denn das Stift, in dem ich seit sechs Jahren lebe, wird aufgelöst, da es nicht mehr tragbar ist. Die meisten Damen werden auf andere Stifte verteilt. Doch zu den Glücklichen gehöre ich nicht, für mich ist nirgends Platz.

      Hochachtungsvoll

      Jadwiga von Schlössen.

      »Für mich ist nirgends Platz«, murmelte Frauke, als sie den Brief sinken ließ. »Wie unsagbar traurig.«

      »Ein Skandal ist das«, knurrte Hulda böse. »Einfach das Stift schließen und die armen Stiftsdamen auf die Straße setzen. Und das läßt unser Herrgott zu. Also müssen Menschen barmherziger sein.«

      »Und sie werden es sein«, entschied Frauke spontan. »Platz haben wir genug, und zum Sattessen für eine Person wird es auch noch reichen. Was sagt ihr dazu?«

      »Mich brauchst du erst gar nicht zu fragen«, wischte Hulda hastig ein Tränchen fort, und Ortrun nickte eifrig.

      »Bitte, Frauke, laß die Dame herkommen. Du mußt dann eben mehr Pensionsgeld von mir nehmen. Und wenn das nicht reicht, muß Onkel Rudolf mehr Geld für meinen Unterhalt bewilligen.«

      »Halt ein!« stoppte Frauke den Eifer. »Fräulein von Schlössen wird doch nicht so ein Vielfraß sein, daß wir sie nicht sattkriegen können. Deinen Vormund laß mal ganz aus dem Spiel. Ich glaube, er hat mich ohnehin im Verdacht, daß ich dir dein Fellchen über die Ohren ziehe.«

      »Ist ja gar nicht wahr. Er findet es im Gegenteil zu wenig, was du mir abnimmst.«

      »Also hat er dich doch darum befragt.«

      »Das

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