Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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erklärte Ortrun, während Frauke zum Fernsprecher eilte, um den Tierarzt anzurufen. Nachdem sie im Verzeichnis die Nummer gefunden hatte, wählte sie und hörte gleich darauf eine dunkle Stimme:

      »Doktor Gunder.«

      »Herr Doktor, kommen Sie bitte sofort zu unserm Hund«, sprach Frauke aufgeregt in die Muschel. »Er hat sich eine Scherbe in den Fuß getreten, die ich nicht entfernen kann. Werden Sie kommen?«

      »Wenn ich wüßte wohin, dann gern.«

      »Zum Haus im grünen Grund natürlich«, sagte sie ungeduldig, und er lachte.

      »Das muß einem Dummen doch gesagt werden. Es gibt ja schließlich eine ganze Menge Hunde im Dorf und in der Umgebung.«

      »Entschuldigen Sie bitte, ich bin so aufgeregt.«

      »Wer?«

      »Frauke.«

      »Danke, jetzt weiß ich Bescheid. Eine Frauke ist hier einmalig. In zehn Minuten bin ich da.«

      *

      Als Doktor Gunder die Terrasse betrat, konnte er nur mit Mühe ein Schmunzeln unterdrücken bei dem malerischen Bild, das sich ihm bot. Frauke saß auf einem Fußkissen und hielt im Schoß den Kopf des Hundes, der sich eng an sie geschmiegt hatte. An seiner Seite kauerte Ortrun, Hulda und Michel hockten auf der obersten Treppenstufe, und mittendrin saß Jadwiga im Gartensessel, mit verstörtem Blick und wackelndem Pincenez. Ein lebendes Bild, wie es malerischer nicht gestellt werden konnte. In das auch kaum Bewegung kam, als der Arzt sich vorstellte und dann die ihm von Frauke Vorgestellten mit einer Verbeugung begrüßte. Man konnte hier den Spruch anwenden: Aller Augen warten auf dich, Herr, denn fünf Augenpaare waren in ängstlicher Erwartung auf ihn gerichtet.

      »Dann wollen wir uns doch mal die kranke Pfote ansehen«, trat er furchtlos auf den Hund zu, was Frauke hastig abwehrte.

      »Bitte nicht, Herr Doktor. Ajax ist sehr scharf, er wird Sie beißen.«

      »Er denkt gar nicht daran«, ließ der Mann sich seelenruhig auf die Knie nieder und fuhr liebkosend über den Kopf des prächtigen Rüden, was dieser sich nicht nur gefallen ließ, sondern sogar mit einem zärtlichen Handlecken belohnte.

      »Na also, du kluger Kerl. Du weißt ganz genau, daß ich dir helfen will«, sprach die Männerstimme beruhigend auf den Hund ein. Sie hatte etwas ungemein Tröstendes, klang tief und weich wie ein Ton in Moll. Mit behutsamen Händen tat er die Binde ab, besah sich die Pfote und meinte zuversichtlich:

      »Halb so schlimm, das werden wir gleich haben.«

      Dann kramte er in der Medikamententasche herum, zog einen Wattebausch hervor, träufelte Äther darauf und reichte den Bausch Frauke hin.

      »Den drücken Sie Ajax auf die Nase, gnädiges Fräulein, das wird ihn leicht einschläfern. Außerdem werde ich noch die Pfote unempfindlich machen. Ich sehe gar nicht ein, warum man den Tieren nicht Schmerzen ersparen soll, soweit es möglich ist. Sie sind ja schließlich auch ein Mensch«, setzte er mit dem warmen Lachen hinzu, das diesen Mann so liebenswert machte.

      Und schon zog der listige Amor, der schon längst auf der Lauer lag, den Bogen straff. Und um ein so lange behütetes Herz war es geschehen.

      Vorläufig merkte es jedoch davon noch nichts. Vorläufig war es noch mit Sorge erfüllt um Ajax, den treuen Kameraden. Die Hand zitterte, welche die Watte auf die Hundenase drückte, bis der Arzt Einhalt gebot:

      »Genug, gnädiges Fräulein, werfen Sie den Bausch weit fort.«

      Und dann war alles so einfach. Das Glasstück wurde geschickt entfernt, die Wunde desinfiziert, der Verband angelegt, und schon begann der Hund sich zu regen.

      »Na also«, nickte sein Helfer zufrieden. »Die kleine Betäubung hat gerade gereicht, die Augen sind wieder klar, die Rute setzt sich in Bewegung, der erste Krankenbesuch naht auch bereits, mehr kann man doch nun wirklich nicht verlangen.«

      Da war der »Krankenbesuch« auch schon herangewirbelt. Nahm mit Vehemenz die Treppe, um dann verdutzt vor Hulda und Michel zu verharren. Bevor jedoch Oda ihrem Erstaunen darüber noch Ausdruck geben konnte, hatte sie auf der Terrasse erspäht, worüber sie noch mehr staunen mußte. Frauke auf dem Fußkissen, der Hund mit der verbundenen Pfote, daneben die kauernde Ortrun, die steif dasitzende Jadwiga mit dem hilflosen Blick – und einen Mann, der nicht hierher gehörte.

      »Ja, Uwe, was machst du denn hier?« fragte die Kleine, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, und er zwinkerte ihr vergnügt zu.

      »Baroneßchen, hast du aber eine lange Leitung. Sieh dir Ajax an und bedenke, daß ich Tierarzt bin.«

      Da hatte Oda endlich begriffen. Sie zwängte sich an Hulda und Michel vorbei und stand vor dem Hund, ihn angstvoll betrachtend.

      »Was hat er denn? Etwa ein Bein gebrochen?«

      »Nein«, gab der Arzt Auskunft. »Er trat sich in die Pfote eine Scherbe, die ich entfernte.«

      »Na so was.« Baroneßchen schüttelte den Kopf. »Da bin ich mal einen Tag nicht hier, und schon passieren die tollsten Sachen. Macht bloß nicht so betrübte Gesichter. Das habt ihr nicht nötig, wenn Uwe da ist. Komm, setz dich hin! Dann hörst du gleich mit, was ich zu berichten habe. Er darf das doch, Frauke, nicht wahr?«

      »Selbstverständlich«, beeilte sie sich zu versichern. »Doch zuerst wird sich der Herr Doktor die Hände waschen.«

      »Besten Dank, gnädiges Fräulein, das ist nun wirklich notwendig.«

      Frauke führte ihn zum Waschraum, und als er zurückkehrte, nahm er dankend den ihm gebotenen Platz. Als er aus der indes herbeigeholten Bar seine Wahl treffen sollte, erklärte er kategorisch:

      »Aber nur, wenn die Damen mithalten, auf daß die blassen Wänglein Farbe kriegen.«

      »Meine auch?« fragte Oda erwartungsvoll, und er besah sich schmunzelnd das reizende Persönchen.

      »Zwar glühen deine Wänglein rosenrot, aber mitgefangen, mitgehangen.«

      Die fünf Menschen – Hulda und Michael hatten sich bereits entfernt – trafen nun ihre Wahl und prosteten sich zu. Den Mann empfand man gar nicht als fremd. Man hatte das Gefühl, als kenne man sich schon lange.

      Bevor man mit einer Unterhaltung beginnen konnte, platzte Oda mit ihrer Neuigkeit heraus:

      »Die Oberin ist da, gestern gegen Abend eingetroffen. Na, das ist vielleicht eine…«

      »Ei, Oda!«

      »Ja, was hast du denn, Uwe?« legte sie das Köpfchen schief und blinzelte ihn erstaunt an. »Ich darf doch wohl sagen, daß die Frau Oberin eine – hm, ja – hoheitsvolle Dame ist, in deren werten Adern schon mehr dunkellila Blut sehr vornehm fließt. Ihr Morgen- und Abendgebet beginnt bestimmt mit den Worten des Pharisäers: Lieber Gott, ich danke dir, daß ich nicht so bin wie andere. Und damit hat sie sogar recht.«

      Vergnügt fiel sie in das Lachen der andern ein und ließ dann ihrem Zünglein weiter freien Lauf:

      »Nachdem sie von der Feudalität ringsum Kenntnis genommen und befriedigt festgestellt hatte, daß es der richtige Rahmen für ihre

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