Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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      Als der Arzt nun den letzten Besuch bei seinem vierbeinigen Patienten gemacht hatte und so von Herzen traurig das Haus verließ, in dem es ihm doch so gut gefiel, stand am Gartentor eine Frau, die ihn aufgeregt empfing.

      »Herr Doktor, ist bloß gut, daß ich Sie hier antreffe. Schon zweimal rief ich in der Praxis an. Kommen Sie schnell, unsere Kuh ist krank!«

      »Wo wohnen Sie denn?« fragte er, dabei nach der Haustür schielend, in der Frauke stand.

      »Schräg gegenüber, jenseits des Baches«, zeigte sie auf ein unweites Gehöft. »Wenn wir den Pfad durch den Wiesengrund nehmen, kürzen wir uns den Weg erheblich ab. Den Wagen können Sie doch hier stehen lassen, nicht wahr?«

      »Selbstverständlich«, entgegnete Frauke, die jetzt am Gartentor stand. »Gehen Sie nur, Herr Doktor, auf Ihren Wagen passen wir schon auf.«

      »Herzlichen Dank, gnädiges Fräulein. Ich melde mich dann wieder zur Stelle.«

      Was eine Stunde später der Fall war. Und da man gerade den Nachmittagskaffee trank, mußte Frauke ihn höflichkeitshalber dazu einladen, versteht sich. Dankend nahm er die Tasse aus der Hand, die er am liebsten festgehalten und an die Lippen gedrückt hätte, was natürlich nicht anging. Schon gar nicht in Jadwigas und Ortruns Gegenwart. Ergo unterdrückte er sein heiß’ Verlangen und benahm sich so artig, wie es einem guterzogenen jungen Mann geziemt.

      »Was fehlt denn der Kuh?« erkundigte sich Frauke, ihm den Teller zuschiebend, auf dem Napfkuchenstücke lagen, reichlich mit Mandeln und Rosinen gespickt. Genauso, wie seine Mutter ihn gebacken hatte, und Grübchen hatte sie auch gehabt. Was Wunder, wenn des Mannes Herz heiß und immer heißer wurde, daß ihn die Traulichkeit, die ihn an sein Elternhaus erinnerte, immer fester umspann.

      »Herr Doktor, träumen Sie?« klang ein lustiges Lachen auf. »Ich habe gefragt, was der Kuh fehlt.«

      »Entschuldigen Sie, gnädiges Fräulein«, lachte nun auch er, wenn auch verlegen. »Ich habe wirklich geträumt, bin jetzt aber wieder beieinander. Die Kuh, ja, die muß etwas eingefressen haben. Zum Glück hatte der Bauer ein Gegenmittel zur Hand, das seine Wirkung tat. Hoffentlich ist die Sache damit behoben.«

      Sie war aber nicht behoben. Denn kurz nachdem der Arzt in seiner Praxis den letzten Vierbeiner abgefertigt hatte, rief der Bauer ihn telefonisch zu der kranken Kuh. Und was der noch sagte, klang wie Musik in den Ohren des Verliebten.

      »Herr Doktor, Sie müssen aber wieder den Weg durch den Wiesengrund nehmen. Denn die Straße, die zu uns führt, ist stellenweise aufgerissen. Da kommen Sie mit dem Wagen nur langsam voran, und Eile tut not.«

      So konnte es kommen, daß der bekannte Wagen wieder vor dem Haus im grünen Grund hielt, wo Hulda im Vorgarten die Blumen goß.

      »Nanu, Herr Doktor, schon wieder hier –?« dehnte sie befremdet, wurde jedoch wieder freundlich, als der Mann ihr das Warum auseinandersetzte.

      »Das ist ja was anderes. Dann gehen Sie man mit Gott für das arme Vieh und vergessen Sie nicht, uns Bericht zu erstatten.«

      »Mit dem größten Vergnügen«, lachte er sie so strahlend an, daß sie stutzig wurde. Und als sie dann Frauke heiß erröten sah, als sie ihr von der Begegnung erzählte, da wußte sie Bescheid.

      Sieh mal einer die Frauke an, schmunzelte sie in sich hinein. Da muß ich schon sagen: Die ist nicht dumm und nicht nuscht. Denn einen besseren Mann als den Viehdoktor könnte sie ja gar nicht kriegen – und er keine bessere Frau.

      Aber was wird dann aus Jadwiga und Ortrun? grübelte sie weiter, als sie das Abendessen zubereitete. Daß sie hierbleiben, damit wird Gunder wohl nicht einverstanden sein. Arme Weibsen! Es wird ihnen bitter ankommen, wenn sie von hier fort müssen, wo sie so glücklich sind.

      Und das waren sie wirklich. Das Haus im grünen Grund war für sie der Himmel auf Erden. Ortrun prangte nur so in ihrer Jugend Maienblüte, aber auch Jadwiga war förmlich aufgeblüht.

      Seit gestern hatte sich sogar ihr Äußeres verändert. Bei einer ungeschickten Bewegung war ihr das ohnehin wacklige Pincenez entglitten und auf dem Steinboden der Terrasse zerschellt. Hilflos stand sie da, dem Weinen nahe. Doch schon wurde sie von Ortrun umfaßt und lachend getröstet:

      »Mach dir nichts draus, Wigaleinchen. Das Dings hatte sowieso schon Altertumswert, und so richtig sehen konntest du damit längst nicht mehr. Spazieren wir also zum Optiker, wo du dir eine Brille verpassen läßt. Oder magst du das nicht?«

      »Das schon. Aber ohne Glas bin ich sehr unsicher, wie soll ich da wohl zum Optiker hinkommen?«

      »Das ist allerdings schwierig. Ein Gefährt steht uns leider nicht zur Verfügung, höchstens Michels Handkarre. Nun lachst du, das ist lieb. Laß mich mal angestrengt überlegen.

      Halt, ich hab’s!« drückte sie der verblüfften Dame einen Kuß auf die Nase und wirbelte ab zum Telefon, wählte die Nummer, worauf es denn zu folgendem Gespräch kam:

      »Ach, Sie sind es, Herr Baron?«

      »Ja, warum denn nicht? Was enttäuscht Sie daran so sehr. Mit wem habe ich überhaupt…«

      »Mit Ortrun Danz.«

      »Ah, denn mal schönen guten Tag, gnädigs Fräulein. Wen wollen Sie sprechen?«

      »Oda.«

      »Die ist leider nicht da. Reitete mit dem Oberinspektor über Land.«

      »Wie schade! Sie sollte mir nämlich helfen. Ich brauche ein Auto – das heißt, ich nicht, sondern Fräulein von Schlössen, und nun kann sie nicht – und nun weiß ich nicht… Entschuldigen Sie, Herr Baron.«

      »Halt, gnädiges Fräulein, nicht auflegen!« hinderte die lachende Männerstimme sie daran, das Gespräch zu beenden. »Ich glaube nämlich, aus Ihrem kläglichen Gestammel dennoch klug geworden zu sein. Sie wollten Oda bitten, im Auto zu Ihnen zu kommen, stimmt’s?«

      »Ja.«

      »Aber sie hat doch noch gar nicht den Führerschein mit ihren sechzehn Jahren.«

      »Das weiß ich. Doch ich hoffte, daß sie in Begleitung des Chauffeurs. Oder habe ich da zuviel verlangt?«

      »Keineswegs, gnädiges Fräulein. Diese Gefälligkeit hätte Oda Ihnen mit Freuden erwiesen. Wozu benötigen Sie denn einen Wagen?«

      »Um ins Dorf zum Optiker zu fahren. Fräulein von Schlössen hat ihr Augenglas zerschlagen und ist nun hilflos, kann so gut wie nichts sehen.«

      »Danke, das genügt mir. Ich bin so schnell wie möglich zur Stelle.«

      »Bitte nicht!« rief Ortrun in die Muschel. Doch zu spät, drüben war bereits eingehängt.

      Bestürzt legte sie die Handflächen gegen die heißen Wangen und ging zur Terrasse zurück, wo sich mittlerweile Frauke eingefunden hatte, der Jadwiga soeben von ihrem Malheur erzählte. Und als sie von Ortrun hörte, was diese sich geleistet hatte, sagte sie vorwurfsvoll:

      »Mädchen, wie konntest du nur den Mann bemühen. Er ist uns doch so gut wie fremd.«

      »Ich wollte das ja gar nicht«, bekannte Ortrun kläglich. »Ich wollte Oda an den Apparat haben, um sie

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