Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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mit dem Oberinspektor über Land geritten. Da habe ich mit meinem spontanen Anruf ja was Schönes angerichtet.«

      »Nun, so schlimm ist es auch wieder nicht«, beschwichtigte Frauke, »der Herr Baron hat sich ja erboten, herzukommen, tut es somit nicht gezwungenermaßen. Halt, Tante Jadwiga, wo willst du hin?!«

      »Mantel, Hut und Handtasche holen.«

      »So ein Leichtsinn! Als ob wir das nicht könnten.«

      »Aber ich möchte doch keinen bemühen.«

      »Sieht dir nämlich ähnlich. Bleib du ja in deinem Sessel, so unsicher wie du ohne Augenglas bist. Hol die Sachen, Ortrun und halt auch du dich bereit, damit der Herr Baron nicht noch warten muß. Denn wie wir von Oda wissen, ist ihm Unpünktlichkeit verhaßt.«

      Also beeilte man sich und war gerade bereit, als Swidbörn erschien. Nun er Jadwiga, die er ja zum ersten Mal erblickte, dastehen sah, mit dem ängstlichen, wie um Verzeihung bittenden Blick, wurde es ihm erst so recht bewußt, wie unerhört diese hilflose Stiftsdame von der despotischen Oberin schikaniert worden war. Und wenn er diese Dame bisher nicht geschätzt hatte, so stieg jetzt in ihm Verachtung zu ihr auf. Mit einem warmen Blick, den man diesen hellblitzenden Augen kaum zugetraut hätte, verneigte er sich vor Jadwiga.

      »Da bin ich, gnädiges Fräulein. Verfügen Sie über mich.«

      »Bitte, Herr Baron, ich bin nicht daran gewöhnt, daß man meinetwegen Umstände macht.«

      »Dann wird es dazu aber Zeit, will ich meinen. Wie ich hörte, wollen Sie mit Fräulein von Schlössen zum Optiker?« wandte er sich jetzt Ortrun zu.

      »Ganz recht, Herr Baron. Das heißt, wenn er ohne vorherige ärztliche Untersuchung eine Brille zupassen kann.«

      »Ohne weiteres. Er ist nicht nur Optiker, sondern auch Augenarzt.«

      »Na, siehst du, Tante Jadwiga, da kommst du in fachmännische Behandlung. Stütze dich fest auf meinen Arm, dann kann dir nichts passieren!«

      Auch Frauke hielt ihr den Arm hin. So treulich geführt, gelangte Jadwiga zum Auto, wo man sie im Fond verstaute, während Ortrun neben dem Führersitz Platz nahm.

      Warum sie dabei Herzklopfen hatte, wußte sie selbst nicht. Scheu huschte ihr Blick zu dem Mann hin, der ihr so hoheitsvoll vorkam, so herrisch und unnahbar. Das stolze Antlitz erschien ihr wie aus Erz gegossen, die Augen verglich sie mit blitzenden Kieseln. Die nervigen Hände, die das Steuerrad hielten, ließen wohl nicht mehr los, was sie einmal gepackt hatten. An der Linken glänzte der schwergoldene Wappenring, der Ringfinger der Rechten war leer.

      Ortrun hatte keine Ahnung, daß der Mann sie beobachtete. Konnte sich daher das Lächeln nicht erklären, das plötzlich seinen hartgeschnittenen Mund umzuckte. Nur gut, daß sie keine Gedanken lesen konnte.

      *

      Als Jadwiga neu bebrillt zum Auto ging, tat sie das so sicher, wie schon lange nicht mehr.

      »Herzchen, ich kann ja jetzt erst so richtig sehen«, sagte sie beglückt zu Ortrun, als man vor dem Wagen stand, in dem der Baron bereits wartend saß, nachdem er einige Besorgungen gemacht hatte. »Und das danke ich dir, du liebes, gutes Kind.«

      »Nichts da, Tante Jadwiga«, lachte das Mädchen. »Der Dank gebührt deinem Pincenez, das Mitleid mit dir hatte, als es am Fliesenboden sein bejahrtes Leben aushauchte. Wenn du durch die altersschwachen Gläser so schlecht sehen konntest, warum hast du dich so lange damit herumgequält?«

      »Weil ich dachte, es muß so sein. Außerdem trenne ich mich so schwer von meinen Sachen.«

      »Bis sie sich selbst in Wohlgefallen auflösen«, bemerkte Ortrun trocken. Als sie nach Hause fuhren, sagte Jadwiga aufgeregt:

      »Nun habe ich doch tatsächlich vergessen, die Brille samt der Untersuchung zu bezahlen – oder doch?«

      »Doch, Tante Jadwiga«, bemühte Ortrun sich, harmlos zu tun. »Hast du denn vergessen, daß du mir dein Portemonnaie zur Begleichung der Rechnung übergabst?«

      »Ja, jetzt besinne ich mich wieder. Hat denn das Geld auch gereicht?«

      »O ja. Es ist sogar noch was übriggeblieben. Die Quittung findest du im Geldtäschchen.«

      Das stimmte. Nur daß der Betrag auf den Belegen erheblich reduziert war. Der Arzt hatte sofort geschaltet, als Ortrun ihn bat, der weltfremden Dame ein X für ein U zu machen.

      Aber bei dem Mann an ihrer Seite gelang ihr das nicht. Errötend senkte sie den Kopf unter seinem forschenden Blick. Mußte jedoch lachen, als er die Melodie aus Lortzings »Zar und Zimmermann« vor sich hin pfiff: Ja ich bin klug und weise, und mich betrügt man nicht.

      Damit endete die Fahrt. Der Wagen hielt und ihm entstieg eine Jadwiga mit strahlendem Gesicht.

      »Frauke, Hulda, Michel, Ajax, ich kann wunderbar sehen«, verkündete sie glückselig denen, die herbeigeeilt waren – und alle freuten sich mit ihr. Selbst der Hund blaffte freudig auf und brachte den Schwanz in stürmische Bewegung.

      Dem Baron wurde es warm ums Herz. Nur ungern schlug er Fraukes Aufforderung ab, näherzutreten. Doch er mußte zu einer wichtigen Unterredung, und Pflicht ist nun einmal Pflicht. Er bat jedoch ein andermal vorsprechen zu dürfen, was ihm gern gestattet wurde.

      Einige Tage später hatte Jadwiga Geburtstag, den die beiden Mädchen dazu benutzten, ihr eine kleine, aber gediegene Aussteuer zu schenken. Fassungslos stand das Geburtstagskind vor dem reichen Gabentisch, auf dem Kleidungsstücke lagen, die aus der altmodischen Dame eine vornehme Erscheinung machten, die den Tierarzt, der um den Geburtstag wußte, und mit einem Strauß Frühlingsblumen anrückte, überraschte.

      »Oha, hier kann man wirklich sagen, daß Kleider Leute machen«, raunte er Frauke zu, die so allerliebste Grübchen zeigte, daß er rasch von ihr wegtrat und dem Geburtstagskind mit vielen guten Wünschen den Strauß überreichte. Daß er zum Kaffee blieb, war jetzt schon selbstverständlich.

      Man konnte den Kaffee gerade noch trinken, da kam im wahrsten Sinne des Wortes ein Blitz aus heiterem Himmel. Es gelang gerade noch, sich und die Sachen in Sicherheit zu bringen, da tobte auch schon ein heftiges Gewitter los, das so plötzlich abzog, wie es gekommen war. Das heißt, der Himmel blieb wolkenverhangen, und der Platzregen war in sachten Regen übergegangen, die die lange durstende Natur wunderbar erquickte.

      Man hatte sich im Salon niedergelassen, weil da der Stutzflügel stand, an den Ortrun heran mußte, ob sie wollte oder nicht.

      »Warum gerade ich«, brummte sie. »Es sind ja noch vier andere da.«

      »Meinen Sie mich auch damit?« fragte Uwe schmunzelnd. »Dann muß ich Ihnen sagen, gnädiges Fräulein, daß ein Klavier für mich ein Dreschkasten ist. Und wenn ich meine Stimme erschallen lasse, rasen bestimmt Bertchen und Michel herbei, weil sie annehmen, daß ich jämmerlich nach Hilfe schreie.«

      Da mußte Ortrun mit den andern lachen und bequemte sich endlich zum Spiel. Placierte sich, während Frauke die Kerzen in dem Leuchter anzündete, der auf dem Flügel stand. Man suchte sich bequeme Plätze, bis auf Oda. Die kauerte sich auf ein Fußkissen und legte das Gesichtchen auf das Seitenende des Instruments. Die langen Zöpfe berührten den Boden, in den Augen spiegelte sich der Schein der Kerzen, genauso wie in den Ortruns, die das aufgestellte Notenbuch zuklappte und dann leise zu präludieren begann. Allmählich

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