Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Seite stehen. Im großen und ganzen sind sie gar nicht so, die Leutchen. Sie wollen sich nur nicht unter den Willen des ›Despoten‹, wie Ilona ihren Schwiegervater zu bezeichnen beliebt, zwingen lassen und mucken auf, sofern er etwas über ihren Kopf hinweg bestimmt. Aber dann haut er mit der Faust auf den Tisch und sagt: ›Ich bin der Herr im Haus!‹ – und schon ducken sich alle wieder, weil sie viel zu feige sind, um seinem Zorn standzuhalten. Was willst du überhaupt, du dummes Ding? Geht es dir hier nicht gut?«

      »Das schon – aber ich möchte kein Gnadenbrot essen.«

      »Gnadenbrot – wenn ich das schon höre! Das ist doch eine abgedroschene Phrase. Du wirst schon hier kein Gnadenbrot essen, sondern dir dein Brot regelrecht verdienen, indem du im Betrieb deines Vormundes arbeitest. Und daß Angestellte im Hause des Chefs wohnen und auch dort verpflegt werden, der Fall ist doch gar nicht mal so selten.«

      »Meinst du, Tante Philchen, daß mein Vormund damit einverstanden sein wird, wenn ich Kost und Logis hier bezahle?«

      »Das wird er bestimmt sein. Denn er pflegt den berechtigten Stolz eines Menschen stets anzuerkennen.«

      »Hoffentlich verdiene ich so viel, um diese Unterkunft überhaupt bezahlen zu können«, wurde Silje nun wieder zaghaft. »Denn ich gab ja schon für

      das Zimmer bei der Pfefferkorn fünfundzwanzig Mark im Monat. Und das war an diesem hier gemessen einfach eine Hundebude. Und die Verpflegung in diesem feudalen Haus wird bestimmt erstklassig sein.«

      »Deine Sorgen möcht ich haben!« bemerkte Philchen trocken. »Mein liebes Kind, zerbrich dir dein törichtes Köpfchen nicht. Zieh dich lieber an und komm. Mich hungert nämlich ganz beträchtlich.«

      Wenig später verließen sie das Haus, wobei es erst eine kleine Unterbrechung gab. Als sie nämlich aus der Portaltür treten wollte, gedachte Eike Hadebrecht der Juniorchef der stolzen Hadebrechtwerke, dasselbe zu tun. Höflich zog er den Hut und fragte erstaunt:

      »Wo willst du denn hin, Tante Philchen? In zehn Minuten ist bereits Mittag.«

      »Eben, mein Sohn, daher wollen wir auch unseren Hunger stillen. Aber nicht im trauten Kreise der Familie, sondern außerhalb, damit uns nicht womöglich der Bissen im Hals stecken bleibt. Denn dieses arme Kind hier hat ja noch nicht das Geld, um die Bissen an eurem feudalen Tisch bezahlen zu können. Das bestelle hauptsächlich deiner Schwester Thea.«

      Sprach’s, nahm Silje unter den Arm und ließ den Verdutzten stehen, der dann auch Auskunft geben konnte, als der Hausherr bei Tisch fragte, wo denn seine Schwester und sein Mündel blieben. Eike wiederholte wörtlich, was Philchen gesagt hatte, und da lachte der Hüne grimmig auf.

      »Das habe ich kommen sehen!«

      Es wurde für alle ein recht ungemütliches Mahl, während sich das von Philchen und Silje urgemütlich gestaltete. Das Essen war vorzüglich, der Wein nicht minder, den die Tante bestellte. Schmunzelnd nahm sie wahr, wie die Wangen ihrer Schutzbefohlenen nach dem dritten Glas glühten, wie die Augen glänzten. Mit dem Herzchen zugleich floß auch der Mund über, und als Philchen mit ihrer leichtbedudelten Begleiterin das Lokal verließ, wußte sie genau Bescheid über das neunzehnjährige Leben der Silje Berledes.

      Jetzt lag diese wieder im weichen Pfuhl und schlief tief und fest über alle Kümmernisse hinweg.

      Philchen ließ das junge Menschenkind, dem ihre Liebe und Sorgfalt gehörte, ruhig schlafen, als der Gong zum Abendessen rief.

      »Du kommst allein?« fragte der Bruder kurz. »Wo ist Silje?«

      »Sie schläft. Und der Schlaf ist ihr dienlicher als Speise und Trank.« –

      Als man nach dem Essen, das wieder ungemütlich verlief, im Wohnzimmer saß, sprach Philchen über das, was ihren Schützling bedrückte.

      Aufmerksam hörten der Bruder und die anderen zu, und der Hausherr sagte dann zufrieden:

      »Genauso habe ich die Kleine eingeschätzt. Es freut mich wirklich, daß sie sich nichts schenken lassen will, das zeugt nämlich von Charakter. Nun, ihrem Stolz kann Genüge getan werden, sie soll Kost und Logis redlich bezahlen. Was dann von ihrem Gehalt übrigbleibt, ist gewiß nicht viel. Aber bei der Sparsamkeit, die sie ja schon bewiesen hat, wird sie auskommen. Was meinst du, Philchen, ob sie am ersten Dezember, also in vier Tagen, kräftig genug ist, um ihren Dienst versehen zu können?«

      »Das glaube ich schon. Was ihr vielleicht an Kraft fehlt, wird der feste Wille ausgleichen.«

      *

      »Hier, Fräulein Luischen, bringe ich Ihnen Ihren Famulus«, schob Philipp Hadebrecht die errötende Silje seiner Sekretärin zu, die er seit zwanzig Jahren als tüchtige Mitarbeiterin achtete und schätzte. »Nehmen Sie ihn nur tüchtig heran, und betrachten Sie ihn nicht womöglich als Protektionskind!«

      »Sollte mir einfallen!« lachte die vierzigjährige Dicke, der die Gemütlichkeit sozusagen aus allen Nähten lugte. »So was gibt’s bei mir nicht. Sinekure ist und bleibt für mich ein Fremdwort.«

      Lachend verschwand der Seniorchef im Nebenzimmer, und Silje sah ihm so ängstlich nach wie ein Kind, das von der Mutter in einer fremden Umgebung allein gelassen worden ist.

      Das rundliche Fräuleinchen Luischen mit dem gutmütigen Vollmondgesicht bemerkte es und lachte.

      »Nun, nun, Kindchen, man nicht so furchtsam! Ihnen geschieht hier nichts. Ich weiß ja, wie Sie unserem verehrten Senior als Vermächtnis des ältesten, tiefbetrauerten Sohnes ans Herz gewachsen sind – aber geschenkt soll Ihnen dennoch nichts werden.«

      Da lachte Silje ihr betörendes, goldiges Lachen, das sich dem Luischen sofort in das gute Herz stahl.

      »Das will ich ja auch gar nicht. Wie darf ich Sie nennen?«

      »Fräulein Luischen«, kam es schlicht zurück. »Das ist nämlich hier mein Ehrentitel. Und nun erzählen Sie mir mal, Kindchen, was Sie alles können.«

      »Das ist gewiß nicht viel«, bekannte Silje kläglich. »Zwei Jahre Handelsschule, ein halbes Jahr Praxis, drei Monate Arbeitslosigkeit – aus.«

      »Warum Arbeitslosigkeit?«

      »Weil der Juniorchef und Abteilungsleiter frech wurde.«

      »Wunderbar erklärt!« lachte Luischen gemütlich. »Hat’s geknallt?«

      »Und ob!«

      »Hach, das freut mich. Mir erging es nämlich einmal ebenso – denn auch ich war einmal jung und schön.«

      »Fräulein Luischen, ich glaube, ich habe doch noch ein bißchen Glück«, seufzte Silje, worauf die blauen, in Fett gepolsterten Äuglein sie verständnislos ansahen.

      »Wieso das?«

      »Weil ich Sie als direkte Vorgesetzte bekommen habe.«

      »Ach so – na ja, das ist allerdings immer Glückssache. Und nun wollen wir arbeiten.«

      Dazu war Silje gern bereit. Es waren in der ersten Zeit nur leichte Sachen, die sie zugeteilt bekam und die sie spielend erledigte.

      Und als der Senior sich bei Fräulein Luischen erkundigte, wie die Helferin sich mache, lachte die Sekretärin über das ganze

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