Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren страница 54

Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

Скачать книгу

hatten einander einen guten Tag gewünscht. Jetzt saß der Mann unter der Todesschlinge.

      Dave konnte das alles nicht verstehen.

      Wie im Traum hob er das Gewehr seines Vaters an.

      Niemand sah herüber. Die Yankees hielten Waffen in den Händen, aber sie kehrten Dave den Rücken. Rauch wallte von den Feldern herüber und wehte am Mietstall vorbei. In der Stadt brachen die brennenden Häuser zusammen, und Funken wirbelten über die Straße. Deutlich sah Dave den Captain und den Sergeant. Der Captain stand gleich neben dem Strick und sagte irgendetwas zum Gefangenen. Der gefesselte Mann schüttelte den Kopf und presste den Mund ganz hart zusammen. Tapfer saß er auf dem Pferd. Die Schlinge lag um den Hals. Noch hing der Strick locker durch.

      Schwer ruhte das Gewehr in Daves nassen Händen. Der Lauf ragte über den Platz hinweg, auf dem sein Vater den Tod gefunden hatte.

      Immer wieder zogen Rauchschwaden über die Yankees hinweg. Die beiden Männer, die etwas abseits gefesselt auf den Pferden saßen, waren so bleich wie der Tod. Sie klagten nicht.

      Dave wusste nicht, dass er Schicksal sein würde. Er würde diese beiden Männer retten, aber er ahnte es nicht. Er wollte den Mann mit dem Strick um den Hals retten.

      Oft hatte Dave am Rande der Stadt mit dem Gewehr auf kleine Ziele geschossen. Sein Vater hatte nie etwas dagegen gehabt. Dave konnte sicher schießen, und er traute sich auch jetzt zu, den Strick mit einem einzigen Schuss zu durchtrennen.

      Auf einmal war er ganz ruhig. Die Hände zitterten nicht mehr. Er war allein und würde wohl immer allein bleiben. Das Pferd stand hinterm Haus bereit. Die Dämmerung kam immer näher. Schon sank die Sonne hinter den Hügeln, und auf der Straße herrschte seltsam fahles Licht.

      Da hob der Captain die Hand.

      Hinter dem Pferd stand ein Soldat mit einem schweren Waffengurt in beiden Händen. Damit sollte er auf das Pferd losschlagen, damit es vorwärtssprang. Dann würde der Gefangene vom Pferd rutschen und an der Schlinge hängen Schieß, schrie es in Dave. Rette ihn! Schieß auf den Strick! Du triffst den Strick bestimmt!

      Seine Augen flackerten heftig. Sekundenlang konnte er nichts sehen. Er kniff sie schnell zusammen – dann war alles wieder erschreckend klar zu erkennen.

      Und dann schoss Dave.

      Laut peitschte der Schuss über die Straße. Das Pferd machte einen wilden Sprung. Der Strick straffte sich. Die Soldaten wirbelten herum.

      Du hast vorbeigeschossen, dachte Dave erschrocken und schnellte ins Haus, sah zurück. Die Menge der Yankees klaffte auseinander. Eine breite Gasse tat sich auf. Der Mann hing am Strick. Am Boden, fast unter dem Erhängten, lag der Captain, von der Kugel tödlich getroffen.

      Dave warf das Gewehr weg, als wäre es plötzlich ein glühendes Eisen.

      Er hatte doch ganz ruhig auf den Strick gezielt und geschossen! Aber die Kugel hatte den Captain getroffen!

      Dave hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Unter den Hufen der Pferde hatte sich der Lauf ein wenig nur verbogen. Es war eigentlich ein Wunder, dass Dave mit diesem Gewehr überhaupt noch hatte schießen können. Die Kugel hatte ein Ziel gefunden, auf das Dave niemals geschossen hatte.

      Ein Bleihagel kam herüber und prasselte gegen das Haus. Kugeln fauchten durch die offene Tür und schlugen in den Wohnraum hinein. Dave rannte nach hinten, warf sich aufs Pferd und jagte hinterm Haus entlang. Er ritt im Schutz der Häuser, kam an einem brennenden Haus vorbei, jagte davon.

      Angst peitschte ihn in die Nacht hinaus.

      Er sah und hörte nichts mehr.

      Yankees hetzten zu den Pferden und wollten Dave folgen. Der Sergeant rief sie zurück. Schon kniete er neben dem Captain.

      »Ich werde ihn erwischen, Captain!«, keuchte er. »Der Bastard entkommt mir nicht!«

      Noch war Leben im Captain. Er sah hoch und in das raue Gesicht des Sergeant. Mühsam flüsterte er:

      »Verständige – meinen Bruder, Sergeant. Er ist auch – Captain. Ihr werdet ihn – schon finden. Sagt ihm, dass ich …«

      Über ihnen knarrte der Strick am hervorspringenden Dachbalken. Langsam stand der Sergeant auf, sah die Soldaten an und schüttelte den Kopf.

      »Der Captain ist tot.«

      Vielleicht hatten sie ihren Captain verehrt. Sie standen reglos und sagten nichts.

      Düster blickte der Sergeant hoch und betrachtete den Mann am Strick, blickte dann zu den beiden Männern hin, die auf den Pferden hockten und mit dem Schlimmsten rechneten, holte tief Atem und sagte dumpf:

      »Holt sie von den Gäulen. Wir haben diese Stadt erledigt. Ich will den verdammten Kerl erwischen. Soldat Heath, Cassidy und Klondike – ihr kommt mit mir. Corporal, Sie übernehmen das Kommando. Sie reiten mit den Männern weiter nach Süden. Zehn Meilen von hier ist die nächste Stadt. Dort werden wir uns treffen. Noch eine Frage?«

      Niemand fragte.

      Mit wuchtigen Schritten stapfte der Sergeant zu seinem Pferd und saß auf. Heath, Klondike und Cassidy folgten ihm.

      Cassidy war es gewesen, der Dave hinter sich her gezerrt hatte.

      Im Galopp jagten sie in die Nacht hinein.

      Am nächsten Morgen kapitulierte der Süden, ging der Krieg offiziell zu Ende.

      Befreite Farbige zogen in riesigen Scharen durch die Südstaaten. Der Süden entließ seine Soldaten. Der Norden brauchte seine Millionen Soldaten nicht mehr. Hunger und Elend breiteten sich im ganzen Süden aus und bis nach Norden. Auf den verbrannten Feldern gab es keine Ernte. Ausgebrannte Wagenwracks säumten die Wege von Norden nach Süden. Nordstaatler übernahmen die wichtigsten Posten im besetzten Süden. Darunter waren auch Farbige. Präsident Lincoln wollte Frieden und Versöhnung, doch im Süden wurde der Hass geboren. Der Krieg war vorbei, doch nicht der Hass, der zu immer schlimmeren Kämpfen führte.

      Ein Mann, fast noch ein Jüngling, namens Dave Long, wusste davon nichts. Er wurde zum Spielball eines launischen Schicksals und in die wilden Strudel des blinden Hasses hineingetrieben. Er war ein Sohn des Südens, und ein Yankee hatte gesagt:

      »Geh doch vor die Hunde!«

      Diese Zeit kannte keine Menschlichkeit. Vor die Hunde gehen sollte alles. Vor die Hunde.

      *

      Dave ritt nach Südwesten.

      Hell leuchteten die Sterne über dem weiten Texas und tauchten Hügel, Täler und Senken in bleiches Licht.

      Wenn Dave verhielt, wenn das Pferd keuchend unter ihm stampfte und er zurücksah, hörte er den Wind über die Hügel kommen, sah er fernab das Feuer in der Stadt.

      Und bald erkannte er die vier dunklen Staubwirbel hinter sich – die Verfolger.

      Zäh und unerbittlich blieben sie auf seiner Spur. Er hatte keine Möglichkeit, die Spur zu verwischen. Zu weich war der Boden des Graslandes. Und er durfte es nicht zum Kampf kommen lassen, denn er hatte keine einzige Waffe bei sich.

      Im Morgengrauen stieß

Скачать книгу