Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

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      Langsam kam Dave herangeritten.

      Er sah den versandeten Platz vor dem Haus und die offen stehende Tür. Eine zweite Tür, mit feinstem Draht bespannt, sollte die lästigen Fliegen aufhalten. Was hinter dieser Tür war, konnte Dave nicht erkennen. Aber dieses einsame Haus stand ja im Süden. Hier konnte er vielleicht Hilfe erwarten.

      Als er das Pferd hinter das Haus lenkte, sah er ein Sattelpferd dicht am Brunnen im Schatten stehen. Im Scabbard steckte kein Gewehr.

      Dave war nie Cowboy gewesen, aber er konnte erkennen, dass das fremde Pferd viele Meilen gelaufen und hier hinterm Haus abgerieben worden war.

      Der Fremde musste im Haus sein.

      Viel Zeit hatte Dave nicht, um nachzudenken. Die Verfolger mussten schon bald ins Tal kommen.

      Langsam stieg er ab, fasste unwillkürlich dorthin, wo er sonst einen Colt getragen hatte, hob die Schultern an und ließ sein Pferd stehen. Mit tastenden Schritten ging er am Haus entlang zum Hof, verharrte an der Hausecke, roch das trockene Holz und den Staub im Tal und verengte die Augen. Forschend starrte er ins Tal hinaus, doch die Verfolger waren noch nicht zu sehen.

      Was ihn auch immer im Haus erwarten mochte, er wollte hinein und die Menschen, die hier hausten, um Hilfe bitten.

      Ein wenig geduckt, die Hände zu Fäusten geballt, näherte er sich der Fliegendrahttür, berührte schwach die offen stehende Holztür und horchte angestrengt.

      Kein Laut kam aus dem Haus. Totenstille nistete hinter der Tür. Dave aber spürte, dass jemand hinter der Tür war, dass man ihn beobachtete.

      Vielleicht war es eine Falle, aus der es kein Entrinnen gab. Doch Dave war entschlossen, hineinzugehen.

      Er streckte die linke Hand aus und berührte die Tür, drückte sie in den Raum hinein und schob sich über die Schwelle des Hauses. Er hielt die Tür fest und blickte suchend umher, im Haus war es halbdunkel. Dave konnte nichts erkennen. Er ließ die Tür los, und sie schlug knarrend hinter ihm auf und zu.

      »Komm schon rein«, sagte jemand mit rauer, spröder Stimme. »Ich beiße nicht.«

      Dave atmete schnell ein und versuchte den Mann im Halbdunkel zu erkennen. Er tappte wie geblendet in den Raum hinein und blieb stehen. Langsam konnte er nun alles wahrnehmen. Er sah braune hässliche Wände, einen Tresen aus Kistenholz, ein paar grobgezimmerte Tische, Hocker und ein paar verstaubte Flaschen auf den Tischen, die seit einer Ewigkeit nicht mehr berührt worden waren. Er erkannte Sandwehen auf dem Boden, die Stiefeleindrücke im Sand – er folgte jener Spur mit den Augen und sah einen Mann.

      Dieser erschreckte ihn.

      Trotzdem gehörte die Begegnung mit diesem Fremden zu Daves größten Erlebnissen, die er niemals vergessen würde.

      Sonnenschein stach herein. Die Fliegendrahttür filterte das grelle Licht. Es erreichte kaum die verstaubten alten Stiefel des Mannes. Der Fremde saß auf einem Stuhl, hatte die Beine weit von sich gestreckt. Die schweren Chaps baumelten träge von den langen Beinen. Blankgeriebenes Leder schimmerte hervor. Tief hing das Halfter mit dem schweren Colt. Ein raues, mürbe gewordenes Hemd bedeckte den hageren Oberkörper, eine ausgebeulte Lederjacke hing über seine Schultern. Sehnige Hände lagen ruhig auf den Oberschenkeln. Die rechte Hand hielt eine Flasche Whisky.

      Wie gebannt sah Dave in das Gesicht des Fremden. Es war ein hartes, faltiges Gesicht, in dem die schiefergrauen Augen wie blanke Steine schimmerten. Der Hauch der Wildnis umwehte den Mann. Kalt strömte es zu Dave herüber. Er fühlte sich wie festgenagelt. Der Blick dieser grauen Augen bannte ihn.

      »Bedien dich, Hombre«, sagte der Fremde kühl. »Ein paar Flaschen sind noch voll.«

      Dave schluckte trocken und schüttelte kaum merklich den Kopf.

      »Ich will keinen Whisky trinken.«

      »Ach was«, knurrte der Fremde und bewegte die Flasche, dass der Whisky gluckste, »auch wohl so ein Muttersöhnchen, wie? Geh auf die Weide und trink Milch, warum kommst du überhaupt hierher, Bursche? Hast dich wohl verlaufen, was?

      »Sie sind hinter mir her«, flüsterte Dave heiser.

      Der Fremde neigte den kantigen Kopf zur Seite und schielte ihn durchdringend an.

      »Wie heißt du?«

      »Dave Lang.«

      »Ich bin McGill.« Der Fremde sprach fast verächtlich. »McGill, der Dummkopf, der an Frieden und Liebe und so geglaubt hat. Der genau gewusst hat, wie verflucht schlimm der Krieg ist – und der doch nichts dagegen getan hat. Aber was rede ich. Wer ist hinter dir her, Hombre?«

      »Yankees«, sagte Dave leise.

      Der Fremde verzog das faltige Gesicht.

      »Vielleicht bin ich auch ein Yankee, Hombre. Ich könnte dich hier festhalten, bis sie hier wären.«

      »Ja, ich weiß.«

      »Du weißt gar nichts, du Narr!« Mit wilder Bewegung schleuderte der Fremde die Flasche gegen die Wand, mit einem Knall zersprang sie. McGill zog die Beine an und erhob sich. Groß und hager stand er vor Dave und starrte ihn an. »Warum wollen sie dich erledigen?«

      Dave sagte es.

      McGill starrte dabei zu Boden. Nicht ein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Er schien Dave vergessen zu haben, ihn, das Tal, die Yankees und die ganze Welt.

      »Das ist ja nicht gerade schön«, meinte er dann lakonisch und wandte sich dem Tresen zu, ging dahinter und nahm sich eine volle Flasche, biss in den Korken und spie ihn aus. »Den Captain hast du dabei erwischt. Ja, sie werden dich hetzen, Hombre – so lange, bis du tot vor ihren Stiefeln liegst. Sie sind wie Bluthunde, die Blut gerochen haben. Aber glaube nur nicht, dass die Südstaatler besser wären. Das sind genauso fanatische und verrückte Leute. Die würden gar nicht anders handeln. Der Krieg hat sie alle versaut. Diese Kerle können an nichts anderes mehr denken – nur an Hass und Kampf, Abschießen und Umbringen.«

      Dave spürte einen kalten Schauer. Der Fremde sprach so ruhig über diese schrecklichen Dinge, als ginge ihn das alles gar nichts an, als stände er weit abseits und wäre nur stiller Beobachter eines grauenhaften Geschehens.

      »Was tun Sie hier?«, fragte Dave unwillkürlich.

      »Ich?« McGill lächelte zum ersten Mal. »Ich warte, ruhe mich aus und trinke. Frag nicht, warum. Yeah, ich glaube dir. Dann werden die Yankees wohl bald hier auftauchen, wie?«

      »Ja.«

      »Na, fein.« McGills Lächeln gefror. Er wandte sich ab und ging hinterm Tresen entlang. »Dieser Sauladen war mal eine Pferdewechselstation. Ein Stück hinterm Haus liegt ein Grab. Und in ihm der Mann, dem das hier einmal gehört hatte.« Er ging zum Fenster und wischte die Spinnweben und den Staub vom Glas, sah hinaus und murmelte: »Trostlose Gegend. Die Grenze ist nicht weit. Vielleicht warte ich hier vergebens, aber ich habe Zeit. Weißt du, wie der Captain hieß, den du erschossen hast?«

      »Nein.« Dave lief plötzlich zur Tür und blickte ins Tal, doch die Verfolger kamen noch nicht.

      »Nur immer ruhig bleiben, Hombre«, sagte McGill. »Deine Spur führt zu diesem Haus. Du gehst jetzt hinaus und reitest

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