Time of Lust | Band 4 | Geliebter Schmerz | Roman. Megan Parker
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Ich kreischte wie von Sinnen ... Wir flogen viele Meter, dann die Landung, der Aufschlag, und sofort tauchte er wieder ab. Keuchend und zitternd saß ich neben Santiago und zum ersten Mal wagte ich nun doch einen Blick zur Seite, um in sein Gesicht zu sehen. Er sah konzentriert nach vorn, aber nebenbei grinste er unverhohlen. Und schon wieder flogen wir durch die Luft. Der Aufprall traf mich mit voller Wucht. Ich schrie und krümmte mich zusammen, konnte mir kaum vorstellen, dass sein Platz besser gefedert war als meiner, aber Santiago schienen die Schläge kaum etwas auszumachen. Wieder lächelte er. Ängstlich verspreizte ich mich auf meinem Sitz. Und er tat es immer wieder. Ein kurzer Flug in das gleißende Sonnenlicht, danach der Aufprall und das erneute Abtauchen. Unter Wasser zogen wir schnittige Kurven, und als ich schließlich kreidebleich, zitternd und durchgeschüttelt neben ihm saß, stellte er endlich die Luftsprünge ein.
Santiago nahm eine Hand vom Steuer und streichelte über meinen nackten Oberschenkel. Ich fragte mich, ob er spüren konnte, dass ich schwitzte. Aber von da an glitten wir nur noch gleichmäßig dahin. Die Unterwasserwelt zog an uns vorüber und langsam kam ich wieder zu Atem. Es war eindrucksvoll, als wir an einem Korallenriff vorbeisegelten. Santiago drosselte die Geschwindigkeit und drückte selbstbewusst meinen nackten Oberschenkel. Doch wir waren zu schnell, um einzelne Fische beobachten zu können, bloß die Farbenpracht insgesamt blieb mir in Erinnerung.
Langsam wechselte das Riff seine Beschaffenheit, es wurde felsig und wir tauchten tiefer – geradewegs auf eine finstere Schlucht zu ... Santiago machte die Scheinwerfer an, der Fels wurde sparsam ausgeleuchtet und Sharky schlüpfte durch eine Enge in eine Art natürlich gewachsenen Tunnel!
»Oh mein Gott!«, stöhnte ich. »Warst du schon mal hier?«
Santiago nickte unmerklich.
Die steilen Wände und vor allem die massive Felsdecke über uns erschienen mir beängstigend. Die Wege waren kaum breit genug für Sharky und vermutlich hätte man hier auch nicht wenden können. Gab es einen Ausgang auf der anderen Seite? Was, wenn uns der Sauerstoff ausging? Wie sollten wir von hier aus jemals wieder die Oberfläche erreichen? Schleichend langsam fuhren wir die letzten paar Meter, dann plötzlich endete der Tunnel an einer breiteren Stelle. Santiago nahm die Hand von meinem Knie, betätigte einen roten Knopf und wir gewannen an Höhe ... die Scheinwerfer hoben sich aus dem Wasser ... Sharky tauchte auf ... und wir befanden uns im Lufteinschluss einer kugelförmigen Höhle! Egal in welche Richtung ich blickte, ringsum ragten steile Felswände aus dem Wasser empor, die sich in einem Deckengewölbe trafen, bloß an einer Seite gab es ein paar monströse Felsbrocken und möglicherweise ein winziges Stück Land.
»Was machen wir hier?«, flüsterte ich.
»Wir steigen aus!«, entgegnete Santiago.
Er löste unsere Gurte und öffnete das Glasdach. Ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Vorhaben gut finden sollte. Santiago stieg als erster über die seitlich niedrige Karosserie. Wir waren offenbar ein Stück ins Seichte getrieben, denn das Wasser reichte ihm bloß bis zu den Oberschenkeln.
»Gibt es hier Schlangen?«, fragte ich ängstlich.
»Nein.« Er half mir aus dem Boot und schon hatte ich meine Beine im Wasser. Barfuß watete ich hinter Santiago her. Die Luft war kühl und es roch modrig. Zum Glück gab es hier keine Fledermäuse, soweit ich das beurteilen konnte. Sharkys Front- und Seiten-Scheinwerfer leuchteten die Höhle ganz gut aus. Und während sich das Wasser noch leicht bewegte, warf es unzählige Lichtreflexe in die Steinwände. Ich fühlte mich wie im Inneren einer Discokugel.
Nach ein paar Schritten auf glitschigem Untergrund erreichten wir über eine Stufe das Ufer und plötzlich hatte ich feinen hellen Kies unter meinen Füßen. Offenbar hatte sich jemand die Mühe gemacht, Kies hierher zu bringen und neben den hinkelsteinartigen Felsbrocken eine kleine Fläche damit zu ebnen. Ich musste schmunzeln ... Jetzt war es doch irgendwie romantisch. Allein mit Santiago, auf diesem winzigen Stück Land. In einer Höhle. Einsamer ging ja gar nicht mehr! Ein Hauch von Begeisterung überkam mich.
Santiago hingegen zeigte kaum eine Gefühlsregung. Er berührte mich kurz an der Taille, danach im Gesicht. »Gefällt es dir hier?«, fragte er.
Ich nickte glücklich.
Santiago erwiderte mein Nicken mit einem sanften Lächeln. »Zieh dich aus ...«, hauchte er verführerisch.
Er hielt seine Hand auf, und ich öffnete zuerst das Oberteil meines Bikinis, entließ meine bloßen Brüste in die Freiheit, dann bückte ich mich, streifte das Höschen über meine Beine nach unten und stieg heraus. Sorgfältig legte ich beide Teile zusammen und gab sie Santiago in die Hand.
Seine Augen funkelten undefinierbar. Er küsste mich auf die Stirn und befahl leise: »Warte hier ...« Daraufhin ging er zurück zum Wasser und ich dachte, er wollte unsere Kleidung ins Boot bringen und vielleicht eine Decke holen, um sie für uns auf diesem kleinen Kiesstrand auszubreiten. Doch als er Sharky erreicht hatte, stieg er ein! Ich konnte es nicht glauben und gegen das Scheinwerferlicht auch nur schlecht erkennen, aber er setzte sich tatsächlich ans Steuer und das Glasdach schloss sich über ihm! Dann hörte ich den Motor starten, Sharky trieb ein paar Meter rückwärts und tauchte ab! Nur in einem kurzen Augenblick, als sich die Scheinwerfer bereits unter Wasser befanden, während die Kabine noch hell erleuchtet war, konnte ich durch die Scheibe Santiagos Gesicht erkennen ... Ich konnte sehen, dass er mich eiskalt anstarrte und unverschämt grinste.
Das durfte doch nicht wahr sein! Wollte er mich etwa hier zurücklassen? Fassungslos beobachtete ich, wie der Black Shark unter Wasser wendete und sich langsam entfernte. Luftblasen stiegen an die Oberfläche und zerplatzten. Die Lichter wurden immer schwächer. Schließlich waren sie ganz verschwunden und ich blieb allein in der dunklen Höhle zurück.
Wie angewurzelt stand ich auf dem kleinen Fleckchen Kies. Nicht mal meine eigene Hand sah ich vor Augen, ich war nackt und wagte keinen einzigen Schritt, in welche Richtung auch immer. Gutgläubig vertraute ich darauf, dass Santiago umkehren würde. Jede andere Möglichkeit verbannte ich aus meinem Bewusstsein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mich tatsächlich hier aussetzen wollte. Er hatte bestimmt geplant, mir nur einen Schrecken einzujagen und würde gleich wiederkommen. Minutenlang stand ich regungslos, in völliger Dunkelheit, und weigerte mich, aufzugeben. Ich wollte mich nicht bewegen, mich nicht niedersetzen oder über irgendetwas nachdenken. Santiago würde zurückkommen!
Eine gefühlte halbe Stunde später zerbrach plötzlich all meine Hoffnung. Für wie lange wollte er mich noch hier aussetzen?! Etwa für immer?! War er noch ganz bei Trost? Ich liebte ihn. Und ich hatte alles für ihn gegeben ... Ich hatte mich für ihn eingesetzt – erst gestern, in New York, als es darum ging, David zurückzuholen! Ich hatte seine Ehre verteidigt ... seine Reue beschworen ... seine Unschuld bezeugt. Ich hätte alles für ihn getan! Sollte das nun der Dank dafür sein?
Tief erschüttert wandte ich mich vom Wasser ab. Jetzt bereute ich, dass ich so lange den schwindenden Lichtern hinterhergestarrt hatte.