(K)ein Rockstar zum Küssen. Jennifer Schreiner

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(K)ein Rockstar zum Küssen - Jennifer Schreiner Zum Küssen

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löste seinen Blick von Jacob und prostete mit seinem Bierkrug quer durch den Raum und in Richtung eines einladenden Ecksofas. Dort hatten seine drei Begleiterinnen Platz genommen und prosteten ihm bereitwillig zurück. Sie lachten gut gelaunt und so, als habe er gerade einen wirklich guten Witz gerissen, obwohl sie ihn aus dieser Entfernung gar nicht hören konnten. Ob er seine Beleidigung vorher angekündigt hatte? Ich blinzelte und versuchte einen Sinn zwischen ihm, den Groupies und seinen Worten zu finden, aber es gab keinen.

      Zu meiner endgültigen Verwirrung strich Alex immer noch mit seiner Hand über meine, sanft und irgendwie zärtlich. Seine Worte und seine Handlung ergaben doch überhaupt keinen Sinn! Vor allem, weil er Letzteres so beiläufig tat, als habe er jedes Recht dazu und als bräuchte er diesen Körperkontakt.

      »Ich habe den ganzen Abend darüber nachgedacht, verstehe es aber einfach nicht.« Abrupt zog er seine Hand fort, als bemerke er erst jetzt, was er mit ihr getan hatte. Ein wenig abfälliger als zuvor meinte er zu Jacob: »Wo es doch hier so viele Freiwillige gibt.«

      Jacob gönnte den drei Frauen ebenfalls ein Zuprosten mit seinem leeren Glas, bevor er es auf die Theke knallte. Dann schenkte er seinem Bandkollegen ein Lächeln mit Kanten. Es enthielt eine unausgesprochene Warnung.

      »Meine Vorlieben gehen dich nichts an«, meinte Jacob und einen Augenblick lang befürchtete ich, er würde Alex einfach umhauen. Doch dann schenkte er mir ein warmes Lächeln. Es war so ehrlich und so hitzig, dass mir ein prickelnder Schauder der Vorfreude den Rücken hinablief. »Außerdem gefällt sie mir unglaublich gut.«

      Alex drehte sich zu mir und musterte mich, als könne er nicht verstehen, was genau dem Freund an mir gefallen könnte und so als wäre ich das hässlichste, schrecklichste Weib, was er je gesehen hatte.

      Genau so war ich in meiner Schulzeit so unglaublich oft gemustert worden, dass allein dieser Blick reichte, um mich wieder so zu fühlen wie damals: ungeliebt, wertlos und wie die abgrundtief schäbige Bohnenstange, als die ich damals täglich bezeichnet worden war. Zeitweise hatte ich es damals sogar geglaubt und auch heute noch hatte ich Augenblicke, in denen ich mir wünschte jemand anderes zu sein, jemand wirklich beherrschtes und wirklich perfektes.

      Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass inzwischen Jahre verstrichen waren, ich mich erst kürzlich innerhalb von wenigen Monaten zum bestbezahlten Escort New Yorks entwickelt hatte und mir Männer reihenweise zu Füßen lagen.

      Allerdings war ich mir sicher, dass man mir meine Gefühle nicht ansehen konnte, da der gelassene Blick und mein ruhiger Gesichtsausdruck zu meiner Standardausstattung gehörten.

      »Wenn du meinst«, meinte Alex schließlich resigniert zu Jacob. Ohne mich zu beachten, wandte er sich einer Frau zu, deren körperliche Vorzüge beinahe ihre Bluse sprengten und die neben uns ihr Getränk bestellt hatte. Offenbar hatte sie nichts von dem unschönen Dialog mitbekommen.

      »Reizend, dein Freund«, meinte ich zu Jacob und verdrehte die Augen.

      »Verzeih ihm, er ist angeschlagen.« Jacob wirkte zerknirscht und nahm meine Hand, als könne er so Alex’ Kommentar ungeschehen machen.

      Doch Alex war noch gar nicht fertig, denn er drehte sich zu Jacob. »Angeschlagen, aber weder blind noch dumm!«

      Mein Begleiter seufzte tief, nutzte dann aber die Gelegenheit, dass die dralle Brünette nicht auf Alex wartete, sondern angesichts des drohenden Ärgers verschwand und wechselte die Taktik. »Es reicht jetzt, Alex!« Er richtete sich auf und schob sich ein wenig zwischen uns. »Ich schlage vor, du hältst dich jetzt zurück!«

      Alex grinste und offenbarte dabei zwei Grübchen auf den Wangen, die ihn fast ungefährlich wirken ließen. Doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht und der Blick, den er mir zuwarf, war kalt. »Wieso? Was sonst? Tut sie mir sonst auch weh?«

      Ich sah, wie Jacob seine Hand ballte und trat rasch einen Schritt vor – auch wenn es der schwerste Schritt meines Lebens war – und legte meine Hand beschwichtigend auf seine. Dann schenkte ich Mister Superschön ein strahlendes Lächeln, das jeder andere Mann sicherlich als Einladung verstanden hätte. Selbst meine Stimmlage schaffte es vor Freundlichkeit zu triefen: »Ja«, stimmte ich ihm zu. »Aber sie lässt den Spaß an der Sache weg.«

      Für Sekunden schien der Sänger wirklich verwirrt genug zu sein, denn etwas an seinem Blick, dem ich scheinbar ungerührt standhielt, änderte sich. Leider fing er sich sehr schnell und ich konnte förmlich sehen, wie sich die Arroganz wieder hinter dem Blau seiner Iriden sammelte. Mit einem Lachen schüttelte er den Kopf, drehte sich um und ging. Es war das böseste und gehässigste Lachen, was ich je gehört hatte und es traf mich bis ins Mark, weil ich es kein bisschen verdient hatte. Gleichzeitig verunsicherte es mich mehr, als ich jemals jemandem gestanden hätte.

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       1 – Wach

      Ich schreckte aus dem Traum, mein Herz schlug wie verrückt und einen Augenblick lang dachte ich, jemand wäre in meinem Schlafzimmer, denn ich hörte ein Geräusch. Dann fiel mir auf, dass es nur das Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren war, das mich nervös machte.

      Trotzdem fluteten verschiedene Emotionen durch mein System, von Wut über Trotz bis hin zu tödlich beleidigt war alles dabei. Doch ich wusste eindeutig, welche Empfindung überwog, denn im Traum waren meine Gefühle ungefiltert und direkt gewesen – von Wut keine Spur. Dafür fühlte ich mich zurückgewiesen und gekränkt.

      Alex’ Worte hatten mich getroffen, als wäre ich immer noch das unscheinbare, dürre Mädchen, das von den Jungs während der gesamten Schulzeit ausgelacht worden war. Die Hochglanzmagazine mochten dünne Modelltypen hofieren, die attraktiven und beliebten Teenager auf meiner HighSchool hatten es ganz sicher nicht getan.

      Ich schüttelte den Kopf, aber nur langsam fielen die Spuren des Traums von mir ab, als wären sie besonders hartnäckige Reminiszenzen von etwas, was versucht hatte, sich tief in mein Ego zu bohren. Ein Vergleich, der vermutlich sogar ziemlich zutreffend war. Aber bald würde ich damit abgeschlossen haben. Mit den ganzen öffentlichen Auftritten und mit der kleinen Promo-Tour, die ich als Jacobs Freundin hinter mich bringen durfte. Dabei war Jacob wirklich süß. Hingebungsvoll und begierig darauf, mir zu gefallen und zu Diensten zu sein. Ganz im Gegensatz zu diesem schrecklichen Alex und … wieso zum Teufel dachte ich schon wieder an diese furchtbare Person mit ihrem furchtbaren Benehmen?

      Entschlossen blendete ich Mister Supersexy aus und konzentrierte mich auf meine Erinnerung an die letzte Session mit dem heißen Drummer. Gerade bei Events, die nicht hinter verschlossenen Türen stattfanden, waren die Mittel der Wahl eher beschränkt und so war ich auf die guten alten Elektrostimulanzien zurückgekommen, für die einige meiner Arbeitskolleginnen eine Schwäche hatten. Jacob von den Vorzügen eines ferngesteuerten Lustgewinnes zu überzeugen war ein Leichtes gewesen. Um genau zu sein, hatte es nicht mehr als eines Befehls bedurft, um seine Hose nach unten und seinen Schwanz nach oben zu bekommen. Beim Umschnallen der Vorrichtung hatte ich mir entsetzlich viel Zeit gelassen. So viel Zeit, dass es fast schon gegen die Regeln des Office-Escorts verstieß. Aber ich mochte Jacob, er war ein Traummann – wenn auch nicht meine Art Traummann.

      Wieder glitten meine Gedanken gefährlich in Richtung des unerreichbaren Alex ab. Anscheinend hatte ich seit meiner Teenagerzeit nicht viel dazugelernt. So jemand war nichts für mich – oder besser: Ich war nichts für so jemanden wie ihn. Das hatte er ja wohl auch klar und deutlich zum Ausdruck gebracht.

      Jacob

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