Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Trotzdem ging sie erst, nachdem das Pferd zu Ende gefressen hatte und der Verband gewechselt war.

      Rob erwartete seine Freundin schon ungeduldig.

      »Was machen wir mit dem geschenkten halben Tag?« wollte das Madel nach der Begrüßung wissen.

      Rob reichte ihr den zweiten Helm und half, den Kinnriemen zu befestigen.

      »Du hast die freie Auswahl«, sagte er. »Zuerst ins Kino und dann zum Italiener, Pizza essen – oder umgekehrt.«

      »Schöne Auswahl«, lachte Conny und stieg auf. »Aber du hast dir schon das richtige ausgedacht. Ich habe großen Hunger. Also erst die Pizza und hinterher ins Kino.«

      *

      Es war schon spät am Abend, als Rob Conny zum Hof zurückbrachte. Zwar stammte das Madel aus St. Johann, und die Eltern wohnten dort, doch für die Zeit ihrer Ausbildung hatte Conny ein Zimmer auf dem Reiterhof, der knapp zehn Kilometer von dem kleinen Bergdorf entfernt war.

      Vor der Einfahrt verabschiedeten sie sich.

      »Du brauchst net warten«, sagte sie nach dem Abschiedskuß. »Ich seh’ noch mal schnell nach Fender, und hier auf dem Hof wird mir schon nichts passieren.«

      Rob winkte ihr noch einmal zu, bevor er seine Maschine startete. Conny stapfte schon über den Hof.

      Merkwürdig, dachte sie kurz, als alles dunkel blieb. Eigentlich hätte ein Bewegungsmelder die große Lampe vor den Pferdeställen einschalten müssen. Die flammte immer auf, sobald jemand im Finstern über den Hof ging.

      Das Madel schenkte dem Umstand allerdings keine volle Aufmerksamkeit. Sie wollte so schnell wie möglich nach dem Hengst sehen. Unruhig wurde sie dann aber doch, als sie den Lichtschalter gleich neben der Stalltür betätigte, das Licht aber nicht anging. Sie blieb einen Moment stehen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Die Pferde in ihren Boxen hatten die Witterung des Madels aufgenommen. Sie schnaubten.

      Und dann geschah es ganz überraschend. Aus dem Dunkel des Stalls sprang eine Gestalt hervor, stürzte sich auf Conny und riß sie zu Boden. Das Madel, vor Schreck wie gelähmt, war unfähig zu schreien. Die Gestalt drückte sie fest an den Boden.

      »Laß die Hände von Rob«, zischte eine Stimme. »Sonst passiert hier wirklich was. Das war jetzt eine Warnung. Das nächste Mal ist der Hengst dran.«

      Die Gestalt ließ sie los, sprang auf und verschwand durch die Stalltür.

      Langsam richtete sich die angehende Pferdewirtin auf. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie sich vorsichtig durch den Stall tastete und den Sicherungskasten suchte. Schließlich fühlten ihre Hände ihn. Auf dem Kasten lag eine Taschenlampe. Conny schaltete sie ein und sah, daß die Sicherungen für den Stall und die Hofbeleuchtung ausgeschaltet waren. Sie legte die beiden Schalter um, und schlagartig wurde es hell.

      Das Madel rannte zu Fenders Box. Es atmete erleichtert auf, als es sah, daß der Hengst wohlauf war. Das Madel legte seinen Kopf an den Hals des Tieres und streichelte ihm sanft über den Rücken.

      »Gott sei Dank«, flüsterte sie.

      So blieb sie eine ganze Weile stehen, bis sie sich endlich losriß und schlafen ging. Um fünf würde schon wieder der Wecker klingeln. Da blieben nur noch ein paar Stunden Schlaf.

      Der aber wollte sich gar nicht einstellen. Ruhelos wälzte sich das Madel in seinem Bett. Immer wieder hörte sie die Warnung, die die Unbekannte – es konnte sich nur um eine Frau handeln – ihr ins Ohr gezischt hatte.

      »Laß die Hände von Rob!«

      *

      Es war noch früh am Samstag morgen, als Pfarrer Trenker zu einer Bergwanderung aufbrach. Diese Morgenstunden waren ihm die liebsten. Ganz alleine wanderte er die Pfade hinauf und labte sich an der Schönheit der Gebirgswelt. Wie altvertraute Freunde grüßten die Zwillingsgipfel, der Himmelsspitz und die Wintermaid, und von der Hohen Riest, einer breiten Felsformation, die über dem Höllenbruch lag, hatte er einen herrlichen Rundblick auf das Tal und das Dorf.

      Dort oben machte er eine erste Rast, bevor er weiterging. Ein Besuch auf der Korber-Alm war schon lange mal wieder fällig. Zum einen freute sich die Sennerfamilie, wenn der Seelsorger sie besuchte, zum anderen freute Sebastian sich auf die leckere Mittagsmahlzeit, die es auf der Hütte gab.

      Heute war es ein Schwammerl-Ragout mit Semmelknödeln. Die Pilze dazu hatten der Senner und seine Frau selbst gesucht. Die Portion war so reichlich bemessen, daß Sebastian seinen restlichen Proviant, der für den Rückweg gedacht war, wahrscheinlich gar nicht mehr essen konnte.

      Ausgeruht und gesättigt machte er sich gegen Nachmittag an den Abstieg. Noch eine Rast wollte er einlegen. Bevor er den Höllenbruch, ein unwegsames Waldgebiet, durchquerte, würde er auf eine Hütte stoßen. Dort legte er immer eine Pause ein.

      Nicht, daß er sie gebraucht hätte. Sebastian Trenker war sportlich durchtrainiert und kam nicht so schnell aus der Puste. Wer es nicht wußte, hätte in diesem agilen Wandersmann kaum den Geistlichen vermutet. Eher schon einen überdurchschnittlichen Sportler. Allerdings hatte man ihn auch schon für einen Schauspieler gehalten, was Pfarrer Trenker mit einem Lächeln quittierte. Die Menschen waren immer wieder verblüfft, wenn sie feststellten, daß er einen Beruf hatte, dem sie ihm überhaupt nicht zuordneten.

      Sebastian schaute zum Himmel, an dem sich ein paar graue Wolken zusammenschoben. Wenn er sich beeilte, erreichte er die Hütte gerade noch, bevor der Regen einsetzte. Gerade als er die Tür aufstieß, platschten die ersten Tropfen herunter.

      Pfarrer Trenker schloß die Tür hinter sich und sah erstaunt, daß er nicht der einzige Wanderer war, der in der Hütte Schutz gesucht hatte. An dem groben Holztisch saß ein kleines, ziemlich schmutziges Madel und schaute den Mann mit großen Augen an.

      »Ja, grüß dich«, sagte Sebastian freundlich. »Wer bist du denn?«

      »Ich heiße Nikki«, antwortete die Kleine. »Und wie heißt du?«

      »Ich bin der Sebastian«, antwortete der Geistliche. »Hast auch Schutz vor dem Regen gesucht, was?«

      Sie nickte. Sebastian schnallte seinen Rucksack ab und stellte ihn auf den Tisch. Ihm fiel auf, daß die Kleine gar keine Jacke anhatte.

      »Sag’ mal, frierst du gar net?« fragte er. »So warm ist es doch gar net hier oben.«

      Überhaupt kam die Sache merkwürdig vor. Was machte das Kind eigentlich ganz alleine hier oben? Gut, bis ins Tal war es von hier aus nur noch eine knappe Stunde zu laufen, aber dennoch…

      »Bist du etwa allein hier?«

      Nikki zuckte mit der Schulter. Na und, sollte es wohl heißen. Draußen regnete es inzwischen heftig. Wahrscheinlich würde es aber nicht lange dauern.

      »Also, Nikki, raus können wir im Moment net«, sagte Pfarrer Trenker. »Also machen wir’s uns hier drinnen gemütlich. Weißt, ich hab’ da noch ein paar Brote und etwas Saft in meinem Rucksack. Wenn du magst, geb ich dir gern etwas davon ab.«

      Die Kleine nickte und biß herzhaft in das angebotene Brot. Sie aß mit solch einem Appetit, daß Sebastian nur staunen konnte.

      »Nun erzähl doch mal«, forderte der Geistliche das Kind auf. »Wo wohnst du

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