Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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durch das geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse, auf der bequeme Korbmöbel zum Sitzen einluden. Karl Unterleitner, Herthas Mann, kam eben aus dem kleinen Haus, in dem die Gartengeräte untergebracht waren. Er wischte sich die Hände an der braunen Cordhose ab, bevor er Sandra begrüßte. Seine Frau holte den Kaffee aus der Küche. Als sie an den Tisch trat, fiel ihr Blick auf den Kuchenteller. Sie erstarrte, schaute noch einmal und sah dann mit einem sehr strengen Blick ihren Mann an.

      »Sag a’mal, was hast du dir dabei gedacht?«

      Karl war erstaunt, er wußte gar nicht, wovon die Rede war.

      »Was meinst du denn? Was soll ich mir wobei gedacht haben?«

      »Dabei, als du dir einfach den Kuchen genommen hast.«

      Ihr Mann hatte keinen blassen Schimmer.

      »Kuchen? Von welchem Kuchen redest du?«

      Hertha Unterleitner hatte die Kaffeekanne auf dem Tisch abgestellt und stemmte nun ihre Hände in die Hüfte. Karl kannte diesen Anblick. So stand sie nur, wenn ein Donnerweitter in der Luft lag. Aber er wußte immer noch nicht, welchen Verbrechens er sich schuldig gemacht hatte.

      »Auf dieser Platte lagen acht Stücke Kirschkuchen«, klärte seine Frau ihn auf. »Und wenn ich richtig zähle, dann sind es nur noch sechs. Also fehlen zwei. Wer, frage ich, hat sie genommen?«

      Karl Unterleitner hob die Arme.

      »Ja, ich net«, antwortete er. »Was schaust’ mich so an?«

      »Ach geh, ich kenn dich doch. Wenn du irgendwo auch nur einen Keks liegen siehst, ist der doch net vor dir sicher.«

      »Aber wenn ich’s doch sage«, beharrte ihr Mann. »Ich hab’ den Kuchen net genommen.«

      Sandra hatte dem Disput zwischen den Eheleuten schmunzelnd zugesehen. Jetzt wurde es Zeit, einzugreifen.

      »Es ist ja net weiter schlimm«, wagte sie zu vermitteln. »Der Kuchen reicht doch immer noch. Mehr als ein Stück eß’ ich sowieso net.«

      Mit grimmiger Miene schenkte Hertha Kaffee, ein, und ihr Mann nahm vorsichtshalber nur ein Stück von dem herrlichen, saftigen Kirschstreusel, der wie immer eine Meisterleistung seiner Frau war. Sandra lenkte geschickt das Gespräch in eine andere Bahn, so daß Hertha und ihr Mann wieder versöhnt waren, als sie sich verabschiedeten.

      *

      Pfarrer Trenker und Alois Kammeier, der Küster von Sankt Johann, nutzten den schönen Sommernachmittag, um die Wege rund um die Kirche zu harken, die Rasenflächen zu mähen und die ersten Sträucher zu beschneiden. Dabei sah der Geistliche in seinem blauen Arbeitsanzug mit der grünen Schürze drüber keineswegs wie ein Pfarrer aus. Wer ihn nicht kannte, würde ihn wahrscheinlich für den Gärtner gehalten haben.

      Die beiden Männer hatten gerade ihre Arbeit beendet. Sophie Tappert wartete schon mit Kaffee und Kuchen auf sie, als sich auch Max Trenker, Sebastians Bruder, einfand. Der Polizeibeamte von St. Johann trug bereits Zivil, wenngleich es nicht ausblieb, daß Max unter Umständen Tag und Nacht im Dienst war, wenn es erforderlich wurde. Schließlich war er nicht nur Polizist, sondern auch der Dienststellenleiter dazu.

      »Kommst’ gerade recht«, sagte sein Bruder. »Frau Tappert hat den Kaffee schon fertig.«

      »Das hab’ ich mir gedacht«, grinste Max Trenker, der ein untrügliches Gefühl dafür hatte, wann im Pfarrhaus gegessen wurde.

      Den Kochkünsten der Haushälterin seines Bruders verfallen, ließ der junge Beamte keine Mahlzeit aus – wenn er es verhindern konnte. Dabei entwickelte er einen enormen Appetit und wirkte jedoch keineswegs dick. Sebastian fragte sich so manches Mal, wo Max das alles ließ, was er essen konnte.

      »Und gibt’s was Neues?« erkundigte sich der Pfarrer, als sie hinter’m Pfarrhaus im Garten saßen.

      Max schüttelte den Kopf.

      »Alles bestens«, meinte er gutgelaunt. »Die Kriminalitätsrate in Sankt Johann ist weiter im Sinken begriffen.«

      »Na, das ist ja erfreulich.«

      Der Geistliche wandte sich an seine Haushälterin.

      »Der Zuckerkuchen ist wieder einmal ausgezeichnet«, lobte er.

      »Stimmt«, nickte Max und griff erneut zu. »Aber das wissen S’ ja ohnehin.«

      Sophie Tappert lächelte nur. Sie redete überhaupt wenig, und wenn sie mal etwas zu sagen hatte, dann hatte es auch Gewicht. Meistens bezog es sich auf den Lebenswandel von Maximilian Trenker, der der Perle des Pfarrhaushalts ein Dorn im Auge war. Sophie hatte den Bruder des Pfarrers wie einen Sohn in ihr Herz geschlossen, und es gefiel ihr überhaupt nicht, daß er mit seinen beinahe dreißig Jahren noch immer nicht unter der Haube war.

      Max indes dachte überhaupt nicht daran, in den Stand der Ehe zu treten. Dazu liebte er seine Unabhängigkeit viel zu sehr. Er war jung und lebenslustig und für jeden Spaß zu haben. Wenn irgendwo eine Gaudi war, dann war Max Trenker meist nicht weit.

      Und er war ein Herzensbrecher, und nicht wenige der Madeln weinten sich hinterher bei Sophie Tappert aus. Was dann erneuter Anlaß für die Haushälterin war, Max ins Gewissen zu reden. Im Moment allerdings hatte sie keinen Grund zur Klage, denn der Gendarm von St. Johann hielt sich sehr zurück, was die Frauen betraf. Sein Bruder argwöhnte, der gute Maxl könne in die Jahre gekommen und weiser geworden sein, aber eigentlich wußte der Pfarrer genau, daß es net so war. Dazu machten die Madeln es dem gutaussehenden Mann viel zu leicht.

      »Ich pack’ Ihnen nachher noch ein paar Stückl ein«, versprach Sophie Tappert und räumte den Kaffeetisch ab.

      »Für mich wird’s Zeit, die Predigt für die Sonntagsmesse zu überarbeiten«, sagte Sebastian und stand auf.

      Auch der Kammeier verabschiedete sich mit dem Hinweis, die Kirche für die Abendmesse vorbereiten zu müssen, so daß Max schließlich alleine im Garten saß. Er stand von seinem Platz auf und legte sich in den Liegestuhl, den er zuvor in die Sonne rückte. Genüßlich schloß er die Augen und blieb bis zum Abendessen liegen.

      Später, als er schon tief und fest schlief, kam Sophie aus dem Haus und breitete eine Decke über ihn aus.

      *

      Sandra Hofmayr brachte das Ehepaar Unterleitner zur Tür und kehrte dann auf die Terrasse zurück. Dort genoß sie die wärmenden Strahlen der Sonne. Ausgiebig reckte und streckte sie sich – es war einfach herrlich, endlich Wochenende, und damit zwei freie Tage zu haben.

      Das Geschäft in der Kreisstadt lief so erfolgreich, daß sie es sich leisten konnte, am Samstag nicht zu öffnen. Viele ihrer Kunden wußten das und kamen an den anderen Tagen. Sandra hatte sogar eine Verkäuferin eingestellt, die sie zu den Zeiten, in denen die Antiquitätenhändlerin unterwegs war, im Geschäft vertrat.

      Alles in allem konnte sie zufrieden sein. Der geschäftliche Erfolg hatte ihr zudem ermöglicht, dieses Haus zu kaufen, das sie auf einer ihrer Touren entdeckt hatte. Es war vor einem guten Jahr, als sie in dieser Gegend unterwegs war. Bei einem Bauern kaufte sie damals einen alten Schrank, der ihr, nachdem er restauriert worden war, einen guten Gewinn einbrachte.

      Sandra griff nach der Kaffeekanne auf dem Tisch – und erstarrte. Der Kuchenteller

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