Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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überlegte – sechs Stücke waren es, nachdem zwei auf mysteriöse Weise verschwunden waren. Von diesen sechs hatte sie selber eines gegessen, Karl Unterleitner ebenfalls, machte mit den zweien, die seine Frau aß, vier Stücke. Natürlich, sie hatte sich nicht getäuscht. Zwei Stücke Kirschkuchen hätten noch auf dem Teller liegen müssen, doch der war leer!

      Das konnte doch nur bedeuten, daß – Sandra spürte ihr Herz heftig klopfen – daß sie nicht alleine war. Irgend jemand trieb sich in ihrem Garten umher…

      Sandras Augen suchten alles ab, die Büsche, Bäume, die mannshohe Hecke, die das Grundstück zum rechten Nachbarn begrenzte.

      Da! War da nicht etwas? Ein bunter, blitzender Fleck?

      Sie tat zunächst, als wäre nichts gewesen und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, die sie langsam und bedächtig leerte. Der bunte Fleck bewegte sich unterdessen zwischen den Büschen hin und her, wanderte von hier nach da. Schließlich stand die junge Frau auf und ging langsam durch den Garten, wobei sie die Blumen und Sträucher begutachtete, hier den Reifestand der Äpfel prüfte oder dort eine Kirsche pflückte und in den Mund steckte.

      Schließlich stand sie vor dem Busch, hinter dem sie die Person in dem bunten Hemd vermutete. Es war ein riesiger Rhododendron, mit dunklem, dichtem Laub. Es war wirklich nicht leicht, jemanden darin auszumachen, doch Sandra war sicher, sich nicht getäuscht zu haben.

      »Komm nur heraus«, sagte sie im strengen Ton. »Ich hab’ dich längst gesehen.«

      Es geschah nichts.

      »Was ist?« fragte die Frau nach einer Weile. »Soll ich erst den Gendarm rufen?«

      »Nein«, antwortete ein dünnes Stimmchen. »Ich komm ja schon.«

      Sandra war gespannt. Es raschelte vor ihr, und Zweige knackten, und schließlich kroch ein kleines Mädchen unter dem Busch hervor. Es mochte vielleicht acht Jahre alt sein.

      Die Antiquitätenhändlerin riß die Augen auf.

      Die Kleine war schmutzig von Kopf bis Fuß. Die blonden Haare waren zerzaust, das bunte T-Shirt und die Jeans fleckig. In den Mundwinkeln klebten rote Flecken – die Überreste vom Kirschkuchen.

      Als sie so vor ihr stand und dazu noch eine Arme-Sünder-Miene machte, konnte Sandra nicht an sich halten. Sie lachte laut los.

      »Ja, sag mal, wer bist du denn?« fragte sie.

      Die Kleine schaute sie von unten her an.

      »Ich… ich bin die Nikki«, sagte sie schließlich.

      »So, Nikki. Und wie weiter?«

      Das Mädchen zögerte.

      »Nun, ich höre.«

      »Behringer. Ich heiße Nikki Behringer.«

      »So, Nikki Behringer, und was machst du in fremder Leute Garten, hm?« fragte Sandra weiter. »Kuchen stehlen? Du warst es doch, die den Kirschkuchen vom Teller genommen hat. Man kann’s ja noch an deinem Mund sehen.«

      Die Kleine wischte sich schnell mit der Hand über die Lippen.

      »Das nützt dir jetzt auch nix mehr«, meinte die junge Frau weiter. »Du bist überführt.«

      »Wenn ich doch solchen Hunger hatte«, erklärte Nikki kleinlaut.

      »Ja, bekommst du denn zu Hause net genug zu essen?«

      Das Madel hielt den Kopf gesenkt.

      »Ich hab’ kein Zuhause«, sagte es mit leiser Stimme.

      »Kein Zuhause? Aber wo wohnst du denn? Wo sind denn deine Eltern?«

      Nikki schniefte.

      »Ich… ich wohn’ im Waisenhaus«, gestand sie. »Und meine Eltern sind schon lange tot.«

      »Was? Im Waisenhaus?«

      Sandra spürte einen tiefen Stich, den ihr dieser Satz versetzte. Sie legte ihren Arm um die Kleine, die einen ängstlichen Eindruck machte.

      »Nun komm erst einmal mit«, sagte sie beruhigend. »Du brauchst keine Angst haben. Das mit dem Gendarm war net so gemeint. Hast du denn immer noch Hunger?«

      Sie zog das Kind mit auf die Terrasse. Nikki beantwortete die Frage mit einem Kopfnicken.

      »Na, dann wollen wir mal sehen, was wir noch für dich zu essen finden. Wie wär’s mit einem Eis? Und vielleicht einen Kakao dazu?«

      »O ja.«

      Nikki war begeistert. Gehorsam setzte sie sich in einen Sessel, während Sandra Hofmayr in die Küche ging. In der Gefriertruhe fand sie eine Packung Vanilleeiscreme. Sie füllte eine nicht zu kleine Portion in ein Glasschälchen und stellte ein Glas mit kaltem Kakao dazu. Nikki bekam große Augen, als sie das Eis sah.

      »Schmeckt’s?« fragte die junge Frau, die mit Vergnügen zusah, wie das Kind das Eis in sich hineinschlang.

      »Super«, antwortete Nikki zwischen zwei Löffeln.

      »Sag’ mal, mußt du denn net ins Heim zurück?« fragte Sandra. »Wieso bist du überhaupt alleine unterwegs?«

      Die Kleine antwortete nicht, sondern schaute nur sonderbar auf die Frau. Die Antiquitätenhändlerin sah das Kind forschend an und eine merkwürdige Ahnung stieg in ihr auf.

      »Sag’, bist’ gar ausgerissen?«

      Nikki druckste eine Weile herum und nickte.

      »Ich geh’ aber net zurück«, sagte sie trotzig. »Die anderen Kinder sind doof, und die Tanten im Waisenhaus sind überhaupt net lieb zu mir. Und wenn ich doch zurück muß, dann lauf’ ich wieder weg!«

      Dabei schluchzte sie heftig. Unwillkürlich nahm Sandra sie in den Arm.

      »Beruhig’ dich doch«, sagte sie sanft. »Du mußt ja net zurück. Zumindest net sofort. Paß auf,

      wir zwei spielen erst einmal was Schönes, Mensch-ärgere-dich-nicht vielleicht, oder Schwarzer Peter, und nachher darfst du baden, und deine Sachen stecken wir in die Waschmaschine. Oben ist ein Gästezimmer, in dem kannst du schlafen, während deine Sachen trocknen. Was hältst du davon?«

      »Au ja«, rief Nikki begeistert. »Mensch-ärgere-dich-nicht spiel’ ich am liebsten.«

      »Na prima. Dann fangen wir doch gleich an. Noch haben wir herrliches Wetter, so daß wir auf der Terrasse spielen können.«

      *

      Sie spielten vier Runden, und es stellte sich heraus, daß Nikki eine wahre Meisterin in dem Spiel war. Gnadenlos warf sie Sandras Steine vom Spielbrett und gewann jedesmal.

      »Also, jetzt geb’ ich auf«, sagte die junge Frau. »Du bist mir einfach über.«

      Nikki lachte herzerfrischend und kuschelte sich in Sandras Arm, so daß ihr ganz warm ums Herz wurde.

      »Gleich sieben Uhr«, stellte Sandra

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