Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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schniefte ein wenig und schaute bekümmert drein.

      »Ich hab’ keine Eltern mehr«, sagte sie. »Eigentlich wohn ich im Heim, aber da bin ich fortgelaufen.«

      Sebastian war fassungslos.

      »Fortgelaufen? Aber warum denn?«

      Nikki erklärte, daß die anderen Kinder doof und die Tanten nicht nett seien.

      »Hm, was mach ich denn jetzt mit dir?«

      Nach und nach erfuhr der Seelsorger noch ein paar Einzelheiten. Das Waisenhaus sei in Engelsbach, und Birte Obermooser das doofste Mädchen überhaupt.

      »Tja, dann nehm ich dich wohl am besten erstmal mit zu mir nach Hause«, schlug Sebastian vor. »Was meinst du?«

      Das Mädchen schielte nach dem letzten Brotpäckchen. Der Pfarrer schob es ihr hin. Nikki wickelte es aus und biß hinein.

      »Gibt’s noch mehr Brot bei dir?« fragte sie.

      »Bestimmt«, meinte der Geistliche. »Meine Haushälterin backt selbst. Es ist immer genug Brot im Haus.«

      »Und gibt es was zum Spielen?«

      Sebastian hatte etliche Spiele, darunter auch einige für Kinder in Nikkis Alter, die er auf sieben oder acht Jahre schätzte.

      *

      »Acht bin ich«, erklärte die Kleine, als sie später ins Tal hinuntergingen.

      Der Regen hatte nach einer Weile wieder aufgehört. Es war eine erfrischende Sommerdusche gewesen, jetzt roch das Gras danach.

      »So, acht Jahre alt. Da bist eigentlich noch zu jung für ein solches Abenteuer. Meinst net auch? Schließlich ist es net ganz ungefährlich in den Bergen.«

      »Ich hab’ einen Schutzengel«, erklärte das Madel mit einem überzeugten Ton, der den Pfarrer unwillkürlich schmunzeln ließ.

      Sie erreichten St. Johann, und Nikki staunte nicht schlecht, als die Leute, die ihnen begegneten, den Mann an ihrer Seite mit »Grüß Gott, Herr Pfarrer« begrüßten.

      »Bist du wirklich der Pfarrer?« fragte sie neugierig.

      Sebastian nickte.

      »Ja, gleich wirst’ sehen, daß es stimmt. Da drüben ist die Kirche, und gleich daneben steht das Pfarrhaus, in dem ich wohne. Wenn du magst, kannst vielleicht eine Weile dableiben, bis ich das mit dem Waisenhaus geregelt hab’.«

      Sebastian Trenker ging über den Kiesweg voran zum Pfarrhaus, deshalb konnte er den merkwürdigen Blick nicht sehen, mit dem die Kleine ihn bedachte. Als er gerade die Tür öffnen wollte, kam Sophie Tappert heraus. Zuerst sah sie nur den Geistlichen, als sie dann das Kind bemerkte, blieb ihr Mund vor Überraschung offen.

      »Du lieber Himmel, wer ist das denn?« fragte sie völlig entgeistert.

      »Das ist die Nikki…«

      Sebastian drehte sich zu der Kleinen um.

      »Wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?«

      »Behringer.«

      »Aha. Das ist also Nikki Behringer«, sagte der Pfarrer zu seiner Haushälterin. »Und das ist Frau Tappert, die gute Seele unseres Pfarrhaushalts.«

      »Wo haben S’ die denn her?« wollte Sophie wissen und schüttelte innerlich den Kopf.

      Was Hochwürden hier so alles anbrachte!

      Und wie das Kind ausschaute – schmutzig von Kopf bis Fuß! Der Geistliche ahnte, was seine Haushälterin dachte. Er legte seine Hand auf Nikkis Kopf und schaute Sophie bittend an.

      »Gell, Frau Tappert, Sie haben doch bestimmt noch etwas von dem Eintopf übrig, den S’ heut mittag für sich und

      den Max gekocht haben?« fragte er. »Die Nikki hat einen ziemlich großen Hunger, und ich könnt’ auch einen Teller vertragen.«

      »Ja, natürlich ist noch was

      da.«

      Sophie sah Nikki stirnrunzelnd an.

      »Aber zuerst gehst’ dir die Hände waschen und das Gesicht«, ordnete sie an. »Komm, ich zeigt dir, wo’s Bad ist.«

      In der Zwischenzeit wärmte sie den Eintopf vom Mittag wieder auf.

      »Woher kommt denn das Madel?« fragte sie Sebastian, der auf der Eckbank Platz genommen hatte.

      Der Geistliche erzählte, unter welchen Umständen er Nikki kennengelernt hatte. Sophie Tappert hörte ihm ungläubig zu.

      »Fortgelaufen? Aus dem Waisenhaus? Das ist ja unglaublich. Was machen wir denn jetzt mit dem Kind? Wir können’s doch net behalten.«

      »Natürlich net. Aber zurück ins Waisenhaus kann’s auch net. Wenn die Kleine fortgelaufen ist, dann wird es dafür schon einen Grund geben.«

      »Wahrscheinlich hat sie was angestellt und hat jetzt Angst vor der Strafe«, argwöhnte die Haushälterin.

      »Ich werd’ jedenfalls gleich nach der Abendmesse das Waisenhaus in Waldeck anrufen und mich erkundigen, ob dort ein Kind vermißt wird. Sollte es der Fall sein, werd’ ich zunächst alleine dorthin fahren und mit der Heimleiterin sprechen.«

      Auf dem Flur war ein Geräusch zu hören.

      »Aber jetzt kein Wort mehr von dem Waisenhaus«, ordnete der Pfarrer an.

      Nikki kam herein. Sebastian rückte auf der Bank weiter und forderte sie auf, sich zu setzen. Sophie Tappert hatte tiefe Teller auf den Tisch gestellt und füllte von der Suppe auf. Ganz viele verschiedene Gemüse waren darin, die alle aus dem Pfarrgarten stammten, außerdem Hackfleischklößchen und Kräuterspätzle.

      »Schmeckt’s dir?« erkundigte sich Sebastian bei der Kleinen.

      »Super!« erklärte Nikki und strahlte Sophie Tappert so freudig an, daß die Frau ganz versöhnlich wurde und über die schmutzigen Sachen, die das Kind trug, hinwegsah.

      »Ich muß mich jetzt leider von dir verabschieden, Nikki«, sagte Pfarrer Trenker. »Weißt’, ich muß mich für die Abendmesse vorbereiten. Frau Tappert wird ein wenig mit dir spielen, und wenn du nachher magst, dann kommst’ zur Messe in die Kirche hinüber.«

      Er wandte sich an seine Haushälterin.

      »Sie kümmern sich ein bissel um sie, net wahr?«

      Sophie nickte. Irgendwie hatte sie die Kleine in der kurzen Zeit schon sehr in ihr Herz geschlossen, und das Schicksal des Kindes ging ihr nahe.

      »Aber natürlich«, antwortete sie. »Was magst denn am liebsten spielen?«

      »Mensch-ärgere-dich-nicht, oder vielleicht Spitz-paß-auf«, erklärte Nikki, während sie noch ihren Teller leerputzte.

      »Na, ich werd’ mal schauen, welche Spiele wir haben. Ich

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