Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 195

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

      An der Tür drehte Franzi sich um.

      »Das Kleid? Das machst mir fertig, so wie wir’s besprochen haben.«

      *

      Wie im Traum stieg sie in ihr Auto, und wie im Traum fuhr sie durch St. Johann. Überall meinte sie Leute stehen zu sehen, die mit den Fingern auf sie zeigten, über sie redeten und lachten.

      Da fährt sie, die schöne Pachnerin, die doch kein Glück hat mit den Männern. Was nutzt ihr all der Reichtum? Wieder ist sie einem aufgesessen.

      Gerade dieser Satz wurmte sie. Wieder einem aufgesessen!

      Tobias Anzengruber hatte sich als Schuft erwiesen, und nun ärgerte Franziska sich, daß sie doch wieder schwach geworden war. Ja, sie war wieder einem aufgesessen, aber noch war es net zu spät. Zum Teufel würd’ sie ihn jagen, und zwar noch heut’! Net eine Stunde länger würd’ er auf ihrem Hof sein, und dann würd’ sich zeigen, ob sie wirklich wieder einem aufgesessen war.

      Franziska war aus dem Dorf heraus. Sie fuhr rechts an den Straßenrand und hielt an. Dann stellte sie den Motor aus, lehnte sich zurück und ließ ihren Tränen freien Lauf.

      Beinahe eine Stunde saß sie da in ihrem Wagen. Nachdem sie sich einigermaßen von ihrem Schmerz erholt hatte, dachte sie darüber nach, wie sie es ihm sagen sollte. Würde er es abstreiten, wenn sie ihn mit dem konfrontierte, was Christel Haffner ihr erzählt hatte. Würde er sich genauso herauszuwinden versuchen, wie es seinerzeit Tobias Anzengruber getan hatte? Ob er versuchte, sie zu überzeugen, daß es alles eine Lüge war?

      Warum sollte jemand solch ein Gerücht in die Welt setzen? Thomas, der Verlobte von Christel, war ein intelligenter Mann, da hatte die Schneiderin recht. Der würde niemals solch ein niederträchtiges Gerücht weitertragen.

      Franziska startete den Wagen und fuhr weiter. Als sie in die Einfahrt zum Hof einbog, hämmerte ihr Herz wild in der Brust.

      Drüben beim Stall führte Florian Liesl am Strick. Das Tier hatte sich wieder prächtig erholt und sollte nun zurück zu den anderen Kühen.

      Franziska Pachner stieg aus und ging zum Haus hinüber.

      »Florian, ich möcht’ dich sofort sprechen«, rief sie, bevor sie hineinging.

      Der junge Knecht sah ihr verwundert hinterher. Da war irgend etwas Merkwürdiges in ihrer Stimme gewesen. Er führte die Kuh durch das Gatter auf die Weide, wo die anderen Tiere standen, und ließ sie laufen. Dann ging er zum Bauernhaus hinüber.

      Franziska Pachner wartete in der Wohnstube auf ihn. Mit ernstem Gesicht stand sie in der Ecke vor ihrem Schreibtisch, in der Hand ein Stück Papier. Florian trat ein und schaute sie erwartungsvoll an.

      »Was gibt’s, meine schöne Bäuerin?« fragte er fröhlich.

      »Hat sich was mit schöner Bäuerin«, gab sie zurück und hielt ihm das Papierstück entgegen.

      Florian starrte es an.

      »Was ist das?«

      »Ein Scheck über deinen ausstehenden Lohn«, sagte Franzi. »Ich möcht’, daß du sofort meinen Hof verläßt.«

      Florian Brunner schaute ungläubig. Er meinte, nicht richtig gehört zu haben.

      »Was hast du gesagt?«

      »Daß du geh’n sollst, und zwar auf der Stelle.«

      Hilflos hob er die Arme und ließ sie wieder fallen.

      »Ja, Herr im Himmel, willst mir net sagen, was eigentlich los ist?« fragte er. »Was ist denn in dich gefahren?«

      Franzi hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute ihn aus kalten Augen an.

      »Was geschehen ist? Die Augen sind mir geöffnet worden über dich. Dem Herrgott sei’s gedankt, noch rechtzeitig. Und jetzt laß dieses dumme und peinliche Geplänkel. Ich will dich nimmer länger sehen auf meinem Hof. Hier ist dein ausstehender Lohn.«

      Mit einer energischen Bewegung riß er ihr den Scheck aus der Hand und steckte ihn, ohne einen Blick darauf zu werfen, in die Brusttasche seines Arbeitshemdes. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ die Stube. Franziska Pachner fühlte sich plötzlich seltsam schwach und leer. Mit einem Aufschrei sank sie zu Boden, wo sie liegenblieb und hemmungslos weinte.

      *

      Gerade noch rechtzeitig fand Florian einen Unterschlupf im Höllenbruch, bevor das Unwetter begann. Seit drei Tagen trieb er sich in dem Waldgebiet herum. Nach seinem Fortgang vom Pachnerhof hatte er sich als erstes mit einigen Lebensmitteln versorgt, dann hatte er sich hierher zurückgezogen. Er wollte jetzt niemanden sehen, brauchte erst einmal Zeit zu verstehen, was eigentlich geschehen war.

      Vor allem fragte er sich, was in Franzi gefahren war, daß sie so merkwürdig reagierte. Aus heiterem Himmel hatte sie ihn davongejagt, ohne daß er den Grund dafür erfahren konnte.

      Als hätte Petrus sämtliche Schleusen des Himmels geöffnet, prasselten die Regenmassen hernieder. Dazu blitzte und krachte es, daß einem angst und bange werden konnte. Der junge Bursche saß gemütlich im tiefsten Unterholz, wohin kaum ein Regentropfen kam, so dicht standen die Bäume beieinander. Allerdings – gar so gemütlich war’s net, denn Franzi ging ihm einfach net aus dem Kopf. Was, um alles in der Welt, war geschehen? Diese Frage stellte er sich immer wieder. Natürlich war ihm auch klar, daß er hier im Höllenbruch keine Antwort auf seine Frage bekommen würde. Dazu mußte er sich wieder unter Menschen begeben.

      Aber an wen sollte er sich wenden? So gut kannte er ja niemanden, daß er sich jemandem anvertrauen konnte. Außer vielleicht einen Menschen. Von dem konnte er sich vorstellen, daß der ein offenes Ohr für seine Nöte haben würde – Pfarrer Trenker.

      Noch ehe das Unwetter abgeklungen war, machte er sich auf den Weg hinunter nach St. Johann. Als er den breiten Weg erreichte, der zur Straße führte, ließ zumindest der Regen etwas nach. Ab und an blitzte es noch, und von den Bergen rollte der Donner als vielfaches Echo zurück.

      In der Kirche war niemand. Florian ging zum Pfarrhaus hinüber und klingelte. Eine Frau öffnete ihm und fragte nach seinen Wünschen.

      »Ich möchte Pfarrer Trenker sprechen, wenn er zu Hause ist.«

      Sophie Tappert schaute ihn argwöhnisch an. Natürlich konnte man die drei Tage im Wald nicht übersehen. Aber als Haushälterin eines Geistlichen war sie es gewohnt, daß vor allem die Ärmsten der Armen an der Tür klingelten.

      »Kommen S’ herein«, nickte sie und führte ihn zur Tür des Pfarrbüros.

      Sebastian saß hinter seinem Schreibtisch und arbeitete längst fällige Papiere durch. Eine lästige, aber notwendige Arbeit. Als er den Besucher erkannte, stand er auf und begrüßte ihn.

      »Frau Tappert, sei’n S’ so nett und bringen S’ dem Herrn Brunner und mir einen schönen heißen Tee«, bat er Sophie.

      Dann bot er dem Knecht einen Stuhl an und setzte sich selbst wieder.

      »Ich wußte mir einfach keinen Rat mehr, Hochwürden«, sagte Florian. »Ich hoff’, daß Sie mir helfen können.«

      »Ich

Скачать книгу