Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      »Dort drüben«, deutete er auf eine Kiefernschonung, »dort ist die Stelle, an der die Schlingen ausgelegt waren.«

      »Das ist schon eine niederträchtige Gemeinheit«, sagte Christian.

      Xaver wußte, was der junge Kollege meinte. Schonungen wie diese wurden von den Tieren bevorzugt, um dort ihre Jungen abzulegen. Geriet nun zum Beispiel eine Rehmutter in eine Schlinge, verendete sie nicht nur jämmerlich, auch ihr Junges kam unweigerlich ums Leben, weil sich niemand mehr darum kümmerte.

      Von allen Arten zu wildern, war dies wirklich die brutalste und gemeinste!

      »Da lob’ ich mir einen rechten Wildschütz«, meinte Xaver Anreuther. »Irgendwann hab’ ich noch jeden zur Strecke gebracht. Und wenn sie mir auch oft bittere Rache geschworen haben – ihre Drohungen haben’s nie wahr gemacht.«

      Auf dem Rückweg zum Forsthaus liefen die Hunde brav neben den beiden Männern her. Christian spürte, wie sein Herz vor Freude hüpfte. Mit dem heutigen Tag war sein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Der Dreißigjährige würde von nun an sein eigenes Revier haben. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die zu erfüllen er gewillt war. Daß er das Zeug dazu hatte, davon war nicht nur der Leiter seiner vorgesetzten Dienststelle überzeugt. Auch Förster Lehwanger, sein Ausbilder und väterlicher Freund in Passau, hatte ihn für diesen Posten empfohlen. Obgleich er ihn nicht gerne gehen ließ, wie er immer wieder betont hatte. Am liebsten hätte er Christian als seinen Nachfolger gesehen.

      Doch der junge Förster hatte sich anders entschieden. Zum einen gab seine Liebe zu den Bergen den Ausschlag dafür – Christian hatte seit Jahren jeden Urlaub in den Alpen verbracht – zum anderen war da eine unschöne Geschichte, in der ein Madel eine bestimmte Rolle spielte, die ihm die Entscheidung aus Passau fortzugehen, leicht gemacht hatte.

      Sehr oft hatte er sich gefragt, warum die Menschen es manchmal erst nach Jahren merkten, daß sie nicht zusammenpaßten – ihm war es jedenfalls erst nach langer, langer Zeit bewußt geworden, daß Maike die falsche Frau war. Aber da hatte sie sich schon längst von ihm abgewendet.

      Während Christian noch darüber nachdachte, krachte plötzlich ein Schuß. Mit einem pfeifenden Geräusch surrte das Geschoß an den beiden Männern vorbei und traf den herabhängenden Ast einer alten Kiefer.

      Während die Hunde stocksteif stehenblieben, sahen sich die Männer fassungslos an. Christian war der erste, der sich von seinem Schrecken erholte. Er packte Xaver am Arm und zog ihn mit sich in Deckung. Brutus und Nero folgten ihnen sofort.

      »Wer hat denn da geschossen?« fragte Xaver Anreuther verblüfft, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte.

      Christian legte seinen Zeigefinger auf die Lippen und lauschte. Er hatte sein Gewehr von der Schulter genommen und entsichert. Der alte Förster folgte seinem Beispiel. Irgendwo in der Ferne war das Brechen von Zweigen zu hören. Offenbar lief jemand in großer Eile durch den Wald.

      Der unbekannte Schütze?

      *

      Motorengeräusch durchbrach die Stille des Waldes. Der junge Förster ließ das Gewehr sinken.

      »Wer immer da geschossen hat – jetzt fährt er davon«, sagte Christian Ruland.

      Er sicherte die Waffe und hängte sie sich wieder um. Sie gingen zu der Stelle, an der sie gestanden hatten, als der Schuß fiel.

      »Wenn ich den erwische«, erboste sich Xaver. »Der kann was erleben! Das war doch ein Mordanschlag.«

      Christian bückte sich und hob den Ast auf, dann schaute er zum Wipfel des Nadelbaumes empor. Die Kiefer hatte einen schlanken, hohen Stamm, der hoch angesetzte Ast hatte wohl in einer Höhe von zweieinhalb Metern gesessen. Es war ein meisterhafter Schuß gewesen.

      »Das glaub’ ich net«, widersprach er und deutete nach oben. »So hoch, wie der Ast saß, ist es schon ein Kunststück, ihn herunter zu schießen. Das war kein Zufall, sondern ein Volltreffer. Einen von uns zu treffen, wäre indes eine Leichtigkeit gewesen.«

      Der alte Förster mußte seinem jungen Kollegen zustimmen. Trotzdem verstand er nicht, was das Ganze sollte.

      »Ich könnt’ mir denken, daß es eine Warnung sein sollte«, meinte Christian. »Es hat sich ja bestimmt herumgesprochen, daß heut’ der neue Förster seinen Dienst antritt. Wer weiß, vielleicht wollte mir auf diese Weise jemand klar machen, daß er sich vor mir net fürchtet.«

      »Vielleicht«, brummte Xaver. »Ich könnt’ mir aber auch denken, daß der Schuß doch mir galt. Sozusagen als Abschiedsgeschenk. Manch einer der Halunken hat ja einen makabren Humor.«

      »Mag sein«, antwortete Christian. »Aber, haben S’ net gesagt, daß die Schlimmsten alle im Gefängnis sitzen?«

      »Stimmt«, nickte Anreuther. »Vor allem der Schlimmste, der mir bittere Rache geschworen hat. Also, wenn ich’s net besser wüßt’, dann würd’ ich glatt sagen, daß der alte Breithammer der Schütze eben war. So einen Schuß traue ich ihm zu, keiner schießt besser als er. Der Breithammer ist ein wahrer Meisterschütze.«

      Fast klang so etwas wie Bewunderung in den Worten des Försters mit.

      »Aber, der sitzt mindestens noch ein Jahr«, schüttelte er den Kopf.

      »Sie machen mich richtig neugierig«, meinte der Jüngere, als sie weitergingen. »Erzählen S’ doch mal, wie er so ist, dieser Breithammer.«

      »Ach, ich glaub’, im Grunde ist er gar kein schlechter Kerl, der Joseph Breithammer«, sagte Xaver. »Er hat einfach viel Pech gehabt im Leben. Früh die Frau verloren, das Kind ganz alleine aufgezogen, naja, wie es dann so kommt – keine Arbeit, der Alkohol… Seine Wutausbrüche damals vor Gericht, als er schwor, sich an mir zu rächen, ich hab’s eigentlich nie wirklich ernst genommen.«

      Er warf einen Blick zurück.

      »Doch wenn ich’s jetzt bedenke… der Schuß trägt eindeutig seine Handschrift.«

      »Sie erwähnten ein Kind«, forschte Christian nach. »Wo ist es denn jetzt, wo der Vater im Gefängnis sitzt?«

      Xaver Anreuther schmunzelte.

      »Das Kind ist inzwischen eine junge Frau«, erklärte er. »Kathrin Breithammer ist etwa Mitte zwanzig und ein ziemlich hübsches Ding. Der alte Breithammer besitzt ein kleines Waldgrundstück. Da hat er vor Jahren eine Hütte darauf gebaut. Die Kathrin wohnt darin.«

      »Ganz alleine im Wald?« wunderte sich Christian. »Wovon lebt sie denn? Ich meine, wer sorgt für sie?«

      »Oh, die Kathrin kann für sich alleine sorgen. Sie baut Kartoffeln und Gemüse an. Dann sucht sie Pilze und verkauft sie an Gaststätten und Hotels in der Umgebung, und zuweilen geht sie auf einen Hof, wenn Erntezeit ist, und verdient sich etwas dazu. Ich denk’ schon, daß sie ihr Auskommen hat.«

      »Das ist ja sehr merkwürdig«, schüttelte der junge Förster den Kopf. »Warum lebt sie denn net im Dorf? Da hätt’ sie’s doch viel bequemer.«

      Xaver Anreuther zuckte mit der Schulter.

      »Das hab’ ich sie auch schon fragen wollen«, erwiderte er. »Aber die Kathrin ist net gut auf mich zu sprechen, weil ich ihren Vater ins Gefängnis gebracht hab’. Sie lehnt jeden Kontakt

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