Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      In der einsamen Waldhütte duftete es betörend nach Essen. Auf dem Herd, der mit Holzscheiten beheizt wurde, simmerte ein Topf mit Suppe vor sich hin, im Rohr schmorte ein Kaninchen, und Rotkraut und Kartoffeln waren beinahe gar.

      Am Tisch, in der Eßecke, saß der breitschultrige Mann und beobachtete die junge Frau, die geschäftig zwischen Herd und Tisch hin und her lief, und seine Augen strahlten. Kathrin Breithammer legte Teller und Bestecke auf, stellte Gläser und Flaschen dazu. Zur Feier des Tages hatte sie den Tisch mit Wildblumen und Kerzen geschmückt.

      »Ach, Madel, wie lang’ hab’ ich auf diesen Augenblick gewartet«, seufzte Joseph Breithammer.

      Die Tochter erwiderte sein Lächeln. Sie legte ihrem Vater die Hand auf die Schulter.

      »Jetzt bist’ ja endlich daheim«, sagte sie leise. »Komm, trink’ einen Schluck auf deine Heimkehr.«

      Sie schenkte zwei Gläser Wein ein. Grüner Veltliner, der im Glanz des Kerzenlichts schimmerte.

      »Prost, Vater, darauf, daß du da bist und da bleibst.«

      Joseph prostete ihr zu und leerte das Glas auf einen Zug. Das erste Glas Wein nach so vielen Jahren. Seine Miene verfinsterte sich, als er an den Mann dachte, dem er es verdankte, daß er im Gefängnis gesessen hatte. Kathrin sah seinen Blick, und sie wußte, woran er dachte.

      »Laß gut sein, Vater«, sagte sie. »Es ist ja vorbei.«

      Der alte Mann sah sie sekundenlang schweigend an, dann legte er seine Hand auf ihre, die immer noch auf seiner Schulter ruhte.

      »Ich freu’ mich auf das Essen«, sagte er. »Das Zeugs im Gefängnis war ungenießbar.«

      »Es ist alles fertig«, antwortete Kathrin. »Du sollst sehen, es wird dir schmecken.«

      »Davon bin ich überzeugt«, lachte der Alte und rieb sich in Vorfreude die Hände.

      *

      »Pfüat euch, miteinand«, sagte Xaver Anreuther und klopfte auf die Tischplatte.

      An dem runden Tisch, der in der Gaststube des Hotels »Zum Goldenen Löwen« stand, saßen Pfarrer Trenker, der Bürgermeister von St. Johann, Markus Bruckner, sowie der Apotheker Hubert Mayr, und der Bäcker Joseph Terzing. Vielleicht würde im Laufe des Abends der eine oder andere hinzukommen, wie etwa Max Trenker.

      »Läßt’ dich auch einmal wieder sehen?« fragte der Apotheker den Förster.

      Es kam nicht sehr oft vor, daß Xaver Zeit und Gelegenheit hatte, an dem Stammtischabend teilzunehmen.

      »Freilich, ich muß euch ja meinen Nachfolger vorstellen«, antwortete Xaver und deutete auf seinen Begleiter. »Das, meine Herren, ist Christian Ruland, der neue Förster im Ainringer Wald.«

      Die Herren am Tisch begrüßten ihn freundlich und hießen ihn in ihrer Mitte willkommen.

      »Vielen Dank«, sagte Christian, als er sich gesetzt hatte. »Wie schon beim Xaver werden S’ auch auf meine Gesellschaft des öfteren verzichten müssen. Aber wenn es meine Zeit zuläßt, werde ich gerne das eine oder andere Glas mit Ihnen trinken.«

      Sepp Reisinger war hinzugekommen.

      »Wenn Sie’s erlauben, dann geht die erste Runde auf mich«, bot der junge Förster an. »Sozusagen als Einstand.«

      »Und von mir gibt’s später die Abschiedsrunde«, lachte Xaver und bestellte für sich ein Bier.

      Natürlich mußte Christian, nachdem die anderen sich vorgestellt hatten, von sich erzählen. Er tat dies gerne und ausführlich, und Sebastian meinte, aus seinen Worten herauszuhören, daß dieser junge Mann ein aufrechter Kerl war, der seinen Beruf liebte, und genauso, wie der Bergpfarrer, den Wald als eine Kirche betrachtete, in der Gottes Geschöpfe ihr Zuhause hatten.

      Inzwischen war Max Trenker hinzugekommen. Er trug immer noch seine Uniform und begrüßte den neuen Förster.

      »Hoffentlich haben S’ net so viel Scherereien mit Wilddieben und anderem Gesindel«, meinte der Polizeibeamte.

      Xaver winkte ab.

      »So, wie’s ausschaut, haben wir gestern nachmittag schon den Gruß eines solchen Lumpen erhalten«, sagte er und berichtete von dem ominösen Schuß im Wald.

      Die Männer am Tisch waren entsetzt. Aufgeregt sprachen sie durcheinander.

      »Es ist ja nix passiert», wiegelte Christian ab. »Aber wissen möcht’ ich natürlich schon, wer da geschossen hat. Er muß ein wahrer Meisterschütze sein.«

      »Ich hab’ gleich auf den alten Breithammer getippt«, warf Xaver Anreuther ein. »Aber der scheidet ja wohl aus. Der sitzt immer noch im sicheren Gefängnis.«

      »Irrtum!« rief Max Trenker dazwischen. »Der Breithammer ist vorgestern entlassen worden. Wegen guter Führung wurde ihm das letzte Drittel der Strafe erlassen.« Er zog das Fax mit der Mitteilung aus der Brusttasche und präsentierte es den erstaunten Stammtischbrüdern.

      »Dann hab’ ich keine Zweifel, daß es der alte Gauner war, der auf mich geschossen hat«, sagte Xaver. »Damals, vor Gericht, da hat er mir Rache geschworen, und jetzt will er seine Drohung wahrmachen…«

      *

      Die Stammtischrunde war in heller Aufregung. Niemand konnte so recht verstehen, warum man den Wilderer vorzeitig entlassen hatte. Einzig Pfarrer Trenker versuchte, die erhitzten Gemüter zu beruhigen.

      »Das ist eine ganz normale Maßnahme«, erklärte er. »Wenn ein Strafgefangener sich gut führt, und auch draußen, in der Freiheit, alle Voraussetzungen für eine Resozialisierung gegeben sind, dann kann er, nachdem er Zweidrittel der Strafe verbüßt hat, unter Auflagen entlassen werden. Die restliche Haftzeit wird dann zur Bewährung ausgesetzt.«

      »Richtig«, mischte sich Max Trenker ein. »Das ist ja auch der Inhalt dieses Faxes. Man teilt mir mit, daß der alte Breithammer sich regelmäßig bei mir auf dem Revier melden muß. Wenn er dem nicht nachkommt, wandert er zurück ins Gefängnis.«

      »Na, dann verhafte ihn gleich, wenn er sich das erste Mal bei dir blicken läßt«, forderte Joseph Terzing wütend. »Er ist net nur ein Wilddieb, sondern ein Mordschütze dazu.«

      Pfarrer Trenker sah den Bäckermeister strafend an.

      »Na, na«, tadelte er. »Noch ist nichts erwiesen, und so lang’ ist auch der Breithammer unschuldig. Für das, was er getan hat, hat er gebüßt. Jetzt ist er wieder Mitglied unserer Gemeinde, und ich möcht’, daß ihn auch alle so behandeln. Zumindest bis man beweisen kann, daß er der Schütze war. Und selbst dann war es noch lange kein Mordversuch. Wir haben doch alle gehört, daß der Unbekannte den Xaver und den Christian leicht hätte treffen können, statt dessen aber auf den Ast gezielt hat.«

      Dem konnte der Bäcker nur kleinlaut zustimmen. Es schien, als schäme er sich für seinen wütenden Ausbruch.

      Sebastian Trenker schaute auf die Uhr und stand auf.

      »So, Leute, ich wär’ gern noch geblieben, aber ich will morgen in der Früh’ auf Tour. Da muß ich ausgeschlafen sein. Also pfüat euch

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