Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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an sympathisch«, gestand er. »Und ich hab’ mich sehr gefreut, als ich Sie vorhin traf.«

      Kathrin Breithammer spürte, wie ihr Blut bei diesem Geständnis pulsierte.

      »Ich mag Sie auch, Christian«, antwortete sie und nannte ihn zum ersten Mal bei seinem Vornamen.

      Der Förster wäre am liebsten im Erdboden versunken. Natürlich liebte er diese junge Frau, aber das war im Augenblick nebensächlich. Der wahre Beweggrund, sie heimzubringen, war sehr wohl, herauszufinden, ob der gerade aus dem Gefängnis entlassene Wilderer schon wieder neue Untaten begangen hatte. Doch Kathrins Frage hatte ihn so durcheinander gebracht, daß er zu einer Notlüge griff. Niemals hätte er ihr in diesem Augenblick sagen können, daß er ihren Vater der Wilderei verdächtigte. Statt dessen schaute er in ihre Augen und glaubte, in einem tiefen, dunklen Meer zu versinken.

      Er trat einen Schritt vor, und seine Hand berührte ihren Arm. Langsam glitt sie daran entlang, tastete nach ihrer Hand. Christian zog sie zu sich heran, und seine Lippen suchten ihren Mund. Kathrin drehte den Kopf beiseite, so daß er ihre Wange streifte.

      »Bitte net«, flüsterte sie. »Noch net…«

      Der junge Förster verstand, was sie meinte. Deutlich genug hatte sie es ihm am Vortag ja gesagt – einen Grünrock würde sie niemals lieben können!

      Und nun war es doch geschehen. Christian ahnte, was in ihr vorgehen mußte, ahnte den Zwiespalt ihrer Gefühle, und sah es ein. Letztendlich ging es ihm nicht anders. Sich in die Tochter eines Wilddiebes zu verlieben – konnte das wirklich gutgehen?

      Stumm gingen sie weiter, und erst als sie an den schmalen Weg kamen, der zu der Hütte führte, in der Kathrin und ihr Vater lebten, brach Christian das Schweigen.

      »Darf ich dich wiedersehen?« fragte er.

      Die junge Frau nickte.

      »Morgen. Dort, wo wir uns heut’ getroffen haben«, antwortete sie.

      »Ich werd’ am Nachmittag da sein«, versicherte er und schaute ihr nach, bis sie um die Biegung verschwunden, und nicht mehr zu sehen war.

      Eine ganze Weile stand er noch da und schaute den leeren Weg entlang. Nero war dem Madel ein Stück hinterher gelaufen und kam jetzt zurück. An seinem Halsband leuchtete etwas Gelbes. Christian bückte sich und nahm die Blume in die Hand, die Kathrin dort befestigt hatte. Er steckte sie in die Brusttasche seines Hemdes, so daß die Blume ganz nahe an seinem Herzen war. Dann ging er nachdenklich zum Forsthaus zurück.

      *

      Pfarrer Trenker war am frühen Nachmittag von seiner Bergtour zurückgekehrt. Nachdem er sich umgezogen hatte, warteten sein Bruder und die Haushälterin schon mit dem Kaffee auf

      ihn. Sophie Tappert hatte einen saftigen Rührkuchen mit Rosinen gebacken, den Max sich schon schmeckenließ. Sebastian schmunzelte über das Schleckermaul. Der Geistliche war immer wieder erstaunt darüber, was sein Bruder essen konnte, ohne daß dessen Figur darunter zu leiden hatte.

      »Ich verbrenn’ halt die Kalorien gut«, erklärte der Polizeibeamte, wenn er darauf angesprochen wurde.

      Sebastian erkundigte sich, ob Joseph Breithammer der richterlichen Auflage, sich regelmäßig auf dem Revier zu melden, schon nachgekommen war.

      »Heut’ morgen war er da«, nickte Max. »Ich hab’ das Papier abgestempelt.«

      »Und? Hast ihn wegen des Schusses gefragt?«

      »Freilich. Aber, ich glaub’ net so recht, daß der Breithammer ’was damit zu tun hat«, meinte der Polizeibeamte. »Der Alte war recht freundlich, keineswegs beleidigt, weil ich ihn danach gefragt hab’. Er meinte nur, daß seine Waffen alle eingezogen worden sind.«

      Im selben Moment sprang Max auf und schlug sich gegen die Stirn.

      »Ich Rindviech, ich damisches!« schimpfte er. »Warum hab’ ich net gleich daran gedacht?«

      Sebastian sah ihn amüsiert an. Es kam nicht oft vor, daß sein Bruder sich als Rindvieh bezeichnete.

      »Was meinst’ denn?«

      Max setzte sich. Er schüttelte den Kopf.

      »Der alte Fuchs hat schon die Wahrheit gesagt – er besitzt wirklich keine Waffen mehr«, antwortete er endlich. »Aber seine Tochter Kathrin, die hat ein Gewehr.«

      Pfarrer Trenker schaute gespannt.

      »Bist’ da ganz sicher?«

      »Aber ja. Du erinnerst dich doch an die Geschichte mit den beiden Moosbachern. Den Willi und seinen Sohn, Hubert – die wir und Xaver im Wald geschnappt haben.«

      Sebastian nickte, natürlich erinnerte er sich daran.

      »Ich war damals bei der Kathrin draußen und hab’ sie befragt. Sie stand mir dabei mit einem Gewehr gegenüber.«

      Der Polizeibeamte sprang wieder auf.

      »Na wart’, Bursche, dich kauf’ ich mir«, sagte er. »So leicht bist’ noch net aus der Sache ’raus!«

      »Wart«, bat sein Bruder und stand ebenfalls auf. »Laß mich erst einmal mit ihm reden.«

      Max Trenker zuckte die Schulter.

      »Gut, wenn’st meinst. Aber ein Aug’ werd’ ich auf ihn haben, das soll der Alte wissen.«

      *

      Joseph Breithammer schaute auf, als seine Tocher die Hütte betrat. Auf den ersten Blick merkte er, daß das Madel etwas beschäftigte. Forschend beobachtete er sie.

      Kathrin stellte den Pilzkorb auf den Tisch und holte sich eine Schale aus dem Schrank. Dann setzte sie sich und begann, die wenigen Pilze, die sie gefunden hatte, zu putzen.

      »Viel ist es ja net«, bemerkte ihr Vater.

      »Ist noch zu trocken«, gab sie einsilbig zurück.

      Der Alte trat an den Tisch und begutachtete den Fund.

      »Warm genug ist’s ja«, meinte er. »Aber du hast recht, es fehlt der Regen.«

      Kathrin arbeitete, ohne weiter auf ihn zu achten. Offenbar war sie mit ihren Gedanken ganz woanders. Joseph kannte diesen abwesenden Blick. So hatte Kathrins Mutter auch immer geschaut, wenn sie mit etwas beschäftigt war.

      Das Herz des alten Mannes krampfte sich für Sekunden zusammen, als er an seine Frau dachte, die viel zu früh verstarb und ihn mit dem Madel zurückließ. Sie hatte wirklich kein leichtes Leben gehabt, die Veronika Breithammer. Gott hab’ sie selig!

      Dabei hatte alles so wunderschön angefangen, damals, vor beinahe dreißig Jahren, als Joseph Breithammer die jüngste Tochter eines Bergbauern kennen- und liebenlernte. Albert Senger war froh gewesen, daß der junge Mann um Vronis Hand anhielt. Viel konnte er dem Madel nicht mitgeben in die Ehe, nur ein kleines Stückchen Wald, mit einer Hütte darauf, in die das junge Paar einzog. Es war schon ein Segen, daß der Joseph eine gute Arbeit in der Sägemühle hatte. Viel verdiente er net, doch die junge Hausfrau verstand es, aus wenig viel zu machen. Was man net günstig kaufen konnte, wurde selbst hergestellt.

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