Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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schmeckt wunderbar, Frau Tappert«, lobte der Geistliche die Kochkünste seiner Haushälterin. »Aber eigentlich muß ich Ihnen das net sagen. Das hieße ja, Eulen nach Athen tragen, denn alles, was Sie kochen, schmeckt gut.«

      »Naja, jede Köchin ist nur so gut, wie die Zutaten, die sie zur Hand hat«, antwortete Sophie Tappert. »Und das Rehfleisch ist von ausnehmend guter Qualität.«

      »In der Tat«, nickte Sebastian. »Wo haben S’ das denn her?«

      Die Gabel, die Max in der Hand hielt, schwebte plötzlich förmlich in der Luft, und sein geöffneter Mund wollte sich absolut nicht mehr schließen.

      Die Perle des Pfarrhaushalts hob den Kopf, schaute den Polizeibeamten triumphierend an und tupfte sich den Mund mit ihrer Serviette ab.

      »Das ist noch eine von den Liebesgaben, die Marianne Sendler Ihrem Bruder immer mitgebracht hatte«, antwortete sie.

      Sebastian sah Max fragend an.

      »Wieso hatte?« wollte er wissen. »Bringt sie jetzt keine Liebesgaben mehr vorbei?«

      Max Trenker schaute ärgerlich zurück.

      »Ach, was ihr beide habt«, erwiderte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Das ist doch längst vorbei.«

      Der Geistliche schmunzelte innerlich. Wieder einmal hatte Sophie Tappert es geschafft, Max auf ihre Art zu sagen, was sie von seinen Eskapaden hielt. Äußerlich ließ er sich allerdings nichts anmerken.

      »Max, Max, wann wirst’ endlich gescheit?« fragte er statt dessen mit ernstem Gesicht.

      Der Polizist legte die Gabel beiseite.

      »Ich hab’ keinen Hunger mehr«, bemerkte er dazu.

      Die Haushälterin sah ihn forschend an.

      »Auch net auf Vanillepudding mit frischen Erdbeeren?« wollte sie wissen.

      Und dabei wußte sie genau um die Schwäche des Ordnungshüters für frische Erdbeeren!

      »Komm’, Max, mach’ dir nix draus«, lachte Sebastian, und natürlich machte sein Bruder wieder gute Miene zum bösen Spiel.

      »Am Nachmittag fahr ich zum Forsthaus hinaus«, erzählte er. »Mal schaun, was es Neues gibt.«

      »Wollen wir hoffen, daß der Wilddieb bald in die Falle geht«, meinte der Geistliche. »Damit endlich das Gerede im Dorf aufhört. Natürlich haben die Leut’ Joseph Breithammer im Visier, seit es sich herumgesprochen hat, daß er wieder zurück ist.«

      »Kannst’ es ihnen verdenken?«

      Der Geistliche schaute seinen Bruder an.

      »Auf eine Art net«, antwortete er. »Aber du kennst meine Einstellung, jeder ist erst dann schuldig, wenn diese Schuld auch erwiesen ist. Solange net der Beweis erbracht ist, daß der alte Breithammer net von seinem alten Laster gelassen hat, solange ist er höchstens verdächtig, wie jeder andere auch, der für solch ein Verbrechen in Frage kommt.«

      »Natürlich«, nickte Max Trenker. »Ich denk’ ja genauso.«

      Er erhob sich.

      »Ich muß los«, sagte er zum Abschied. »Nach dem Besuch im Forsthaus hab’ ich noch ein Gespräch mit einem Herrn Burger. Der Mann ist Bewährungshelfer und soll dem Breithammer zur Seite stehen.«

      Er atmete tief ein.

      »Das ist auch wieder so eine Sache«, fuhr er fort. »Zu den Bewährungsauflagen gehört, daß Joseph einer geregelten Arbeit nachgeht. Aber wer stellt so einen schon ein? Mit dem Vorstrafenregister!«

      Sebastian stand ebenfalls auf.

      »An dem Gespräch würd’ ich gern’ teilnehmen«, sagte er. »Vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung für dieses Problem.«

      Max Trenker setzte seine Dienstmütze auf und rückte den Schirm gerade.

      »Also, mir soll’s recht sein«, sagte er und winkte zum Abschied. »Um halb fünf dann.«

      »Ich werd’ pünktlich sein«, rief sein Bruder ihm hinterher.

      *

      »Madel, willst’ es dir net noch einmal überlegen?«

      Joseph Breithammer schaute seine Tochter bittend an. Kathrin erwiderte seinen Blick.

      »Was ist denn an ihm dran, was bei einem anderen Mann net auch finden kannst? Und er ist einer von denen, die deinen Vater ins Gefängnis gesteckt haben!«

      Sie saßen an dem roh gezimmerten Tisch in der Hütte. Das Mittagessen, das sie beendet hatten, war in schweigsamer Atmosphäre verlaufen. Erst jetzt hatte der Alte das Wort an sie gerichtet. Die junge Frau schluckte schwer. Er hat ja recht, dachte sie. Aber hab’ ich net das Recht, den Mann zu lieben, den ich will? Ja, Christian Ruland war Förster, und jedesmal, wenn sie den Vater eingesperrt hatten, da hatte sie sich geschworen, ihr Herz niemals an einen Grünrock zu verschenken.

      Aber wie soll man sich dagegen wehren, wenn das Schicksal es anders wollte? Konnte man überhaupt dagegen ankämpfen?

      »Hör’ mir zu, Vater«, sagte sie schließlich. »Ich hab’ nur dieses eine Leben, und bis jetzt ist es ziemlich eintönig verlaufen. Wenn ich net hier in der Hütte war, dann hab’ ich bei einem Bauern gearbeitet. Meistens jedoch war ich allein, du warst wieder einmal im Gefängnis. Aber meine Schuld ist es net, daß sie dich eingesperrt haben. Ich hab’ net verlangt, daß du nachts auf die Pirsch gehen sollst. Warum willst’ mich jetzt daran hindern, den Mann, den ich liebe, zu treffen. Christian bedeutet mir mehr, als sonst irgend ’was in meinem Leben, und wenn er mich fragen sollt’, ob ich mit ihm geh’, dann steht meine Antwort schon fest.«

      Sie stand auf und räumte den Tisch ab. Ihr Vater hatte auf das, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte, nichts erwidert. Dumpf vor sich hinbrütend schaute er ihr zu.

      Kathrin setzte Wasser auf und spülte das Geschirr ab. Wortlos stellte sie ihrem Vater von dem Kaffee hin, den sie zwischendurch gekocht hatte, und ebenso wortlos trank er davon. Nachdem sie fertig war, fuhr die junge Frau sich durch das Haar. Sie nahm ein buntgewebtes Tuch vom Haken neben der Tür, und legte es sich um die Schulter.

      »Ich geh’ jetzt«, sagte sie. »Am Abend bin ich wieder zurück.«

      Dann ging sie hinaus. Joseph Breithammer sah mit leerem Blick auf die Tür, durch die sie verschwunden war. Sein Herz tat plötzlich so weh, als wäre seine Tochter für immer gegangen.

      Nach einer ganzen Weile erhob er sich und ging an das Regal, das im hinteren Teil der Hütte stand. Obenauf lag das Gewehr, das Kathrin gekauft hatte, nachdem die Waffen ihres Vater eingezogen worden waren. Der Alte nahm es herunter, wog es nachdenklich in der Hand und hängte es sich schließlich über die Schulter. Dann steckte er eine Schachtel Munition ein. Joseph Breithammer war sich darüber im klaren, daß er damit gegen eine der Bewährungsauflagen verstieß. Wenn er mit dem Gewehr in der Hand erwischt wurde, bedeutete das, daß er sofort wieder zurück ins Gefängnis mußte. Aber in diesem Moment war ihm das egal. Er verließ die Hütte und folgte dem Weg in den Wald hinüber, den Kathrin zuvor gegangen war.

      *

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