Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Tochter schauten sich stumm an, nachdem der Besucher gegangen war.

      »Was wird jetzt?« fragte der alte Breithammer schließlich.

      »Ich weiß net, was du meinst.«

      »Doch, Madel, du weißt es ganz genau. Ich sprech’ vom Förster Ruland. Wirst du ihn wiedersehen?«

      Kathrin holte tief Luft.

      »Ja, Vater«, erwiderte sie dann. »Morgen.«

      *

      Christian hob das Glas an die Augen und schaute aufmerksam hindurch. Drüben, auf einer Lichtung, die von hohen Fichten gesäumt wurde, standen eine Hirschkuh und ihr Junges. Die Tiere ästen im spärlichen Gras.

      Förster Ruland war nach dem Abendessen noch einmal losgegangen. Eine innere Unruhe trieb ihn an, so daß er nicht untätig im Forsthaus sitzen konnte. Er mußte einfach noch mal hinaus. Für zwanzig Uhr war die Versammlung mit den Jagdpächtern vorgesehen, aber bis dahin wollte Christian noch ein wenig alleine sein.

      Während er auf den Hochsitz geklettert war, hatte sich Nero unten an der Leiter im Gras ausgestreckt. Der junge Förster genoß die Stille, die nur von den natürlichen Geräuschen des Waldes unterbrochen wurde.

      Die Begegnung mit Kathrin am Nachmittag beschäftigte ihn ununterbrochen. Sie war so ganz anders gewesen, als bei ihrem ersten Zusammentreffen. Christian holte die Blume hervor, die immer noch in der Hemdtasche steckte, und schaute sie an. Eine dottergelbe Butterblume, die beinahe schon vertrocknet war, doch für den Förster war sie schöner als der schönste Rosenstrauß.

      Er stellte sich vor, wie die morgige Begegnung verlaufen würde und dachte daran, wie seine Lippen ihre Wange berührt hatten. Was hätte er darum gegeben, sie jetzt in seinen Armen zu halten!

      Die Hirschkuh und ihr Kalb waren zwischen den Fichten verschwunden. Seufzend schaute Christian Ruland auf die Uhr. Es war an der Zeit, zurückzugehen, wenn er nicht zu spät kommen wollte. Bestimmt waren die Jagdpächter genauso neugierig darauf, ihn kennenzulernen wie er gespannt war. Schade, daß der Anlaß für diese Zusammenkunft ein anderer, ein schlimmerer, war.

      Christian hängte das Gewehr über die Schulter und ging den Weg zurück zum Forsthaus. Nero, der vorauslief, bellte laut, als aus einem Seitenweg eine Gestalt heraustrat. Mit gespitzten Ohren blieb der Setterrüde stehen und beobachtete den Mann aufmerksam. Christian Ruland sah den Fremden an. Ein großer, breitschultriger Mann in abgetragenen Kleidern.

      »Grüß Gott«, nickte der Förster ihm zu, als sie sich, nur noch wenige Schritte voneinander entfernt, gegenüberstanden.

      Der Unbekannte schaute ihn schweigend an. Christian fragte sich, wer der Mann sein mochte. War es der Haderlump, der die Drahtschlingen gelegt hatte?

      Aber er war ohne Waffen. Kein Gewehr, nicht einmal ein Jagdmesser. Ging jemand so in den Wald, um zu wildern?

      »Sie sind also der neue Förster?« sagte der Mann unvermittelt.

      »Ja. Mein Name ist Christian Ruland. Und wer sind Sie?«

      »Joseph Breithammer.«

      Im selben Moment ging dem jungen Förster ein Licht auf – es war kein Zufall, daß sie hier zusammengetroffen waren. Die ganze Zeit schon hatte er das Gefühl gehabt, nicht allein zu sein. Ganz so, als ob ihn jemand beobachtete. Auch Nero hatte sich zwischendurch merkwürdig benommen. Jetzt aber schien das Verhalten des Hundes erklärlich. Der alte Breithammer hatte ihn hier jedenfalls erwartet.

      »Ich hab’ schon von Ihnen gehört«, sagte er zu Kathrins Vater.

      »Was wollen S’ von meiner Tochter?« fragte der Alte, während seine Augen den Förster zu durchdringen schienen. »Lassen S’ uns in Ruhe. Die Kathrin wird nie einen Grünrock lieben. Schlagen S’ sich das aus dem Kopf!«

      »Hören S’, Herr Breithammer, das ist eine Sach’ zwischen Kathrin und mir…«, wollte Christian klarstellen, aber da hatte sich Joseph Breithammer schon umgedreht und war zwischen den Büschen verschwunden.

      Christian Ruland schaute ihm hinterher. Er verstand zwar, was der Alte gewollt hatte, aber war das auch mit Kathrins Wissen geschehen? Bereute sie schon, sich mit ihm für morgen verabredet zu haben?

      Es war nicht mehr weit bis zum Forsthaus. Christian stand vor der Zufahrt und schaute nachdenklich auf das Haus, den Schuppen und die anderen Gebäude, die dazugehörten. Bis zu seiner Pensionierung würde dies alles hier seine Heimat sein, und wie schön wäre es, würde Kathrin diese Jahre mit ihm verbringen.

      Doch jetzt, nach dem Zusammentreffen mit ihrem Vater, sah es so aus, als würde das alles nur ein schöner Traum bleiben.

      Mit einem bangen Gefühl sah er dem morgigen Tag entgegen.

      *

      Nach der Abendmesse begleitete Max Trenker seinen Bruder ins Pfarrhaus hinüber. Im Arbeitszimmer des Geistlichen saßen sie zusammen und besprachen die Angelegenheit um den Schuß auf Xaver Anreuther und Christian Ruland.

      »Ich bin sicher, daß der alte Breithammer nichts damit zu tun hat«, bekräftigte Sebastian noch einmal seine Meinung. »Die Kathrin hat net bestritten, ein Gewehr zu besitzen.«

      »Ich möcht’s ja auch glauben«, beteuerte der Polizist. »Aber wenn ich an Xavers Worte denk’, daß er nur dem Breithammer so einen Meisterschuß zutraut. Und denk’ nur an die Drohungen, die der Alte vor Gericht gegen den Förster ausgestoßen hat.

      Und das ist noch net alles…«

      Der Pfarrer schaute seinen Bruder neugierig an.

      »Was gibt’s denn noch? Ist ’was geschehen, von dem ich noch nix weiß?«

      »Allerdings«, nickte Max. »Ich bin bloß noch net dazu gekommen, es dir zu erzählen. Am Nachmittag hat der Christian Ruland auf dem Revier angerufen. Bei seinem Rundgang durch den Wald ist er in einer Schonung auf eine stattliche Anzahl Drahtschlingen gestoßen. Er meint, da betreibe jemand Wilderei im großen Stil, und hat mich gebeten, daß ich in den umliegenden Gasthöfen vorbeischau’, um dort zu kontrollieren. Außerdem hat er für den Abend eine Versammlung der Jagdpächter einberufen.«

      Pfarrer Trenker wußte, warum.

      »Deshalb waren so wenige in der Abendmesse«, sagte er.

      Der Geistliche schenkte von dem Wein nach, der auf dem Tisch stand. Ein kräftiger, dunkelroter Spätburgunder aus dem Keller des Pfarrhauses.

      »Aber daß ausgerechnet jetzt diese Schlingen gefunden werden, bedeutet net zwangsläufig, daß der alte Breithammer ’was damit zu tun hat«, stellte er fest. »Schließlich können die Fallen schon länger ausgelegt worden sein, nämlich, als Joseph noch einsaß.«

      »Das ist schon richtig«, bestätigte Max die Überlegungen seines Bruders. »Aber vergiß net, daß Xaver den alten Breithammer beinah’ studiert hat, und er meint, daß der Schuß ganz die Handschrift des Alten trägt.«

      Pfarrer Trenker machte eine Handbewegung.

      »Abwarten«, sagte er. »Meisterschützen gibt’s etliche. Denk’ nur an das Schützenfest. So viele gute Treffer – da käme beinahe jeder zweite in Frage. Nein, außerdem glaub ich net, daß

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