Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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ein langer Tag. Da tut ein bissel Schlaf schon ganz gut.«

      Zusammen verließen sie den Gastraum. Draußen empfing sie ein lauer Sommerabend. Ein ganz besonderer Duft, nach Kirschen und wilden Kräutern, hing in dieser Jahreszeit in der Luft. Sebastian atmete tief durch. Er freute sich auf seine morgige Bergwanderung. Es schien eine Ewigkeit her, daß er dort oben unterwegs war. Aber zu viele Dinge hatten ihn in letzter Zeit in Anspruch genommen, so daß er für sein liebstes Hobby keine Zeit fand.

      »Glaubst du, daß der Breithammer auf die beiden Förster geschossen hat?« fragte Max seinen Bruder, während sie die paar Schritte vom Hotel zur Kirche gingen.

      »Natürlich kann man in keinen Menschen hineinschau’n«, erwiderte der Geistliche. »Aber vorstellen kann ich es mir net. Warum sollte er es auch tun? Wegen seiner dummen Drohungen, damals vor Gericht? Der Joseph wird froh sein, daß er wieder bei seiner Tochter ist. Das wird er bestimmt net aufs Spiel setzen wollen.«

      Er zuckte die Schultern.

      »Obwohl – wissen kann ich’s net. Nur glauben und hoffen. Auf jeden Fall werd’ ich ihn demnächst in seiner Hütte aufsuchen.Vielleicht kann ich ihn überzeugen, wenn schon net zur Messe, dann vielleicht zur Beichte, in die Kirche zu kommen. Die Kathrin war auch schon lang’ net mehr da. Ich hoff’, es geht ihr gut.«

      Sie waren kurz vor der Kirche angelangt, hier trennten sich ihre Wege. Während der Geistliche nur noch die Straße zu überqueren hatte, um zum Pfarrhaus zu gelangen, mußte Max noch hundert Meter weiterlaufen. Das Haus, in dem sich das Polizeirevier befand, war auch gleichzeitig Max’ Zuhause.

      »Also, bis morgen Mittag«, verabschiedete sich der Beamte von seinem Bruder. »Und viel Spaß bei deiner Tour morgen.«

      »Schlaf gut«, wünschte Sebastian. »Und dank’ schön. Es wird bestimmt herrliches Wetter sein.«

      Im Pfarrhaus packte Sebastian seinen Rucksack und legte die Wanderkleidung zurecht. Für den Proviant fühlte Sophie Tappert sich verantwortlich. Zwar hatte der Pfarrer ihr mehr als einmal gesagt, sie müsse nicht extra aufstehen und frischen Kaffee kochen, doch seine Haushälterin ließ sich nicht davon abbringen. Außerdem packte sie frisches Brot, Käse und Schinken oder Speck ein. Sie sah es überhaupt nicht gerne, daß Hochwürden in den Bergen herumkraxelte, wenn er es aber doch nicht lassen konnte, wollte sie wenigstens nicht schuld daran sein, daß er dort oben verhungerte.

      Bevor er einschlief, dachte Sebastian noch einmal an den alten Breithammer und dessen Tochter. Nein, auch wenn man dem Alten das Ärgste zutrauen mochte, diesen Anschlag aber bestimmt nicht.

      Eher schmolz das Eis auf dem Gletscher!

      *

      Christian Ruland wälzte sich in seinem Bett unruhig von einer Seite auf die andere. Er konnte und konnte einfach keinen Schlaf finden. So sehr er sich auch bemühte, seinen Verstand auszuschalten – immer wieder sah er dieses Bild vor sich. Dieses Bild, als Kathrin Breithammer aus der Tür trat und ihm gegenüberstand.

      Deutlich sah er ihre schulterlangen, braunen Haare, die dunklen, glutvollen Augen, die ihn anfunkelten und die schlanke, hochgewachsene Gestalt in dem bunten Kleid. Kein Lippenstift, kein Make-up störte ihre natürliche Ausstrahlung. Kathrin war eine jener Frauen, die es nicht nötig hatten, sich zu schminken. Selbst Ringe, Armbänder und Uhren brauchte sie nicht, um sich zu schmücken. Die einzige schlichte Kette, mit dem Kreuz daran, die sie trug, war Schmuck genug.

      Der junge Förster tastete nach der Lampe auf seinem Nachttischchen. Er fand den Knopf und schaltete das Licht an. Dann griff er zum Wecker. Drei Uhr. Seit vier Stunden lag er nun im Bett und hatte noch kein Auge zugetan. Seufzend setzte er sich auf. Nero, der unten am Boden zusammengerollt lag, hob den Kopf und schaute seinen Herrn fragend an.

      »Ist gut, mein Alter«, sage Christian und tätschelte ihm den Kopf. »Schlaf weiter.«

      Er stand auf und ging ans offene Fenster. Laue Nachtluft wehte herein. Christian schlief immer bei geöffnetem Fenster. Im Sommer sowieso, aber auch im Winter mußte es zumindest einen Spalt breit geöffnet sein. Er setzte sich auf die Fensterbank und schaute hinaus. Die Geräusche des Waldes drangen zu ihm herüber. Viele von ihnen wußte er zu unterscheiden.

      Aber seine Gedanken waren ganz bei ihr. Seit jener unseligen Geschichte mit Maike, hatte er sein Herz verschlossen gehalten, doch nun schien es, als hätte diese junge Frau, die er heute kennengelernt hatte, diesen Verschluß ein wenig geöffnet. Und ganz deutlich wurde Christian bewußt, daß er sich in Kathrin verliebt hatte.

      Mehr noch, er begehrte sie mit jeder Faser seines Körpers. Ja, er liebte sie, wie ein Mann eine Frau nur lieben konnte!

      Himmel, konnte so eine Liebe überhaupt eine Chance haben, fragte er sich. Sie war die Tochter eines Wilddiebes, und sie haßte jeden, der den grünen Rock trug – nicht nur den, der ihren Vater ins Gefängnis gebracht hatte!

      Konnte er unter diesen Umständen eigentlich erwarten, daß sie seine Liebe erwiderte? Ja, durfte er sich ihr überhaupt offenbaren?

      Fragen über Fragen, aber keine Antworten.

      *

      Der junge Forstbeamte ahnte nicht, daß es im Ainringer Wald noch einen Menschen gab, der keinen Schlaf fand. Genau wie er, saß auch Kathrin am offenen Fenster und schaute in die Nacht hinaus. So vieles war in den letzten Tagen auf sie eingestürzt, sie brauchte Zeit, um über alles nachzudenken.

      Drei Jahre hatte sie alleine in der Hütte gelebt. Jetzt war der Vater wieder da, und alles war anders. Sie würde sich erst wieder an das Zusammenleben mit ihm gewöhnen müssen.

      Dann war da noch dieser neue Förster, der ihr junges Herz gehörig durcheinander gebracht hatte. Seitdem er am Nachmittag vor der Hütte stand, ging er ihr nicht mehr aus dem Sinn. Und immer wenn sie an ihn dachte, wurde sie ganz nervös und kribbelig.

      War das die große Liebe, von der sie schon so viel gehört hatte?

      Nicht wenige Burschen aus dem Dorf waren hinter Kathrin hergewesen. Doch sie hatte jeden abblitzen lassen, der ihr zu nahe treten wollte. Dabei hatte sie auch schon einmal zur Flinte gegriffen, wenn einer von ihnen besonders dreist wurde. Meistens hatte dann ein Schuß in die Luft genügt, und die Kavaliere ergriffen die Flucht.

      Manchem von ihnen wurde auch mehr gewährt – ein Tanz vielleicht, oder gar ein Kuß. Aber so etwas wie Liebe, hatte sie nie dabei empfunden. Das war seit dem Nachmittag ganz anders, und Kathrin kämpfte einen harten Kampf.

      Niemals, so hatte sie damals geschworen, als ihr Vater verurteilt wurde, würde sie ihr Herz an einen Grünrock verlieren. Und doch war sie jetzt drauf und dran, es zu tun.

      Es konnte gar nicht anders sein, sie liebte diesen Christian Ruland. Doch sie durfte es nicht. Wie sehr würde es ihren Vater schmerzen, wenn er es erfuhr!

      Nein, sie mußte den jungen Förster vergessen, auch wenn es noch so weh tat!

      Der Morgen graute bereits, als Kathrin sich von ihrem Fensterplatz erhob. Sie reckte die steifen Glieder und zog sich dann an. Hinter der Hütte gab es einen Brunnen. Sie holte frisches Wasser herein und setzte es auf, um Kaffee zu kochen. Dann bereitete sie das Frühstück vor. Am Nachmittag wollte sie im Wald nach Pilzen suchen. Sie kannte eine Stelle, an der es besonders viele Pfifferlinge gab. Sepp Reisinger vom Hotel in St. Johann bot einen guten Preis für frische Ware, und Geld konnten sie jetzt, wo der Vater wieder da war, gut gebrauchen.

      Insgeheim

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