Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Doch dann hörte sie die Stimme noch einmal, und ein langer Schatten kam auf sie zu.

      »Tobias…!«

      Ihre Stimme versagte, als er so plötzlich vor ihr stand. Ja, das war er, ihr Tobias, der Mann, den sie von ganzem Herzen lieb hatte. Er trat aus dem Dunkel in das Licht des Mondes und breitete die Arme aus. Christel stand stocksteif, wagte kaum zu atmen.

      »Willst’ net zu mir kommen?« fragte Tobias leise.

      Mit einem Jubelschrei flog sie in seine Arme. Tobias wirbelte sie herum, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, und schließlich fanden sich ihre Lippen.

      »Kannst du mir denn verzeihen?« fragte Christel. »Ich war ja so dumm, zu glauben…«

      »Nichts sagen«, schnitt er ihr das Wort ab. »Es gibt nix zu verzeihen. Ich liebe dich, und das alleine zählt. Gleich morgen werd’ ich zu euch hinauf kommen und um deine Hand anhalten. Und ich hoffe, daß deine Mutter keine Einwände mehr gegen mich hat.«

      Christel schüttelte den Kopf.

      »Bestimmt net«, sagte sie. »Ganz bestimmt net.«

      Doch dann erschrak sie.

      »Vielleicht…«

      Tobias sah sie forschend an.

      »Was ist? Glaubst, deine Mutter könnt’ doch noch etwas gegen mich haben?«

      »Nein, nein, das net. Aber wenn wir heiraten, dann hat sie ja niemanden mehr, der sie auf der Alm unterstützt. Daran hab’ ich noch gar net gedacht.«

      »Aber ich«, beruhigte Tobias sie.

      »Du?«

      »Ja. Weißt’, als Pfarrer Trenker mir seine Hilfe anbot, da hab’ ich gewußt, daß noch alles gut werden würd’, und da hab’ ich mit Vinzenz und der Monika gesprochen. Sie hatten Verständnis für mein Anliegen. Ich werd’ zu euch auf die Alm ziehen und ein richtiger Senn werden.«

      Christel war erstaunt.

      »Du…, du hast wirklich an alles gedacht«, lachte sie.

      »Na, dann ist ja alles in bester Ordnung«, hörten sie die Stimme von Pfarrer Trenker, der hinzugetreten war.

      »Wir können Ihnen gar net sagen, wie dankbar wir Ihnen sind, Herr Pfarrer«, sagten beide.

      Sebastian nickte.

      »Ich freue mich mit euch.«

      »Dann werden wir schon bald zu Ihnen kommen«, meinte Tobias, bevor Pfarrer Trenker das Madel zurück auf die Alm brachte. »Um alles für die Trauung zu besprechen.«

      *

      Ein paar Wochen später wurde Dr. Wiesinger an die Episode mit dem Brandhuber-Loisl erinnert. Es war nämlich wieder Vollmond, und Toni mußte feststellen, daß er mal wieder keinen Schlaf fand. Er saß in seinem Wohnzimmer und las, im Schein der Stehlampe, in einer Pharmazeitschrift. Plötzlich ertappte der Arzt sich dabei, daß er lauschend am offenen Fenster stand und hinausschaute. Ohne es wirklich wahrgenommen zu haben, mußte er aufgestanden sein.

      Hab’ ich jetzt wirklich gewartet, den Alten hier herumschleichen zu sehen? fragte er sich.

      Er schüttelte den Kopf.

      »Sieh’ bloß zu, daß du ins Bett kommst«, sagte er dann im Selbstgespräch. »Der Brandhuber verfolgt dich wirklich noch bis in den Schlaf.«

      Am nächsten Morgen gab es dann die nächste Überraschung für Toni Wiesinger. Als er den ersten Patienten hereinbat, öffnete sich die Tür und herein trat – Alois Brandhuber!

      Der junge Arzt schaute, als sehe er ein Gespenst vor sich stehen. Langsam humpelte der Wunderheiler herein und ließ sich ächzend auf den Stuhl fallen.

      »Also, wenn ich’s net mit eigenen Augen sehen tät’ – ich würd’s net glauben«, sagte Toni. »Was bringt dich dazu, in meine Praxis zu kommen? Helfen dir deine eigenen Wundermittel net

      mehr?«

      »Du hast gut lachen«, winkte Loisl ab.

      Er war wohl schon weit über siebzig, wirkte aber immer noch rüstig, und wenn er sich ein wenig mehr pflegen würde, wäre er sogar eine stattliche Erscheinung. In St. Johann erzählte man sich, daß der Brandhuber-Loisl in jungen Jahren so mancher Dorfschönen den Kopf verdrehte. Geheiratet hatte der alte Schwerenöter aber nie. Früher hatte er ein Stück Land besessen, das er beackerte. Heute hauste er in einer alten Tagelöhnerkate am Rande von St. Johann und lebte von einer kleinen Rente und dem Verkauf seiner obskuren Heilmittel.

      »Du brauchst nur Rezepte zu schreiben. Ich dagegen muß die Zutaten für meine Medikamente mühsam suchen«, fuhr er fort. »Aber das weißt du ja…«

      Er warf Toni einen finsteren Blick zu und zog das rechte Hosenbein hoch. Der Arzt sah eine böse Verletzung.

      »Du lieber Himmel, wie ist denn das passiert?«

      Das Bein war dick geschwollen und blustverkrustet.

      »Ich hab’s ja sagen wollen. In Ausübung meines Berufes«, brummte der Alte und bequemte sich endlich, zu erzählen, wie und wo er sich die schlimme Verletzung zugezogen hatte.

      Es war ja Vollmond, und das war, nach dem alten Buch, aus dem Loisl sein ›Geheimwissen‹ bezog, die beste Zeit, um bestimmte Pflanzen zu suchen, die nur am Oberlauf des Gebirgsbaches, unterhalb des Höllenbruchs wuchsen.

      Zu seinem Pech hatte Loisl an diesem Abend etwas zu tief in die Biergläser des Löwenwirtes geschaut und war dann ziemlich angesäuselt über Felder und Wiesen gewankt. Dabei war er über einen Stacheldrahtzaun gestolpert und hatte sich das Bein verletzt.

      Toni half dem Alten auf die Liege und besah sich die Verletzung näher.

      »Tja, Brandhuber, das sieht bös’ aus«, sagte der Arzt, nachdem er die Wunde gesäubert, und einen Verband angelegt hatte. »Wenn ich’s recht bedenk’, dann müßt’ ich dich eigentlich ins Krankenhaus einweisen.«

      Der Brandhuber-Loisl richtete sich mit einem Ruck von der Liege auf.

      »Ins Krankenhaus? Das kommt überhaupt net in Frage«, polterte er. »Ich bin mein Lebtag noch net in einem Krankenhaus g’wesen.«

      »Also, da ist net mit zu spaßen«, schüttelte Toni bedenklich den Kopf. »Weißt’, immerhin kann Schmutz in die Wunde gekommen sein. Was sogar sehr wahrscheinlich ist, wenn der Draht alt und rostig war. Na ja, und eine Blutvergiftung ist weitaus schmerzhafter, als ein paar Tag’ in einem Krankenhaus. Sie kann sogar tödlich sein. Willst’ das wirklich riskieren?«

      Der alte Quacksalber war blaß geworden.

      »Ist das wirklich so schlimm, Doktor?« fragte er argwöhnisch. »Oder willst’ mich verkohlen?«

      »Nein, nein. Also, wie ich schon sagte – mit so ’was spaßt man net«, erwiderte Toni Wiesinger. »Ich meine, du weißt ja selbst, wie gefährlich solche Verletzungen sein können. Gerade du, der du doch so etwas wie ein Kollege bist…«

      Bei

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