Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 43

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

die er herbeigesehnt hatte.

      Rache kann so köstlich schmecken!

      »Ja, Doktor…, wenn du meinst…«, kam es zögernd über Loisl’s Lippen.

      »Sieh’ mal, so ein Aufenthalt im Krankenhaus ist fast wie ein kleiner Urlaub«, tröstete Toni den Alten. »Dir wird’s Essen ans Bett gebracht, und du brauchst dich um nix zu kümmern. Sogar das Rasieren wird dir abgenommen. Wenn du im Bett liegst und net aufstehen kannst, kommt eine nette Schwester und seift dich von oben bis unten ein. Oder sie bringt dir die Bettpfanne…«

      Loisl sah ihn mißtrauisch an und machte Anstalten, von der Liege zu springen.

      »Das meinst’ net ernst – oder? Ich kann mich immer noch allein’ rasieren!«

      »Ich glaub’s dir ja. Natürlich hab’ ich nur gescherzt. Aber, die Wunde ist net ungefährlich. Wir müssen sie im Aug’ behalten. Ich geb’ dir noch ein Antibiotikum mit. Davon nimmst’ einmal täglich eine Tablette. In ein paar Tagen bist wieder ganz gesund. Zwischendurch komm’ ich und seh’ mir das Bein an. Dann mach ich dir auch einen neuen Verband.«

      Erleichtert setzte sich der Alte auf. Er war sein Lebtag noch net im Krankenhaus gewesen, und die Aussicht darauf hatte ihn schon erschreckt. Er reichte dem Arzt die Hand.

      »Dann dank’ ich schön, Doktor. Eigentlich bist ja doch ein feiner Kerl. Vielleicht sollten wir beide ein biss’l mehr zusammenarbeiten. Was hältst davon?«

      Zu diesem Vorschlag sagte der junge Arzt lieber nichts.

      *

      Christel und Maria Hornhauser konnten vor Aufregung nicht schlafen, denn der große Tag stand bevor. Sie hatten sich im Löwen einquartiert, die Tiere auf der Alm versorgte indes ein Senner aus der Nachbarschaft.

      Schon in aller Herrgottsfrühe waren die beiden Frauen auf den Beinen. Zu einem, weil sie es von ihrer Arbeit her gewohnt waren, zum anderen natürlich, weil die Aufregung so groß war.

      In dem Zimmer, das sie beide bewohnten, hing das Brautkleid außen am Kleiderschrank. Es war dasselbe, das auch Maria zu ihrer Hochzeit getragen hatte. Ein wunderschönes Trachtenkleid mit aufwendiger Stickerei und silbernen Ketten verziert. Dazu gehörte ein Kopfschmuck mit roten und grünen Bändern. Maria hatte Tränen der Rührung in den Augen, als sie das Kleid an ihrer Tochter sah.

      »Ich wünsch’ euch beiden alles Glück der Welt«, sagte sie und umarmte Christel.

      Dann nahm sie eine schwarze Schatulle aus ihrer Handtasche und öffnete sie. Sie war innen mit rotem Samt ausgeschlagen, und darauf ruhte eine silberne Halskette mit einem wunderschönen, kunstvoll gearbeiteten Rosenanhänger.

      »Die hat der Vater mir zu unserer Hochzeit geschenkt«, sagte sie und legte Christel die Kette um den Hals. »Schau.«

      Sie zog das Madel vor den Spiegel. Christel war sprachlos, so schön hatte sie sich selber nie gesehen.

      Es klopfte.

      »Das wird die Friseuse sein«, meinte Maria Hornhauser und öffnete die Tür.

      Die Friseurmeisterin kam aus dem Nachbarort. Dort waren Mutter und Tochter vor zwei Tagen gewesen, um sich für den festlichen Anlaß frisieren zu lassen. Die Meisterin hatte versprochen, heute herzukommen und die Haare noch einmal zu richten.

      »Wunderschön!« war ihr einziger Kommentar, als sie die Braut sah. »Ich glaub’, wir müssen uns sputen. D’runten läuft ein ziemlich nervöser junger Mann herum. Dem festlichen Anzug nach zu schließen, ist es der Bräutigam.«

      Christel schlang die Arme um ihre Mutter.

      »Ich bin so aufgeregt«, flüsterte sie.

      »Das ist wohl jede Frau in dieser Situation«, sagte ihre Mutter und drückte sie an sich. »Das geht vorüber.«

      *

      Tobias wartete. Ungeduldig schaute er die Treppe hinauf, die die beiden Frauen jeden Moment herunterkommen mußten. Endlich hörte er Schritte. Sie kamen aber von draußen. Monika und Vinzenz Leitner. Die Bäuerin und ihr Mann sollten die Trauzeugen sein. Sie richteten auch den anschließenden Hochzeitsschmaus aus, der auf dem Leitnerhof stattfinden sollte. Jetzt warteten sie mit dem Bräutigam an der Rezeption.

      »Wo bleiben Sie denn nur?« fragte Tobias verzweifelt. »Das kann doch net so lang’ dauern.«

      »Wart’s ab«, meinte Vinzenz Leitner. »Kommst’ noch früh genug zu deiner Hinrichtung.«

      Monika gab ihm einen Knuff.

      »Hör’ net auf ihn«, sagte sie an Tobias gewandt. »Auf unserer Hochzeit mußte er sich erst Mut antrinken, bevor er ja sagen konnte.«

      »Eine gute Idee«, griff Vinzenz auf und wandte sich an Sepp Reisinger, der eben an den Empfang kam. »Geh’, Sepp, bring dem Tobias einen Schnaps, damit er ruhiger wird.«

      Er schielte zu seiner Frau.

      »Und mir bringst’ auch gleich einen mit.«

      Sie hatten gerade getrunken, als es endlich soweit war. Maria und die Friseurmeisterin kamen zuerst, wenig später schritt Christel langsam die Treppe hinunter, wo Tobias sie in Empfang nahm.

      In seinem Hals steckte ein dicker Kloß. So schön hatte er sich seine Braut nicht vorgestellt.

      »Ich weiß gar net, was ich sagen soll«, kam es leise über seine Lippen.

      Es war Vinzenz Leitner, der mal wieder witzelte.

      »Sag’ einfach: Ja!«

      Aber das mußte ihm gar net gesagt werden. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals hinauf, als der Bürgermeister von St. Johann, der Bruckner-Markus, der auch der Standesbeamte des Ortes war, ihm die entscheidende Frage stellte, und der Christel ging es nicht anders.

      »Jetzt darfst’ die Braut küssen«, sagte Markus, nachdem er zweimal ein deutliches Ja gehört hatte.

      Glücklich schauten sich die Brautleute an, Mutter Hornhausen weinte in ihr Taschentuch, und auch Monika Leitner hielt ihre Tränen der Rührung nicht zurück.

      Tobias nahm seine Frau in die Arme, und sie gaben sich den süßesten Kuß ihres Lebens.

      *

      Der Himmelsspitz und die Wintermaid lagen noch im Dunst des frühen Nebels, als der Geistliche schon unterwegs war. In seinem Rucksack steckten wie immer Brot und Schinken und eine Thermoskanne mit Kaffee. Um seinen Hals trug Sebastian ein Fernglas, das er zwischendurch immer wieder vor die Augen hielt.

      Langsam, aber stetig ging es bergan. Der Wanderer hatte keine Mühe, dem Pfad zu folgen. Wenn man so im Training war, wie Pfarrer Trenker, dann hatte man sich den Spitznamen ›Bergpfarrer‹ verdient.

      Sebastian empfand den Wald wie eine Kirche, und die majestätischen Berge waren ihm wie ein Dom. Immer wieder zog es ihn hinaus in die Einsamkeit, konnte er doch hier Gottes Schöpfung in ihrer ganzen Vielfalt bewundern.

      Während einer Rast überdachte er noch einmal die Ereignisse der letzten Tage und Wochen. Vieles hatte es gegeben.

Скачать книгу