Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Kerner, die hinter einem Pulk Gäste stand, bekam plötzlich einen Stoß in den Rücken, als die Eingangstür aufschwang. Ein junger Mann drängte herein, in beiden Händen Koffer.

      »Verzeihen Sie, bitte«, entschuldigte er sich. »Ich konnte wirklich nicht sehen, daß jemand so dicht an der Tür steht.«

      Elke schaute ihn an. Er lächelte charmant zurück.

      »Es ist ja nichts passiert«, sagte sie.

      Der neue Gast hatte seine Koffer abgestellt. Er machte eine Verbeugung.

      »Carsten Henning«, stellte er sich vor.

      Elke nickt und nannte ihren Namen, dann wandte sie sich wieder der Rezeption zu, an der es merklich ruhiger wurde. Die meisten Gäste hatten ihre Zimmerschlüssel und strebten die Treppe hinauf.

      »Ach, Frau Kerner«, sagte Sepp. »Sie möchten bestimmt auch Ihren Schlüssel.«

      Er reichte ihn über den kleinen Tresen.

      Elke bedankte sich und nickte dem jungen Mann noch einmal zu. Der schaute ihr lange hinterher.

      »Sie sind Herr Henning?« fragte der Wirt. »Herzlich willkommen.«

      »Ja, ich habe ein Zimmer reserviert. Für eine Woche.«

      »Ja, hier steht’s. Einzelzimmer mit Dusche. So bitt’schön.«

      Er nahm den Schlüssel vom Brett und gab ihn Carsten Henning.

      »Vom Hotel ›Stadt Hamburg‹, in Hamburg, gebucht«, stellte Sepp Reisinger mit einem Blick auf seine Unterlagen fest. »Arbeiten Sie gar dort?«

      »Ich bin der Geschäftsführer des ›Stadt Hamburg‹.«

      Sepps Miene erhellte sich.

      »Dann sind wir ja Kollegen. Da müssen wir uns mal am Abend unterhalten. Bei einem Glas Wein vielleicht?«

      »Gerne. Aber jetzt bin ich ein wenig müde. Die Fahrt von Norddeutschland hier herunter, war doch recht anstrengend.«

      »Natürlich, Herr Henning, einen schönen Aufenthalt in Sankt Johann.«

      »Danke«, antwortete Carsten von der Treppe her. »Was ich bis jetzt gesehen habe, war schon sehr vielversprechend.«

      Sepp Reisinger schaute ihm nachdenklich hinterher.

      Wie mochten die Worte gemeint sein? Der Löwenwirt hatte sehr wohl den Blick bemerkt, den sein neuer Gast der Frau Kerner hinterher geworfen hatte…

      Wie auch immer. Sepp freute sich, einen Fachmann im Haus zu haben, mit dem er sich einmal austauschen konnte. Wer weiß, vielleicht konnte der Herr Henning ihm noch ein paar Tips geben. Immerhin war das ›Stadt Hamburg‹ ein erstklassiges Hotel, das einen weltweiten Ruf genoß. Es war geradezu ein Glücksfall, daß der Geschäftsführer dieses Hauses ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt – wo das neue Hotel für St. Johann geplant wurde – hier Urlaub machte.

      Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, setzte sich Sepp Reisinger in sein Büro und gab sich den Träumen hin, die er zusammen mit dem Bürgermeister ausgeheckt hatte – St. Johann zu einem touristischen Zentrum zu machen.

      Herrliche Zeiten werden kommen, dachte er dabei.

      *

      Carsten Henning nickte zufrieden, als er das Zimmer betreten hatte. Es war groß und hell, die Einrichtung modern. Außer dem Bett und Kleiderschrank gab es eine Leseecke mit Tisch und Sessel, sowie einen Schreibtisch, der am Fenster stand. Fernsehgerät und Telefon boten zusätzlichen Komfort.

      Der junge Mann machte sich daran, seine beiden Koffer auszuräumen. Dabei schüttelte der den Kopf. Das war ja viel zu viel Gepäck, das er da für eine Woche Urlaub eingepackt hatte. Wie oft hatte er mit Petra deswegen eine Auseinandersetzung gehabt, weil sie für drei Tage auf Sylt Taschen und Koffer mitnahm, als wolle sie eine Weltreise antreten. Darüber würde er sich jetzt aber nicht mehr aufregen müssen…

      Carsten hielt in seiner Tätigkeit inne und setzte sich auf den Rand des Bettes. Petra Hagen, zweite Tochter einer angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie, sie war seine große Liebe gewesen. Doch das schien alles so lange her. Carsten dachte nur noch selten an die junge, dunkelhaarige Frau, mit der er bis vor ein paar Wochen noch verlobt war. Hatte er sie wirklich schon vergessen, oder war es mehr ein Schutz, den er sich selbst auferlegte, um nicht in Kummer und Verzweiflung zu versinken?

      Er hatte Petra geliebt, aus tiefstem Herzen, und war doch bitter enttäuscht worden. Als er sie in den Armen seines besten Freundes überraschte, brach für ihn eine Welt zusammen. Jeder Versuch seines Schwiegervaters in spe, den Riß zu kitten und zu retten, was zu retten ist, scheiterte an Carstens Widerstand. Er hatte seiner Verlobten vertraut, und dieses Vertrauen war gründlich mißbraucht worden. Für ihn gab es keinen Weg zurück, mochte Petra ihr Handeln noch so sehr bereuen, wie sie ihm immer wieder versuchte, am Telefon zu erkären. Ein-, zweimal hörte er zu, ohne ein Wort zu erwidern, die nächsten Male legte er den Hörer auf die Gabel, wenn er ihre Stimme vernahm.

      Für eine Weile zog er sich in sein Schneckenhaus zurück, doch seine Tätigkeit als Geschäftsführer eines Hotels von Weltruf, ließ es nicht zu, daß er sich vergrub. Er mußte repräsentieren, Gäste empfangen, Geschäftsessen absolvieren.

      Carsten beschloß, daß es das beste sei, sich für eine kurze Zeit zurückzuziehen und auszuspannen. Am liebsten irgendwo weit fort. Einen Kochcommis, der in St. Johann zu Hause war, hatte es in den hohen Norden verschlagen, und obwohl er sich in Hamburg wohlfühlte, sprach er doch immer wieder davon, wie schön es in seiner Heimat sei. So kam Carsten auf die Idee, seinen Urlaub in dem kleinen Ort in den Alpen zu verbringen. Und was er auf der Fahrt hierher und seit seiner Ankunft sah, hatte ihm schon sehr gefallen.

      Damit meinte er aber nicht die junge Frau, der er die Tür so unsanft in den Rücken gestoßen hatte. Sie sah toll aus, ohne Zweifel, aber das Kapitel Frauen hatte sich für die nächste Zeit erledigt. So bald würde er sein Herz nicht wieder verschenken, das stand für Carsten Henning fest.

      *

      Sebastian Trenker wanderte die Hohe Riest hinauf, einem Waldstück, das unterhalb der Zwillingsgipfel, Himmelsspitz und Wintermaid, lag. Es war ein heller, sonniger Morgen, den der Pfarrer unbedingt für diese Wanderung nutzen wollte. Seit einer guten Stunde war er schon unterwegs, und er hatte beschlossen, seine erste Rast bei der Berghütte zu machen, die er bald erreichen mußte. Dabei freute er sich auf ein ausgiebiges Frühstück mit Kaffee, Brot und Speck.

      Nach einer Biegung hatte er sein Ziel erreicht. Vor dem Hintergrund der imposanten Berge stand die Holzhütte, die Wanderern Schutz vor Unwetter, oder auch ein Lager für die Nacht bot. Unmittelbar davor war ein kleines Wiesenstück. Dort machte der Geistliche es sich bequem. Schnell war der Rucksack aufgeschnürt. In der Thermoskanne duftete der heiße Kaffeee, und dem Papier, in das der Speck eingewickelt war, entströmte ein appetitliches Aroma nach Rauch. Mit einem Taschenmesser schnitt Sebastian ein gutes Stück davon ab, ebenso von dem krossen Brot, das seine Haushälterin gebacken hatte. Langsam und genußvoll ließ er es sich schmecken. Dabei schaute er auf das herrliche Panorama der Berge und der bewaldeten Höhen.

      Er hatte gerade sein Mahl beendet, als ein merkwürdiger Laut ihn aufhorchen ließ. War da wirklich etwas, oder hatte er sich getäuscht?

      Nein, da war es wieder. Es klang wie ein unterdrücktes

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