Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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So bald wird er net wiederkommen.«

      »Und gerad’ das macht mir Sorgen«, erwiderte Xaver, während er sich auf Max’s Schulter stützte. »Wer weiß, wo er jetzt sein Unwesen treibt. Gleich morgen früh werd’ ich die anderen Revierförster anrufen und ihnen erzählen, was hier los ist.«

      »Also, laß uns erstmal im Forsthaus sein«, sagte der Polizist. »Du mußt dich hinlegen. Der Fuß braucht Ruhe. Ich werd’ dir einen kalten Umschlag machen, und morgen früh schick’ ich gleich den Dr. Wiesinger vorbei. Der soll sich den Fuß mal ansehen. Alles weitere werden wir entscheiden, wenn’s dir wieder besser geht. Außerdem hab’ ich immer noch den Moosbacher auf’m Zettel. Morgen vormittag werd’ ich ihm einen Besuch abstatten. Mal sehen, was dabei herauskommt.«

      Der Weg zum Forsthaus schien unendlich lang zu sein. Dabei waren sie vorher kaum eine halbe Stunde gegangen. Jetzt dauerte es fast eine ganze Stunde. Aufatmend ließ sich Xaver erst einmal draußen auf der Bank nieder, während Max drinnen alles vorbereitete.

      Ich der Küche fand er eine Flasche mit essigsaurer Tonerde. Er tränkte ein Handtuch damit. Dann holte er Xaver herein und half ihm, sich auf das Bett zu legen. Vorsichtig öffnete er ihm den Schuh, und zog den Strumpf aus. Durch den Rückweg hatte der Fuß noch mehr gelitten. Er war jetzt viel stärker angeschwollen als vorher. Max legte den kühlenden Umschlag darum und schob ein Kissen unter das Bein. Bevor er sich auf den Heimweg machte, erkundigte er sich, ob Xaver noch etwas brauchte und verabschiedete sich, als der Förster verneinte.

      »Schön ruhig halten, den Fuß«, ermahnte er. »Der Doktor kommt gleich morgen früh heraus. Ich schau’ am Nachmittag wieder vorbei.«

      »Ist schon recht«, nickte Xaver. »Vielen Dank auch für deine Hilfe.«

      »Dafür net«, winkte Max ab und schloß die Tür hinter sich.

      Draußen graute schon langsam der Morgen. Max sah auf die Uhr und stellte erstaunt fest, daß es schon weit nach drei war. Wenn er sich beeilte, dann konnte er noch ein paar Stunden schlafen. Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr nach St. Johann zurück.

      Als er zu Hause ausstieg und den Dienstwagen abschloß, begrüßte gerade irgendwo ein krähender Hahn den neuen Tag.

      *

      Man merkte schon, daß es Urlaubszeit war. Das Hotel war nahezu ausgebucht, und wie Bert beim Frühstück hörte, waren auch die Pensionen in und um St. Johann herum gut belegt.

      Der junge Anwalt, aus der Stadt an der Donau, saß an einem Einzeltisch und ließ sich das Frühstück schmecken. Am Abend zuvor, hatte er hervorragend im Restaurant des Hotels gegessen, und auch das morgendliche Speisenangebot ließ keine Wünsche offen.

      Bert Fortmann genoß es, endlich einmal Zeit zu haben, ohne den Druck eines Termins bei Gericht, oder mit einem Mandanten im Nacken zu spüren. Nachher wollte er eine erste Tour unternehmen. Sepp Reisinger, der Löwenwirt, hatte ihm Wanderkarten und Informationsmaterial gegeben, so daß er nicht ins Touristencenter mußte. Bert studierte die Unterlagen während des Frühstücks. Er entschied sich für eine Wanderung auf die Kanderer-Alm. Das war ganz in der Nähe und schien eine Strecke zu sein, die er leicht schaffen konnte. Regelmäßiger Sport gehörte nicht unbedingt zu seinen Leidenschaften, doch ganz unsportlich war er auch nicht.

      Mit einem leichten Blouson und bequemen Schuhen ausgerüstet, machte er sich auf den Weg. Es war ein sonniger Morgen, und die Temperaturen sollten noch weit über zwanzig Grad klettern. Obwohl es in der Nacht schon recht kalt war, wie der Löwenwirt erzählte.

      Draußen, vor dem Hotel

      herrschte reger Betrieb. Zahlreiche Urlauber waren in Gruppen angereist, die sich jetzt sammelten, um zu ihren Touren aufzubrechen. Erstaunlich viele junge Leute waren darunter, wie Bert feststellte. Dabei hatte er angenommen, daß sie eher die bekannteren Urlaubsziele bevorzugten.

      Der Anwalt orientierte sich anhand seiner Karte und marschierte los. St. Johann schien ein typisches, oberbayerisches Dorf zu sein. Die Häuser und die Gärten machten alle einen gepflegten Eindruck. Kaum ein Giebel war ohne die kunstvollen Lüftlmalereien.

      Bert hatte zwei Straßen durchquert, war an einem kleinen Brunnen vorbeigekommen und fand schließlich den Wegweiser, der die Richtung angab, in der es auf die Kanderer-Alm ging. Langsam aber stetig führte der breite Weg bergan. Offenbar hatten mehrere Leute dieselbe Idee gehabt, wie er, denn vor und hinter ihm waren etliche unterwegs. Der Anwalt blieb einen Moment stehen und schaute zu den beiden Gipfeln hinüber, die auf der anderen Seite des Tales in die Höhe ragten. Himmelsspitz und Wintermaid hießen sie, wie er einem Prospekt entnommen hatte. Ein herrlicher, imposanter Anblick. Bert bedauerte, keinen Fotoapparat dabei zu haben, aber der war in der Wohnung in Neuburg geblieben. In der Eile seines Aufbruches, hatte er an Fotografieren überhaupt nicht gedacht. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß man unten im Dorf bestimmt Ansichtskarten kaufen könne, auf denen garantiert auch das Motiv der Zwillingsgipfel zu finden war.

      Der junge Rechtsanwalt atmete tief durch. Die frische Bergluft schien mit dem Duft wilder Kräuter getränkt. Bert war bestimmt nicht sonderlich naturverbunden – sein Leben spielte sich in der Stadt zwischen Wohnung, Kanzlei und Gericht ab – doch auch er spürte das Besondere, das diese Welt ausmachte. Es war wirklich so, wie die Lehrerin gestern gesagt hatte. Rein und unverfälscht. Diesen Eindruck hatte er auch von den Menschen gewonnen, denen er im Hotel begegnet war. Sepp Reisinger und dessen Frau, Irma, das Personal, das fast ausschließlich aus der Gegend hier kam. Ihr ehrliches Wesen, der eigenartige Dialekt in dem sie manchmal sprachen, spiegelten eine heile Welt wider. Bestimmt gab es auch hier Probleme, wie anderswo auch, aber Bert glaubte, daß die Menschen in St. Johann anders mit ihnen umgingen. Das war vielleicht auch der Grund für die Zufriedenheit, die er auf den Gesichtern las.

      *

      Während ihm all dieses durch den Kopf ging, war er weiter gewandert. Schließlich stand er an einer Stelle, wo der Weg sich teilte. Ein Schild zeigte jedoch die Richtung an, in der er gehen mußte. Die Gegend war immer steiler geworden. Als er einen Blick zurück warf, stellte er fest, daß er sich schon in einer beachtlichen Höhe befand. Über ihm zogen Greifvögel ihre Bahnen, Gemsen und Wildhasen zeigten sich hier und da, um gleich wieder zu verschwinden, wenn sie des Menschen ansichtig wurden.

      Nach eineinhalb Stunden hatte er es geschafft. In einer kleinen Senke sah er die Almwirtschaft liegen. Dort herrschte ein munteres Kommen und Gehen. Bert hatte sich mit dem Aufstieg Zeit gelassen und mehrere Pausen eingelegt, so daß die ersten Leute, die zugleich mit ihm losgegangen waren, die Sennerei schon wieder talabwärts verließen.

      Der Anwalt blieb noch einen Moment stehen und genoß das Bild, das sich ihm da bot.

      Ein großes Holzhaus mit mehreren Nebengebäuden stand in der Senke. Dahinter ein eingezäunter Pferch. Weiter rechts weidete eine Herde Kühe, auf der anderen Seite machte sich eine ganze Anzahl Ziegen über das saftige Gras und die Wildkräuter her. Vor der Almwirtschaft standen Tische und Bänke, aus Holz grob gezimmert. Viele Wanderer zogen es vor, bei dem schönen Wetter draußen zu sitzen. Bert suchte sich einen freien Platz und wartete gespannt darauf, was es zum Essen geben würde. Nach kurzer Zeit kam ein junger Bursche, dem man den Senner schon von weitem ansah. Er trug ein kariertes Hemd und dreiviertellange Krachlederne. Die Füße steckten in derben Bergschuhen.

      »Pfüat di’, ich bin der Thurecker-Franz«, begrüßte er den Gast. »Was magst’ trinken?«

      Bert bestellte ein Glas Milch, obwohl es auch Bier und Limonade im Angebot gab, und fragte nach einer Brotzeit.

      »Freilich«, nickte Franz. »Da hätten wir ein gutes Brot mit

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