Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      *

      Bert Fortmann hatte sein Zimmer im Hotel »Zum Löwen« bezogen. Der Rechtsanwalt war mit dem gebotenen Komfort zufrieden, und als er am weit geöffneten Fenster stand und in der Ferne das malerische Panorama der Berge sah, fühlte er sich schon wesentlich entspannter. Ein ungeheurer Druck war von ihm abgefallen, seit er Neuburg hinter sich gelassen hatte und damit auch Gloria von Haiden.

      Einige Male noch hatte am Abend das Telefon geklingelt, bis Bert endlich den Stecker aus der Buchse zog. Dann war Ruhe. Erst unmittelbar vor seiner Abreise hatte er das Telefon wieder angeschlossen, und den Anrufbeantworter eingeschaltet.

      Doch jetzt wollte er erst einmal seinen Urlaub genießen und keinen Gedanken mehr an die Kanzlei oder Gloria verschwenden. Außer seinem Sozius wußte niemand, wo er sich aufhielt, und der hatte versprochen, nur im Hotel anzurufen, wenn es wirklich nicht anders ging. Doch es war eher unwahrscheinlich, daß solch ein Notfall eintrat.

      Bert erfrischte sich von der Reise und zog sich um. Dann ging er hinunter und setzte sich auf die Sonnenterrasse des Hotels. Bei einer der freundlichen Serviererinnen bestellte er ein kühles Weißbier und blätterte nebenbei in einer Zeitung, die er auf der Fahrt hierher gekauft hatte. Allerdings stand nicht viel Neues darin, so daß er sie schon bald aus der Hand legte und sich umschaute. Die acht Tische auf der Terrasse waren beinahe alle besetzt. Offenbar war das Hotel gut belegt. Der Ort war offenbar ein Anziehungspunkt für Besucher und Gäste, die die Ruhe und Beschaulichkeit suchten. Wie hatte die junge Dame, der er behilflich gewesen war, noch gleich gesagt?

      »In St. Johann hatte man das Ursprüngliche bewahrt.«

      So war es in der Tat. In dem Hausprospekt, der auf allen

      Tischen auslag, stand Ähnliches zu lesen. Dazu gab es Hinweise auf Sehenswürdigkeiten und lohnenswerte Ausflusgziele in der näheren Umgebung. Bert, der ein ausgesprochener Feinschmecker war, interessierte sich besonders für das Angebot einer Sennerei, bei der Käseherstellung zuzusehen. Käse jeglicher Art gehörten für den Anwalt zu einem guten Essen, wie das Glas Wein. Er war schon auf die Küche gespannt, die das Hotel zu bieten hatte. Aber er wollte auch unbedingt, morgen, oder übermorgen die Alm mit der Sennerei besuchen.

      Er trank sein Bier aus, zahlte und machte sich auf, den kleinen Ort durch einen ersten Spaziergang kennenzulernen. Ihm war die Kirche aufgefallen, die dem Hotel schräg gegenüber lag. Auf der anderen Seite, das mußte wohl das Rathaus sein. Bert konnte sehen, daß dort auch die Touristeninformation untergebracht war. Bestimmt bekam er da weitere Tips und Karten, um seinen Urlaub zu gestalten. Eine Woche hatte er eingeplant, doch wenn es ihm wirklich so gut gefiel, würde es kein Problem sein, noch zu verlängern.

      Er schlenderte über den Platz und ging den Kirchweg hinauf. Vor dem Gotteshaus war ein Mann damit beschäftigt, das erste fallende Laub zusammen zu harken.

      »Grüß’ Gott. Ist die Kirche geöffnet?« erkundigte sich der Anwalt.

      Der Mann hielt in seiner Tätigkeit inne.

      »Freilich, gehen S’ nur hinein. Wenn S’ etwas wissen wollen, dann fragen S’ nur. Ich bin der

      Mesner.«

      Bert Fortmann bedankte sich und trat durch das Portal. In der Kirche war es angenehm kühl. Der Besucher blieb einen Moment stehen und ließ den Eindruck auf sich wirken. Blau und rot waren die vorherrschenden Farben, das Blattgold, mit dem Figuren und Bilder belegt waren. Die bleiverglasten Fenster zeigten Motive aus biblischen Geschichten, und über dem Altar hing das Kreuz mit dem Erlöser.

      An der linken Wand befand sich die Kanzel. Eine reich verzierte Treppe führte nach oben. Die Bänke, auf denen die Gemeinde saß, waren ebenfalls mit Schnitzereien geschmückt.

      Langsam ging Bert durch das hohe Kirchenschiff. Er ließ sich Zeit beim Betrachten, und es wurde ihm bewußt, daß er diesmal wirklich Zeit dazu hatte.

      Aus einer Tür, die sich unter der Galerie befand, trat ein Mann heraus und schaute zu dem Besucher hinüber. Bert nickte ihm grüßend zu. Der Mann kam näher.

      »Seien Sie in unserer Kirche herzlich willkommen«, sagte er. »Ich bin Pfarrer Trenker. Schön, daß Sie einen Moment Zeit gefunden haben, sich hier umzusehen. ich freue mich über jeden Besucher.«

      Bert Fortmann stellte sich höflich vor.

      »Ich habe selber gerade gemerkt, daß ich wirklich Zeit dazu habe«, antwortete er. »Leider findet man sie erst im Urlaub. Dabei würde es im Alltag bestimmt hilfreich sein, wenn man sich für ein paar Minuten Besinnung an solch einen Ort flüchtet.«

      »Sie machen Urlaub in Sankt Johann?« erkundigte sich der Geistliche.

      Bert machte ein nachdenkliches Gesicht.

      »Ich weiß net, ob es wirklich ein Urlaub ist, oder vielleicht doch eher eine Flucht«, antwortete er.

      Sebastian Trenker sah ihn aufmerksam an. Er spürte, daß diesen Mann etwas bewegte, wenn nicht gar bedrückte. Hatte er sich deshalb hierher »geflüchtet«, wie er es nannte?

      »Vor dem Leben kann man nicht fliehen«, meinte er. »Es holt einen immer wieder ein.«

      Bert Fortmann lächelte.

      »Aber manchmal darf man sich eine kleine Auszeit nehmen«, erwiderte er.

      »Vom Leben? Unmöglich!«

      »Ja, da haben Sie recht, Hochwürden. Aber von den widrigen Umständen, die einem das Leben oft genug schwer machen.«

      Während ihrer Unterhaltung waren sie langsam zum Ausgang zurückgegangen. Sebastian hatte das Gefühl, Bert Fortmann seine Hilfe anbieten zu müssen. Er wurde das Gefühl nicht los, daß der Mann etwas mit sich herumtrug. Etwas, das an ihm nagte. Äußerlich gab er sich zwar gelassen, ja sogar heiter, doch das, was er sagte, hatte den Pfarrer aufhorchen lassen.

      »Wenn Sie einmal glauben, über etwas reden zu müssen, dann bin ich gerne bereit, Ihnen zuzuhören«, bot er an. »Natürlich nur, wenn Sie es wirklich möchten.«

      »Vielen Dank, Herr Pfarrer. Vielleicht nehme ich Ihr Angebot sogar an.«

      »Nun, ich würd’ mich freuen, Ihnen helfen zu können.«

      Sie verabschiedeten sich. Während der Geistliche zum Pfarrhaus hinüberging, schlenderte Bert Fortmann zur Straße hinunter und bummelte weiter durch das kleine Dorf.

      Das Gespräch mit dem Geistlichen hatte ihm noch einmal gezeigt, daß er Gloria von Haiden und die Umstände der Trennung von ihr, noch lange nicht vergessen würde.

      *

      »Hm, das schmeckt einfach himmlisch«, sagte Verena Berger zu der Pensionswirtin.

      Ein großes Glas von der selbstgekochten Erdbeermarmelade stand auf dem Tisch. Daneben lag ein Brett mit dicken Scheiben, die die Wirtin von dem frischen Rosinenbrot abgeschnitten hatte.

      »Greifen S’ nur tüchtig zu«, forderte Christel Rathmacher sie auf.

      »Vielen Dank, aber es reicht wirklich.«

      Die beiden Frauen saßen in der Küche. Es gab auch einen Frühstücksraum für die Gäste, aber Verena hatte schon früher immer gerne im Kreise der Familie

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