Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Parkplatz erreicht. Ihre beiden Wagen standen nebeneinander.

      »Ich bin früher, mit meinen Eltern, sehr oft in den Bergen gewesen. Und jetzt freue ich mich, es nach langer Zeit mal wieder zu tun«, erklärte sie und schloß ihr Auto auf. »Also, dann bis in sechs Wochen. Ich schreib’ dir mal ’ne Karte aus Sankt Johann.«

      »Wie heißt das, wohin du willst?«

      Beide standen schon mit einem Bein in ihren Fahrzeugen.

      »Sankt Johann. Ein kleines Dorf in den Alpen. Ich kenn’s von früher und bin schon ganz gespannt, was sich dort alles verändert hat.«

      Sie winkten sich ein letztes Mal zu. Verena atmete auf – endlich Ferien!

      *

      Bert Fortmann schaute ärgerlich auf das Telefon. Seit einer Viertelstunde klingelte es. Gloria ließ wirklich nicht locker. Dabei waren seine Worte eigentlich unmißverständlich gewesen.

      Es war Schluß, aus und vorbei!

      Der dreißigjährige Rechtsanwalt aus Neuburg ignorierte das hartnäckige Läuten und machte sich weiter daran, eine große schwarze Reisetasche zu packen. Sie lag auf dem Bett, während Bert vor dem offenen Kleiderschrank stand und überlegte, was er alles mitnehmen müsse. Es war seit Jahren sein erster Urlaub, und er merkte, daß er nicht darin geübt war, Reisetaschen und Koffer zu packen. Bisher war es auch nicht notwendig gewesen. Die längste Zeit waren drei Tage gewesen, die Bert in München verbracht hatte, um einen Mandanten dort vor Gericht zu vertreten.

      Unschlüssig nahm er dieses und jenes Teil heraus, betrachtete es prüfend und hing es wieder weg. Schließlich setzte er sich zu der Tasche auf das Bett und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was ihm allerdings nicht gelingen wollte, denn immer wieder stand das Bild der Frau vor seinen Augen, mit der er bis vor ein paar Tagen eng befreundet gewesen war.

      Sehr eng, sogar von Hochzeit war die Rede gewesen.

      Bert Fortmann hatte sehr lange gebraucht, um dahinter zu kommen, welch ein Wesen hinter der schönen Fassade der Gloria von Haiden steckte. Durchtrieben und intrigant, stets auf den eigenen Vorteil bedacht. Freunde, die das Spiel der umwerfend schönen Frau schneller durchschauten, als der durch die Liebe mit Blindheit geschlagene Anwalt, hatten Bert mehr als einmal gewarnt. Doch er hatte es nicht wahrhaben wollen, hatte beinahe sogar Freundschaften aufs Spiel gesetzt.

      Ohne Zweifel – Gloria war eine bemerkenswerte Frau. Zu einer traumhaften Figur kam ein hinreißendes Gesicht, das klassische Schönheit und kühle Arroganz in sich vereinte. Auf jeder Gesellschaft war sie der strahlende Mittelpunkt, um den sich die Männer scharten, wie die sprichwörtlichen Motten, um das Licht.

      Und Gloria wußte ihre Reize geschickt einzusetzen, und die Dummheit mancher Männer auszunutzen. Skrupellos suchte sie ihren Vorteil. Sie konnte verführerischer Vamp oder anschmiegsames Kätzchen sein, je nachdem, wie die Situation es erforderte.

      Bert hatte später gemerkt, wie sie wirklich war, und beinahe wäre es zu spät gewesen. Gloria von Haiden arbeitete im Börsengeschäft. Sie und Bert hatten sich durch einen Mandanten kennengelernt, der über Gloria Aktiengeschäfte tätigte. Schnell waren sie und Bert sich nähergekommen. Natürlich blieb es nicht aus, daß sie über Aktien, Kurse und derlei Dinge sprachen. Und eigentlich hätte der Rechtsanwalt merken müssen, mit welcher Gefühlskälte die Frau über ihre Kunden redete, die mit irgendwelchen Spekulationen Geld, viel Geld verloren hatten.

      Dabei wurde sie immer reicher, und natürlich empfahl sie dem Mann, dem sie Liebe geschworen hatte, selber Geld in bestimmte Werte anzulegen. Ahnungslos überließ der verliebte Anwalt es ihr, diese Geschäfte zu tätigen. Bis eines Tages das böse Erwachen kam.

      Mitten in der Nacht durchsuchten Beamte der Steuerfahndung Haus und Büro des Anwalts, und Bert hatte alle Mühe, ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung und illegaler Aktiengeschäfte abzuwenden.

      Es war eine schlimme Zeit. Zwar konnte er nachweisen, mit Glorias Machenschaften nichts zu tun zu haben, doch sein Ruf als integerer Rechtsanwalt war angekratzt. Immerhin hatte die Frau, mit seiner Finanzkraft und ihrem Wissen, auf verbotene Art und Weise Unmengen Geld verdient.

      Was blieb, war einen Schlußstrich zu ziehen. Er wollte und konnte Gloria nie mehr wiedersehen!

      Daß die Frau nicht von ihm lassen wollte, bewiesen das wiederholte Klingeln des Telefons und endlose Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Schließlich hatte der Anwalt alle Termine an seinen Sozius abgegeben und beschlossen, erst einmal in Urlaub zu fahren. Irgendwohin, wo er Ruhe und Erholung fand, möglichst weit weg von jeder Großstadt und vor allem weit weg von jeder Börse.

      *

      »Das ist schon eine schlimme Geschichte«, stimmte Max Trenker seinem Bruder zu.

      Es war Mittagszeit, und die beiden Brüder saßen in der gemütlichen Wohnküche des Pfarrerhauses und warteten auf das, was Sophie Tappert heute auf den Tisch zauberte. Während die Haushälterin noch damit beschäftigt war, das Essen anzurichten, hatte Sebastian dem Polizeibeamten seine Begegung mit dem Revierförster geschildert.

      »Einen Verdacht hat der Xaver aber net?«

      »Keinen konkreten«, verneinte Pfarrer Trenker und berichtete von Förster Anreuthers Mutmaßung, der alte Breithammer habe eine ähnliche Art, Drahtschlingen zu legen.

      »Naja, der sitzt ja noch«, meinte Max.

      Sophie Tappert stellte zwei Schüsseln mit dampfenden Inhalt auf den Tisch. In der einen befanden sich Semmelknödel – die die Perle des Pfarrhaushaltes natürlich selber gemacht hatte! – In der anderen ein herrlich duftendes Pilzragout. Dazu gab es einen knackigen Salat.

      »Hast du eine Vermutung, wer da in Frage käme?« wollte der Geistliche wissen, nachdem das Tischgebet gesprochen, und die Teller gefüllt waren.

      Max überlegte einen Moment, dann wiegte er den Kopf hin und her.

      »Ein paar fallen mir schon ein«, antwortete er. »Allerdings muß man da mit Verdächtigungen vorsichtig sein. Auf jeden Fall werd’ ich mit Xaver darüber sprechen.«

      Sie sprach über dieses und jenes, und wie meistens enthielt sich die Haushälterin jeglichen Wortes. Sie war an sich eine eher schweigsame Person, die ganz in ihrer Arbeit aufging. Aber wenn sie wirklich einmal etwas zu sagen hatte, dann besaßen ihre Worte auch gehöriges Gewicht.

      Nicht selten zielten ihre knappen Kommentare auf den Bruder des Pfarrers ab. Max Trenker war ihr ans Herz gewachsen, wie ein eigener Sohn, und Sophie war selig, wenn sie ihn verwöhnen konnte. Max war ein begeisterter Anhänger ihrer Kochkünste und ließ ohne Not keine Mahlzeit im Pfarrhaus aus. Dennoch glaubte die Haushälterin dann und wann ein ernstes Wort mit dem Polizeibeamten reden zu müssen. Das geschah meistens, wenn wieder einmal ein Madel sein Herz bei Sophie ausgeschüttet hatte – denn dann hatte der gutaussehende junge Mann wieder einmal eines gebrochen.

      »Am besten fahr’ ich gleich mal ins Forsthaus«, sagte Max nach dem Essen. »Bestimmt wär’s auch gut, wenn ich den Xaver nachts auf seinen Rundgängen begleite. Net, daß ihm noch etwas zustößt, ein paar Monate, bevor er in Pension geht.«

      »Eine gute Idee«, stimmte Sebastian zu. »Wir können uns da ablösen. Eine Nacht gehst du mit, die andere ich.«

      »Wollen S’ sich da etwa erschießen lassen?« fragte Sophie Tappert erschrocken. »Das ist doch viel zu gefährlich!«

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