Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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beruhigte der Pfarrer seine Haushälterin. »Immerhin hat der Xaver vierzig Jahre seinen Dienst versehen, ohne auch nur einmal von einem Wilderer gekratzt worden zu sein.«

      Daß Sebastian seine Hilfe anbot, hatte natürlich einen Grund. Er erinnerte sich nur zu gut an den Zorn, der den Förster angesichts der Drahtschlingen gepackt hatte. Mit seiner Anwesenheit wollte der Pfarrer verhindern – sollte der Wilddieb gestellt werden – daß es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Xaver Anreuther und dem Gesetzesbrecher kam. In diesem Sinne sprach er auch mit seinem Bruder. Max nickte verstehend, und Sebastian wußte, daß er sich auf den besonnenen Polizeibeamten verlassen konnte.

      *

      Verena hatte das Autoradio eingeschaltet und nach kurzem Suchen einen Sender gefunden, der Schlager spielte. In richtiger Urlaubsstimmung sang die junge Lehrerin die Texte mit. Auf der Rückbank ihrer »Ente« lagen zwei Koffer, im Fußraum stand ein inzwischen leerer Proviantkorb für unterwegs. Verena wollte während der Fahrt nicht irgendwo einkehren müssen. Sie verdiente zwar nicht schlecht, hatte aber gerade ihr Auto generalüberholen lassen und einen gehörigen Schrecken bekommen, als sie die Rechnung sah.

      Unter anderen Umständen hätte das Geld, das die Reparatur kostete, für einen gut erhaltenen Gebrauchtwagen ausgereicht. Doch Verena hing an ihrem Citroèn, den die Eltern ihr zum bestandenen Staatsexamen geschenkt hatten, und sie wollte ihn so lange fahren, bis er wirklich für den Autofriedhof reif war. So hatte sie kurzerhand Abstriche machen müssen, um die Reisekosten so gering, wie möglich zu halten. Glücklicherweise hatte sie, trotz der Ferienzeit, ein Zimmer in der Pension bekommen, in der sie früher immer mit den Eltern gewohnt hatte. Die Vermieterin, Christel Rathmacher, erinnerte sich sofort, als die junge Frau anrief und reservieren wollte. Das fand Verena erstaunlich. Immerhin war es mehr als zehn Jahre her, daß sie in St. Johann Urlaub gemacht hatte. Jedenfalls war sie froh, daß es dort mit dem Zimmer geklappt hatte, das recht preiswert war.

      Außerdem erinnerte sie sich an das Frühstück, das immer sehr gut und reichhaltig war.

      Es war herrlich warm draußen. Verena hatte das Verdeck geöffnet, und der Fahrtwind spielte mit ihren dunklen Haaren. Wenn sie zum Dienst fuhr, legte sie immer Wert darauf, perfekt gekleidet und geschminkt zu sein. Auf der Fahrt in den Urlaub hatte sie auf beides verzichtet. Jeans und eine sportliche Bluse reichten ihr völlig aus. Die Lederjacke hatte sie vor Antritt der Reise auf den Beifahrersitz gelegt, wo auch die Handtasche mit Geldbörse und Papieren lag. Von einem Make up hatte sie ebenfalls abgesehen und lediglich etwas Lippenstift aufgetragen. So fühlte sie sich wohler.

      Verena fuhr bereits die Bergstraße entlang, die sie noch von früher kannte. Bis zu ihrem Urlaubsort waren es kaum mehr als acht oder neun Kilometer. Voller Vorfreude drehte sie das Radio noch lauter – und im nächsten Augenblick wieder leise.

      Irgend etwas stimmte mit dem Wagen nicht. Der Motor ruckte und machte merkwürdige Geräusche. Verena schaltete das Radio ganz aus und lauschte. Dabei verlangsamte sie die Geschwindigkeit. Der Motor stotterte, der Wagen wurde von sich aus langsamer.

      Du lieber Himmel, das net auch noch!

      Verena war der Verzweiflung nahe. Sie schaltete einen Gang runter und gab Gas. Der Motor heulte auf. Ängstlich nahm sie den Fuß vom Gaspedal, immer langsamer rollte sie über die Straße. Zum Glück war kaum Verkehr. Ein, zwei Wagen überholten sie hupend.

      Schlaumeier, dachte die Lehrerin, ich möcht’ euch mal sehen, wenn das Auto streikt!

      Dabei hatte sie erst soviel Geld hineingesteckt!

      Sie erinnerte sich an einen Parkplatz, den sie schon bald erreichen müßte. Hoffentlich schaffte sie es bis dahin…

      Verena atmete auf, vor sich sah sie das blaue Schild, das den Parkplatz in hundert Metern Entfernung ankündigte. Es war, als schiebe eine gnädige Hand die Ente im Schrittempo darauf zu. Kaum war der Wagen von der Straße herunter, blieb er auch schon stehen.

      Die junge Frau entriegelte die Motorhaube und stieg aus. Irgendwo zischte es, als sie die Haube öffnete und nachschaute, was die Ursache für die Panne sein könnte.

      Ein Gewirr aus Schläuchen, Leitungen und Drähten schaute ihr entgegen, und Verena merkte, daß sie überhaupt keine Ahnung von dem Innenleben eines Autos hatte.

      Wie auch? Sie war Lehrerin, das konnte sie, dafür hatte sie schließlich studiert. Wenn sie etwas von Autos hätte verstehen wollen, dann wäre sie Mechanikerin geworden!

      Ratlos hob sie die Hände und schaute sich um. Ein paar Wagen fuhren vorüber, aber keiner der Fahrer dachte daran, auf dem Parkplatz anzuhalten, obwohl jeder das Auto mit der offenen Motorhaube, und die Frau davor sehen mußte. Und das noch, bevor sie St. Johann erreicht hatte!

      *

      Bert Fortmann lenkte seinen Wagen über die herrlich gelegene Bergstraße, die ihn seinem Ziel näher bringen sollte. Er hatte im Autoatlas geblättert und, auf gut Glück, einen Ort ausgewählt. Zwar war er in Gedanken noch mit einem Rechtsstreit beschäftigt, den er an seinen Sozius in der Kanzlei abgegeben hatte, doch er wußte, daß der Fall bei seinem Kollegen in besten Händen war, und er seinen Urlaub bitter nötig hatte.

      Er mußte unbedingt fort aus Neuburg, dem kleinen Städtchen an der Donau, fort von Gloria von Haiden!

      Trotz seines schnellen Wagens, fuhr Bert eher eine beschauliche Geschwindigkeit. Es herrschte strahlender Sonnenschein an einem wolkenlosen Himmel, und angesichts der Tatsache, daß gerade die Ferien begonnen hatten, herrschte recht wenig Verkehr.

      Ein Schild am Straßenrand wies auf einen Parkplatz hin. Der Rechtsanwalt steuerte ihn an. Er wollte sich ein wenig die Beine vertreten und noch einen Blick in den Straßenatlas werfen. Bis nach St. Johann, dem Reiseziel, konnte es nicht mehr allzu weit sein.

      Schon von der Straße aus konnte er den Kleinwagen auf dem Parkplatz stehen sehen. Eine knallgelbe Ente, die Motorhaube geöffnet, davor eine Frau, die unruhig auf und ab ging. Ausgerechnet eine Frau, schoß es ihm durch den Kopf.

      Natürlich hatte er nichts gegen sie, doch im Moment war die Bekanntschaft mit einer Frau das letzte, was er suchte. Immerhin hatte er gerade am eigenen Leib erfahren, wie gefährlich sie sein konnten.

      Trotzdem – Bert Fortmann war ein zivilisierter junger Mann, mit guten Manieren, und ihm war klar, daß er hier helfen mußte. Er blinkte rechts und fuhr den Parkplatz an. Mit einem skeptischen Blick stieg er aus. Na, dann wollen wir mal sehen, was das Wägelchen hat, dachte er. Wahrscheinlich kein Benzin mehr – das kannte man ja!

      Die junge Frau war recht attraktiv, wie er nebenei registrierte. Der Anwalt nickte ihr zu.

      »Grüß’ Gott. Was hat er denn?«

      »Tja, wenn ich das wüßte…«

      Er ging um sie herum und stieg ein, der Zündschlüssel steckte.

      »Sind Sie sicher, daß der Tank nicht leer ist?« fragte er, bevor er den Schlüssel drehte.

      Verena Berger verschränkte die Arme und sah ihn beinahe mitleidig an. Für wie doof hält der mich eigentlich, ging es ihr durch den Kopf, allerdings sagte sie es nicht. Dafür schmunzelte sie, als der Motor, zwar ruckte, aber sofort ansprang.

      Bert hatte den Gang herausgenommen und die Handbremse angezogen. Er gab richtig Gas, der Motor heulte auf, und aus dem Auspuff stieg eine graue Qualmwolke.

      Na, also! hatte er gerade sagen wollen, als

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