Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Die dunklen Augen schienen ihn zu durchdringen, als sie ihn ansah.

      »Was wollen S’ hier?« fragte sie mit fester Stimme, die keine Unsicherheit erkennen ließ.

      »Grüß Gott, Hauptwachtmeister Trenker, vom Polizeiposten in Sankt Johann«, sagte Max und tippte mit zwei Fingern an den Schirm seiner Mütze.

      »Das seh’ ich, daß Sie von der Polizei sind«, entgegnete sie. »Und, was wollen S’, Herr Hauptwachtmeister?«

      Der Beamte machte eine belanglose Handbewegung.

      »Eigentlich gar nichts«, antwortete er. »Ich wollt’ nur schauen, wie’s Ihnen geht. Ob alles in Ordnung ist.«

      Kathrin Breithammer warf ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte. Eine Mischung aus Belustigung und Stolz lag darin.

      »Kommen S’ da net ein biss’l zu spät?« fragte sie. »Sie waren es doch, der meinen Vater verhaftet hat, zusammen mit dem Förster Anreuther. Da wissen S’ doch, daß ich all die Jahre allein hier draußen leb’.«

      Sie machte einen Schritt vor. Dabei hob sie das Gewehr, das sie die ganze Zeit gesenkt gehalten hatte.

      »Und zu wehren weiß ich mich auch.«

      »Einen Waffenschein haben S’ doch sicher, oder?«

      »Freilich. Wollen S’ ihn sehen?«

      »Nicht nötig«, winkte der Beamte ab.

      Sie würde ihm, dem Polizisten, nicht so offen mit dem Gewehr gegenübertreten, wenn die Waffe nicht gemeldet gewesen wäre.

      »Eine Frage hätt’ ich noch«, sagte Max. »Ist Ihnen in den letzten Tagen oder Wochen jemand aufgefallen, der sich abends oder nachts hier herumgetrieben hat?«

      Kathrin schüttelte den Kopf.

      »Net, daß ich wüßt’. Warum fragen S’ danach?«

      Dem Beamten fiel es schwer, diese Frage zu beantworten.

      »Tja, also – irgend jemand legt Drahtschlingen aus. Der Förster hat welche gefunden.«

      Der jungen Frau stand die Zornesröte im Gesicht.

      »Ah, daher weht der Wind. Sie meinen, weil mein Vater deswegen im Gefängnis sitzt, bin ich net besser als er. Sie verdächtigen mich, die Schlingen gelegt zu haben!«

      »Nein, um Himmels willen, nein! So hab’ ich das net gemeint«, beteuerte Max Trenker. »Ich wollt’ wirklich nur fragen, ob Ihnen etwas aufgefallen ist.«

      »Ich weiß nix«, antwortete sie barsch und ging an ihm vorbei zur Haustür. »Und jetzt lassen S’ mir meine Ruh’!«

      Sie trat ein und warf die Tür mit einem heftigen Stoß ins Schloß.

      Der Polizist blieb einen Moment unschlüssig stehen, dann drehte er sich um und ging zu seinem Wagen. Er konnte nichts anderes tun, als unverrichteter Dinge wieder zu fahren.

      Max hielt sie wirklich nicht für die Täterin. Da kam schon eher der Moosbacher-Willi in Betracht. Natürlich konnte Kathrin Breithammer in die Sache verwickelt sein, schließlich waren ihr Vater und der Moosbacher dicke Freunde. Allerdings mochte er es dem Madel nicht so recht zutrauen. Was ihn jedoch mehr beschäftigte, war der Umstand, daß Kathrin so ganz alleine hier draußen lebte.

      Er hoffte sehr, daß sie sich eines Tages wieder für die Welt draußen interessieren würde…

      *

      Von der Kirche klang das Läuten der Abendglocken herüber. Bert Fortmann stand am Fenster seines Zimmers und schaute in die Dämmerung hinaus. Das, was er da draußen sah, nahm er aber eigentlich gar nicht wahr, denn mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Seit dem Nachmittag war nichts mehr, wie zuvor. Wie im Traum war er von der Terrasse des Biergartens in sein Hotelzimmer gegangen. Dort hatte er unschlüssig in einer Zeitschrift geblättert, ohne auf die Artikel oder Bilder zu achten. Immer wieder fragte er sich, ob es möglich war, daß er sich in Verena Berger verliebt hatte. Schon bei ihrem Anblick, als er in der Hoteltür stand, hatte sein Herz merklich schneller geklopft. Dann war da diese angenehme Unterhaltung gewesen, in deren Verlauf er immer stärker merkte, daß ihm diese Frau mehr als nur sympathisch war. Eigentlich verkörperte sie alles, was er je von der Frau, mit der er sein Leben verbringen wollte, erträumt hatte.

      Einmal hatte er geglaubt, es gefunden zu haben, doch er wurde bitter enttäuscht. Sollte er jetzt wirklich so schnell seine selbst auferlegten Schwüre, nie wieder eine Frau so nahe an sich heranzulassen, brechen?

      Bert Fortmann wußte nicht mehr weiter. Vielleicht wäre es das beste, wenn er sofort abreiste und sie niemals wiedersah!

      Im selben Atemzug wurde ihm klar, daß das unmöglich war. Aber er wußte auch, daß er nicht alleine mit dieser Situation fertig würde.

      »Ich bin gerne bereit, Ihnen zuzuhören«, hatte der freundliche Pfarrer angeboten.

      Der junge Anwalt zog seine Jacke über. Ja, bestimmt würde es ihm helfen, mit dem Geistlichen zu reden. Er hoffte, daß Pfarrer Trenker ein paar Minuten Zeit haben würde.

      Das Glockengeläut hatte das Ende der Abendmesse angezeigt. Sebastian Trenker stand in der Kirchentür und verabschiedete die Gläubigen. Es waren nur noch wenige, als Bert den Kirchweg heraufkam. Der Pfarrer erkannte ihn wieder und nickte ihm freundlich zu.

      »Ich wollte Ihr Angebot in Anspruch nehmen, Hochwürden«, sagte Bert Fortmann, nachdem die beiden Männer sich begrüßt hatten.

      »Kommen S’, gehen wir in die Sakristei«, nickte Sebastian und machte eine einladende Handbewegung.

      Drinnen war Alois Kammeier, der Mesner, bereits mit dem Aufräumen fertig und verabschiedete sich. Sebastian und Bert gingen in den kleinen Raum unterhalb der umlaufenden Galerie.

      »Bitte, setzen S’ sich«, zeigte der Geistliche auf einen der beiden Stühle, die an dem Tisch standen.

      Er legte die Soutane ab und zog sein Sakko über, das an der Garderobe hing. Dann setzte er sich zu seinem Besucher.

      »Sagen S’ mir, wie ich Ihnen helfen kann«, bat er.

      Bert Fortmann hatte befürchtet, daß es ihm schwerfallen würde, sich einem Fremden gegenüber zu offenbaren. Doch er stellte erleichtert fest, daß es viel einfacher war, als er glaubte. Ausführlich schilderte er alles, von der ersten Begegnung mit Gloria von Haiden, über deren verbotenen Aktiengeschäfte, bis zu dem eisernen Schwur, nie wieder eine Frau lieben zu wollen.

      Und schließlich seine augenblickliche Seelenlage.

      Pfarrer Trenker hörte zu, ohne den Anwalt auch nur einmal zu unterbrechen. Schließlich lehnte er sich zurück und nickte.

      »Ich kann Sie durchaus verstehen«, sagte er. »Wer, so wie Sie, von einer Frau enttäuscht wurde, dem ist es leicht, alle Frauen zu verdammen. Dabei wissen Sie natürlich, daß längst nicht alle wirklich so sind, wie Sie es erlebt haben. Ihnen ist Schlimmes widerfahren und nun wollen Sie die Konsequenz daraus ziehen. Aber es wäre eine falsche, von nun an alleine leben zu wollen. Daß das auch gar net geht, haben S’ ja selbst gemerkt. Ich kann Ihnen wirklich nur raten, sich dieser Frau, von der Sie mir erzählt

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