Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 103

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

das verliebte Paar nicht, das nur Augen und Ohren für sich hatte. Es gab so vieles, was sie von einander wissen wollten, und so vieles, was es noch zu entdecken gab. So merkten sie auch nicht, daß die Gespräche rings herum für einen Moment verstummten, als ein neuer Gast eintrat. Beinahe alle Augen richteten sich auf Gloria von Haiden. Alle, bis auf die von Verena und Bert.

      *

      Gloria stand in der Tür des Restaurants und ließ ihren Blick schweifen. Sie erkannte sofort, wer da mit der jungen attraktiven Frau in einer Ecke saß, und sie registrierte den Rosenstrauß. Natürlich ahnte sie, welche Bedeutung der Strauß haben mußte. Offenbar hatte Bert eine neue Liebe. Das warf ihre gesamten Planung über den Haufen.

      Bis zu diesem Augenblick hatte sie noch überlegt, wie sie vorgehen sollte, wenn sie auf ihn traf. Hatte es Zweck, die liebende Frau zu spielen, die reumütig zu dem Mann zurückkehrte, den sie so arg getäuscht hatte?

      Nach reiflicher Überlegung war sie zu dem Schluß gekommen, daß Bert wohl nicht darauf reagieren würde. Also mußte sie zwar die reumütig Zerknirschte spielen, aber gleichzeitig an sein Mitgefühl appelieren. Sie mußte ihn dazu bringen, in ihrem Sinne auszusagen, koste es, was es wolle. Und wer weiß – vielleicht würde sich später alles andere auch wieder einrenken.

      Bert Fortmann war ein gutaussehender Mann, und sie, Gloria, war nicht die Frau, die sich solch einen Mann einfach wegnehmen ließ!

      Doch im Augenblick konnte sie ihre geplante Taktik nicht anwenden.

      Es dauerte nur die wenigen Sekunden, in denen sie dies alles überlegte, bis der Ober sie begrüßte und sie an einen Tisch geleitete. Gloria atmete auf, als sie feststellte, daß sie in Berts Rücken sitzen würde. Er sah sie nicht, sie, hingegen, konnte alles an seinem Tisch beobachten. Ganz besonders die Frau.

      Der Tisch, an dem sie saß, stand zudem in einer Nische. Sollte Bert überraschend aufstehen, bräuchte Gloria sich nur etwas zur Seite wenden und sie war für ihn unsichtbar.

      Während sie die Speisekarte studierte, schaute sie hin und wieder zu den beiden hinüber. Einen guten Geschmack hatte Bert, das mußte man ihm lassen. Wo, fragte Gloria sich, hatte er diese Frau bloß kennengelernt? Aus Neuburg war sie sicher nicht. So groß war die Stadt auch wieder nicht, daß die Fremde Gloria nicht aufgefallen wäre. Allerdings gab es gewisse Kreise, in denen diese Frau, im Gegensatz zu Gloria, bestimmt nicht verkehrte.

      Egal. Sie würde es schon noch herausbekommen.

      Die Haustochter kam und nahm die Bestellung auf. Gloria wählte ein leichtes Gericht, und ein Mineralwasser. Dann beugte sie sich vor, und schob diskret einen Geldschein über den Tisch. Dabei winkte sie das junge Madel vertraulich zu sich heran.

      »Sagen Sie bitte, die junge Frau dort an dem Tisch in der Ecke, ich bin mir nicht sicher, ob ich sie kenne«, sagte sie. »Aber ich könnte schwören, daß es Heide Laurenz ist, eine alte Schulkameradin. Kennen Sie die Dame?«

      Das Madel hatte zu dem Tisch hinübergeschaut, an dem Verena und Bert saßen, die immer noch nur füreinander Augen hatten.

      »Ich weiß net, gnädige Frau«, antwortete die Haustochter. »Ich hab’ sie noch nie hier gesehen. Aber ich werd’ mich gern’ erkundigen.«

      »Tun Sie das«, nickte Gloria und lehnte sich zurück.

      Der Geldschein war nicht unbeträchtlich gewesen, bestimmt würde sie gleich eine Antwort auf ihre Frage bekommen.

      Schon nach kurzer Zeit kam das Madel und brachte das Mineralwasser.

      »Tut mir leid, gnädige Frau. Die Dame ist unbekannt im Hotel. Man weiß nur, daß es sich um einen Gast von Herrn Fortmann handelt, die Dame wohnt aber net bei uns.«

      Daß sie mehr als nur ein Gast war, hatte Gloria auf den ersten Blick gesehen. Es war schade. Sie hatte sich mehr von der Investition ihres Geldscheines erhofft. Nun mußte sie sehen, daß sie auf anderem Wege an ihre Information kam.

      *

      Der Abend zog sich länger hin, als es Glorias Geduld ertrug. Endlich, es war nicht mehr lange bis Mitternacht, machte Bert Fortmann dem Ober ein Zeichen und verlangte nach der Rechnung. Gloria war auf diesen Moment vorbereitet und hatte bereits gezahlt. Sie erhob sich und ging schnell zum Ausgang. Bestimmt würde Bert, der Kavalier, die Dame nicht alleine nach Hause gehen lassen. Egal, wo das war, Gloria von Haiden würde ihnen folgen. Schnell lief sie auf ihr Zimmer, wechselte die Kleidung und zog flache Schuhe mit einer Gummisohle an.

      Draußen überquerte sie die Straße und stellte sich in den Schatten eines Hauses. In der Dunkelheit würde man sie von der anderen Straßenseite aus nicht sehen können. Sie aber hatte den erleuchteten Hoteleingang im Blick. Sie brauchte auch nicht lange zu warten, bis Bert und die Unbekannte herauskamen. Die Frau hakte sich bei dem Anwalt ein, und langsam schritten sie die Straße hinunter. Gloria folgte ihnen unauffällig. Sie beglückwünschte sich zu ihrem Entschluß, sich umgezogen zu haben. Ihr Kleid wäre nicht nur zu teuer, für diese Unternehmung gewesen, sondern auch zu unpraktisch. Außerdem hätte das Klappern der hohen Absätze ihrer Schuhe sie längst verraten. So aber ahnten die beiden vor ihr nichts von der Verfolgerin.

      Verena kam sich immer noch wie in einem Traum gefangen vor. Leicht und beschwingt ging sie an Berts Seite und schaute ihn immer wieder verliebt an.

      »Ich kann’s noch immer net glauben«, lachte sie leise.

      »Was meinst du?« fragte Bert amüsiert.

      »Daß ich den Mann liebe, der meine heißgeliebte Ente so beleidigt hat.«

      »Was hab’ ich getan? Deine Ente beleidigt? Niemals!«

      »Doch, das hast du getan. Du hast gesagt, sie gehöre auf den Schrottplatz, jawohl. Streite es nicht ab, sonst haben wir gleich hier unseren ersten Krach!«

      Bert lachte.

      »Du hast recht«, gab er zu. »Ich entschuldige mich bei dir und deiner Ente.«

      Er gab ihr einen Kuß.

      »Außerdem glaub’ ich, daß du einen kleinen Schwips hast. Es wird höchste Zeit, daß du ins Bett kommst.«

      »Ich einen Schwips?« fragte sie in gespielter Empörung. »Ich kann immer noch geradeaus gehen. Hier, sieh’ selbst!«

      Sie machte einen Schritt nach vorn und rutschte mit dem rechten Fuß von der Bordsteinkante. Bert griff zu und verhinderte, daß sie stürzte.

      »Hoppla«, sagte Verena und schmunzelte. »Ich glaub’, du hast recht. Ich muß ins Bett.«

      »Naja, wir sind ja schon da.«

      Verena suchte in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel, und Bert übernahm es, die Tür aufzusperren.

      »Schlaf schön, mein Herz«, sagte er. »Es war ein wunderschöner Abend.«

      Natürlich war Verena längst nicht so beschwipst, wie sie getan hatte. Mit liebevollem Blick sah sie ihn an und bot ihm ihren Mund dar.

      »Bis morgen«, hauchte sie zum Abschied und schloß die Tür.

      Bert stand noch einen Moment vor dem Haus, dann drehte er sich um und ging langsam zum Hotel zurück. Als er die Hälfte des Weges hinter sich hatte, trat aus der Dunkelheit

Скачать книгу