Leni Behrendt Classic 49 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 49 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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niedlichen Sachen denn auch scharf aufs Korn und gab ihr Urteil ab: »Hm, ganz hübsch, nur zu flitterig und zu schade für den Alltag. Jetzt aber rasch angezogen! Wenn die Hofglocke klingelt, dann gibt es Frühstück. Schon das zweite; denn die Arbeit beginnt um sechs. Für Fräuleins wie Sie allerdings erst um acht, weil die Frau Gräfin dann auch erst erscheint. Sie hätte besser getan…« Was, das blieb unausgesprochen, weil die Tür hinter der Nörgelnden zuklappte.

      Holda beeilte sich nun mit der Morgentoilette und war gerade damit fertig, als die Hofglocke bimmelte und es gleichzeitig im Hause gongte. Hier schien tatsächlich Pünktlichkeit zu herrschen.

      Sie fand nach einigen Irrwegen die Terrasse, wo die Gräfin am Tisch saß und ihr Sohn an der Brüstung lehnte. Ein leichtes Kopfnicken des Mädchens zu ihm hin, das mit einer knappen Verbeugung erwidert wurde, dann neigte Holda sich über die feine Frauenhand.

      »Guten Morgen, Frau Gräfin.«

      »Guten Morgen, Fräulein Rothe. Gut geschlafen?«

      »Danke, ausgezeichnet. Geweckt wurde ich weniger sanft und zwar durch einen Bienenstich am Kopf«, setzte sie lachend hinzu. »Man scheint mich hier als Eindringling zu betrachten, den man verjagen will.«

      »Dagegen müssen Sie sich eben wehren«, war die lächelnde Erwiderung. Freundlich schaute dabei die Hausherrin in das reizende Mädchengesicht.

      »Ja, was ist denn das?« Holda zeigte auf ein flauschiges kleines Etwas, das in einem Korbsessel saß und sie aus blanken Knopfaugen mißtrauisch musterte.

      »Das ist unser kleiner Schnudel«, erklärte Frau Feline. »Ob er rasserein ist, das weiß ich nicht. Doch da mein Sohn ihn mir als Findling ins Haus brachte, besitzt das Tierchen hier Heimatrechte.«

      »Du bist ja süß.« Holda näherte sich dem Hündchen, das knurrend das kleine Gebiß fletschte. Auch unter dem Tisch knurrte es. Sich bückend, bemerkte sie Jagdhund und Dackel, die sie alles andere als freundlich ansahen.

      »Seid doch nicht so böse«, sagte sie schmeichelnd. »Komm einmal her, du brauner Gesell.«

      Der rührte sich nicht. Dafür erhob sich der Jagdhund, ein prächtiger Bursche mit einem selten schönen gelockten Behang. Vorsichtig witternd kam er näher, setzte sich dann vor Holda und blaffte freudig auf. Das war ein Signal für den Langhaardackel, seine buschige Rute in Bewegung zu setzen, und schon war eine dicke Freundschaft geschlossen.

      »Man merkt, daß Sie Tiere gern haben, Fräulein Rothe«, sagte die Gräfin befriedigt. »Sonst würden die Hunde nicht so freundlich sein. Selbst Schudel schaut Sie bereits wohlwollend an, was bei seiner Unbestechlichkeit beachtenswert ist. Die Hunde gelten bei uns überhaupt als Barometer für Sympathie und Antipathie.«

      Nach dem Frühstück erhielt Holda die Erlaubnis, ihre Sachen auszupacken.

      Nachdem alles fein säuberlich am bestimmten Platz lag, ging Holda nach der Terrasse zurück.

      »Schon fertig, Fräulein Rothe? Das ist schnell gegangen.«

      »Viel war ja auch nicht zu verstauen, Frau Gräfin«, gab das Mädchen frischfröhlich Antwort.

      Unter frohem Geplauder verging die Zeit so rasch, daß Frau Feline dem Sohn erstaunt entgegensah, der zu gewohnter Zeit in Begleitung eines Herrn die Terrasse betrat.

      »Guten Tag, Herr Doktor«, grüßte sie munter. »Sind Sie gekommen, um mich zu tyrannisieren?«

      »Versteht sich, Frau Gräfin«, schmunzelte der ältere Herr. »So vergnügt heute? Das ist brav.«

      »Das macht meine muntere Gesellschaft«, wurde ihm erwidert. »Die wirkt mehr Wunder, als Ihre Pillen und Tropfen, Doktorchen. Darf ich bekanntmachen: Herr Doktor Schliereit, Fräulein Rothe.«

      »Ah, das zukünftige Fräulein Kollega, wie ich von dem Herrn Grafen hörte.« Der Arzt musterte das Mädchen mit einem Blick, wie man ihn etwa für altkluge Kinder hat, amüsiert und nachsichtig. Dann fühlte er den Puls der Gräfin und nickte zufrieden.

      »Erfreulich, in der Tat. Scheint tatsächlich ein Aufheiterungspillchen zu sein, das kleine Fräulein. War schon immer dagegen, daß Frau Gräfin solche Sauertöpfe um sich hatten. Ich bin immer mehr für süße Konfitürenschälchen.« Er zwinkerte Holda verschmitzt zu, die hellauf lachte. So herzerquickend klang das Lachen, daß es selbst einen Griesgram hätte erheitern müssen.

      »Wenn das nicht Musik ist!« schmunzelte der Arzt. »Wie alt sind wir denn eigentlich, mein munteres Vögelein?«

      »Noch nicht ganz zwanzig, Herr Doktor.«

      »Tja, da kann man noch gut lachen. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, dann lassen Sie sich mal in meinem Hause sehen! Sind nämlich ein gutes Gespann zu meinen beiden vergnügten Weibsen. Und mein Sohn, der mit mir zusammen praktiziert, sieht sowas Holdseliges auch gern.«

      »Herzlichen Dank für die schmeichelhafte Einladung«, gab sie verschmitzt zurück. »Werde ihr Folge leisten, sobald ich kann.«

      Das war der Auftakt zu einer Freundschaft, die sich auch für die gräfliche Familie aufs beste bewähren sollte.«

      *

      Schon am nächsten Sonntag, an dem Holda dienstfrei hatte, machte sie sich auf zum Doktorhaus. Obgleich der Weg durch den Wald bequemer und schattiger war, wählte sie den durch die sonnendurchflutete Heide. Verirren konnte sie sich nicht, da er direkt zu dem Kirchdorf führte. Allerdings in Windungen, aber das machte der wanderlustigen Holda nichts aus.

      Nach einer guten Stunde hatte sie das Kirchdorf erreicht. Schmucke Häuser mit gepflegten Vorgärten rechts und links der Asphaltstraße. Dazwischen Läden mit Auslagen, die dem Geschmack der Landbevölkerung angepaßt waren. Wunderschön fand Holda die alte Kirche mit dem Pfarrhaus, das verträumt im Grünen lag. Gleichfalls das Doktorhaus, das daneben stand. Wein und Kletterrosen rankten an dem Gebäude hoch, das in der Mitte eine stattliche Haustür mit geschliffenen Scheiben, an beiden Seiten je vier Fenster aufwies.

      Holda zog den Porzellangriff an der Tür, hinter der sich eine Glocke in Bewegung setzte.

      Gleich darauf stand ein junges Mädchen vor der Einlaßbegehrenden. »Sie wünschen?«

      »Eintreten zu dürfen. Ich bin Holda Rothe.«

      »Ach, das neue Fräulein aus Elchheiden! Mein Vater hat schon von Ihnen erzählt. Er wird sich über Ihren Besuch herzlich freuen. Sein Anhang natürlich auch«, wurde lachend hinzugesetzt.

      Sie führte den Gast nach der Gartenveranda, wo die Doktorfamilie beim Nachmittagskaffee saß. Der Hausherr: beleibt, graues Haar über dem vollwangigen Gesicht, gutmütige und zugleich kluge Augen hinter scharfen Brillengläsern. Die Hausherrin: rundlich, beweglich, frisches Gesicht mit lachenden Blauaugen und noch vollem, aschblondem Haar. Die Tochter: ihr verjüngtes Ebenbild in noch jugendlicher Schlankheit. Der Sohn: ebenfalls blond und blauäugig, mittelgroß, schlank. Die zerhauene Wange kennzeichnete den Korpsstudenten und gab dem Gesicht des jungen Mannes etwas Verwegenes.

      »Ah, das Fräulein Rothe«, schmunzelte der Hausherr. »Lieb, daß Sie Wort gehalten haben! Hier die liebe Familie: meine Frau, meine Tochter Reinhild, mein Sohn Hartwig. Nehmen Sie Platz, und halten Sie beim Schmaus wacker mit!«

      Dazu war Holda gern bereit. Die Tochter des Hauses brachte ein Gedeck und füllte die Tasse mit dem aromatischen braunen Trank.

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