Leni Behrendt Classic 49 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 49 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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geht es der Frau Gräfin?« erkundigte sich Dr. Schliereit. »Ist sie artig?«

      »Was verstehen Sie darunter, Herr Doktor?«

      »Was man in Elchheiden von ihr verlangt. Gottergeben dasitzen und ihr Leiden pflegen.«

      »Wie trostlos!«

      »Ist es auch, kleines Fräulein. Aber rennen Sie mal gegen die Verbohrtheit des Grafen an, ich jedenfalls habe es aufgegeben und mein Sohn schon längst. Der Mann bildet sich nämlich ein, wenn er seine Mutter wie ein zerbrechliches Porzellanpüppchen hütet…«

      »Nun gerate nur nicht wieder in Rage, du Hitzkopf«, unterbrach die Gattin ihn gemütlich. »Sonst muß Fräulein Rothe glauben, daß du wer weiß was für ein Baubau bist.«

      »Ist doch wahr«, brummte er verlegen. »Die arme Frau kann einem leid tun, die so dahinvegetieren muß, nur weil der Sohn zu überängstlich ist. Daß die Beine der Gräfin wieder Gefühl haben, ist doch daraus zu ersehen, daß sie sie bewegen kann, wenn allerdings auch erst mühsam. Da wären Gehversuche am Platz. Aber sofern sie das auch nur erwähnt, bricht dem Sohn schon der Angstschweiß aus. Das wurmt mich nun ganz gewaltig. Sie werden keinen leichten Stand haben, mein kleines Fräulein.«

      »Das weiß ich bereits, Herr Doktor. Übrigens hat Frau Gräfin mich gebeten, ihr bei den heimlichen Gehversuchen behilflich zu sein. Kann ich die Verantwortung übernehmen, Herr Doktor?«

      »Von Verantwortung kann da keine Rede sein, Fräulein Rothe. Soweit ich Ihre prächtige Herrin kenne, wird diese für ihre Heimlichkeit, falls etwas davon zutage kommen sollte, ehe der schlagende Erfolg da ist, ganz allein einstehen. Wissen Sie überhaupt schon, wie die Dame zu ihrem Leiden gekommen ist?«

      Als Holda hastig den Kopf schüttelte, sah er sie forschend an und sagte:

      »Dann halte ich es für angebracht, Sie in die Elchheider Verhältnisse einzuweihen. Umso leichter wird es für Sie sein, für manches Sonderbare Verständnis zu finden.

      Gräfin Elchenbrock ist nie auf Rosen gebettet gewesen. Dafür sorgten ihr leichtsinniger Mann, ihr leichtsinniger ältester Sohn und ihr Schicksal. Freude hatte sie nur an ihrer Tochter und an Egbrecht, dem Jüngsten. Ich will mich nun kurz fassen. Erster Schlag: In völlig betrunkenem Zustand geriet ihr Sorgenkind ins Moor. Zweiter Schlag, und zwar ein noch härterer: Die Tochter starb mit achtzehn Jahren an einer tückischen Krankheit. Ein Jahr darauf verunglückte der Graf auf der Jagd, sagt man und hinterließ seinem Sohn Egbrecht ein verschuldetes Erbe. Blieb diesem nichts anderes übrig, als reich zu heiraten. Aber es war außerdem eine Liebesehe, was ja nicht oft zusammentrifft.

      Sie war reizend, die Gilda Riedlitz, blutjung, lebenslustig und extravagant, wie es Erbinnen oft an sich haben.

      Nach einjähriger Ehe wurde ein Töchterchen geboren, der Mutter ein niedliches Spielzeug, der Abgott von Vater und Großmutter, die nach allem Leid wieder langsam das Leben zu bejahen begann.

      Man kann nicht sagen, daß die junge Gräfin ein einsames Leben führte. Denn der auch noch recht junge Gatte, mit zweiundzwanzig Jahren hatte er geheiratet, sorgte für Ver­gnügungen aller Art, die er seiner lebenslustigen Frau schuldig zu sein glaubte. Allein, die gute Gilda war nicht lebenslustig, sondern lebensgierig. Kein Wunder, daß sie sich außer den ihr gebotenen Amüsements auch noch heimliche suchte, wobei der obligate Liebhaber natürlich nicht fehlte. Einige Zeit ging es gut, dann kam es zur Tragödie.

      Vor ungefähr vier Jahren mußte der Graf in einer dringenden Angelegenheit auf eine Woche verreisen, wobei die Begleitung seiner Mutter notwendig war. Beruhigt fuhren sie ab, weil sie das Töchterchen bei der Mutter in guter Obhut wußten. Tagsüber blieb diese auch brav im Hause, weil sie unter Beobachtung von Auguste und Gottfried, die ihrer Herrschaft treu ergeben sind, stand. Aber abends, wenn alles im Hause schlief, traf sie sich mit ihrem Galan.

      So geschah es auch an jenem Spätabend, der so unendlich viel Leid über den Grafen und seine Mutter brachte. Das Kind wachte auf, rief ängstlich nach der Mama, tappte nach deren Zimmer, fand das Bett leer.

      Wie das Traurige dann kommen konnte, weiß kein Mensch genau zu sagen. Anzunehmen ist, daß das verängstigte, noch nicht einmal dreijährige Mädelchen durch das geöffnete Fenster die Stimme der Mutter gehört haben muß, ihr nachtapste, sie nicht fand, immer weiter suchte und ins Moor geriet. Leider kam der junge Mann, der durch die Heide wanderte, um ins Dorf zu gelangen, einige Minuten zu spät. Denn als er auf die gellenden Schreie der Kleinen herbeieilte, gelang es ihm zwar noch, das Körperchen aus dem grausigen Schlund zu ziehen, allein das Herzchen tat dabei seinen letzten Schlag.

      Und als er mit der kleinen Leiche im Arm Elchheiden zueilte, kam ihm entgegen ein Paar singend daher. Mutter und Sohn gedachten ihre Lieben zu Hause noch am späten Abend zu überraschen, bestellten daher kein Fuhrwerk zur Bahn, sondern schlenderten von dort aus vergnügt über die Heide.

      Die Gräfin, die dieser schwerste Schlag zusammenbrechen ließ, lag wochenlang auf den Tod danieder. Und als sie sich dann doch noch einmal von dem Schmerzenslager erhob, blieben die Beine der Ärmsten gelähmt. Natürlich wurden berühmte Ärzte hinzugezogen und alles getan, was nur möglich war. Einem davon vertraut der Graf blind, zieht ihn immer wieder hinzu, während die andern nach einmaliger Untersuchung wegbleiben mußten, weil er sie einfach nicht bezahlen kann.

      Mich kleines Licht beorderte man auch nach Elchheiden, und ich muß ehrlich sagen, daß zuerst keine Hoffnung bestand, die Gräfin jemals wieder auf die Beine zu bringen. Und als dann das Wunder geschah und sie ein ganz schwaches Leben darin zu spüren begann, wäre es angebracht gewesen, wenigstens einen der tüchtigen Ärzte zu befragen, dann säße die Frau Gräfin bestimmt nicht mehr im Rollstuhl. Aber der Graf läßt sich von einem vertrottelten Professor einwickeln, der gerade zu dem rät, was einen andern Arzt in Rage versetzen würde.

      Sonderbarerweise scheint die Frau Gräfin großes Vertrauen zu mir zu haben. Denn sie dringt darauf, daß ich wenigstens einmal in der Woche nach ihr sehe. Pflichtschuldig verschreibe ich ihr harmlose Pülverchen und Tropfen, die sie wahrscheinlich gar nicht schluckt. Und auch das wirksamste Rezept tut sie lächlend ab: mit Energie ihrem überängstlichen Sohn und seinem Intimus entgegenzutreten. Um all den Aufregungen aus dem Wege zu gehen, will sie ihn vor die vollendete Tatsache stellen.

      Was noch über die pflichtvergessene Gilda zu berichten ist, kann man auch als tragisch bezeichnen. Natürlich wies der Graf sie noch in der Unglücksnacht aus dem Hause, was man ihm nicht verdenken kann. Aus Rache verlangte sie das Geld zurück, das sie in die Ehe gebracht hatte, heiratete nach erfolgter Scheidung den Galan, der sie gehörig ausbeutete und der dann, als der Schwiegervater sich weigerte, für neue Zufuhr zu sorgen, auf und davon ging.

      Später kam Gilda durch einen Unglücksfall ums Leben, natürlich bei einer leichtsinnigen Autofahrt mit einem neuen Liebhaber. Ihr Vater grämte sich zuschanden, starb auch.

      Da Gilda sein einziges Kind war, fiel die Hinterlassenschaft an einen Neffen. Er und der junge Mann, der die kleine Komteß aus dem Moor zog, gewannen durch die Tragödie. Ersterer durch das reiche Erbe, letzterer erhielt als Dank die Rentmeisterstelle auf Elchheiden, und somit hatte seine Arbeitslosigkeit ein Ende. Der Graf dagegen muß sich auf seinem verschuldeten Besitz weiter plagen. So, nun wissen Sie Bescheid, Fräulein Rothe.«

      Holda liefen vor Erschütterung die hellen Tränen über die Wangen. Mitleidig sahen die andern auf das blutjunge Menschenkind, dem es gewiß nicht gelingen würde, sich in Elchheiden durchzusetzen.

      Allein, darin sollten sie sich getäuscht haben. Denn Holda Rothe war nicht der Mensch, der so leicht mutlos wurde. Sie nahm auch nicht an, daß das Leben ein Rosengarten wäre, wie Graf Elchenbrock

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