Leni Behrendt Classic 49 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 49 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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Angst, ich bremse schon«, war die vergnügte Antwort. »Wenn es nämlich nach der Frau Gräfin ginge, würde sie viel mehr auf den Beinen sein. Mir wird manchmal angst und bange bei so viel verbissener Hartnäckigkeit…«

      »Die zu bewundern ist«, warf die Hausherrin ein. »Ich hätte bei der Dame nie eine solche Willenskraft vermutet, angesichts der Resignation, die sie zur Schau trug.«

      »Sie trug sie nicht nur zur Schau, sondern sie wäre ihr schon fast verfallen«, stellte der Gatte richtig. »Kein Wunder unter der strengen Bewachung von Sohn, Auguste und den alten Tanten die man ihr als Gesellschafterin und Betreuerin bisher gestattete. Die hätten schön Zeter und Mordio geschrien, wenn die Ärmste in ihrer Gegenwart gewagt hätte, von den Beinen Gebrauch zu machen. Zu allem noch die Vorschriften des vernagelten Professors…«

      »Nun ergrimme dich nicht wieder, mein lieber Mann«, lachte die Gattin dazwischen. »Deine Verordnungen werden noch einmal die deines großen Kollegen glänzend schlagen. Vorausgesetzt, daß Fräulein Rothe der Gräfin ihren Beistand nicht versagt.«

      »Wie sollte das wohl möglich sein?« fragte Holda erstaunt.

      »Indem Sie Reißaus nehmen. Denn lange werden Sie es in Elchheiden nicht mehr aushalten. Wie lange sind Sie überhaupt schon dort?«

      »Sechs Wochen. Und ebenso viele Monate gedenke ich noch zu bleiben.«

      »Das gebe Gott«, meinte die Dame skeptisch. »Denn falls Ihre und der Gräfin Heimlichkeit herauskommt…«

      »Fliege ich«, ergänzte Holda und setzte lachend hinzu: »Das heißt, wenn der zornbebende Herr Graf mich nicht vorher auf der Stelle frißt.«

      »Mädchen, Mädchen«, fiel der Hausherr in die allgemeine Heiterkeit ein. »Das könnte Ihnen leicht passieren. Den Brummbär noch in Rage zu bringen, na ich danke!«

      »Halb so schlimm«, tat Holda unbekümmert ab. »Man muß es nur verstehen, dem gestrengen Herrn im großen Bogen aus dem Wege zu gehen, dann kommt man gut mit ihm aus. Daß ich ihm nicht nach seiner düster umschatteten Nase bin, habe ich begriffen. Liebend gern würde er mich aus Elchheiden verbannen, aber in der Beziehung setzt seine so rücksichtsvolle Mutter ihm hartnäckigen Widerstand entgegen. Sie mag mich nämlich gern um sich haben, meine liebe Frau Gräfin, was mich unsagbar beglückt. Ich habe sie schrecklich gern.«

      »Was auf Gegenseitigkeit beruhen dürfte«, meldete sich die Tochter des Hauses. »Frau Gräfin liebt Sie direkt, wie ich bei meinem letzten Besuch in Elchheiden feststellen konnte. Wenn sie Sie kleine Holde nennt, berührt es wie ein zärtliches Streicheln.«

      »Das höre ich auch zu gern«, nickte Holda. »Könnte ich nur noch erleben, daß diese wundervolle Frau, die ihr Leid mit so bewundernswerter Geduld trägt, wieder unbeschwert dahinschritte!«

      »Nanu, wollen Sie denn sterben?« fragte der junge Arzt genau so verwundert, wie es die Gräfin vor einiger Zeit getan, und erhielt die gleiche Antwort wie sie:

      »Das habe ich durchaus nicht vor. Doch bis die Frau Gräfin soweit ist, bin ich nicht mehr in Elchheiden, weil ich im Frühjahr mit meinem Studium beginnen will.«

      »Spukt die fixe Idee immer noch in dem reizenden Köpfchen?«

      »Fixe Idee? Nehmen Sie mich etwa nicht ernst, Herr Doktor?«

      »Kinder, verderbt uns nicht die Gemütlichkeit mit heiklen Gesprächen«, bog der Hausherr energisch einen Streit ab. »Wollen wir lieber fröhlichen Gesang erschallen lassen. Hol deine Laute herbei, Reinhild, und Sie greifen nach der Ihren, kleine Holde.«

      Man tat’s, stimmte die Instrumente auf den gleichen Ton, und schon erfüllte froher Singsang die Veranda. Es waren durchweg keine meisterhaft geschulten Stimmen, aber die einfachen Lieder waren von bestrickendem Wohlklang. Man vergaß bei der vergnüglichen Beschäftigung die Zeit, bis Holda nach ihrer Armbanduhr sah und erschrocken aufsprang:

      »Da kann ich mich ja nun in Trab setzen, um pünktlich in Elchheiden zu sein! Sonst kriege ich es mit Guste zu tun, die mir bis sieben Uhr Urlaub bewilligte. Wehe, wenn ich auch nur fünf Minuten zu spät komme!«

      Sie nahm herzlich Abschied von der ihr so liebgewordenen Familie und lehnte entschieden ab, als der Sohn des Hauses ihr seine Begleitung anbot.

      »Besten Dank, Herr Doktor. Allein geht man schneller, weil man sich nicht festplaudern kann. Und Sie wissen, daß meine Zeit knapp bemessen ist.« Leichtfüßig eilte sie davon und rief auf die Aufforderung, recht bald wieder zu erscheinen, fröhlich zurück: »In zwei Wochen, wenn ich Ausgang habe!«

      Weg war sie, und Schliereit senior schmunzelte.

      »Ist doch ein Mordmarjellchen. Das wäre so was für uns hier, was, mein Sohn? Schade, daß es so ein Kirchenmäuslein ist.«

      »Was du bloß immer mit dem Geld hast, Vater?« entgegnete der junge Arzt schroffer als es angebracht gewesen wäre. »Geld macht nicht glücklich!«

      »Aber es beruhigt«, kam es pomadig zurück. »Nichts und Nichts macht nämlich Nichts. Mach also keine Dummheiten, mein Junge!«

      »Danach werde ich dich gerade fragen. Dort naht übrigens Reinhilds ›Dummheit‹.«

      »So kann man das gerade nicht bezeichnen.« Der Vater sah schmunzelnd zu einem schmucken Oberförster hin, der sich der Veranda näherte. Ein junger, schneidiger Jägersmann, dessen Anblick die Mädchenherzen hochauf schlagen ließ. Und bei der heißerrötenden Reinhild sprang es sogar vor Freude und Glückseligkeit.

      Mit so einem Schwiegersohn kann man wohl zufrieden sein, dachte der Vater. Und wenn dann die Reinhild gut versorgt ist, kann sich der Hartwig vielleicht den Luxus gestatten, arm zu heiraten. Na, mal sehen.

      Während man im Doktorhaus den willkommenen Gast herzlich begrüßte und sich nebenbei noch in Gedanken mit Holda Rothe beschäftigte, schritt diese über die Heide, die nun vom Abendsonnenglanz überstrahlt war. Da Holda hurtig die Beine geregt hatte, blieb ihr noch so viel Zeit, um ein wenig zu verschnaufen. Sie tat s auf dem Stein, auf dem sie bereits vor sechs Wochen gesessen, ließ sich aufs neue vom Zauber der Heidelandschaft einspinnen.

      Und ausgerechnet mußte s Graf Elchenbrock sein, der Holda aus ihrer Träumerei riß. Wie aus der Erde gewachsen stand er plötzlich vor ihr.

      »Verzeihung«, stammelte sie verwirrt.

      Er winkte ab. »Ich wüßte nicht, was ich zu verzeihen hätte, Fräulein Rothe. Höchstens, wenn Sie um sieben Uhr nicht in Elchheiden sein sollten. So lange haben Sie ja wohl Urlaub.«

      »Den ich rechtmäßig zu beanspruchen habe«, blitzte sie ihn empört an. Merkwürdig, wie sich ihr Trotz beim Anblick des Mannes immer sofort regte.

      »Man hat manches im Leben zu beanspruchen«, kam es hart über die Männerlippen. »Aber danach fragt es leider nicht, mein eigenwilliges Kind.«

      »Nun, jeder macht aus seinem Leben, was er kann«, entgegnete sie aufsässig. »Ich jedenfalls habe vor, mich hindurchzulachen.«

      Damit warf sie den Kopf in den Nacken, schulterte die Laute und ging rasch davon. Kümmerte sich nicht um ihn, der an ihrer Seite blieb. Sollte er merken, daß ihr an seiner Begleitung durchaus nichts lag! Sie lachte, als die beiden größeren Hunde heranstürmten. Es gab ein wirklich freudiges Wiedersehen.

      »Allons!«

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