Toni der Hüttenwirt 252 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt 252 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt

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erinnere mich nur an einen Namen. Die Frau ist erst vor einigen Jahren gestorben. Die goldene Schrift auf dem Grabstein war noch gut zu lesen. Es ist eine sehr gepflegte Grabstätte. Der Name der Verstorbenen war Hedwig Holzer.«

      Wilhelm und Elisabeth Wetter schauten sich betroffen an.

      »Holzer, sagen Sie, und Hedwig der Vorname?«, fragte Wilhelm nach, so als hätte er es nicht verstanden.

      Die Mutter Oberin lächelte, wie jemand, der mehr wusste, aber schwieg. Justina wünschte den beiden Gottes Segen und drehte das Autofenster hinauf, obwohl es ein sehr warmer Sommerabend war. Es war die deutliche Geste, dass sie nichts mehr zu dieser Angelegenheit sagen wollte. Wilhelm und Elisabeth warfen sich Blicke zu und nickten. Sie hatten verstanden.

      Mutter Oberin Justina fuhr davon. Wilhelm legte den Arm um seine Frau. Sie sahen dem Auto nach. Dann gingen sie wortlos zurück ins Haus.

      Sie setzten sich auf die Terrasse und schwiegen, denn sie waren noch nicht in der Verfassung, darüber zu sprechen. Sie waren sehr aufgewühlt.

      *

      Doktor Martin Englers Frau Katja und die alte Schwanniger Bäuerin saßen in der großen Wohnküche des ehemaligen Schwanniger Hofs am Tisch und putzten gemeinsam Bohnen aus dem Garten.

      »Mei, ist das schön, Katja, dass du den Garten und die ganze Vorratshaltung so machst, wie ich es mein ganzes Leben gemacht habe! Das freut mich«, sagte Waltraud Schwanniger, die Walli gerufen wurde.

      Dabei strahlte sie Katja an. Katja lächelte zurück.

      »Wir sind dir auch sehr dankbar, dass du uns den Hof so günstig gegen eine Leibrente überschrieben hast.«

      »Hör auf von Dankbarkeit zu reden, Katja! Ich gebe zu, dass mich das freut. Aber es ist für mich ein großes spätes Glück mit Martin und dir so etwas wie eine Familie zu haben. Ich danke dem Herrgott jeden Tag dafür. Es ist ein schönes Familienleben mit euch. Leider blieb meine Ehe kinderlos. Als mein guter Mann, Gott hab ihn selig, nimmer war, war es sehr einsam. Und weit und breit keine Erben. Sollte der schöne Hof an den Staat fallen oder an weitläufige Verwandte, die ich nie gesehen habe? Naa, so ist es besser. Ihr seid beide wie meine Kinder.« Lachend fügte sie hinzu: »Na ja, eher wie Enkelkinder. Aber das spielt keine Rolle.«

      Katja legte das Messer hin und wischte die Hände an der Küchenschürze ab. Sie stand auf und setzte sich für einen Augenblick neben die alte Walli. Katja legte den Arm um Wallis Schultern und neigte einen Augenblick den Kopf an den ihren.

      »Walli, du weißt, Martin und ich haben dich tief ins Herz geschlossen. Ich hoffe, der Herrgott schenkt dir noch viele glückliche und gesunde Jahre.«

      »Das hoffe ich auch. Der Martin sorgt schon dafür, dass es mir gutgeht. Dein Mann ist ein guter Doktor. Außerdem hat er das Herz am rechten Fleck. Wir Waldkogeler können uns glücklich schätzen, dass er, als echter Waldkogeler Bub, nach den Studium die Praxis von unserem alten Doktor übernommen hat.«

      »Martin liebt seine Heimat. Er sagt mir immer wieder, dass er niemals woanders Arzt sein wollte. Seit er die Praxis hier auf dem Hof hat, mit der kleinen Bettenstation, ist er sehr glücklich. Martin sagt immer, es ist nicht gut, einen alten Baum zu verpflanzen. Es belastete ihn sehr, wenn er jemand ins Krankenhaus überweisen musste, weil es keine andere Möglichkeit der Betreuung gab. Sicher, bei schweren Erkrankungen müssen die Patienten nach Kirchwalden ins Krankenhaus. Doch bei kleineren Sachen können sie sich hier auskurieren.«

      »Genauso ist es, und dafür sind alle dankbar. Sie sagen, dem Martin seine Bettenstation ist wie eine weitere Schlafstube.«

      Katja setzte sich wieder gegenüber an den Tisch und sie machten weiter.

      »Martin ist in den letzten Tagen sehr still, Katja«, bemerkte Walli. »Sonst erzählt er gerne von der Sprechstunde. Er kann sich freuen wie ein kleiner Bub, wenn er jemand helfen konnte. Doch seit letzter Woche ist er ziemlich einsilbig, finde ich. Weißt du, was er hat?«

      Katja nickte.

      Wie aufs Stichwort kam Martin in die Küche.

      »Fertig mit der Sprechstunde?«, fragte Katja.

      Martin gab ihr einen Kuss.

      »Ja!«

      »Und wie ist es mit den Hausbesuchen?«

      »Vielleicht?«

      Katja und Walli schauten sich an.

      »Des ist eine sehr seltsame Antwort, Martin«, bemerkte Walli. »Was heißt vielleicht?«

      »Vielleicht heißt, dass ich heute Morgen bereits alle Hausbesuche erledigt habe. Ich mache mir aber Gedanken, ob ich noch bei der Rosel Horbach vorbeischaue. Sie war nicht in der Sprechstunde.«

      »Bist du beunruhigt?«, fragte Katja.

      Martin holte einen Becher Kaffee und setzte sich an den Tisch.

      »Die Rosel macht mir seit einigen Wochen Kummer. Sie kam fast täglich in die Sprechstunde und klagte jeden Tag über neue Beschwerden und Schmerzen. Sie hat wirklich so empfunden. Das nehme ich ihr ab. Also habe ich alles untersucht, was ich untersuchen konnte, Blut, allerlei Tests. Ich habe sie von Kopf bis Fuß geröntgt. Alles ohne Befund. Die Rosel ist gesund. Ich bin mir auch sicher, dass sie mir nix vormacht. Sie leidet wirklich und sieht elend aus. Ich frage mich, was ich noch tun kann? Habe ich etwas übersehen? Bin ich betriebsblind? Soll ich sie an Fachkollegen nach Kirchwalden oder sogar nach München überweisen? Gestern habe ich sie darauf angesprochen. Sie will nicht überwiesen werden. Sie weigert sich, zu einem anderen Arzt zu gehen. Jetzt kam sie heute nicht in die Sprechstunde, da mache ich mir Sorgen.«

      »Dann musst du einen Hausbesuch bei ihr machen, Martin«, sagte Katja.

      »Ja, ich werde bei ihr vorbeigehen. Ich mache noch eine Runde mit dem Hund. Mia liegt an der Haustür und wartet. Da gehe ich bei Rosel vorbei. Dann sieht es nicht so offiziell aus. Schließlich hat sie mich nicht um einen Hausbesuch gebeten. Wenn ich nur herausfinden könnte, was sie hat!«

      Walli legte das Gemüsemesser hin, griff über den Tisch und tätschelte Martins Hand.

      »Du bist ein guter Doktor, Martin«, sagte Walli. »Manchmal macht Kummer die Leute krank. Das hast du schon oft selbst gesagt.«

      Martin schüttelte den Kopf.

      »In dem Fall kann ich mir das nicht vorstellen, Walli. Rosel Horbach hat keinen Kummer. Sie lebt auf dem wunderschönen Hof, den sie letztes Jahr von ihrem Vater geerbt hat. Sie ist finanziell abgesichert. Manchmal wünsche ich mir, anderen würde es nur ein bisserl so gehen wie der Rosel. Sie hat keine Sorgen. Trotzdem geht es ihr nicht gut.«

      »Depressionen?«, fragte Katja.

      »Wenn, dann versteckt sie sie gut. Ich habe Tests mit ihr gemacht, weil ich auch den Verdacht hatte. Aber es ergab sich keine Diagnose.«

      Die alte Walli seufzte.

      »Martin, du bist bestimmt ein guter Doktor und hast dich bemüht. Ich verstehe nix von Medizin. Aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass die Rosel ein ganz bestimmtes Problem hat. Du hast es bei anderen gut diagnostiziert. Nämlich bei Leuten, die in Rente gegangen sind und kurz danach jedes erdenkliche Zipperlein bekommen haben.

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