Toni der Hüttenwirt Classic 38 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Classic 38 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Classic

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was mich ein bisserl aufgeregt hat. Warum es mich so aufgeregt hat, das weiß allein nur der Himmel. Vielleicht ist des eine ja zu dem anderen gekommen. Du weißt doch selbst, wie das ist, Meta. Man hat mal einen schlechten Tag. Da ist man eben mit dem linken Fuß zuerst aus dem Bett gestiegen. Dann geht es so weiter. So einen Tag hatte ich. Sonst nix! Außerdem liegt das alles schon lange zurück. Ich könnte mich über mich selbst ärgern, daß mich des so beschäftigen tut.«

      »Aha! Also gibt es doch etwas?«

      »Ja! In Gottesnamen! Ja!« brummte Helene mißmutig.

      Meta Baumberger schaute der Freundin in die Augen.

      »Du willst aber net drüber reden?«

      »Naa! Ich will nimmer dran denken. Wie ich schon gesagt hab’, ich habe da einmal was erfahren. Aber des ist lange her. Jetzt wurde ich dran erinnert und des paßt mir net. Ich ärgere mich über mich selbst, daß meine Gedanken immer darum kreisen tun.«

      »Meinst net, es hilft, wenn du mit mir über deine Sorgen redest? Jemanden sein Herz auszuschütten, des hilft. Des weiß ich von mir. Ich habe dir doch auch oft mein Herz ausgeschüttet. Helene, kannst sicher sein, daß alles, was du sagen tust, unter uns bleibt. Oder vertraust du mir nimmer?«

      »Schmarrn! Ich hab’ dir immer vertraut und du hast mir vertraut. Daran hat sich nichts geändert und wird sich auch nichts dran ändern.«

      »Dann ist es ja gut! Dann kannst mir alles erzählen!«

      »Naa!« sagte Helene erneut

      Helene versuchte zu lächeln, was ihr erst beim zweiten Versuch gelang.

      »Bist schon eine gute Seele, Meta! Ja, ja, ein gute, mitfühlende Seele, des bist du! Daß du dich so um mich sorgen tust, des ist mehr als nur lieb. Aber ich werde damit schon fertig – wenn net, dann weiß ich, wo ich dich finden tue, Meta!«

      Meta Baumberger sah ein, daß die Freundin sich nicht anvertrauen wollte. Vielleicht war es dazu noch zu früh. Jedes Ding hat seine Zeit, dachte Meta.

      »Gut! Dann will ich es mal dabei belassen. Du mußt mir aber fest versprechen, daß du, wenn du Hilfe brauchst, sofort kommst!«

      »Ja! Ich schwöre es dir! Bist jetzt zufrieden?« brummte Helene.

      »Net ganz! Aber ich muß wohl damit zufrieden sein.«

      Meta packte ihr Geschirr ein. Helene ging mit ihr durch den Pfarrgarten bis zur Straße. Die beiden Frauen verabschiedeten sich herzlich voneinander.

      *

      Die nächsten Wochen verliefen für Julia Grundmayr ruhiger, als sie erwartet hatte. Alle Helfer auf dem Hof unterstützten sie. Langsam, aber auch nur ganz langsam, gewöhnte sich Julia an das Alleinsein. Tante Julia kam oft für ein paar Stunden am Nachmittag zu Besuch. Dann gingen die beiden Frauen zum Friedhof und hielten stille Zwiesprache mit dem verstorbenen Bruder und Vater.

      »Julia!« sprach sie ihre Tante eines Tages an. »Julia! Du lebst in einem Museum.«

      Die junge Frau bekam große Augen.

      »Wie – wie meinst du das, Tante Else?«

      Sie gingen vom Friedhof heimwärts. Tante Else ergriff Julias Arm, hakte sich unter und zog das Madl an sich heran.

      »Wie ich das meine? Das erkläre ich dir gerne! Also, höre mir bitte gut zu! Ich muß da ein bisserl ausholen!«

      Else Grundmayr gab ihrer lieben Nichte eine Lektion in Sachen Tradition. Wenn ein Hof zu Lebzeiten des alten Bauern an seinen Sohn übergeben wurde, dann zog sich der alte Bauer auf das Altenteil zurück. Das Haus, was er vielleicht auch noch mit seiner Frau bewohnt hatte, wurde ausgeräumt, damit die nächste Generation dort einziehen und sich nach ihren Wünschen einrichten konnte. So war nun einmal die Tradition. Tante Else erzählte Julia, wie es damals auf dem Grundmayr Hof war, als sich Julias Großeltern auf das Altenteil zurückzogen. Else lebte vorher als unverheiratete Tochter mit im Haushalt der Eltern, den diese ja dann räumten. Also war sie auch ausgezogen, um Julias Eltern und der kleinen Julia die Räume zu überlassen. Else hatte auf dem Hof eine andere Wohnung bezogen.

      Julia war damals noch zu klein, um sich daran zu erinnern. Sie erinnerte sich nur, daß sie ein schönes, neues Zimmer bekommen hatte, mit einem Himmelbett und lustigen Tapeten mit Luftballons.

      »Ja, das war dein neues Zimmer, Julia! Vorher wohnte ich darin. Jetzt hör mir weiter zu.«

      Else Grundmayr schlug dann den Bogen bis zu dem Augenblick, als sie nach dem Tod ihres Vaters ausgezogen war. Mit dem Erbe kaufte sie sich in der Stadt ein Haus und lebte für sich.

      »Ich richtete mich ein, wie es mir gefällt. Es war wunderbar.«

      Tante Else vermittelte, daß es an der Zeit war, Urbans Sachen wegzupacken. Die Kleider könnte sie verschenken. Julia sollte alles leeren. Alle Zimmer. Sie sei die Erbin. Es sei ihr Hof, ihr Haus, ihr Heim.

      »Einen Neuanfang zu schaffen, ist auch eine notwendige Trauerarbeit, Julia! Du kannst dich nicht davor drücken. Erinnerungsstücke, die dir wichtig sind, die kannst du ja behalten. Von allem anderen solltest du dich trennen. Lebe nicht weiterhin in einem Museum!«

      Der Wind strich über die gelben Rapsfelder. Schweigend gingen die beiden Frauen nebeneinander her. Else Grundmayr ließ Julia viel Zeit, über das Gesagte nachzudenken.

      Erst wehrte sich alles in Julia gegen den Gedanken, etwas auf dem Grundmayr Hof zu verändern. Doch ganz allmählich stand sie der Anregung ihrer Tante etwas wohlwollender gegenüber. Tante Else hatte nicht unrecht. Es ist alles noch so wie zu Vaters Lebzeiten. Wenn ich abends im Wohnzimmer über meiner Stickarbeit sitze, dann vergesse ich oft, daß er jetzt nicht jeden Augenblick ins Zimmer kommt. Es ist immer noch sein Haus, seine Einrichtung und die meiner Mutter.

      »Ich werde es mir überlegen, Tante Else«, sagte Julia leise. »Es ist ein komisches Gefühl. Es kommt mir vor, als vertreibe ich ihn aus meinem Leben, aus meinem Herzen. Ist es denn wirklich richtig, es so zu machen?«

      Julia schaute ihre Tante mit großen Augen an.

      »Ja! Und noch einmal ja! Es ist wichtig für dich! Dein Vater konnte schon zu Lebzeiten seines Vater alles machen. Bei dir ist es eben so gekommen. Daran kannst du nichts ändern. Das Altenteil steht voll Gerümpel. Räume die Sachen weg! Bringe dort Sachen von deinem Vater unter. Wenn er alt geworden wäre, dann hätte er sicherlich den Altenteil bezogen.«

      Tante Else schaute ihre Nichte liebevoll an.

      »Du bist ihm immer ein gutes Madl gewesen. Jetzt denke ein bisserl an dich! Was meinst du? Ist das nicht ein Vorschlag zur Güte? Dann fällt es dir sicherlich nicht so schwer. Wenn du willst, dann helfe ich dir dabei. Wie ist es?«

      »Willst du jetzt sofort eine Antwort?«

      »Ja, Julia, die will ich! Ich habe außer dir niemanden mehr, Julia. Du hast die letzten Wochen gut gemeistert. Doch vor dir liegt noch ein ganzes Leben. Es ist dein Leben! Verbringe es nicht nur in Erinnerungen. Es wäre schade. Außerdem will das niemand. Fange mit dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer an. Dann bestellst du die Maler. Du kaufst dir eine neue Küche. Mache Pläne! Fange gleich heute damit an!«

      Tante Else redete und redete. Schließlich überzeugte sie Julia. Die junge Frau versprach,

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