Fürstenkrone Classic 40 – Adelsroman. Susan Hastings

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Fürstenkrone Classic 40 – Adelsroman - Susan Hastings Fürstenkrone Classic

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in seiner Blumenfülle und seinen Baumkronenschatten.

      »Guten Morgen, Herr Matthes«, sagte ich, als ich an diesem Tag seiner ansichtig wurde, und er hörte auf, den Kies mit seiner breiten Harke zu bearbeiten.

      »Oh, guten Morgen, Frau Wenck«, gab er freundlich zurück, und in seinen alten blauen Augen schien mir wie immer die Weisheit des Lebens zu liegen. »Was macht das Buch? Irgendwelche Fortschritte seit Freitag?«

      Es war Montag, und wir hatten uns das Wochenende über nicht gesehen.

      »Keine Fortschritte«, entgegnete ich lakonisch, und das war leider die volle Wahrheit. Ich konnte mich seit einiger Zeit nicht mehr so konzentrieren, wie es nötig gewesen wäre, und ich begann mich zu fragen, ob die Idee, mein erstes Werk hier in der sogenannten Abgeschiedenheit des Landes zu schreiben, so gut gewesen war.

      In der lärmenden Atmosphäre der Großstadt, aus der ich kam, gab es zweifellos auch hinderliche Momente, aber sie schienen mir, gemessen an den Schwierigkeiten, die ich hier fand, minimal.

      »Vielleicht«, meinte der Gärtner Matthes milde, »ist das nicht die richtige Umgebung für einen Autor, zu wenig Leben, zu wenig Gewohntes für Sie?«

      »Ach, ich weiß nicht«, erwiderte ich kopfschüttelnd und zog Bodo am Halsband hinter mir her, »keine Ahnung. Am Anfang ging’s ganz gut. Aber neuerdings läuft alles nicht mehr so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Buch ist eben doch etwas anderes als ein Zeitungsartikel, nicht wahr?«

      »Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, sagte Matthes und ließ die Harke durch den Kies knirschen. »Waren Sie gestern alle zu Hause, Frau Wenck?«

      »Gestern? Sonntag?« Ich tat so, als dachte ich nach. In Wahrheit aber interessierte mich nur das Gesicht des alten Mannes. Er hielt es gesenkt, und ich konnte seine hellen blauen Augen nicht sehen.

      »Wissen Sie«, fuhr er fort, ohne mit der Arbeit innezuhalten, »ich dachte schon, es sei vielleicht Besuch da gewesen.«

      »Kein Besuch, Herr Matthes. Wie kommen Sie darauf?«

      Er hob den Kopf, sah mich an und führte mich wortlos ums Schloß herum. Auf dem Kiesweg, der die Rückseite säumte, sah ich die Scherben, noch bevor wir hinzutraten.

      »Wer schmeißt denn hier mit Flaschen?« fragte der Gärtner, leicht entrüstet, aber noch mehr verwundert.

      »Wenn ich das wüßte«, murmelte ich und bückte mich nach den Scherben. Der matte Geruch, der davon aufstieg, kam mir bekannt vor, und auch das zerfledderte Etikett.

      Barac. Ungarischer Pflaumenschnaps. Derselbe, den ich in der vergangenen Nacht im Salon der Schloßherrin getrunken hatte.

      Aber wie diese zertrümmerte Flasche hierher kam, in des alten Matthes’ gute Stube, die so reinlich und sauber gehalten wurde wie kein Park, den ich kannte, das konnte ich mir ebensowenig erklären wie er selbst.

      »Gefährlich«, murmelte er und harkte die Scherben zusammen, »für den Kleinen und die anderen Kinder, die hier spielen. Ich kann keine Scherben leiden, wissen Sie.«

      »Ich auch nicht«, sagte ich und meinte sowohl das zerbrochene Glas als auch die Scherben eines Lebens, die es bedeuten konnte.

      Noch einmal umschritt ich das Schloß, dessen Gast ich war. Aber keine einzige der beiden Türen, die es gab, stand offen, und kein Fensterflügel bewegte sich im Luftzug des frühen Montagmorgens.

      »Aber aus dieser Richtung«, bemerkte ich halblaut zu mir selbst, »muß das Geräusch gekommen sein.«

      Ich blickte mich um, sah nur den alten Mann mit seiner Harke, dachte an die Nacht und fröstelte im warmen Hochsommersonnenschein.

      »Vorsichtshalber«, sagte ich zu Matthes, bevor ich Bodo zum Park hinaus dirigierte, »werde ich Frau von Ahrgau wegen der Scherben Bescheid sagen. Sie wird es sicherlich nicht schätzen, wenn ihre Gäste, wer immer es gewesen sein mag, ihre leeren Schnapsflaschen auf den Weg werfen. Wiedersehen, Herr Matthes, bis heute mittag.«

      Und dann verschwanden wir beide, Bodo und ich, in der schmalen Straße, die zum Dorfplatz führte. An den Rebenhängen in naher Ferne leuchtete das Grün der Weinstöcke. Blau und klar wölbte sich der Himmel über Dorf und Landschaft.

      Bodo am Halsband, stieg ich in den Bus, der auf dem Dorfplatz hielt, und niemand wußte, wo wir beide in dieser wunderbar frischen, frühen Morgenstunde hinfuhren.

      Als ich mittags wieder zurückkam, überlegte ich mir langte, ob ich überhaupt jemandem erzählen sollte, wo wir gewesen waren und warum.

      In der Tasche meiner Hemdbluse, sorgfältig zugeknöpft, steckte ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Es bestätigte in dürren Worten, daß die Tierklinik in Willmshofen – eine private Tierklinik übrigens, deren Chef ich aufgesucht hatte, weil ich ihn von meiner Pressearbeit her kannte – aufgrund zweier verschiedener Tests festgestellt hatte, daß Bodo, der zweijährige Schäferhund, unter dem Einfluß von einschläfernden Mitteln stünde und, wie eine Blutuntersuchung ergebe, seit geraumer Zeit bereits gestanden habe. Das Tier würde regelmäßig und systematisch gedopt, was sowohl seine Wachsamkeit als auch seine anderen spezifischen Eigenheiten beträchtlich vermindere und im Laufe der Zeit völlig auslösche.

      Ich beschloß, den Mund zu halten und die Augen offen. Der Schock, den mir mein alter Freund aus der Tierklinik versetzt hatte, war mir zwar in die Glieder gefahren, aber nicht in den Kopf. Ich durfte keinesfalls leichtsinnig sein mit meiner Entdeckung, die ich seit Wochen geargwöhnt hatte.

      Bodo hatte in der Klinik eine Spritze bekommen, die ein Gegengift enthielt. Er war eine halbe Stunde liegengeblieben und hatte mich vorwurfsvoll angeschaut. Dann war er aufgestanden und mit zurückgekommen, als sei nichts geschehen, aber sein Blick wurde, wie mir der Arzt bereits versichert hatte, deutlich klarer und schärfer, seine Bewegungen lebhafter und gezielter, sein Bellen wieder fröhlich und laut.

      »Und jetzt, mein Junge«, sagte ich mit einer Stimme, die zwar noch ein bißchen nachzitterte, aber grimmiger klang als je zuvor, »jetzt werden wir höllisch aufpassen, wer dich füttert und wer dir Wasser gibt. Und wir werden dafür sorgen, daß du nicht wieder betäubt wirst. Das wollen wir doch mal sehen!«

      Der erste, der uns begegnete, als wir das Schloß betraten und uns der dämmerigen Kühle der großen gefliesten Halle erfreuten, war Effi Körner.

      Sie tänzelte gerade vorbei und rief im Vorübergehen: »Komm, Bodo, es gibt Futter!«

      Na wunderbar, dachte ich, zu allem entschlossen, und folgte ihr auf dem Fuße in den Vorraum zur großen Küche, die ebenerdig lag wie alle Wirtschaftsräume, von denen nicht ein Bruchteil heute mehr benutzt wurde, das werden wir gleich haben!

      Ich lehnte mich gegen eine ausgediente Anrichte, während ich zusah, wie Effi Körner mit schlanken Fingern eine Packung Hundekuchen anbrach – eine neue Packung wohlgemerkt – und einen Napf damit füllte.

      »Füttern Sie ihn immer?« erkundigte ich mich beiläufig.

      Sie nickte mit ihrer schnippischen Kopfbewegung, die sie für mich reserviert zu haben schien.

      »Ihn sowohl wie Axel«, sagte sie und hob den leeren Wassernapf vom Boden auf, hielt ihn unter die Wasserleitung und stellte ihn gefüllt vor den Hund.

      Ich nahm wie versehentlich die Packung in die Hand, studierte eingehend den

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