Fürstenkrone Classic 40 – Adelsroman. Susan Hastings

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fürstenkrone Classic 40 – Adelsroman - Susan Hastings страница 5

Fürstenkrone Classic 40 – Adelsroman - Susan Hastings Fürstenkrone Classic

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      Sein Wortschatz in bezug auf Autos und alles, was damit zusammenhing, war größer als meiner, und er belehrte mich später in jeder möglichen Fahrtechnik.

      Ich sah ihn in die Kurve gehen wie einen alten Rennfahrer, und genauso lässig lehnte er sich dabei auch zurück. Diese Haltung schien ihm angeboren, und es wunderte mich überhaupt nicht, daß er auch bei Tisch auf seinem Stuhl hintenüber hing wie in seinem Go-Cart.

      Dazu kam, daß alle ausgedehnten Kieswege im Ahrgauer Park natürlich großartige Rennstrecken abgaben und ein Kind nicht übermäßig viel Phantasie zu entwickeln brauchte, um sie zu nützen Gelegentlich waren die Wege so bevölkert von Fahrzeugen der Spielzeugindustrie, daß man ins Gedränge kam, was Axel ungemein viel Spaß machte.

      Er war ein typisches Einzelkind, bewandert in der Sprache seiner Eltern wie ein Schulkind, geistig beweglich und überaus clever, was die Behandlung der einzelnen Erwachsenen betraf, auf die es in seinem Leben ankam.

      Er kannte uns alle viel besser, als wir uns selbst kannten, er wußte um unsere Stärken und Schwächen, und tatsächlich war er ein so maßgeblicher Faktor im Schloß, daß man mit ihm rechnen mußte wie mit einem Großen.

      Aber das machte sich damals niemand klar außer mir, und auch ich brauchte Zeit, um dahinterzukommen, weil, wie gesagt, mein Umgang mit Kindern bis dahin beschränkt gewesen war und ich nicht viel von der kindlichen Psyche verstand.

      Axel lehrte mich vieles, um nicht zu sagen, alles.

      »Tante Lillian«, sagte er am Tisch nach meinem heimlichen Besuch beim Tierarzt und schraubte seinen Sitz auf dem Go-Cart fester, »warum hast du Bodo immer bei dir?«

      Ich beschloß, ihn nicht zu belügen.

      »Weil ich ihn beschützen muß«, antwortete ich also wahrheitsgemäß.

      Er schien sich nicht zu wundern.

      »So«, bemerkte er, und er ließ sich wie Ferrari persönlich in seinen Renner fallen. »Wovor denn?«

      »Das weiß ich nicht genau«, gab ich vorsichtig zurück, »aber ich werde es schon herausfinden.«

      »Wenn du gut aufpaßt«, murmelte Ferrari junior und trat in die Pedale. »Hast du eine Pistole?«

      »Nein«, entgegnete ich verblüfft. »Du vielleicht?«

      »Ich ja. Aber ich kann sie dir nicht leihen. Ich brauch’ sie selbst.«

      Damit griff er an den Ledergürtel um seine dünne Taille unterm T-Shirt, zeigte mir ernsthaft den Griff einer Spielzeugpistole und schob sie wieder zurück.

      »Und wozu brauchst du sie denn?« erkundigte ich mich ebenso ernst.

      »Da steht manchmal ein komischer Mann«, sagte Axel von Ahrgau sinnend und fuhr sich mit der schmutzigen kleinen Hand über das braune Gesicht. »Drüben an der Parkmauer. Den muß ich vielleicht mal umlegen.«

      Allmächtiger Gott und Vater, dachte ich, was für eine Sprache! Den muß ich vielleicht mal umlegen! Waren es die Auswirkungen des Fernsehens, war es der Jargon seiner großen Freunde?

      Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß Constantin und Tatjana ihm solche reizenden Sentenzen beigebracht hatten, eher schon Effi und die Küchenleute.

      »Meinst du?« fragte ich zurück und suchte mir einen Liegestuhl aus, den er in der nächsten halben Stunde brummend umkreisen würde, wie ich wußte.

      »Ja, das meine ich.«

      Jede weitere Unterhaltung wurde im Keim erstickt, da seine Mutter die flachen Steinstufen von der neuangelegten Terrasse herunterkam, um mir ein bißchen Gesellschaft zu leisten.

      Axel hielt nicht viel von der Gesellschaft seiner Mutter in Gegenwart anderer, da sie sich bei diesen Gelegenheiten gezwungen fühlte, so etwas wie Erziehung anzuwenden, wenn es ihr ein bißchen zuviel wurde. Dagegen war er leidenschaftlich gern mit ihr allein, ging gern mit ihr spazieren, riß sich förmlich darum, mit ihr Auto zu fahren, und wenn es auch nur zum nächsten Dorfmetzger war.

      »Wenn er Sie stört«, begann Tatjana ihre Standard-Unterhaltung, »schicken Sie ihn bitte weg. Ich kann ihn nicht einsperren, Sie kennen ihn ja, aber ich möchte wirklich nicht, daß er Ihnen die Zeit stiehlt. Apropos Zeit – was macht die Schreiberei?«

      Sie war sehr aufgeschlossen heute, viel munterer als in den letzten Wochen und sah bedeutend besser aus. Aber selbst in ihren schlimmsten Stunden war sie noch eine betörend schöne Frau. Man konnte sie nur schwer einordnen. Ihr Haar leuchtete wie reifes Korn. Ihre Wimpern, ihre Brauen waren sehr fein und klar gezeichnet, wie mit dunkler Tusche gemalt.

      Ihr Teint war cremefarben, und wäre sie öfter in der Sonne gewesen, wäre sie sicherlich dunkelbraun gebrannt. Aber Tatjana vertrug Sonne nicht gut, sie bekam Kopfschmerzen davon.

      »Na«, murmelte ich, ohne sie anzusehen, »es geht so lala. Sie wissen schon. Meine schöpferische Pause dehnte sich ja bereits über zwei Wochen aus. Weiß der Kuckuck, ich müßte doch irgendwann mal wieder eine Inspiration haben. Aber nichts dergleichen. Langsam setzt mir das wirklich zu. Ich bin schließlich hier, um zu arbeiten, und nicht um den schönen Park von Ahrgau zu genießen.«

      »Doch, dazu sind Sie außerdem auch hier«, meinte Tatjana lachend und betrachtete die Papierberge neben meinem Liegestuhl. »Ich bewundere Sie sowieso, ob Sie gerade eine schöpferische Pause oder ein schöpferisches Hoch haben. Ich bewundere jede Art schöpferischer Tätigkeit.«

      Ich winkte ab, obwohl es mir guttat, etwas Positives zu hören. Meine Arbeitsunlust deprimierte mich langsam nachhaltig.

      »Wollen Sie, daß wir ein bißchen mehr Leben ins Haus bringen?« fragte sie plötzlich. »Vielleicht täte Ihnen eine große Gesellschaft gut, eine Anregung in Form von Menschen und Musik und allem, was große Festlichkeiten so mit sich bringen. Es macht mir nichts aus, etwas zu arrangieren. Na, wie wäre das? Würde das Sie wieder aufmöbeln? Sie waren so beneidenswert munter und elastisch als Sie hierher kamen, und jetzt sehe ich zu meinem Bedauern, daß Sie deprimiert sind. Lillian, mir gefällt das nicht. Ich bin diesen Sommer als Gastgeberin für Sie verantwortlich, und ich tue es tatsächlich gern, wie Sie wissen. Ich habe das Gefühl, wir bieten Ihnen nicht so ganz den richtigen Rahmen, den Sie brauchen.

      Damals, auf der Kaminparty im Winter in der Stadt, als wir uns zufällig kennenlernten, sah alles ganz anders aus, nicht wahr? Da haben wir uns überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie dieser Sommer verlaufen würde. Wir waren davon überzeugt, daß er einfach von selbst laufen würde – und das tut er nun nicht. Sie sind so jung und so tüchtig, Lillian. Sie müssen einfach über Ihre Klippen hinwegkommen. Machen Sie sich nicht so viele überflüssige Gedanken, konzentrieren Sie sich außerdem auf ein bißchen Vergnügen. Sie leben hier wie eine Einsiedlerin. Gerade gestern sprach ich mit Constantin und Ignatz May darüber.«

      »So«, sagte ich, als sie offenbar geendet hatte und setzte mich in meinem Liegestuhl auf. »Sie glauben also im Ernst, mir fehlten ein Haufen Leute zur Unterhaltung, eine Band mit den neuesten Schlagern zum Tanzen und was man sonst noch so unter Vergnügen versteht? Wissen Sie, Tatjana, aus alldem komme ich ja. Damit werde ich in der Großstadt, in Kollegenkreisen förmlich gefüttert. Sie könnten sich nicht vorstellen, wie viele Partys ich besuchen muß, ob ich will oder nicht, wie viele ich trotzdem absage, weil ich absolut nicht will. Sie können sich nicht vorstellen, wie turbulent das Leben verläuft, wenn man sechsundzwanzig, ehrgeizig, bei der Presse

Скачать книгу