Sophienlust Classic 42 – Familienroman. Judith Parker
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»Vielen Dank, Lieber.« Die junge Frau sah ihn glücklich an. Ein wunderschöner Sommer liegt vor uns, dachte sie. Ein Sommer, in dem Norbert mir endlich einmal ganz allein gehören wird.
»Kommt, Kinder!«, rief Denise Gaby und Bini zu. »Wir gehen jetzt zum Herrenhaus hinüber. Holger, willst du nicht doch mitkommen?«
»Nein.« Der Junge blickte sie finster an.
Denise nahm die beiden kleinen Mädchen an die Hand. Sabine und Gabriele folgten ihr willig. Als die Kinder von Sophienlust angelaufen kamen, und die beiden begrüßten, lachten sie übers ganze Gesicht.
»Ich heiße Sabine. Aber alle nennen mich Bini«, stellte sich das ältere Mädchen vor und reichte allen Kindern die Hand.
»Und ich bin die Gaby«, sagte das kleinere Mädchen lächelnd und begrüßte die anderen ohne Scheu.
»Wollt ihr erst einmal die Fohlen und Pferde sehen? Könnt ihr reiten?« Dominik versuchte, das Vertrauen der beiden zu gewinnen.
»O ja, gern!« Sabine war sofort einverstanden. »Vati hat uns schon erzählt, dass es in Sophienlust viele Tiere gibt. Habt ihr wirklich einen Papagei, der sprechen kann?« Fragend blickte sie Nick an.
»Wir haben sogar zwei. Der eine heißt Habakuk und gehört nach Sophienlust und der andere, Lora, wohnt in Schoeneich. Das ist das Gut meines Vatis. Doch ich erzähle euch das alles später.«
Malu fasste nach der Hand der kleinen Gaby, die ihr ausnehmend gut gefiel. Die Kleine lächelte sie vertrauensselig an.
»Dann fahre ich nach Schoeneich«, erklärte Denise.
»Ich komme am Nachmittag noch einmal vorbei. Nick, sicherlich bleibst du hier?«
»Ja, Mutti. Wo ist denn der Junge?«
»Er hilft seiner Mutti beim Einziehen. Nick, Malu, passt gut auf Bini und Gaby auf. Und setzt sie nicht gleich am ersten Tag in den Sattel.«
»Nein, Mutti«, versprach Dominik enttäuscht, weil er genau das vorgehabt hatte.
Sabine und Gabriele waren so begeistert von allem, dass sie kaum an ihre Eltern dachten. Sie bestaunten die Ponys und kreischten vor Vergnügen, als Habakuk schon bald ihre Namen nachplapperte. Sie waren entzückt von dem Meerschweinchen Micky, das Vicky ihnen voller Stolz zeigte, und setzten sich dann hungrig mit an den langen Tisch, um sich das Mittagessen schmecken zu lassen.
Nach dem Essen liefen die Kinder in den Park und vergnügten sich ein Weilchen an dem Springbrunnen, der vor zwei Tagen wieder in Betrieb gesetzt worden war. Danach hielten sie sich in der Laube auf. Malu erzählte den Kindern ein Märchen. Nick langweilte sich dabei und lief zum Gärtnerhaus. Er war sehr neugierig auf Holger und brannte darauf, dessen Bekanntschaft zu machen.
Die Leute von der Spedition trugen gerade die letzten Möbel ins Haus. Justus saß auf der Bank vor dem Haus und rauchte Pfeife.
»Hallo, Justus!«, rief Nick ihm zu. »Hast du auch geholfen?
»Und ob, junger Herr. Aber jetzt braucht man meine Hilfe nicht mehr. Alles, was nun kommt, ist Frauensache.«
»Sind sie nett?« Dominik deutete auf das Haus.
»Ja, junger Herr.«
»Ob ich mal reingehen darf?«
»Warum nicht, junger Herr. Frau Riedl ist eine liebe Dame. Sie hat mich schon nach dir gefragt.«
»Weiß sie denn, dass ich der Erbe von Sophienlust bin?«, fragte Dominik gespannt.
»Ich glaub schon. Geh nur rein.«
Dominik überlegte nicht lange, sondern trat ins Haus. Er hörte eine helle Jungenstimme, dann die einer Frau. Plötzlich stand Holger vor ihm und sah ihn unfreundlich an. »Wer bist du denn?«, fragte er kurz.
»Dominik von Wellentin-Schoenecker. Und du?« Dominik ärgerte sich über den anmaßenden Ton dieses Jungen so sehr, dass seine Stimme nicht minder unfreundlich klang als die Holgers.
»Holger Riedl.«
»Ich wollte deinen Eltern guten Tag sagen.«
»Mein Vater ist für niemanden zu sprechen. Und meine Mutter …«
»Hallo, Nick!«, rief da Viola Riedl von oben. »Komm doch näher.« Dabei bedachte sie ihren Sohn mit einem vorwurfsvollen Blick.
»Guten Tag, Frau Riedl.« Nick lief die Treppe hinauf und reichte der netten Dame die Hand. »Ich wollte mich nur erkundigen, ob Sie auch alles haben«, sagte er dann, um seinen Besuch zu begründen.
»Das ist lieb von dir, Nick.« Viola lächelte ihm zu. »Sicherlich möchtest du dir das Haus anschauen, um zu sehen, wie es nun mit den Möbeln aussieht.«
»Ja, das möchte ich gern.« Dominik fühlte sich stark hingezogen zu Frau Riedl. Die ganze Familie gefiel ihm sehr, ausgenommen Holger, dem er aber noch zeigen würde, dass man einen Dominik von Wellentin-Schoenecker nicht ungestraft kränkte.
Holger blieb mit auf dem Rücken verschränkten Armen trotzig in der Diele stehen, als seine Mutter diesem seiner Ansicht nach grässlichen Jungen die Zimmer zeigte. Sie tut ja ganz so, als sei dieser Junge etwas Besonderes, dachte er wütend.
Dominik zeigte helle Begeisterung bei der Besichtigung des Hauses. Was man doch alles aus einem alten Bau machen konnte, dachte er. Besonders gefiel ihm der Wohnraum mit dem offenen Kamin, über dem jetzt ein hübsches Landschaftsbild hing. Davor stand eine goldgelbe Couch, auf der hellgrüne Kissen zwanglos verteilt waren.
»Es fehlt noch einiges«, erklärte Viola, die sich über das Interesse des Jungen freute. Wie verständig er doch schon für sein Alter war! Wenn Holger mit vierzehn Jahren genauso sein sollte, würde sie zufrieden sein. Aber vermutlich würde er nach wie vor schwierig bleiben. Viola unterdrückte einen Seufzer.
Denise erschien. Auch sie staunte über die geschmackvolle Anordnung der Einrichtung. »Dabei hatten wir das Haus abreißen wollen«, sagte sie aus ihren Gedanken heraus.
»Das wäre schade gewesen. Vielleicht könnten wir auch im nächsten Jahr wieder herkommen?«, fragte Viola impulsiv.
»Natürlich.« Denise betrat Holgers Zimmer, in das der Junge sich zurückgezogen hatte. Er machte ein bitterböses Gesicht wegen der Störung.
Dominik presste die Lippen zusammen, damit ihm kein unbedachtes Wort entschlüpfte.
Viola schloss wieder die Tür. »Holger ist oft recht schwierig«, bemerkte sie seufzend. »Ich weiß manchmal nicht mehr, wie ich mit ihm fertigwerden soll. Mein Mann hat zu wenig Zeit für den Jungen.«
»Hier in Sophienlust wird er sich schon ändern«, bemerkte Dominik überzeugt. »Jedes noch so schwierige Kind ist bei uns anders geworden.«
»Das wäre fein, obwohl ich nicht recht daran glaube.«
»Ich danke Ihnen, Frau Riedl, dass Sie uns das Haus gezeigt haben. Sollten Sie noch irgendetwas fürs Abendessen benötigen, brauchen Sie