Mami Classic 42 – Familienroman. Annette Mansdorf
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»Was geht in deinem Kopf vor?«
Katinka setzte ein Pokergesicht auf, aber Susanne kannte sie zu gut.
»Mich täuschst du nicht. Dieser Markus ist nichts für dich. Soll er erst mal geschieden sein! Vielleicht erzählt er dir nur, daß seine Frau und er getrennt sind, und in Wirklichkeit stimmt das gar nicht…«
»Susanne, jetzt hör aber auf!«
»Schon gut. Also, schicke diesem Unbekannten jetzt ein Telegramm von uns. Mal sehen, ob er mit uns redet.«
»Ein Telegramm? Aber du hast doch keine Anschrift.«
Susanne lachte, tippte hier und dort, und schon hatte sie ein Telegramm-Formular auf dem Bildschirm ihres Computers.
»Er hat den Code-Namen Danvo. Mal sehen, ob wir herausfinden, wer sich dahinter verbirgt.«
Katinka war jetzt gegen ihren Willen doch fasziniert. Schon hatte Susanne das Telegramm durch einen Maus-Klick abgeschickt. Den Text hatte Katinka gar nicht so schnell lesen können.
Es dauerte einen Moment, dann kam ein Telegramm zurück. Von Danvo.
»Hallo, Susa. Rede gern mit euch. Worüber?«
Susanne drehte sich mit breitem Lächeln um.
»Siehst du? Jetzt kannst du ihn alles mögliche fragen.«
»Aber ich will doch gar nicht…«
»Nun sei nicht so schüchtern. Was wollen wir wissen?«
»Frag ihn doch nach seinen weiteren Hobbys.«
»Das ist doch langweilig. Ich werde erst mal fragen, was er online macht. Ob er es beruflich braucht.«
Schon drückte sie wieder blitzschnell auf die Tastatur. Die Antwort kam umgehend.
»Ja, brauche ich beruflich. Aber es macht auch Spaß, mit euch zu sprechen. Was macht ihr denn so?«
»Nun sag doch auch mal etwas.«
Katinka fiel partout nichts ein. Dabei war sie sonst wirklich nicht auf den Mund gefallen.
Susanne begann eine Antwort zu tippen. Sie outete sich, indem sie erzählte, daß sie Maklerin sei und ihre Freundin das erste Mal vor so einem Talk säße und wie paralysiert auf den Bildschirm starrte. Bevor Katinka verhindern konnte, daß sie dieses verräterische Telegramm abschickte, war es schon geschehen.
»Also, wirklich, Susanne. Er wird mich für einfältig halten!«
»Das kann dir doch egal sein. Du willst ihn ja sowieso nicht kennenlernen«, neckte Susanne sie, während sie gespannt auf die Antwort wartete.
Es ging noch eine Weile so hin und her, dann verabschiedete sich Danvo, weil er wieder an die Arbeit müsse. Er teilte Susanne noch mit, daß er sie in seine »Buddy-Liste« aufgenommen habe und sich wieder melden würde.
Susanne schaltete den Computer hochzufrieden ab.
»Was ist das? Eine Buddy-Liste?«
»Da trägt man die Gesprächspartner ein, die man wieder treffen möchte. Das habe ich auch eben gemacht. Wenn ich jetzt wieder online gehe, kann ich sofort sehen, ob ›Danvo‹ auch im Netz ist und auch wo und ihn anklicken.«
»Das ist irgendwie doch faszinierend«, mußte Katinka zugeben.
»Sag ich doch. Natürlich macht es manche Menschen noch einsamer, weil sie nur vor dem Computer sitzen, statt hinauszugehen. Aber stell dir mal vor, was das für solche Menschen bedeuten kann, die keine Ansprechpartner haben oder krank sind und sowieso immer zu Hause sitzen. Oder für alte Menschen.«
»Aber die kommen doch mit der Technik gar nicht zurecht, oder?«
»Warum nicht? Sie sind ja nicht zwangsläufig geistig träge. Außerdem werden diese Dinger immer leichter zu handhaben.«
»Da ist etwas dran…, aber trotzdem, ich möchte so etwas lieber nicht haben.«
»Man muß schon aufpassen, daß man das nicht zu oft macht. Aber jetzt unterhalte ich mich lieber wieder mit dir. Obwohl… dieser Danvo interessiert mich schon irgendwie. Er hat wenigstens richtige Antworten gegeben und nicht irgendeinen Quatsch geschrieben…«
»Dann weiß ich ja, was du die nächsten Abende unternimmst«, antwortete Katinka lachend.
Aber sie konnte nicht verhindern, daß sie Susanne auch ein bißchen beneidete.
*
Seit Susanne angedeutet hatte, daß Martin vielleicht doch nicht ganz ehrlich zu ihr war, was seine gescheiterte Ehe betraf, ließ sie dieser Gedanke nicht mehr los. Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber, denn was spielte es für eine Rolle? Sie wollte ihn doch sowieso nicht heiraten, sondern nur ein bißchen Abwechslung haben. Bisher konnte man ihr Verhältnis als Freundschaft bezeichnen, denn sie hatte seinem sanften Drängen nicht nachgegeben. Auf die Dauer würde er das aber sicher nicht mitmachen.
Tagsüber ärgerte Katinka sich weiter über Birgit Mühlgraf, die sich ständig neue kleine Bosheiten ausdachte. Was ihr daran soviel Spaß machte, war Katinka ein Rätsel. Sie nahm sich fest vor, sich nicht provozieren zu lassen. Das kostete sie allerdings eine Menge Kraft. Katinka hätte von Markus ein wenig mehr Rückenstärkung erwartet, denn es konnte ihm einfach nicht verborgen bleiben, daß die Atmosphäre im Büro ziemlich geladen war. War er vielleicht feige? Oder hatte Birgit Mühlgraf noch mehr Einfluß auf den Chef, als Katinka wußte? Hatte man ihr diese Frau vielleicht absichtlich ins Zimmer gesetzt, weil sie oft so unbequem war und sich für die Kunden und gegen die Versicherung entschied?
Ein Gedanke, der ihr Unbehagen bereitete. Trotzdem verkniff sich Katinka, es Markus gegenüber offen auszusprechen. Wenn es so wäre, und er wüßte es? Das wollte sie lieber nicht so genau erfahren.
Ihr Vater bemerkte zuerst, daß Katinka nicht mehr ganz so fröhlich war, wenn sie am Abend nach Hause kam. Sein Einfühlungsvermögen war wirklich beachtlich. Ein paar Tage wich sie seinen Fragen noch aus, aber dann ging es nicht mehr. An diesem Nachmittag hatte Birgit Mühlgraf einen »Fehler« Katinkas »aufgedeckt«, den diese unmöglich gemacht haben konnte. Sie kannte den Vorgang des Kunden nicht einmal. Markus war ziemlich sauer gewesen.
»Aber Sie müssen doch sehen, daß hier Ihr Zeichen steht, Frau Berger!«
Vor anderen gab er sich förmlich, was Katinka auch ganz recht war. Er hielt ihr die Akte unter die Nase.
Natürlich, ihr Zeichen stand auf dem Aktenordner. Aber sie war ganz sicher, daß sie es nicht daraufgeschrieben hatte.
»Das sehe ich. Aber ich habe die Akte nicht abgezeichnet. Der Vorgang ist auch ganz sicher nicht in meinem Computer.«
»Wirklich nicht?« fragte er.
»Nein, natürlich nicht. Wie