Quantumdrift. Tilo Linthe

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Quantumdrift - Tilo Linthe

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Nur eines hatte eine gänzlich andere Form. Es sah aus wie ein überdimensionaler Tintenfisch, dessen Tentakel allesamt nach unten zeigten. Ihre verdickten Enden waren um 90 Grad nach außen gebogen.

      Sam deutete darauf und fragte: "Was ist das für ein Schiff?"

      "Das gehört den Que'Wesh. Jedes Konvergenzvolk hat eine eigene Bauweise. Die Schiffe der Kienar sehen zum Beispiel aus wie die berühmten fliegenden Untertassen, die du aus alten Filmen kennst."

      "Und die Huatoo? Weiß man wenigstens, wie ihre Schiffe aussehen?"

      Theresa schüttelte den Kopf.

      "Viele glauben, dass es die Huatoo gar nicht gibt." Nachdenklich blickte Theresa zum Tintenfischschiff, das den Innenring gerade verließ, während die Arkanos zu ihrem Andockplatz schwebte. "Ich frage mich, was die hier wollten …"

      In diesem Moment leuchteten die Verdickungen auf und bewegten sich wie in einer unsichtbaren Strömung. Als es vorbeizog, richtete es seine Tentakel auf die Arkanos aus.

      "Komisch … So ein Verhalten habe ich noch nie gesehen. Normalerweise interessieren die sich gar nicht für uns", sagte Theresa verwundert.

      Dann drehte der Tintenfisch prompt ab, wurde immer schneller und verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie hingegen kamen der krummen Wand immer näher. Sam konnte nun nicht einmal mehr erkennen, wo die Mauer begann und wo sie endete.

      "Wie groß ist diese Station?", fragte er beeindruckt.

      "Sie hat einen Durchmesser von vier Kilometern. Viel kleiner dürfte sie auch nicht sein."

      "Wieso?", fragte Sam. "Man könnte doch auch kleinere Stationen bauen. Die Rotation würde doch den gleichen Effekt erzeugen."

      Theresa lächelte ihn so an, dass er, wäre er ein Wasserkessel, angefangen hätte, hektisch zu pfeifen.

      "Ach, mein unwissender Zivilist." Sie küsste ihn auf die Wange. Dieser Frau konnte man einfach nicht böse sein. "Stell dir vor, du bist auf einem Jahrmarkt und steigst in ein Karussell. Du bist besonders mutig und stellst dich mit den Füßen auf das Geländer. Was würde passieren?"

      Sam stellte sich vor, wie ihm schlecht werden und er die ganzen Mitfahrer vollkotzen würde. Aber er sagte: "Ich würde von den Fliehkräften nach außen gezogen werden. Das ist doch das Prinzip der künstlichen Schwerkraft auf einer Station, nicht? Man wird durch die Drehbewegung auf dem Boden gehalten."

      "Genau. Und was würde passieren, wenn das Karussell eine Fehlfunktion hätte und sich immer weiterdrehen würde?"

      Sam dachte eine Weile darüber nach.

      "Na ja, ich hätte wohl Schwierigkeiten, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten", antwortete er wahrheitsgemäß.

      Theresa antwortete lächelnd, ohne darauf einzugehen: "Dein Blut würde allmählich vom Kopf in die Beine wandern, weil die Fliehkräfte dort viel höher sind."

      Darüber hatte Sam noch nie nachgedacht. Es leuchtete aber ein. Wenn man einen Stein an einem langen Seil drehte und losließ, flog er viel weiter, als an einem kurzen Seil. Außen waren die Fliehkräfte viel höher als innen.

      "Und jetzt stell dir vor, du würdest einen Tag, eine Woche oder sogar einen Monat mit diesem Karussell fahren. Es würde dich umbringen. Das nennt man übrigens Gezeitenkräfte."

      Die Wand war nun so nah, dass Sam das Gefühl hatte, sie mit den Händen berühren zu können. Er konnte jetzt nicht einmal mehr deren Krümmung ausmachen.

      "Die Gezeitenkräfte sind ein Problem. Ein Raumschiff mit einem Drehsegment hätte einen viel zu kleinen Durchmesser - das würde kein Mensch lange aushalten. Erst wenn der Durchmesser mindestens drei Kilometer beträgt, sind die Unterschiede zwischen Kopf und Füßen so klein, dass man sie vernachlässigen kann", erklärte Theresa weiter.

      Aus der Wand kam ein Schlauch, der wie eine Ziehharmonika aussah und mit dem Schiff verbunden war, und plötzlich erlosch die imposante Szene um sie herum. Sie standen wieder in dem kuppelartigen Raum mit den halbkugeligen Holoprojektoren.

      Theresa sah Sam an.

      "So, wir sind da … Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen."

      Sam nahm sie in den Arm. "Danke. Für alles", flüsterte er ihr ins Ohr.

      Ein letztes Mal gingen sie Hand in Hand durch das Schiff. Ein letztes Mal lächelte Theresa Sam mit einem Anflug von Wehmut an.

      "Ich hoffe, wir sehen uns wieder."

      "Ich auch."

      Ein letzter zaghafter Kuss auf die Lippen der Frau, die ihm auf dieser Reise Kraft und Halt gegeben hatte.

      "Wer weiß? Vielleicht können wir es so drehen, dass du wieder auf die Arkanos kommst?"

      Dieser Gedanke war Sam noch gar nicht gekommen, aber sie hatte recht. Er war schließlich kein Gefangener. Wie viel Gestaltungsspielraum würde er in dieser rätselhaften neuen Welt haben? Bevor Theresa allein in den Eingeweiden der Arkanos verschwand, drehte sie sich ein letztes Mal um und winkte Sam zu. Er spürte diesem neuen Gedanken nach: Er konnte sein Leben selbst bestimmen, war nicht nur Spielball und den Ereignissen ausgeliefert. Zum ersten Mal seit seiner Wiedergeburt verspürte er Zuversicht.

      "Nicht, wenn ich es verhindern kann." Wie von einer kalten Dusche wurde alle Wärme fortgespült. Am Ausgang zur Station erwartete ihn Damian McQuire mit einem kalten Lächeln auf den dünnen Lippen. "Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie sich nie wiedersehen."

      Sam stand nur da und sagte nichts, während McQuires Lächeln noch breiter wurde.

      "Mitkommen!" Er krümmte seinen spindeldürren Zeigefinger wie eine Hexe, die Hänsel in ihr Pfefferkuchenhaus locken wollte. Dann drehte er sich um und ging schnellen Schrittes voran, ohne sich noch einmal nach Sam umzudrehen. Der froschhafte Gang, für den seine überlangen Gliedmaßen sorgten, wirkte eigentlich lächerlich, aber Sam fühlte sich, als würde er seinem Henker geradewegs zum Schafott folgen. Um sich von diesem beunruhigenden Gefühl abzulenken, sah er sich um.

      Diese Station sah eigentlich genauso aus wie Arrival und war doch ganz anders. Die gleichen golden schimmernden Wände ohne jede Bearbeitungs- oder Abnutzungsspuren, die gleichen labyrinthartigen Gänge die durch Räume und Hallen führten. Aber hier wirkten sie nicht trostlos und verlassen - hier herrschte geschäftiges Treiben. Männer und Frauen, die allesamt die goldene Hautfarbe hatten wie die Wände, gingen zielstrebig ihren Geschäften nach. Sam fragte sich, welche Ziele sie wohl verfolgen mochten.

      An einer Stelle arbeitete eine Schar Techniker gerade an einem Durchbruch in einer Wand. Mit Laserschweißbrennern schnitten sie mühselig durch die goldene Substanz, die passiven Widerstand zu leisten schien - das Material musste wirklich sehr widerstandsfähig sein. Schließlich entstand eine Öffnung, die viel zu groß war für den Fensterrahmen, den die Techniker hastig einsetzten. Aus irgendeinem Grund schienen sie es damit sehr eilig zu haben. Dann blieb Sam stehen und blinzelte. Unterlag er einer optischen Täuschung oder war die Öffnung doch nicht so viel größer, wie es zunächst den Anschein hatte? Je länger er hinschaute, desto mehr tränten seine Augen. Sam machte sie kurz zu und staunte, als er sie wieder öffnete. Der Rahmen schloss nun bündig mit der goldenen Wand ab und knarrte bedenklich, als stünde er unter Druck. Die Techniker ließen den Rahmen erleichtert los und begutachteten ihr Werk.

      Sam

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