Quantumdrift. Tilo Linthe

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Quantumdrift - Tilo Linthe

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einen gehörigen Vorsprung und schien nicht gewillt, auf ihn zu warten. Je weiter sie gingen, desto dichter wurde der Verkehr. Was Sam aber irritierte, war, dass um ihn herum ausschließlich Menschen unterwegs waren. Er hatte noch keinen einzigen Außerirdischen zu Gesicht bekommen. Hätte er die riesige Station und die angedockten Raumschiffe nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er sich genauso gut in einer exotisch gestrichenen Einkaufspassage befinden können. Vor einem Tor verdichtete sich die Menschenmenge. Scheinbar wollten sie alle in den Raum dahinter.

      "Was ist hinter diesem Tor?", fragte er eine Passantin.

      "Der Portalraum. Heute ist da drin die Hölle los. Wenn du noch eine Passage willst - vergiss es am besten! Ich verpasse einen wichtigen Termin, weil ich so lange warten muss." Sie war sichtlich genervt.

      Sam nickte verständnisvoll. Manche Dinge änderten sich offenbar nie - auch bei Überlichtgeschwindigkeit ging noch alles zu langsam. Und zu langsam war auch Sam. Er musste sich beeilen, um zu McQuire aufzuschließen. Standhaft schien der zu ignorieren, dass Sam gar nicht mehr hinter ihm war. Was würde er machen, wenn ich ihn einfach davonziehen lassen würde? Ich bin frei und kann selbst entscheiden, wohin ich gehe. Dennoch wurde er schneller, bis er wieder aufgeholt hatte. Folgsam wie ein Dackel lief er dem Koordinator hinterher und verfluchte sich gleichzeitig dafür. Es war, als übte McQuire eine unheimliche Macht über ihn aus.

      In diesem Moment blieb der vor einer Tür stehen, die von zwei Soldaten in Samurai­rüstungen und mit ihren Waffen im Anschlag bewacht wurde. Unbeweglich standen sie da, als sich die Tür öffnete und der Froschgesichtige Sam mit ironisch unterwürfiger Geste bat, einzutreten. Er kam in einen schmucklosen Konferenzraum, dessen einziges Zugeständnis an die menschlichen Sinne eine Topfpflanze war, die allerdings auch schon bessere Tage gesehen hatte. Mehrere Personen saßen auf der Sam gegenüberliegenden Seite des gebogenen Konferenztisches.

      Die Tür hinter ihm schloss sich mit einem dumpfen Geräusch; er fühlte sich, als würde er vor einem Tribunal stehen, das ihm eine Zukunft im Paradies bescheren konnte oder aber eine in der Hölle. Dankbar registrierte Sam, dass zumindest Damian McQuire draußen geblieben war.

      Ein Mann ergriff das Wort, dessen Anblick Sam überraschte. Er war auch goldgesichtig, doch was ihn von den anderen unterschied, war eine riesige Narbe, die sich vom linken Auge über die Wange bis zum Kinn hinabzog. Sam hatte hier oben noch niemanden gesehen, der eine körperliche Beeinträchtigung gehabt hätte, obwohl Soldaten mit Verstümmelungen oder Narben angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Vinculan nicht ungewöhnlich gewesen wären. Es war reines Glück gewesen, dass auf der Arkanos beim letzten Angriff niemand verletzt worden war.

      "Ich bin Admiral Sayad Sahim, Mitglied des Hohen Rates, des Führungsgremiums im Konsistorium. Und das hier ist Juanita Alvarez, Kommandantin von Point Alpha, der Ausbildungsstätte auf Batox."

      Der Narbige deutete auf eine Frau mit spitzen Lippen, die etwas zu klein geraten war. Ihre Uniform schien besonders genau zu sitzen, die Bügelfalten waren besonders akkurat, die Knöpfe waren besonders blank geputzt. Der Mann neben ihr, der Sam als Admiral Alan Stone vorgestellt wurde, war das genaue Gegenteil von ihr. Er trug einen schlichten, zerknitterten Drillich und sah aus, als würde er sich wenig darum scheren, was andere über ihn dachten. Vermutlich handelte er genauso pragmatisch wie er sich kleidete.

      "Bitte setzen Sie sich", sagte Sahim.

      Eingeschüchtert von so viel geballter Befehlsgewalt setzte sich Sam auf den einzigen Stuhl, der ihnen genau gegenüberstand. Er hatte das ungute Gefühl, auf der falschen Seite des Tischs zu sitzen.

      Der Admiral kam gleich zur Sache.

      "Erzählen Sie uns Ihre Geschichte."

      Also erzählte Sam noch einmal von seiner Ankunft, der Begegnung mit den Vinculan und dem Flug mit der Arkanos. Den Grund für seinen Unfall und die Stimmen in seinem Kopf verschwieg er geflissentlich.

      Während Stone entspannt zuhörte, wurden die Lippen von Kommandantin Alvarez noch schmaler. Sie machte sich Notizen.

      "Und es gab nichts Ungewöhnliches, als Sie nach Ihrem Unfall im Portal Arrivals aufgewacht sind?", fragte Sahim, als Sam fertig war.

      "Sie meinen, abgesehen davon, dass ich nach meinem Tod Lichtjahre von zu Hause entfernt auf einer außerirdischen Station aufgewacht bin, noch lebe und nun goldene Haut habe?"

      Stone lachte schallend, aber Alvarez verengte missbilligend die Augen und presste die Lippen aufeinander. Sahim lächelte nur milde und überging Sams Sarkasmus.

      "Die Sache liegt für mich auf der Hand: Die Vinculan haben irgendwie das Portal deaktiviert. Sie wussten, wie sie uns am empfindlichsten treffen …"

      "Für mich", unterbrach Alvarez Stone, ohne ihren stechenden Blick von Sam abzuwenden, "bleibt die Sache rätselhaft. Sie sind nicht nur der erste Zivilist, der im Big-Five-System angekommen ist, zudem hat sich direkt nach Ihrer Ankunft auch noch das Portal deaktiviert, ohne dass wir den genauen Grund dafür kennen." An Stone gerichtet fuhr sie fort: "Ich weiß, Sie sind der Meinung, die Vinculan hätten etwas damit zu tun, aber beweisen können Sie das nicht."

      "Was wollen Sie damit sagen?", fragte Sam, der nicht begeistert davon war, welche Richtung Alvarez einschlug.

      "Sie müssen unseren Standpunkt verstehen", sagte sie leutseliger. "Das Portal auf Arrival wird plötzlich instabil, wir können gerade noch die Besatzung evakuieren, und plötzlich erscheinen Sie wie aus dem Nichts, ehe das Portal inaktiv wird. Da liegt doch die Vermutung nahe, dass das etwas mit Ihrer Ankunft zu tun hatte."

      Sam spürte das vertraute und nicht weniger verhasste Gefühl der Lähmung in sich aufsteigen. In Alvarez Ton schwang ein moralisierendes Element mit, als wäre alles Sams Schuld. Aber er war aber nicht schuld … oder etwa doch? Hatte er diese Welt, ohne es zu wollen, mit seiner ungeplanten Ankunft durcheinandergebracht? Sam erinnerte das alles unangenehm an Dutzende Situationen an seinem letzten Arbeitsplatz. Auch dort war er zuletzt wie ein Verbrecher behandelt worden, obwohl er doch unschuldig gewesen war.

      Stone und Sahim machten einen unglücklichen Eindruck, als hätten sie dieses Thema eigentlich gar nicht ansprechen wollen. Unangenehm berührt räusperte sich Sahim und wechselte das Thema.

      "Die Konvergenz würde sich auch gern mit Ihnen unterhalten. Sie hat einen Vertreter geschickt, der ein paar Fragen Sie hat."

      Sam sah sich fragend um, doch außer ihnen vier Menschen war niemand im Raum. Er blickte zur Tür, in der Erwartung, dass sie sich gleich öffnen und ein Außerirdischer mit Tentakeln den Raum betreten würde. Doch die Tür blieb geschlossen. Dafür erzitterte plötzlich der Stamm der Topfpflanze und die Blätter raschelten, obwohl nicht der leiseste Lufthauch zu spüren war. Gleich darauf erklang eine Stimme, die den gesamten Raum erfüllte.

      "Hallo Sam Njuman!"

      Verwirrt sah Sam sich um.

      "Wer war das?!"

      Sahim grinste nur. War das Absicht? Wollten sie Sam verunsichern oder gar bloßstellen?

      "Entschuldigen Sie, wo sind meine Manieren … Das ist ein Mongai." Mit einer Hand deutete er auf die Topfpflanze. "Betrachten Sie es als Ehre, dass er hier anwesend ist und mit Ihnen sprechen will. Es kommt nicht oft vor, dass wir einen Vertreter der Konvergenz zu Gesicht bekommen."

      Machte sich der Admiral über ihn lustig? Unsicher blickte Sam zwischen den Anwesenden und der Topfpflanze hin und her, aber der Hohe Rat blieb ernst - wobei sich Sam ein Lächeln auf Alvarez' Gesicht auch beim besten Willen nicht vorstellen

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