Quantumdrift. Tilo Linthe

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Quantumdrift - Tilo Linthe

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Konsolen gerissen, defekte Leitungen und Platinen entfernt, Diagnosegeräte hervorgeholt. Sam fragte sich, woher das ganze Werkzeug und die Ersatzteile kamen, die plötzlich überall herumschwebten.

      "Wir machen es so: Ich gebe dir den Schrott und du reichst mir aus diesem Kasten da die Ersatzteile, die genauso aussehen." Sie deutete auf eine Plastikbox und verschwand dann unter einer Konsole. Gleich darauf hielt sie Sam eine verkohlte, teils noch rauchende Leiterplatine hin.

      Was so ein EMP alles anrichten kann … Sam war fassungslos und reichte ihr eine Platine nach unten, von der er hoffte, dass es die richtige war. Ermutigt durch ihr Lächeln, versuchte er ein Gespräch anzufangen.

      "Ich bin übrigens Sam."

      "Ich weiß", kam es dumpf aus der Konsole. "Der Zivilist. Reiniger hat es mir schon erzählt." Zum ersten Mal seit seinem Erwachen auf Arrival klang Zivilist nicht wie ein Schimpfwort. "Ich bin Theresa.

      Gibst du mir mal den Spannungsprüfer aus der Kiste?"

      Sam suchte kurz und drückte ihr das Gerät, das er für das Geforderte hielt, in die ausgestreckte Hand.

      "Reiniger hat es dir erzählt?" Das passte Sam gar nicht.

      "Keine Angst. Ich gebe nicht viel darauf, was er über andere sagt."

      "Was hat er denn über mich gesagt?!" Er konnte einen Anflug von Aggressivität in seiner Stimme nicht vermeiden. Erschrocken ergänzte er: "Hoffentlich nur Gutes."

      "Du bist süß." Theresa hielt ihm ein winziges Teil entgegen, das so verkohlt war, dass man seine ursprüngliche Form gar nicht mehr erkennen konnte. "Hier, nimm mir das mal ab. Das ersetzen wir erst, wenn wir wieder anlegen - ist kein superwichtiges Teil." Sie seufzte. "O Mann, die Vinculan haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Eine so gegrillte Konsole habe ich noch nie gesehen."

      "Wer sind eigentlich diese Vinculan? Soweit ich verstanden habe, sind sie die Bösen …"

      "Eigentlich müssten wir ihnen dankbar sein. Sie sind schließlich der Grund dafür, dass wir hier oben sind." Theresas Stimme klang angestrengt, während es in der Konsole klapperte. Sie schien an einem Bauteil zu zerren, ihr ganzer Körper bewegte sich, während die Magnetstiefel sie auf dem Boden hielten. Obwohl Theresa in ihrem Overall recht unauffällig aussah, wurde Sam im Lendenbereich heiß. Er war froh, einen weiten Overall anzuhaben, der diese Peinlichkeit kaschierte.

      Endlich hatte sie das Bauteil gelöst und reichte es Sam. Ihre Erklärung lenkte ihn von seiner Gefühlswallung ab.

      "Wir wissen nur, dass die Vinculan wie aus dem Nichts aufgetaucht sind und die Konvergenz angegriffen haben. Aber keiner weiß, woher sie gekommen sind und welche Ziele sie verfolgen. Alle Kontaktversuche blieben unbeantwortet. Die Konvergenz wusste sich daraufhin nicht anders zu helfen, als uns um Hilfe zu bitten, und das ist jetzt 70 Jahre her. Seitdem sind wir hier im Big-Five-System."

      "Weiß man denn wirklich gar nichts über sie?"

      "Nur, dass sie gefährlich sind und keine Gefangenen machen. Wir wissen nicht einmal, von welcher Basis aus sie operieren. Die Suche danach blieb bisher ohne Erfolg."

      Plötzlich ging ein Ruck durch das Schiff und Sam hörte den dumpfen Aufschlag eines schweren Gegenstands, der die Außenhaut der Arkanos wie eine Glocke dröhnen ließ. Nicht nur Theresa hielt in ihrer Bewegung inne - die gesamte Brückencrew lauschte mit angehaltenem Atem. Man konnte die bange Ruhe auf der Brücke fast mit Händen greifen. Als nichts weiter passierte, nahmen sie ihre Arbeit mit doppelter Intensität wieder auf.

      Theresa sprach weiter und schien sich durch ihre Worte von der stummen Gefahr, die ihnen drohte, ablenken zu wollen.

      "Die Militärtechnik entwickeln wir selbst. Das können die Außerirdischen nicht. Aber mit ihrer Technik bauen wir Waffen, die auf der Erde nur im Versuchslabor funktionieren oder blanke Theorie sind. Ionenkanonen, Gaußgeschütze, Railguns - alles nur eine Frage der Energie. Wenn du statt eines großen Kraftwerks nur eine kleine Energiezelle der Kienar benötigst, wird plötzlich vieles möglich." Während sie erzählte, holte sie immer mehr Bauteile und Kabel aus der Konsole. Sie war fast ganz darin verschwunden, sodass nur noch ihre Magnetstiefel zu sehen waren.

      "Ist es nicht gefährlich für die Konvergenz, uns in den Weltraum zu holen? Was wäre, wenn wir uns gegen sie wenden würden?"

      Theresa lachte leise; es klang freundlich.

      "Ach … Die Konvergenz hat da so ihre Möglichkeiten. Wir sind seit 70 Jahren hier, aber einander nur selten begegnet. Deshalb wissen wir auch so gut wie nichts über sie - genau genommen fast so wenig wie über die Vinculan. Einmal bin ich auf Batox' Jewel zufällig einem Kienar begegnet, und Reiniger hatte mal ein Gespräch mit einem Que'Wesh, aus dem er aber nicht schlau geworden ist. Kwan, unser erster Offizier, ist mal einem Mongai über den Weg gelaufen, aber einen Huatoo hat zum Beispiel noch niemand zu Gesicht bekommen. Ich glaube fast, die sind nur eine Legende. Wie viele andere Völker noch zur Konvergenz gehören, wissen wir aber nicht."

      "Es muss doch einen Weg geben, mehr über sie herauszufinden."

      "Falls es ihn gibt, haben wir ihn noch nicht gefunden. Und manche wollen das auch gar nicht."

      "Wieso nicht?"

      "Weil sie befürchten, die Konvergenz könnte uns das übel nehmen und uns zum Teufel jagen. Wir sind genauso abhängig von ihnen, wie sie auf unsere Hilfe angewiesen sind. Sie könnten uns jederzeit den Hahn abdrehen. Einfach so." Sie schnippte mit dem Finger. "Eine klassische Pattsituation … seit 70 Jahren."

      "Ist es für die Konvergenz nicht gefährlich, uns ihre Technik zu überlassen?", sprach Sam den nächsten Gedanken laut aus. "Was, wenn wir sie entschlüsseln und kopieren?"

      "So einfach ist das nicht. Wenn du einem Neandertaler ein Smartphone in die Hand gedrückt hättest, hättest du ihm vielleicht beibringen können, es zu bedienen. Aber es auseinanderzunehmen und nachzubauen … das steht auf einem ganz anderen Blatt."

      "Wir sind aber keine Neandertaler."

      "Glaub mir. Wir haben es versucht und sind grandios gescheitert."

      Horst Reiniger kam auf die Brücke gestakst. Widerwillig bewunderte Sam, wie schnell er sich in der Schwerelosigkeit fortbewegen konnte. Zum ersten Mal sah er ihn nicht griesgrämig dreinblicken, aber selbst das Lächeln sah in seinem Stiergesicht gefährlich aus.

      "Der Computerkern ist intakt", sagte er so laut, dass es auf der ganzen Brücke zu hören war.

      Sam konnte die Erleichterung fühlen, die sich über den Kuppelraum der Brücke legte.

      "Wir mussten nur ein paar Kristalle tauschen, sonst ist alles heil geblieben."

      Der Captain nickte. Dann fragte er unbestimmt in die Runde: "Wie weit sind wir hier?"

      "Noch zwei Minuten, Sir", kam von irgendwoher die Antwort.

      "Noch leben wir", sagte Theresa leise zu Sam. Sie kroch aus ihrer Konsole und befestigte die Verkleidung wieder daran. "Fertig." Sie schenkte Sam noch ein strahlendes Lächeln, das seine Welt heller machte.

      Sein Geist schwamm regelrecht in ihren wasserblauen Augen, sodass er glaubte, gleich in ihnen ertrinken zu müssen. Was für ein schöner Tod das gewesen wäre … Ihre Stimme holte ihn aus seinen Träumen zurück.

      "Wir

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