Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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der alte Gärtner. »Sein Besitzer ist ein Dr. von Hohenried, der es selbst führt. Ein wunderbarer Park gehört dazu. Ich habe Bilder gesehen, als der Portier des Parkhotels mir mitteilte, daß Dr. von Hohenried unbedingt uns haben möchte.«

      Angelina verzog ihren hübschen Mund.

      »Wer hat denn bisher bei ihm dekoriert?«

      »Zum Teil sie selbst, zum Teil die Gärtnerei aus dem Dorf Hohenried.«

      Ein Adeliger! Noch ein Grund mehr, daß Angelina ihm nicht begegnen wollte.

      »Sie können mit ihm verhandeln, Josef. Und wenn ihm das nicht paßt, muß er sich eben nach jemand anderem umsehen.« Angelina wollte nicht weiter darüber sprechen.

      »Er war so begeistert von der Tischdekoration und den großen Vasen, die Sie im Festsaal des Parkhotels für die Hochzeit der Prinzessin Xenia mit dem Großindustriellen gezaubert haben«, versuchte Buchner es nochmals.

      Unwillkürlich mußte Angelina lächeln, wenn sie daran dachte. Es war wirklich traumhaft schön gewesen.

      Die ganze lange Tafel war mit voll erblühten Gloria-Dei-Rosen geschmückt gewesen. Diese herrliche Rose von zartestem Gelb, deren Blütenblätter einen rosigen Rand hatten, verbreitete zudem noch einen lieblichen Duft. Sie bestach außerdem durch das kräftige, gesunde Grün ihres Laubes. Um den Platz des Brautpaares lag ein ganzer Kranz solcher Rosen inmitten des dunklen Grüns ihrer Blätter.

      Und auch in den dunklen Bodenvasen, die rechts und links von den Türen zum Speisesaal standen, in den Schalen der Fensternischen, überall prangten diese großblütigen Gartenrosen.

      »Ja, es war wirklich eine besonders gelungene Dekoration«, stimmte sie zu. »Warum will er mich unbedingt sprechen? Er sieht doch, daß man sich auf meinen Geschmack verlassen kann.«

      »Vielleicht hat er besondere Vorstellungen«, meinte Josef.

      »Dann soll er sich seinen Tisch selbst dekorieren«, war die ungeduldige Antwort.

      Josef erwiderte nichts, schüttelte nur den Kopf. Er konnte die Komteß nicht verstehen.

      Sie betrieb das Blumengeschäft nunmehr fast vier Jahre. Und was ihr Können und Wissen diesbezüglich anging, so hatte sie ein durchaus gesundes Selbstbewußtsein entwickelt. Sehr zu seiner Freude. Aber dieses Selbstbewußtsein beschränkte sich noch immer ausschließlich auf ihren Beruf. Mit Menschen wollte sie noch immer nicht zusammentreffen. Es war schon viel, wenn sie sich bereit erklärte, mit jemandem telefonisch zu verhandeln. Manchmal befürchtete Josef, daß ihre Unsicherheit sich immer mehr verstärkte.

      Dabei war sie ein wunderschönes junges Mädchen von Anfang Zwanzig. Ihr prachtvolles nachtdunkles Haar trug sie in einem dicken Zopf, der ihr weit über den Rücken hing. Ihre Haut war sehr blaß, von einem ebenmäßigen Elfenbeinton, da sie ja tagsüber kaum einmal das Haus verließ. Ihre großen dunkelblauen Augen verloren nur selten ihren traurigen Ausdruck. Sie schminkte sich überhaupt nicht, und Josef fand, daß sie das auch nicht nötig hatte. Nur ein bißchen Lippenstift vielleicht… Aber er hütete sich, etwas zu sagen. Ihre Gestalt war zart und sehr schlank und feinknochig. Und ihre Hände trotz der Arbeit mit den Blumen wie die einer Prinzessin so fein. Bis auf ein unmerkliches Hinken bewegte sie sich graziös und elegant. Jedenfalls Josef war der Ansicht, daß es auf der Welt keine Frau gab, vor der sie sich verstecken müßte.

      Alle würde sie ausstechen, fand Josef. Aber wenn er etwas dergleichen sagte, wurde sie böse. Oder noch schlimmer, sie begann zu weinen.

      Vielleicht lag ihre Unsicherheit vor allem darin, daß ihre Mutter nach wie vor nichts von ihr wissen wollte. Ein einziges Mal in all den Jahren hatte die Baronin Roswitha Herrenberg sie aufgesucht und beinahe enttäuscht festgestellt, daß zutraf, was man sich über das Geschäft ihrer Tochter erzählte. Dann hatte sie Angelina eine häßliche Szene gemacht, in der sie sie beschuldigte, ihren Gärtner abgeworben zu haben.

      Angelina beteuerte weinend, daß es Josefs Idee gewesen wäre, und der bestätigte es immer wieder. Aber Roswitha glaubte, was sie glauben wollte.

      Nach diesem Auftritt hatte man sie nie wieder gesehen. Sie reagierte auch nicht auf die Blumen, die ihr Angelina jedes Jahr zum Geburtstag und zu Weihnachten schickte.

      Als Josef abends im Bett lag, überlegte er fieberhaft, wie er Dr. von Hohenried, den er zu gerne zu ihrer Kundschaft gezählt hätte, trotz Angelinas sturer Ablehnung gewinnen könnte.

      Und wieder einmal nahm er sich vor, die Mutter Oberin anzurufen.

      *

      Dr. Ansgar von Hohenried legte verärgert den Telefonhörer auf. Er war ein schlanker, hochgewachsener Mann von Mitte Dreißig, von aristokratischem Aussehen mit schmalem Gesicht, glatt zurückgekämmtem dunkelblondem Haar, scharfen grauen Augen unter dichten Brauen und Wimpern, einem schönen großzügigen Mund, einem Kinn, das mit seinem Grübchen Temperament und Sinnlichkeit sowie Energie verriet und einer etwas zu groß geratenen, gebogenen Nase, die, besonders wenn er sich ärgerte, an einen Greifvogel erinnerte.

      Er kam an den Frühstückstisch und setzte sich ohne ein weiteres Wort hin.

      »Guten Morgen, mein lieber Sohn«, begrüßte ihn seine Mutter, Gertrud von Hohenried, betont freundlich. Sie war eine alte Dame von Siebzig und ihr Sohn sah ihr sehr ähnlich, bis auf die Nase, die er von seinem Vater hatte, einem wohlbeleibten Herrn von Mitte Siebzig, der mit seinem runden Kopf und dem struppigen weißen Haarkranz dank seiner großen, gebogenen Nase auch an einen Greifvogel erinnerte. Allerdings mehr an einen Uhu als, wie sein Sohn, an einen eleganten, schlanken Falken. Er lachte jetzt und fragte:

      »Was für eine Laus ist dir über die Leber gelaufen?«

      »Guten Morgen, entschuldigt.« Ansgar stand nochmals auf und küßte beide Eltern. Sie hatten alle drei ein hervorragendes Verhältnis, was nicht zuletzt daran lag, daß sein Vater zu den wenigen Vätern begabter Söhne gehörte, die bereit waren zu übergeben, sobald der Sohn seine Ausbildung abgeschlossen hatte und erfahren genug war, um den väterlichen Besitz zu verwalten.

      »Es geht um die Blumendekoration«, erklärte Ansgar nun und setzte sich wieder hin.

      »Ach ja«, erinnerte sich Otto Hohenried, »du wolltest ja mit einer anderen Gärtnerei sprechen. Stimmt etwas nicht?«

      Ansgar zuckte die Achseln.

      »Keine Ahnung. Die Besitzerin stellt sich an. Sie weigert sich, mit mir zu reden, schickt immer ihren Angestellten vor, sogar am Telefon. Ein netter älterer Mann, der über vierzig Jahre sich um die Sternheimschen Blumen kümmerte. Und, wie man weiß, mit viel Erfolg.«

      »Das ist richtig. Ich habe früher auch gelegentlich in der Sternheimschen Gärtnerei Blumen für Dekorationen gekauft. Besonders, wenn ich Rosen wollte«, erinnerte sich Otto Hohenried.

      Ansgar nickte.

      »Eben. Das Geschäft ist auch jetzt für seine besonders schönen Rosen bekannt.«

      »Und wo liegt die Schwierigkeit?« wunderte sich seine Mutter.

      »Eben darin, daß ich nicht an die Besitzerin rankomme. Sie ist es, die die Dekorationen und Gestecke macht, aber sie weigert sich, mit irgend jemandem zu verhandeln. Es wird wohl eine verschrobene, alte Jungfer sein«, schloß er verärgert und biß kräftig in sein Honigbrötchen.

      »Nun,

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